Food-Trend Micro Gardening
Micro Gardening: So wächst Gemüse auf deinem Balkon

Du möchtest eigenes Gemüse anbauen, hast aber keinen Garten? Kein Problem! Dann mach deine Fensterbank oder deinen Balkon zum Mini-Acker
Frau gießt Blumen
Foto: Pexels/Matteo Badini

Ein Radieschen bleibt ein Radieschen - egal, ob selbst gezüchtet oder aus dem Supermarkt. Das ist theoretisch richtig, aber nicht die ganze Wahrheit. Denn wer schon mal selbst etwas gepflanzt hat, weiß: Selbst ein einfaches Radieschen schmeckt 1000-mal besser aus dem eigenen Beet.

Lange Zeit galt Gärtnern als spießig und gestrig. Heute ist das anders, denn Gärtnern bedeutet: Zeit an der frischen Luft, Entschleunigung und auch ein Stück weit Meditation, das belegen Studien immer wieder. Die Schwierigkeit: Rund 78 Prozent der Deutschen leben in Städten, wo kaum Platz für Grünflächen übrigbleibt. Die Wartelisten für Schrebergärten und Co. sind lang, wenn überhaupt verfügbar. Die Lösung, wenn du auch nur ein klein wenig Platz hast: Micro Gardening.

Was ist Micro Gardening?

Hinter dem Begriff Micro Gardening, auch Infarming genannt, versteckt sich das Anbauen von Kräutern, Gemüse und Obst auf engstem Raum, ohne natürlichen Boden. Im Vordergrund steht dabei die effiziente Nutzung von Ressourcen. Kommt dir das bekannt vor? Wahrscheinlich hast du auch im Kindergarten schon mal Kresse auf der Fensterbank angebaut - und dich darüber gewundert, wie rasend schnell sie auf dem Krepppapier gewachsen ist.

Micro Gardening bezieht aber nicht nur Kräuter und Sprossen, sondern auch Obst und Gemüse mit ein. Der Trend zum Kultivieren von Pflanzen in der eigenen Küche verbreitet sich nicht zuletzt durch steigende Lebensmittelkosten rasend schnell. Aber du sparst dir nicht nur Einkaufspreis im Supermarkt, sondern auch den Transport, was wiederum die Umwelt schont.

Welche Pflanzen kann ich anbauen?

Fragst du dich jetzt, was außer Kresse auf der Fensterbank, dem Balkon oder gar der Küchenwand gedeiht? Eigentlich alle pflegeleichten Obst- und Gemüsesorten. Dazu zählen Tomaten, Gurken, Kartoffeln, Zwiebeln, Radieschen oder Erdbeeren. Doch damit nicht genug.

Außerdem geht Micro Gardening Hand in Hand mit ganz besonderen Mini-Gewächsen: Den Microgreens. Das sind Sprossen, die du aus dem Saatgut unterschiedlicher Saaten oder Gemüse ziehst. Beispielsweise Brokkoli, Mungobohnen und Radieschen. Mit dem"fertigen" Gemüse haben Micro Greens allerdings wenig zu tun. Es handelt sich um die Keimlinge der Pflanzen, diese stecken bereits voller Nährstoffe. Du kannst sie über deinen Salat streuen oder zum Frühstücksbrot essen. Das Saatgut kannst du ganz einfach online bestellen oder kaufst es im Garten-Fachmarkt.

Was brauche ich für Micro Gardening?

Wenn du schon mal in einem Gartenmarkt bist, bekommst du auch die richtigen Blumentöpfe für deinen Indoor-Garten. Wichtig dabei: Beachte bei der Wahl der Pflanzumgebung unbedingt die Bedürfnisse und die Größe der ausgewachsenen Pflanze.

Kräuter und Microgreens kannst du schon in einem Marmeladenglas aufziehen. Zwiebeln hingegen brauchen ein hohes Gefäß, da sie am liebsten im Wasser stehen. Tomaten klettern gern nach oben, daher ist ein Stab im Blumentopf, an dem sich die Tomatenranke festhalten kann, optimal. Wenn du dich genauer über bestimmte Gewächse informieren möchtest, kannst du dich in Pflanzenforen schlau machen.

Wir haben dir eine Checkliste zusammengestellt mit Utensilien, die du für deinen Einstieg ins Micro Gardening verwenden kannst.

Für Microgreens

  • Saaten von Brokkoli, Radieschen oder Mungobohnen
  • Eine flache Schale, wie Plastikschalen oder Blumentopfuntersetzer
  • Küchenkrepp oder Blumenerde
  • Ein Gummiband
  • Frischhaltefolie

Für Gemüse oder Beeren

  • Blumentöpfe in unterschiedlichen Größen, je nach Sorte
  • Blumentopfuntersetzer
  • Blumenerde
  • Kletterstangen für Pflanzen
  • Gießkanne

Du kannst natürlich auch erstmal ganz klein und simpel mit ein paar Keimschalen für Sprossen anfangen, oder mit einem Sprossenglas.

Wie lege ich meinen Micro Garden an? Was pflanze ich wo?

Im Prinzip kannst du deinen Garten überall anlegen, wo du gerade Platz findest. Aber diese Tipps können sicher helfen:

  • Betrachte den Raum, wie ein Gemüsebeet unter freiem Himmel. Klingt paradox? Macht aber Sinn: Welche Pflanze braucht welche Bedingungen, um optimal zu wachsen? Licht, Schatten, Wärme, Kälte, viel oder wenig Wasser. Anhand dieser Überlegungen wählst du die passenden Standorte fürs junge Gemüse aus.
  • Die Fensterbank ist ideal für Pflanzen, die viel Licht und Wärme brauchen. Die Wand der Küche kann mit kleinen hängenden Töpfen als Beet für deine Microgreens genutzt werden.
  • Tomaten gelten als Micro-Garden-Allrounder, da sie sowohl innen als auch außen wachsen. Sie benötigen nicht viel mehr als Licht und Wasser. Salatgurken säst du am besten zuerst drinnen aus und stellst sie, wenn die Pflanzen anfangen zu wachsen, auf den Balkon. Zwiebeln wollen abtauchen und gedeihen in einem gefüllten Wasserglas auf dem Fenstersims.
  • Erdbeeren lieben die Sonne, müssen aber nicht zwingend auf dem Balkon im Blumentopf stehen. Wie wäre es, mit einem hängenden Behältnis über der Küchenzeile? Radieschen entwickeln sich besser im Halbschatten. Pflanze sie in einen tiefen Topf.
  • Auch Kartoffeln wachsen gern in einem tiefen Gefäß, wie einem Eimer. Im Gegenteil zu Radieschen brauchen sie viel Licht. Wenn du dir unsicher bist, welches Bedingungen für deine Gemüsesorten ideal sind, dann frag im Fachhandel nach.

Mit Micro Gardening kannst du Küche und Balkon in einen kleinen Nutzgarten verwandeln. Das Pflegen der Pflanzen lenkt dich vom Alltags-Stress ab und die Nährstoffe deiner Microgreens geben deinen Mahlzeiten einen Extra-Boost. Also: auf zum grünen Micro-Daumen!

Erwähnte Quellen

Joshua W. Morse et al. (2020): COVID-19 and human-nature relationships: Vermonters’ activities in nature and associated nonmaterial values during the pandemic. Plos One, doi 10.1371/journal.pone.0243697

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Soul Sister 2 / 2023

Erscheinungsdatum 19.09.2023