Es gibt bestimmte Orte, die eine unglaubliche Wirkung auf dich haben. Weil du an ihnen langfristig Kraft schöpfen und Ruhe finden kannst.
Denn mit Orten verhält es sich ähnlich wie mit Menschen. Während du dich bei den einen ausgeglichen und wohlfühlst, gibt es andere, die dir irgendwie jegliche Energie wegsaugen. Woran liegt das? Mit reiner Logik stößt du auf der Suche nach einer Erklärung schnell an deine Grenzen. Es lohnt sich daher, über den Tellerrand zu schauen, denn andernorts ist man diesem Phänomen schon viel tiefer auf den Grund gegangen.
In Asien beispielsweise hilft die Harmonielehre Feng-Shui schon lange dabei, den Wert von Grundstücken und Immobilien zu bestimmen. „Dort würde kaum jemand auf die Idee kommen, ein Haus zu bauen, ohne sich über die besten Koordinaten und die optimale Ausrichtung kundig zu machen“, sagt Markus Jung, Feng-Shui-Berater aus Rimsting am Chiemsee (lebensenergie-institut.de).
Kaftorte sind eine Mischung aus Atmosphäre und Erinnerungen

Es ist eine Mischung aus Atmosphäre und der Erinnerung an etwas Vergangenes, an das du dich zurücksehnst. So können die Tasse Kaffee am Tisch der Großeltern oder der Spaziergang barfuß in den Dünen tiefstes Glück bedeuten. Weil der Kaffeetisch dich gedanklich in unbeschwerte Zeiten katapultiert, als du als Kind an ihm gebastelt oder mit der ganzen Familie gesessen hast. Und die Dünen erinnern dich vielleicht an die erste Strandparty, als du ausgelassen gefeiert und zum ersten Mal so etwas wie Freiheit gespürt hast. Durch den Ort, das Gefühl, den Geruch erlebst du all das in deinen Gedanken noch einmal – und genau das gibt Kraft.
Auch für die eigene Gesundheit ist diese Form des Erinnerns sinnvoll, wie US-Psychologen herausgefunden haben. Demnach neigen Menschen, die sich gern an ihre Kindheit erinnern, weniger zu Depressionen und chronischen Erkrankungen und sind außerdem stressresistenter als andere. Was natürlich auch daran liegen kann, dass eine glückliche Kindheit vielleicht zufriedenere Menschen heranwachsen lässt.
Kraftorte können sich im Laufe der Zeit ändern
Es gibt außerdem Orte, die dich tief bewegen, weil sie genau das vermitteln, wonach du dich so dringend sehnst. Das kann, muss aber nicht zwangsläufig ein Ort in der Natur sein (auch wenn Studien immer wieder zeigen, dass Menschen, die im Grünen leben, durchschnittlich zufriedener sind als Menschen, die in der Stadt wohnen). Die Stille einer Waldlichtung kann an einem Tag genau das Richtige sein, um dein Gedankenkarussell anzuhalten. Und in mancher Nacht wird ein Club zur Kraftquelle, weil du dort all das abschütteln kannst, was schon viel zu lange schwer auf deinen Schultern lastete.
Die Schwierigkeit: Nur wenn du weißt, was dein Herz randvoll macht, hast du die Chance, dich bewusst an den richtigen Ort zu begeben. Deshalb sind auch Fragen wie „Wer bin ich? Und wie will ich leben?“ wichtig, um deinem Kraftort näher zu kommen. Andererseits gilt aber auch: Kraftquellen verändern sich im Laufe des Lebens. Schlicht und ergreifend deshalb, weil auch du dich ständig verändern wirst. Pauschale Aussagen wie „Ich bin ein Stadtmensch“ sind daher kontraproduktiv, wenn du dogmatisch an ihnen festhältst.
Die Suche nach dem persönlichen Kraftort
Hier erfährst du ein paar Details über mögliche Kraftorte. Und vielleicht ist einer dieser Kraftquellen hier genau die, die jetzt ein wohliges Gefühl in dir auslöst?
Berge

