Seit am 24. April 2013 die Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch zum Einsturz kam und dabei über 1100 Menschen starben, geht Marie Nasemann bewusst nachhaltige Wege. Die Missstände der globalen Textilindustrie, die mit diesem Ereignis ans Licht kamen, lösten jedoch nicht nur in Marie Entsetzen und den Drang nach sofortiger Veränderung aus.
Die Gesellschaft ist im Wandel, und in den letzten Jahren ist ein deutlicher Trend hin zu einem nachhaltigeren und bewussteren Leben zu verzeichnen. Ob FridaysForFuture, #veganlifestyle oder plastikfrei. Es tut sich was!

Doch der grüne Lebensstil kann überfordern! Denn: zu vieles läuft falsch und zu vieles muss verändert werden. Das frustriert und verleitet schnell dazu, wegzusehen und gar nichts zu tun. Dabei geht es nicht darum sofort jedes Problem zu lösen und alles perfekt zu machen! Das betont auch Marie Nasemann. Auf ihrem Blog fairknallt.de und bald auch in ihrem ersten eigenen Buch „Fairknallt – Mein grüner Kompromiss“ (Ullstein Verlag, ca. 18 Euro, hier vorbestellen) gewährt das Model Einblicke in ihren Alltag und erzählt, wie es ihr gelingt – oder eben auch oft nicht gelingt – den nachhaltigen Lebensstil umzusetzen.
Wie kann ich nachhaltiger leben? 6 Tipps
Maries Erkenntnis: Komplett nachhaltig leben geht nicht einfach so von heute auf morgen. Zu komplex und zu vielschichtig sind viele Probleme, die auch noch miteinander verstrickt sind. Aber es lohnt sich anzufangen und dranzubleiben. „Bereits kleine Schritte in die richtige Richtung können viel bewirken“, sagt sie.
Also: nicht gleich den Kopf in den Sand stecken, wenn du mal wieder deinen To-Go-Becher zuhause vergessen hast oder mit dem Auto anstatt mit der Bahn zur Arbeit fährst! Der Wille zählt und es ist völlig okay, wenn du dich erst einmal auf ein paar wenige und kleine Dinge konzentrierst. Wir haben 6 Tipps, die du ganz einfach umsetzen kannst.
1. Nutze eigene Behälter

Ja, der wiederverwendbare To-go-Kaffeebecher ist dir schon bekannt und ja, damit erfindest du das Rad nicht neu, aber darum geht es auch gar nicht. Kleine Veränderungen können große Auswirkungen haben! Laut dem Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz werden jährlich allein in Deutschland fast 3 Milliarden Einwegbecher verwendet. Und die landen natürlich alle auf dem Müll. Genauso ist es bei Plastiktüten. Ob für den gesamten Einkauf an der Kasse oder für Frisches in der Obst- und Gemüseabteilung, in der Summe kommt Deutschland hier auf rund 5 Milliarden Plastiktüten im Jahr.
Ob du deinen Kaffee also im Mehrwegbecher oder dein Obst und Gemüse im Einkaufsnetz aus Biobaumwolle kaufst, macht definitiv einen Unterschied. Auch das Brötchen beim Bäcker oder dein Mittagessen beim Restaurant gegenüber lässt sich leicht in einen mitgebrachten Leinenbeutel, ein Bienenwachstuch oder eine wiederverwendbare Box packen.
Damit du deine Reusable-Behälter auch nicht vergisst, schaffst du dir am besten einen kleinen Vorrat an und verteilst ihn auf deine Taschen oder platzierst einen Teil direkt neben deiner Haustür, damit dein Blick vor dem Gehen darauf fällt. Und wenn du trotzdem einmal nicht drandenken solltest, suche nach Alternativen zum Wegwerfen. Vielleicht gibt es beim Kaffeehändler auch einen schönen wiederverwendbaren Becher? Kannst du dir das Croissant auf die Hand geben lassen und im Supermarkt einen alten Warenkarton zum Einkaufskorb umfunktionieren?
2. Kaufe faire Mode

