Weiblicher Orgasmus
Willkommen zum Höhepunkt des Jahres – deinem eigenen!

Was passiert beim Orgasmus? Warum haben so viele Frauen nur dann einen, wenn sie selbst Hand anlegen? Geht es auch ganz ohne Sex? Wir klären auf ...
Willkommen zum Höhepunkt des Jahres – deinem eigenen!
Foto: Fizkes / Shutterstock.com
In diesem Artikel:
  • Was passiert im Körper der Frau beim Orgasmus?
  • Was sind die besten Orgasmus-Helfer?
  • Was kann ich tun, wenn ich schwer zum Orgasmus komme?
  • Was kann ich tun, wenn ich akute Orgasmus-Problemen habe?
  • Warum komme ich beim Masturbieren, aber nicht beim Sex?

Wenn Leute sagen, dieses oder jenes sei "besser als Sex" sind sie ein wenig ungenau. Denn Sex kann auch ziemlich mies sein. Was sie meinen ist: besser als ein Orgasmus. Und auch das ist Quatsch, denn was bitte soll denn besser sein als ein Orgasmus? Er ist schlicht das Gefühl der Gefühle. Er ist wie stürzen und schweben zugleich. Er ist Augenblick und Ewigkeit in einem, das perfekte große kleine Glück. So ließe sich unendlich weiter schwärmen. Schön und gut – aber was genau ist eigentlich ein Orgasmus? Was geschieht dabei in deinem Körper, was muss passieren, damit er überhaupt entsteht – und was, wenn es partout nicht dazu kommen will? All das sagen wir dir hier.

Zuerst aber möchten wir hier laut all jenen Frauen danken, die unerschrocken für wichtige Studien zum weiblichen Orgasmus im Magnetresonanztomographen (MRT) Hand an sich gelegt haben. Ihre Bereitschaft zum Solo-Sex in der Röhre im Dienste der Wissenschaften hat moderne Einsichten zum Höhepunkt der Frau überhaupt erst möglich gemacht. Das sind wahre Heldinnen! Okay, dann wollen wir die so gewonnenen Erkenntnisse mal einsammeln.

Was passiert im Körper der Frau beim Orgasmus?

Wir gehen gleich mitten hinein in die Situation, kommen zumindest sofort zum Vorspiel. Du und er, er will dich und du willst ihn, die Lage ist eindeutig, gleich wird es passieren, demnächst, bald, irgendwann. Was geschieht wie, und was passiert dann in deinem Körper? Wir erzählen es Schritt für Schritt.

Die erste Berührung

Klick. Er hat dich nur ganz leicht angefasst. Und doch löst das etwas aus. Sofort schaltet sich der genitale sensorische Kortex ein. Diese Region des Scheitellappens in der Großhirnrinde verarbeitet die Berührungen in der Genitalregion. "Unsere Studien zeigten, dass Klitoris, Vagina, Gebärmutterhals, aber auch die Brustwarzen dort in unterschiedlichen Regionen repräsentiert werden", erklärt Barry Komisaruk, Neurowissenschaftler an der Rutgers University in Newark, New Jersey, der mehrere Studien zum weiblichen Orgasmus durchgeführt hat..

Die Spannung baut sich auf

Summ. Die Sache wird heißer, jede Berührung sendet neue Impulse. "Weil der Orgasmus an unterschiedlichen Punkten ausgelöst werden kann, wird er intensiver, wenn nicht nur an einem Spot, sondern gleich an mehreren stimuliert wird", so Forscher Komisaruk.

Wenn mehr Lust entsteht, wird auch die Aktivität in den grauen Zellen stärker – und nun auch im limbischen System, wo Gefühle verarbeitet werden und Triebe ihren Ursprung haben. Die Erregung befeuert den Hippocampus, der Langzeiterinnerungen speichert, und die Amygdala, den Mandelkern in der Mitte des Gehirns, wo die Affekte wohnen – Furcht wie Lust. Jetzt steht eher Letzteres im Vordergrund.

Der Höhepunkt steht bevor

Wow. Im Gehirn ist ganz schön was los: Gleich werden Bereiche miteinander vernetzt, die ansonsten unverbunden sind. Kurz vor dem Orgasmus veranlasst das Kleinhirn einen Spannungsaufbau in Oberschenkeln, Po und Bauch, während der präfrontale Kortex im Frontallappen – also dem Kontrollzentrum des Gehirns, das fürs Planen und abstrakte Denken zuständig ist – Fantasien auslöst.

