Es ist wie verhext! Da kannst du dir ohne Probleme zahlreiche Yogasutren merken (ganz zu schweigen von den Namen aller Kids von Angelina Jolie), aber dir fällt partout nicht ein, wo du Handy zuletzt hingelegt hast oder wie deine Nachbarin aus dem Erdgeschoss unten links noch gleich mit Vornamen heißt?
Keine Sorge, genau so geht es vielen! Aber du kannst deinen Kopf aufräumen und dein Gedächtnis trainieren. Dazu haben wir hier ein paar ganz simple Tipps und Anregungen für dich.
Wie arbeitet dein Gehirn?
Vorneweg: Dein Hirn macht einen super Job, wenn man die schwierigen Umstände berücksichtigt, unter denen es arbeitet. Denn es ist so: Wenn du deine Nachbarin im Hausflur triffst, schwirren im Kopf noch all die Dinge herum, die dich tagsüber beschäftigen, aber wenig mit ihr zu tun haben. „Heutzutage ist ein Mensch an einem einzigen Tag mit mindestens 100-mal mehr Informationen konfrontiert als noch vor einem Jahrhundert in seinem gesamten Leben. Und zu viele dieser Informationen können das Gehirn sabotieren“, erklärt die Nürnberger Gedächtnistrainerin Julia Kunz.
Puh, wenn wir uns also an jedes kleine Detail erinnern sollten, dem wir täglich ausgesetzt sind – wir wären kaum mehr fähig, objektiv Entscheidungen zu treffen oder größere Zusammenhänge zu begreifen. Das Hirn ist eben keine unendliche Datenbank, sondern eher eine Festplatte mit begrenztem Datenvolumen. Genauso wie du dort Dateileichen regelmäßig in den Papierkorb verschiebst, solltest du das auch im Gehirn tun, damit es schnell und zuverlässig läuft.
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Welche Dinge kann ich mir gut merken?
Dass du dir einige Dinge leichter merken kannst, als andere, hat mehrere Gründe. Besonders leicht gelingt das durch Wiederholung. Deswegen funktioniert auch das Lernen von Vokabeln durch Wiederholung so gut. Ebenso einprägsam sind Ereignisse, die mit starken Gefühlen wie Wut oder Angst verbunden sind. „Je emotionaler eine Situation, desto fester verankert sie sich im Hirn“, sagt Hayn.
Neben den Erinnerungen speichert das Gehirn außerdem „erste Male“ besonders sicher ab. Deswegen kannst du dich so gut an den ersten Kuss, an einen Dialog aus dem ersten Vorstellungsgespräch oder an den Kick beim ersten Bungee-Sprung erinnern. Das Gleiche gilt ebenso für Schockerlebnisse, die das Leben durcheinanderbringen. Britische Forscher von der University of Harvard bezeichnen diese als Blitzlichterinnerungen: Ein persönliches Ereignis wird quasi wie per Blitzlicht schnell und hell in Szene gesetzt. Was richtig fest verankert ist.
Gedächtnis löschen: Wie kann ich unnötige Dinge vergessen?
Am schwierigsten ist es, dich von Erinnerungen zu lösen, die du krampfhaft loszuwerden versuchst. Willst du beispielsweise den Liebeskummer vergessen, versuchst du in der Regel, an etwas anderes zu denken – und das funktioniert erst recht nicht. Denn dann startet das Unterbewusstsein ein Programm, welches überprüft, ob du wirklich nicht an die Sache denkst, an die du nicht denken willst.
Damit testet dein Unterbewusstsein, ob der Mechanismus der Verdrängung Erfolg hat. Das hat er in so einer Situation nie – und deshalb kehren auch all die schönen Erinnerungen an die Zeit mit dem Ex wieder ins Bewusstsein zurück und mit ihnen auch der Liebeskummer. Wenn Löschen also nicht funktioniert, überschreibe die negativen Erlebnisse einfach...
Wie das mit dem Löschen und Speichern geht, erklären wir dir hier.
So trainierst du dank Gehirntraining effektiver
5 Tipps, wie du dein Gedächtnis verbesserst
Mit diesen einfachen Alltags-Kniffen schaffst du es langfristig, wichtige und schöne Dinge in deinem Kopf abzuspeichern. Natürlich braucht es etwas Zeit und Übung, aber du wirst sehen, dass sich lohnt.
