Es ist das Ende. Das Höllenleiden auf Erden. Der jüngste Tag bei 38 Grad Fieber. Kurz: Der Weltuntergang. Der Mann singt die internationale Hymne der Männergrippe: Mimimimi. Er liegt auf der Couch, jault und wehklagt, verfasst Testamente und hat sich bereits einen Spruch für seinen Grabstein ausgedacht: "Der Wille war stark, aber der Feind übermächtig."
Klare Sache: Jammerei, Klagomanie und Heulitis, das sind neben Schnupfen, Husten und etwas Kopfweh die typischen Symptome einer Männergrippe. Und, natürlich: Du darfst dir dabei immer wieder anhören, dass du als Frau einfach nicht verstehst, dass Männer während einer stinknormalen Erkältung deutlich mehr leiden als Frauen. Dem Mythos Männergrippe gehen wir hier einmal auf den Grund – und liefern Lösungsansätze.
Was bedeutet Männergrippe?
"Männergrippe" ist bloß eine ironisch gemeinte Bezeichnung für den – angeblich – heftigeren Verlauf von Erkältungskrankheiten bei Männern. Der Begriff ist zugleich halb-zutreffend, wegen einiger Hinweise aus wissenschaftlichen Studien (siehe unten), dazu ironisch-übertreibend – er ist aber auch irreführend.
Denn eine Grippe ist tatsächlich eine ernstzunehmende Erkrankung, bei der alle Betroffenen, Männer wie Frauen, in der Regel stark zu leiden haben. Symptome sind neben üblichen grippalen Erscheinungen wie Kopfweh oder Schnupfen meist totale Ermattung und oft hohes Fieber. Eine Grippe muss dringend ärztlich behandelt werden, Betroffene brauchen nicht selten bis zu 3 Wochen, um sich zu erholen. Damit ist nicht zu spaßen – um die richtige Grippe soll es hier aber nicht gehen. Sondern um das – meist preiswürdige – Leiden der Männer bei Erkältung.
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Ist eine Männergrippe schlimmer als die bei Frauen?
Jein. Die ironische Bezeichnung für eine harmlose Erkältung oder einen grippalen Effekt bei Männern wird zum Teil untermauert von einigen wissenschaftlichen Untersuchungen: Laut einer Studie spüren einige Männer bei einer Erkältung tatsächlich stärkere Symptome als Frauen. Der mögliche Grund: Das Immunsystem von Männern reagiert anders auf Krankheitserreger. Ursache dafür ist, dass bei Männern der Östrogenspiegel niedriger ist als bei Frauen. Das Hormon hemmt die Vermehrung von Viren. Also fällt bei Menschen mit weniger Östrogen die Virenaktivität höher aus.
Ein weiterer möglicher Grund für männliches Leiden ist sein höherer Testosteronspiegel. Denn: Je mehr Testosteron vorhanden ist, desto weniger Antikörper befinden sich im Körper. Das geht zumindest aus einer an der Stanford Medical School durchgeführten Studie hervor.
Es gibt aber auch genug andere Gründe, warum ein Infekt bei verschiedenen Personen unterschiedlich verlaufen kann: Alter, Lebensstil etc. Eindeutige Beweise dafür, dass es eine männerspezifische Verlaufsform für Erkältungen gibt, liegen nicht vor. Es kann auch Frauen übel erwischen – und umgekehrt gibt es ja durchaus Männer, die bei einer Erkältung gar nicht jammern.
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Ist Männergrippe gefährlich?
Nein. Nicht gefährlicher als jede andere Erkältung. Selbst wenn die ungleiche Hormon-Verteilung dafür sorgt, dass ein Mann mehr mit einer Erkältung zu kämpfen hat – wie viel größer das Leid sein soll, ist fraglich. Es ist doch seltsam, dass die World Health Organization noch nie vor einer Männergrippe-Epidemie gewarnt hat. Kann es vielleicht sein, dass das Leiden, bei allem Verständnis für die spezielle hormonelle Situation der Männer, nicht GANZ so dramatisch ist?
Klar ist: Wer erkältet ist, sollte sich schonen, viel ruhen, viel Flüssigkeit zu sich nehmen und vitaminreich ernähren. Das kriegen Männer hin, oder? Bei aller Rücksicht und Fürsorge solltest du nicht allzu sehr in Mitgefühl zerfließen. Selbst wenn die "Männergrippe" ihn leiden lässt, ist er bei der ungerechten Verteilung von Symptomen in der Natur nicht das alleinige Opfer. Frauen leiden unter PMS und Unterleibskrämpfen, und zwar jeden Monat – und du jammerst auch nicht ständig.
Wir stellen dir hier 5 (vielleicht nicht bis ins letzte Detail komplett ernst gemeinte) Methoden vor, wie du mit einem Männergrippe-Opfer am besten umgehst. Eines vorweg: Lass ihn auf keinen Fall zur Arbeit gehen! Auch wenn du das albern findest: Du willst nicht, dass er seine Kollegen ansteckt, und dann noch mehr Männergrippezombies stöhnend durchs Land stolpern.
1. Das Vernunfts-Programm
Du kannst seine Leiden richtig, richtig ernst nehmen – und ihn entsprechend behandeln. Sprich: Er bekommt nur und ausschließlich TOTAL gesundes Essen. Also Gemüse und Obst und Hühnerbrühe zum Beispiel. Es gibt nichts anderes zu trinken als Tee.