Das Erreichen des Orgasmus hängt wesentlich mit einer Deaktivierung von Arealen zusammen, die sonst planen und ordnen, dazu werden Angst und Hemmungen unterdrückt. Sprich: Was stört, wird abgeschaltet. Auch der vordere Gyrus cinguli, dem eine Schlüsselrolle in der Vermittlung verschiedenster kognitiver wie emotionaler Prozesse zukommt, und die Insula oder Inselrinde mischen mit: Diese Regionen können dein Schmerzempfinden dämpfen – und wenn sie das jetzt tun, machen sie den Weg frei für eine entgegengesetzte Empfindung: intensive Lust. Keine Lust auf Sex? Das könnte helfen

Es knallt: Hallo Orgasmus!

Bumm, däng, ding. Das Feuerwerk zündet, leuchtet und kracht: Der Hypothalamus überflutet den Körper mit Oxytocin, das die typischen Kontraktionen deiner Vagina und diese unendlich köstlichen Gefühle auslöst.

Der Orgasmus ist aber nicht nur eine körperliche Sensation, denn Oxytocin ist zugleich das zentrale menschliche Liebes- und Bindungshormon. Deshalb also willst du nicht nur die ganze Welt umarmen, sondern vor allem den Liebsten an deiner Seite. Auch der Nucleus accumbens, das Belohnungszentrum im Hirn, wird mit Dopamin überschwemmt – das Glückshormon lässt dich noch höher fliegen.

Nach dem Orgasmus

In den Lustzentren des Gehirns geht das Licht aus – das Gefühl totaler Entspannung ist die Folge der hormonellen Gehirnwäsche. Schlaf gut oder kuschel' schön! Es könnte für dich gern länger gehen? So zögerst du den Orgasmus hinaus.

Fizkes / Shutterstock.com
Übersprudelnde Gefühle: Beim Orgasmus wird Ihr Belohnungszentrum im Hirn mit Dopamin überschwemmt.

Was sind die besten Orgasmus-Helfer?

Übung macht die Meisterin, das gilt auch fürs Höhepunkt-Training. Eine hilfreiche Methode, sich an den Orgasmus heranzutasten, ist das Experimentieren mit Sex-Toys. Diese 3 Modelle haben schon vielen Frauen zu Höhenflügen beim Solo-Sex verschafft:

1. Der Satisfyer (hier kaufen: Satisfyer Pro 2) ist bei Frauen einer der beliebtesten kleinen Helfer unter den Sex-Toys!

2. Die richtigen Liebeskugeln (hier kaufen: Lelo Beads) verschaffen dir durch regelmäßiges Tragen das perfekte Workout, um die Wonnen berauschender Orgasmen zu entdecken.

3. Ein Schallwellen-Toy (hier kaufen: Sona 2 Cruise) ist ein wonnebringender Massage-Helfer, der dich mit modernster Technik zum Orgasmus trägt.

Was kann ich tun, wenn ich schwer zum Orgasmus komme?

Manche Frauen kommen sehr selten zum Orgasmus, und einige erleben sogar nie einen Höhepunkt – letzteres betrifft Studien zufolge etwa 10 Prozent. In jedem Fall solltest du als Frau mit Orgasmus-Problemen die häufigsten Klimax-Katastrophen kennen und schnellstens aus dem Weg räumen. Nachfolgend die 5 effektivsten Tipps für die Höhepunkt-Garantie:

1. Versuche, deine Zweifel am eigenen Körper überwinden

Ja, beim Sex bist du nackt. Meistens jedenfalls. Bei dem Gedanken unterziehen viele Frauen Bauch, Busen und Po erst mal einer kritischen Bestandsaufnahme. Wenn du nicht Miss Superperfekt bist, wirst du dabei immer etwas finden, das dich stört und dir das Gefühl gibt, unattraktiv und nicht begehrbar zu sein. Böse Falle! Da kannst du im Prinzip auch gleich kalt duschen gehen.