Marie Nasemann ist auf diesem Gebiet mittlerweile Expertin. Immer wieder macht sie nachhaltige und faire Labels ausfindig und zeigt, dass grün schon lange nicht mehr langweilig bedeutet. Auf ihrem Blog kannst du dich von ihren Outfits inspirieren lassen. Neben den schicken Trends liefert Marie außerdem wichtige Informationen zu Marken, Materialien und Zertifikaten. Wo nachhaltig draufsteht, ist nämlich nicht immer auch nachhaltig drin!
Was dir hier recht einfach Orientierung bieten kann, ist der Preis: "Kleidung hat einen Wert, und wir müssen unser Bewusstsein schärfen", sagt Marie. "Es kann doch nicht sein, dass ein T-Shirt genauso viel kostet wie ein Cappuccino! Wir haben völlig vergessen, wie viel Arbeit hinter der Herstellung steckt. Das sind ja echte Menschen, die die Baumwolle anbauen, ernten und verarbeiten.“
Beim nächsten Kauf also lieber zweimal nachdenken. Aber auch hier gilt: Du musst nicht von heute auf morgen deinen Kleiderschrank umorganisieren und alle Fast Fashion aus deinem Leben verbannen. Weitertragen statt wegwerfen ist auch Umweltschutz! Versuche einfach bewusster zu shoppen, dich zu fragen, ob du das Teil wirklich benötigst und wenn ja, ob es dafür vielleicht eine nachhaltige Alternative gibt. Oft finden sich auch wahre Schätze im Second-Hand-Laden oder im Kleiderschrank von Mama oder Oma!
3. Trinke mehr Leitungswasser

Klingt zu einfach? Ist es auch – bringt aber trotzdem etwas! Deutsches Trinkwasser unterliegt strengen Qualitätskontrollen und gehört weltweit zu den besten. Ohne Bedenken trinkbar ist es also auf jeden Fall und wer sicher gehen will, kann beim Gesundheitsamt sogar Tests beantragen, die genaue Daten über Qualität und Schadstoffbelastung liefern.
Doch was macht es so nachhaltig? Entscheidend sind hier Transport, Verpackungsmaterial und Reinigung bzw. Entsorgung der Flaschen. Die Herstellung der Trinkflaschen, die übermäßige Verwendung von Einmal-Plastikflaschen, die weiten Transportwege und letztlich die Entsorgung bzw. Reinigung der Flaschen belasten die Umwelt viel stärker als Leitungswasser, das ganz unverpackt zu dir nachhause fließt.
Laut mehreren Studien liegt die CO2-Bilanz von Mineralwasser im Vergleich zu Leitungswasser deswegen um ein rund 550-faches höher. Indem du dir also einfach eine wiederverwendbare Trinkflasche, zum Beispiel aus Glas oder Aluminium, beschaffst und immer den Wasserhahn aufdrehst, wenn du durstig bist, tust du schon einiges für die Umwelt. Und deinen Geldbeutel schonst du damit auch! Ein Liter Leitungswasser kostet in Deutschland durchschnittlich 0,2ct. Ein Liter Mineralwasser im Supermarkt zwischen 19ct und 50ct. Nachhaltig kann auch einfach und günstig sein!
4. Reduziere deinen Fleischkonsum