1. Baue dir eine Gedankenwelt
Du vergisst ständig, wo du deinen Schlüssel hingelegt hast? Stell dir ein Haus vor, wenn du ihn das nächste Mal ablegst. Leg ihn gedanklich an einer bestimmten Stelle darin ab. Suchst du ihn später, musst du nur an das Haus denken.
2. Setze Namen in einen Kontext
Um sich Namen besser merken zu können,hilft es, dreimal täglich die Namen der Leute zu wiederholen, die du an diesem Tag getroffen hast. Noch einfacher: Verbinde sie mit einem Kontext: „Lisa. Getroffen in der Kantine.Ich hatte Spaghetti und Salat.“
3. Pflege dein soziales Netzwerk
Wer sich einsam fühlt, neigt eher dazu, Stresshormone auszuschütten, die die Erinnerungsfähigkeit drosseln. Um das zu vermeiden, triff regelmäßig Freunde,oder gönn dir täglich Zeit bei Twitter, Instagram oder Facebook.
4. Schwitze kräftig beim Sport
Sport vergrößert das Hirn. Forscher der Universität Bochum konnten beweisen, dass er den Hippocampus um bis zu zwei Prozent wachsen lässt. Das führt wiederum zu einer schnelleren Informationsverarbeitung. Schon zweimal pro Woche Ausdauertraining reicht völlig aus.
5. Lagere deine Termine aus
Es lebe der Handy-Kalender und die Erinnerungsfunktion! Beides solltest du rege nutzen, denn damit entlastest du dein Gehirn enorm und verhinderst, dass es mit Tausenden Terminen oder Passwörtern überladen wird.
5 Tipps, wie du im Gedächtnis Platz für wichtige Dinge schaffst
Es macht dich fast wahnsinnig, dass sich schlechte Gedanken und Ereignisse fest in deinem Kopf verankert haben? Verständlich! Statt dich darüber aufzuregen (und so im Zweifel noch mehr daran zu denken), kannst du mit diesen Übungen Platz für Schönes schaffen.
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1. Schaffe positive Affirmationen
Räumst du einem Ereignis keinen großen Stellenwert ein, hat es weniger Macht über deine Gefühle. Denk an denjenigen, der dich verletzt hat, und wiederhole im Geiste: „Ich vergebe dir.“ Klingt seltsam, hilft aber und nennt sich positive Affirmation.
2. Sprich über die Erinnerungen
Statt Erinnerungen geistig in Dauerschleife abzuspielen, solltest du sie aussprechen. Das funktioniert am besten, wenn du es gleich nach dem negativen Ereignis tust. Aber auch nach Jahren kann es helfen, negative Erinnerungen endlich loszuwerden.
3. Meditiere regelmäßig
Auch wenn es nur ein paar Minuten täglich sind: Meditieren hilft, weil es die Verbindung von Emotionen zu Erinnerungen lockert. Stresshormone verlangsamen unser Gehirn. Bei Menschen, die regelmäßig meditieren, arbeitet es nachweislich besser.
Geführte Meditation mit Wanda Badwal
4. Versuch mal umzudenken
Beschwöre negative Empfindungen nicht selbst herauf. Versuche vor allem, die schlechten Dinge nicht immer sofort auf dich selbst zu beziehen und nicht jedes Mal eine böse Absicht dahinter zu vermuten. So können sie sich nicht als negative Erinnerung einbrennen.
5. Plane schöne Ereignisse
Deine Chefin hat dich angepflaumt? Statt lange darüber zu grübeln, plan doch einfach deinen nächsten Urlaub. Wenn du nämlich die Hirnregion beanspruchst,die für organisatorisches Denken verantwortlich ist, reduzierst du Gefühle, die mit schlechten Ereignissen verknüpft sind.
Du siehst, obwohl dein Gehirn ein sehr komplexes und ausgereiftes System ist, ist es nicht unfehlbar! Mit den oben genannten einfachen Kniffen kannst du dein Gedächtnis überlisten. So kannst du selbst darüber entscheiden, was du in die dunkle Kammer verschiebst und was du so schnell nicht wieder vergisst.
Text: Melanie Khoshmashrab