Überleg' dir mal: Sollen dir diese kleinen Makel auf ewig den Spaß verderben? Das dürfen die nicht! Tipp: Finde 3 Körperstellen, auf die du stolz bist, und an die denkst du im Bett. Und konzentriere dich auf das eigentliche Ziel: streicheln, küssen, lieben. Schon ist kein Platz mehr da für fiese Komplexe und miese Gedanken. Warum Sex auch ohne Orgasmus schön sein kann

2. Bringe das schlechte Gewissen zum Schweigen

Gute Mädchen tun das nicht? Stimmt. Aber zum Glück bist du ja eine erwachsene Frau! Leider schlummern solche Botschaften trotzdem oft im Unterbewusstsein. Mal ehrlich: Guter Sex ist nicht sauber und brav, sondern, Verzeihung: geil, feucht, laut und körperlich, also nur schwer mit Mrs. Perfekt & Sauber zu vereinbaren. Wir empfehlen, dass du dir selbst mal eine Motivationsrede hältst, wie ein Trainer: "Ich kann das, ich will das, ich lebe meine Sexualität selbstbestimmt und ohne Hemmungen." So!

Noch eine wichtige Gewissensfrage: Erachte nicht den Orgasmus deines Partners als wichtiger als deinen eigenen! Denn das ist laut Studien einer der Hauptgründe, warum Frauen keinen Höhepunkt erleben. Also: Gönn' ihn dir genau so wie ihm!

3. Gucke nicht zu tief ins Glas

Es ist ein Kreuz: Du trinkst gern mal einen Cocktail, um in Stimmung zu kommen. Aber schon der zweite kann die Lust torpedieren. "Alkohol kann sich positiv auswirken – und negativ, je nach Menge", so Regina Wegmann, Frauenärztin bei Pro Familia Hamburg. Belasse es bei ein lieber bis 2 Gläsern, egal wovon, damit die Lust nicht ertrinkt.

4. Verbessere stetig dein Know-How

Wenn es zu zweit nicht hinhaut, musst du vielleicht im Alleingang noch etwas üben, um genauer zu wissen, was dich zum Abheben bringt. Wenn du die heißesten Techniken kennst, kannst du ihm dein Wissen einflüstern. Außerdem rät Expertin Wegmann: "Nicht darauf warten, dass er von selber draufkommt, was er tun soll." Zeige es ihm! Was dir gefällt, lernst du am besten bei der Selbstbefriedigung: 7 Gründe, warum sie so wichtig ist.

5. Checke regelmäßig deine Gesundheit

Ja, wenn es im Bett nicht zündet, kann das mitunter auch an deinem Health-Zustand liegen. Hier eine kleine Check-Liste: Diabetes, Stoffwechselerkrankungen (an Schilddrüse, Nebennieren) oder Medikamente wie die Pille (nur manche), Bluthochdruck-Hemmer und Antidepressiva können die Lust am Sex stören. "Wenn erst in letzter Zeit Probleme mit dem Höhepunkt aufgetaucht sind, sollte man das unbedingt mit einem Arzt besprechen", so Frauenärztin Wegmann.

Was kann ich tun, wenn ich akute Orgasmus-Problemen habe?

Zunächst einmal: Ruhe bewahren! Wenn etwas einen Moment nicht klappt, kann es schon bald wieder klappen. Und es muss ja gar nicht an dir liegen. Es gibt schließlich so viele mögliche plötzliche Lustkiller: Der Nachbar schaltet Volksmusik an, das Telefon läutet, der Paketbote klingelt. Wenn du mitten in der Erregung aus der Kurve fliegst, kommst du manchmal schwer wieder in Fahrt.

Es ist ungerecht, aber wahr: Viele Frauen brauchen nicht nur länger als Männer, um zu kommen, sie lassen sich beim Sex auch schneller ablenken. "Das Kopfkino gerät leichter aus dem Takt – Frauen können Störungen und Sorgen oft schwerer beiseite schieben", bestätigt Regina Wegmann. Mit diesen Lösungen kommt die Lust zurück:

1. Bescheid sagen

"Bloß nicht still vor sich hingrübeln", rät Expertin Wegmann. Das entfernt dich beim Liebesspiel noch mehr. Zeige lieber Flagge und gestehe ihm, dass du nicht mehr bei der Sache bist, aber es gleich wieder sein willst!

2. In verwegenen Fantasien schwelgen

Viele Frauen sorgen sich, dass ihr Liebster sich langweilt, wenn sie mal länger brauchen, um richtig erregt zu sein. Schon der Gedanke daran kann abtörnen. Darum: Beschäftige ihn (und dich) mit schlüpfrigen Gedanken, während du dich stimulierst. Erzähle ihm, was du tust, was du spürst und wie du immer mehr Lust bekommst, ihn zu spüren … Das findet bestimmt kein Mann langweilig.