Keine Angst, es bedeutet nicht, dass du Fleisch für immer aus deinem Leben verbannen musst, aber wie bei so vielen Dingen kommt es auch hier auf ein gesundes Maß an. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. empfiehlt pro Person 300-600g Fleisch pro Woche. Der momentane Verbrauch liegt jedoch bei knapp über einem Kilo.
Das hat große Folgen für das Klima. Denn Viehzucht und Tierhaltung verursachen hohe Treibhausgas-Emissionen, sorgen für Übersäuerung der Böden, Überdüngung sowie Verschmutzung von Gewässern. Das hängt vor allem auch mit der großen Agrarfläche zusammen, die für die Nahrung des Viehs benötigt wird. Der Flächenverbrauch von Omnivoren ist im Vergleich zu Vegetarier*innen deswegen um ein rund 5,5-faches größer. Im Vergleich zu Veganer*innen liegt der Flächenverbrauch sogar beim 7-fachen.
Laut einer Studie der Oxford University aus dem Jahr 2019 kann der geringere Fleischkonsum helfen, jährlich pro Kopf rund 670kg CO2 einzusparen, da die freigewordenen Flächen Raum für Bäume bieten, die schädliches CO2 binden. Allgemein liegt der durchschnittliche Ausstoß von Treibhausgasen bei Veganer*innen pro Kopf im Jahr ganze 2 Tonnen unter dem der Omnivoren. Die Rechnung geht also auf! Versuche doch einfach mal 1-2 fleischfreie Tage in der Woche umzusetzen und leckere neue Gerichte auszuprobieren. Das macht bei der Vielfalt, die die vegetarische und vegane Küche mittlerweile zu bieten hat, auch noch Spaß!
5. Verzichte auf Produkte mit Palmöl

Palmöl ist das beliebteste Pflanzenöl der Welt. Dabei punktet es vor allem mit einer Sache: es ist billig. Das Problem: für die benötigte Anbaufläche der Ölpflanze wird illegal Regenwald abgeholzt. Vor allem in Afrika und Indonesien wurden so inzwischen Millionen Hektar Lebensraum für unzählige Tiere und Pflanzen zerstört.
Neben missachteten Land- und Menschenrechten ergänzt ein hoher CO2-Ausstoß die lange Liste der Nachteile von Palmöl. Das Kohlenstoffdioxid, das nämlich normalerweise im humusreichen Urwaldboden gebunden wird, wird durch die Rodung freigesetzt und gelangt so in unsere Atmosphäre. Was du tun kannst? Genau hinsehen! Nimm dir hin und wieder ein bisschen mehr Zeit beim Einkaufen und wirf einen Blick auf die Inhaltsstoffe deiner Produkte. Wenn du im Laden auf keine direkte Alternative stößt, findest du sicherlich im Internet andere Auswahlmöglichkeiten. Und das gilt nicht nur für Lebensmittel. Auch in vielen Kosmetikprodukten ist Palmöl enthalten.
6. Verwende weniger Mikroplastik
In Kosmetik findet sich vor allem auch schädliches Mikroplastik. Die Kunststoffe (auch in flüssiger Form) dienen als Peeling, Bindemittel, Filmbildner und Füllmittel in Duschgelen, Shampoos, Cremes und dekorativer Kosmetik, so der Bund für Umwelt und Naturschutz e.V. Die kleinen Partikel gelangen dann vor allem über das Abwasser ins Meer, da Kläranlagen die Kunststoffe nicht zu 100 Prozent filtern können.
Über den Wasserkreislauf landet das Mikroplastik dann letztlich in unserem Körper. Wir nehmen die kleinen Partikel über belastete Nahrung oder die Luft auf. Die gesundheitlichen Schäden sind zwar noch ungeklärt, aber allein, weil das Plastik biologisch nicht abgebaut werden kann, sind präventive Maßnahmen ein Muss!
Auch Marie achtet bei ihren Kosmetikprodukten auf eine mikroplastikfreie Herstellung. "Ich benutze nur noch Natur-Kosmetik! Es gibt inzwischen einfach alles in toller Bioqualität", verrät sie. Und sie hat Recht! Denn das Bewusstsein in der Gesellschaft wird immer schärfer. Und weil Nachfrage ja bekanntlich das Angebot steuert, kannst auch du deinen Teil zu einer besseren Welt beitragen.
Es kann einfach sein, die Welt grüner zu gestalten. Marie Nasemann sagt: "Es ist Zeit umzudenken. Ich glaube an die Macht des Verbrauchers." Wenn wir alle klein anfangen, groß weitermachen und zwischendurch auch immer wieder nachsichtig mit uns selbst sind, bestätigt sich diese Macht ganz sicher!