Die einen empfinden sie als erdrückend, die anderen lieben sie – die Berge. Wenn dich ihre Gewaltigkeit nicht ängstigt, sondern fasziniert, weißt du, was tief in dir drin passiert, wenn du oben auf einem Gipfel stehst. Nirgends hast du so sehr das Bedürfnis, tief einzuatmen und all das aufzusaugen, was dir guttut und Kraft gibt.
Über dir Grenzenlosigkeit, unter dir massiver Fels. Das gibt Sicherheit und befreit zugleich. Kein Wunder, dass eine Studie des Österreichischen Alpenvereins zu dem Ergebnis kam, dass im Schnitt bei einer 3-stündigen Wanderung die Energielosigkeit und Angst, unter denen wir zuvor litten, Gelassenheit und Zufriedenheit weichen.
Bett

Es klingt banal, aber überleg mal: Kein Möbelstück steht dir so nah und begleitet dich so intensiv wie dein Bett. Vielleicht heißt es daher bei den Suaheli in Ostafrika: „Das Bett ist dein Bruder.“ Eine aktuelle Schlafstudie der Techniker Krankenkasse hat errechnet, dass der Mensch rund ein Drittel seines Lebens im Bett verbringt.
Hier liegst und liebst du, du weinst, verkriechst dich und kurierst dich aus. Du vertrödelst in ihm die Zeit, fällst erleichtert hinein und wachst voller Zuversicht wieder auf. Dein Bett ist Zufluchtsort, Ruheplatz und letztlich der Ort, an dem du dich sicher und geborgen fühlst. Und: Du beginnst und beendest jeden Tag im Bett.
Stadt

Das Deutsche Zukunftsinstitut hat festgestellt, dass immer mehr Menschen in der City leben möchten. Und das, obwohl Städte doch oft als Krafträuber gelten!? Zu laut, zu hektisch, zu grell, zu stickig. Dabei ist aber dieses Zuviel manchmal genau das, was du brauchst. Dann nämlich, wenn sich all das verdichtet und daraus eine Dynamik entsteht, die ebenso magisch sein kann wie totale Stille.
Als Scarlett Johansson in „Lost in Translation“ mit Bill Murray durch das nächtliche Tokio läuft – das ist so ein Moment. Oder wenn das Tanzen im Club zum Rausch wird, weil die Musik einen Tick zu laut und die Luft ein bisschen zu dick ist. Dann kannst du dich tragen lassen vom Zuviel, das dann eben genau richtig ist.
Das eigene Innere - Spiritualität

„Es gibt äußere Beschränkungen, aber innerlich ist der Mensch ganz frei“, sagt der bekannte Wiener Psychiater Prof. Raphael Bonelli. Heißt: Gedanklich können wir uns auf den Weg machen zu jedem beliebigen Ort auf dieser Welt und sogar darüber hinaus.
Eine Studie der Identity Foundation ergab, dass für 40 Prozent der Deutschen spirituelle Themen im Alltag eine Rolle spielen. Gut so, denn wenn du gelernt hast, bewusst abzuschalten und ganz bei dir zu sein, wirst du für dich selbst zum Kraftort, weil du erkennst, dass Glück und Zufriedenheit aus dem Inneren entspringen.
Meer

Das Meer ist in seiner Weite und Tiefe unergründlich. Dann, wenn du abtauchst und uns wie in einer Parallelwelt wiederfindest. Es beruhigt dich, wenn du dich mit geschlossenen Augen auf ihm treiben lässt. Es ist mystisch, weil du nicht sehen kannst, was unter seiner Oberfläche vor sich geht.
Für Menschen mit Thalassophobie (der Angst vor dem offenen Meer) kann es gewaltig und bedrohlich sein. Für viele andere hat es eine reinigende Wirkung. Allein der regelmäßige Blick auf die Wellen und das Meer kann die Gesundheit dauerhaft verbessern, belegt eine Studie der Michigan State University.
Und, kennst du deinen Kraftort nun? Am besten hilft er dir, wenn du ihn rein gedanklich abrufen kannst – egal, ob du gerade in der U-Bahn oder am Strand sitzt. Wenn du das beherrschst, hast du deine Seelentankstelle für zwischendurch nämlich praktischerweise immer dabei.