3. Noch mal richtig kuscheln

Wenn ihr euch erneut Zeit für Nähe nehmt, nimmt das den Druck aus der Sache. Zärtlichkeiten sind ein guter Ausgangspunkt für intensivere Gefühle. Noch mehr Tipps bei Orgasmus-Problemen

4. Dich mit ihm ablenken

Auch wenn es abwegig klingt, aber wenn es bei dir im Moment nicht mehr weitergeht, du aber noch nicht aufhören willst – verwöhne deinen Partner. Die schlaue Idee dahinter: Wenn du alle Aufmerksamkeit auf ihn lenkst, kreist du erstens nicht mehr ständig um die eigene (fehlende) Erregung. Und zweitens macht es dich vielleicht ja auch selbst heiß, dich ihm zu widmen.

Warum komme ich beim Masturbieren, aber nicht beim Sex?

Frauen kommen oft leichter zum Orgasmus, wenn sie sich selbst befriedigen, als beim Geschlechtsverkehr mit dem Partner. Prof. Uwe Hartmann, Psychotherapeut und Sexualwissenschaftler an der Medizinischen Hochschule Hannover, erklärt, warum das so ist und wie du dem Höhepunkt auf die Sprünge hilfst.

Ist es normal, dass es Frauen schwerer fällt, beim Geschlechtsverkehr zum Orgasmus zu kommen?

"Ja, Orgasmusprobleme sind nach Lustlosigkeit die zweithäufigste sexuelle Störung bei Frauen. Laut einer Studie litt jede vierte Frau im letzten Jahr darunter. Laut einer anderen fehlt 16 Prozent der Höhepunkt mit Partner ganz." Dank Gleitgel zum besten Sex deines Lebens

Woran liegt's? Ist nicht genug sexuelle Spannung da, oder sind sie nicht entspannt genug?

"Beides. Denn erst mal muss eine Frau entspannt genug sein, um die Nähe und den Kontrollverlust überhaupt zuzulassen. Und dann muss sie – das ist oft nicht klar – viel körperliche Erregung und Spannung dafür aufbauen."

Warum gelingt es Frauen alleine häufig besser zum Orgasmus zu kommen?

"Ich höre oft, dass Angst besteht, vor dem Partner beim Höhepunkt die Kontrolle zu verlieren. Das ist leichter, wenn niemand zuschaut. Außerdem kennt sie keiner besser als die Frau selbst – und Männer wissen oft nur ungenau über die weibliche Vulva Bescheid."

Sind wir insgesamt zu stark auf den Orgasmus fixiert?

"Einerseits ja: Wir sind zu sehr auf Performance und Perfektion fixiert. Ein Orgasmus lässt sich nicht designen. Andererseits: Bekommt man ihn gar nicht, fehlt er sehr."

Wie sollte die Liebenden bestenfalls auf eine Orgasmus-Flaute reagieren?

"Am besten holen sie sich Hilfe, wenn es gar nicht klappt. Denn ist erst Sand im Getriebe, knirscht es überall. Er denkt, er sei kein guter Liebhaber, sie kommt unter Druck, jeder Sex, die Liebe, alles wird davon überschattet. Man sollte sich in Ruhe darüber austauschen, was helfen könnte, sich fragen: Was stimmt nicht? Die Frau sollte für sich sorgen – damit es auch mit dem Partner besser passt."

Mit Geduld und etwas Experimentierfreudigkeit sollte dein Orgasmus keine Wissenschaft sein. Unsere Tipps helfen dabei sicher. Egal wie, mit wem oder wie oft du kommst: Der beste Tipp für bessere Orgasmen ist, den Druck rauszunehmen und sich einfach fallen zu lassen.

Erwähnte Quellen

Barry R. Komisaruk, Beverly Whipple: Functional MRI of the Brain during Orgasm in Women. The Journal of Sex Research, November 2012, [online] Link

Nan J Wise, Eleni Frangos, Barry R Komisaruk: Brain Activity Unique to Orgasm in Women: An fMRI Analysis. The journal of sexual medicine, Oktober 2017, doi 10.1016/j.jsxm.2017.08.014

Osmo Kontula, Anneli Miettinen: Determinants of female sexual orgasms. Socioaffective Neuroscience & Psychology, Oktober 2016, doi 10.3402%2Fsnp.v6.31624

Die aktuelle Ausgabe
10 / 2023

Erscheinungsdatum 20.09.2023