Ärzte raten bei Erkältung zu strenger Bettruhe. Also wehe, er steht unerlaubt auf! Ebenfalls empfohlen wird frische Luft, also reiß mehrmals am Tag die Fenster auf und lüfte durch. Und sobald du ihn dabei erwischst, dass er selbstständig auf die Toilette gehen kann, zerrst du ihn für einen Spaziergang vor die Tür. Ach ja: Bei Fieber gibt es natürlich die allseits beliebten Wadenwickel. Glaube uns: Der ist ganz bald wieder auf dem Damm!
2. Die ironische Tour
Wenn er es mit dem Leiden ganz mächtig übertreibt, pass dein Verhalten konsequent seinem apokalyptischen Gejammer an. Häng an der Haus- und Wohnungstür gut sichtbare "QUARANTÄNE"-Schilder auf. An die Tür des Zimmers, in dem er vor sich hinsiecht, kommt noch ein hübsches, großes, gelb-schwarzes "BIO-HAZARD!"-Zeichen. Sperr den Bereich um die Zimmertür zusätzlich mit rot-weißem oder gelb-schwarzem Flatterband ab. Außerdem zäunst du auch so den unmittelbaren Bereich um sein Bett ein, damit er von dem Spaß auch etwas mitbekommt.
Natürlich kannst du von deinen Vorsichtsmaßnahmen auch Fotos machen und ihm zeigen. Oder sie gleich per WhatsApp an Freunde und Familie senden – schließlich müssen die ja vor der Epidemiegefahr gewarnt sein! Oh, und ganz wichtig: Beweg dich in seiner Umgebung nur in angemessener Schutzkleidung. Wenn du keinen Seuchenschutzanzug hast, tun es auch Regenklamotten und Taucherbrille. Das machst du genau einen Tag – danach wird seine Leidenspose auf ein erträgliches Maß eingedampft sein. Versprochen.
3. Die liebevolle Nummer
Du kennst ihn besser. Vielleicht hat es keinen Sinn, seine Krankheit herunterzuspielen. Vielleicht wird alles nur noch schlimmer, wenn du dich über ihn lustig machst. Also halte ihm gegenüber deinen Spott unter Kontrolle, damit es neben Erkältungs- nicht auch noch Beziehungsstress gibt. Gib ihm das Gefühl, sein Leiden ernst zu nehmen, so lange du das schaffst, ohne zu kichern.
Bring ihm Hühnerbrühe, heißen Tee mit Zitrone und Ingwer und Hustenbonbons und lass ihn sich auskurieren. Stopf ihm im Bett Kissen in den Rücken und lies ihm abends etwas vor. Denke daran: Auch die stärkste Erkältung geht mal vorüber. Und: Auch du bist irgendwann mal erkältet - und dann revanchiert er sich. Gefälligst.
4. Die Ablenkungs-Schiene
Wundersamerweise verringert sich das Leiden der meisten Männergrippe-Betroffenen schlagartig, wenn plötzlich eine neue Staffel eurer Lieblingsserie auftaucht. Oder ein paar neue Actionfilme. Da ist es vielen Seuchengeplagten dann plötzlich möglich, stundenlang aufrecht zu sitzen und nicht mehr zu stöhnen und zu jammern.
Einige Erkrankte sind sogar imstande, während dieser Behandlung sehr schnell selbstständig feste Nahrung (Chips o. ä.) zu sich zu nehmen, die sie sich sogar auf eigene Faust in der Küche besorgt haben. Warnung: Bewahre ihn und dich von verstärkenden Inhalten wie etwa den Viren-Film "Outbreak". Sonst diagnostiziert er sich selbst mit Ebola. Ganz sicher.
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Übertreibe es auch nicht mit der Ablenkung: Sex solltet ihr erst einmal sein lassen, da während einer Grippe jede körperliche Anstrengung den Körper zusätzlich belastet. Allerdings ist die Bemerkung: "Ach, schade, ich dachte eigentlich, wir könnten mal wieder vögeln..." eine prima Methode, um herauszufinden, wie schlecht es ihm WIRKLICH geht. Wenn er da abwinkt, musst du dir doch ein bisschen Sorgen machen. Zeigt er Interesse, vertröstest du ihn: Natürlich willst du dich nicht bei ihm mit der Schnodderpest anstecken.
5. Die normale Nummer
Immer noch am besten: Lass ihm seine Ruhe, kommentiere sein Leid nicht weiter – reagiere aber auch sonst nicht darauf. Frage ihn, ob er etwas aus der Apotheke braucht, teile dein Obst mit ihm und behandele ihn so, wie du selbst behandelt werden willst, wenn du eine Erkältung hast: Nüchtern und freundlich, aber ohne großes Tamtam. Er ist erwachsen. Er kann sich um sich selbst kümmern.
Begegne jeder "Männergrippe" mit ironischer Distanz. Nicht umsonst ist der Begriff aus der witzelnden Beschäftigung mit dem männlichen Erkältungsleid hervorgegangen. Bewahre auch du bei Ausbruch dieser schrecklichen Krankheit deinen Humor. Nimm ernste Symptome wie hohes Fieber nicht auf die leichte Schulter – und sein Gejammer bei Schnupfen locker. Zum Glück geht jeder Infekt irgendwann vorbei.