Selbstinszenierung Drama-Queen

Drama-Queen
:
Schluss mit der Selbstinszenierung!

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So ein bisschen Dramatik macht das Leben spannender. Wer aber immer gleich an die Decke geht, kann auf Dauer ganz schön nerven. So entkommen Sie der Selbstinszenierung
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Es geht doch nichts über einen herrlich ausufernden Zickenkrieg im Fernsehen. Im Trash-TV freuen wir uns über Gezeter, ausgefahrene Krallen und Haareziehen. Je mehr Gekabbel, desto höher die Einschaltquote. Anders sieht's im wahren Leben aus. Da gehen wir den Drama-Queens lieber aus dem Weg und ersparen uns Streit mit hysterischen Egofrauen. Was aber, wenn Sie selbst zu übertriebenen Zickenallüren neigen und unbemerkt andere in Ihre Seifenoper locken?

Zickig? Ich doch nicht!

Ja, es gibt Menschen, die ihr ödes Leben mit etwas Tragik würzen müssen – wie in einem guten Spielfilm eben. So jemand postet bei Facebook gern zweideutige Nachrichten wie: "Jeder bekommt, was er verdient." So jemand wechselt minütlich den Beziehungsstatus oder stellt irritierende Bilder zur Schau. Die ganze Show soll möglichst viele aufgebrachte Reaktionen hervorrufen. Die Person ist dauergenervt und führt ein Riesentheater auf, wenn sich ein anderer verspätet. Sie selbst hat natürlich jedes Recht, zu spät zu kommen. Jedes halbe Jahr wechselt sie den Job, weil das Arbeitsklima "unmöglich" oder sie selbst einfach "zu gut für den Chaotenverein" ist.

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Waren Sie als Kind Papis kleine Prinzessin? Gut möglich, dass Sie dann auch heute noch Gefolgschaft erwarten


Dieser jemand mit den typischen Drama-Queen-Anwandlungen kommt Ihnen bekannt vor, zumindest in Ansätzen? Dabei würden  Sie sich selbst vermutlich nie als eine Diva bezeichnen. Und das ist auch ganz normal so,  denn in der Regel merken Drama-Queens gar nicht, wenn sie es mit dem Schauspiel mal wieder gehörig übertreiben. Man hat sich über die Jahre in seiner Rolle hübsch eingerichtet, empfindet sein Verhalten ganz und gar nicht als zickig. Ute Zander, Psychologin und Autorin ("Ich schaffe, was ich will!", Herder Verlag, um 10 Euro), vergleicht das mit dem Händeschütteln: "So wie wir das gelernt haben, wird auch extremes Verhalten verinnerlicht."

Ganz  anders sieht es allerdings aus, wenn die Ursache für die Drama-Allüren nicht bloß die Suche nach Spannung im Alltag ist, sondern eine schwerwiegende psychische Ursache hat wie etwa eine bipolare Störung oder ein Borderlinesyndrom. "Auch diese Krankheiten zeigen sich durch extrovertiertes Verhalten in den manischen Phasen", sagt Zander. Die Betroffenen sind dann zum Beispiel sexuell sehr aktiv, im exzessiven Kaufrausch oder machen Dauerparty. Klingt aufregend, verlangt aber definitiv nach professioneller Hilfe. Anders als bei der Drama-Queen steht hier nicht der Wunsch nach Reaktionen anderer im Vordergrund, sondern eine Form der Selbstsabotage.

Drama-Queen Lady Gaga steht stolz zu ihrem Hang zur Zickerei: "I'm born this way." Und damit hat sie vermutlich sogar recht, denn es ist gut möglich, dass sie die Allüren von Mutter, Oma oder Urgroßmutter geerbt hat. Zander erklärt: "Die 5 großen Persönlichkeitsfaktoren sind in den Genen festgelegt und bilden die Basis für unser Verhalten. Einer davon ist die Interaktion mit der Umwelt. Entweder wir sind sehr extrovertiert oder eher zurückhaltend."

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Diven wollen Aufmerksamkeit – um jeden Preis

Die Erziehung zur Diva

Doch auch wenn die genetische Veranlagung die Basis für die Neigung zur Überreaktion ist, wird eine Frau erst durch die Kombination mit Umweltfaktoren zur wahren Diva. Das beginnt meist früh im Leben: "Wer als Kind schon stets die kleine Prinzessin war und so gut durchkam, wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit als Erwachsene ebenso probieren", sagt die Expertin. Auf dem Schulhof sind kleine Drama-Queens meist in Cliquen zu finden und werden von Mitschülern entweder gehasst oder vergöttert. "Die Belohnung ihres Verhaltens wirkt als Verstärker." Wenn man sich in einer Rolle heimisch fühlt und das von der Umgebung, von Freunden und der Familie gebilligt wird, legt man das rollentypische Verhalten so schnell nicht wieder ab. Das Ganze kriegt dann sogar Suchtpotenzial.

Wie andere Süchte auch, kann das Verlangen nach Aufmerksamkeit körperliche und psychische Schäden verursachen. Die theatralischen Anfälle führen dazu, dass der Körper häufig die Stresshormone Adrenalin und Cortisol ausschüttet. Der ständig erhöhte Stresslevel kann Angstzustände, Depressionen, Schlafstörungen und Gewichtszunahme auslösen. Auch das Herz leidet, denn der Blutdruck ist dauerhaft erhöht, die Gefäße verengen, und das Blut verdickt sich. US-Studien der Harvard Medical School zeigten, dass das Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden, bei einem Wutanfall um das 5-Fache ansteigt und sogar fast 2 Stunden nach dem Anfall erhöht bleibt.

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Diven vergraulen häufig ungewollt ihr Umfeld. Das wiederum verursacht ein niedriges Selbstwertgefühl und bestärkt die Allüren aufs Neue

Am Ende leiden alle

Das Umfeld leidet unter dem Drama und im Umkehrschluss auch die Diva selbst. US-Forscher der University of Yale fanden heraus: Wütende Frauen verlieren an Ansehen. Ihre Freunde finden die Überreaktionen auf kleinere Probleme und Krisen irgendwann übertrieben. Wenn die Drama-Queen aus Aufmerksamkeitssucht gern lästert oder Dinge ausplaudert ("Ich sollte das jetzt nicht weitersagen, aber…"), verliert sie weiter an Vertrauen. So vergrault sie ungewollt Menschen, die ihr nahestehen. Und das wiederum verursacht ein niedriges Selbstwertgefühl und bestärkt die Allüren aufs Neue – ein Teufelskreis. Selbst wenn die Drama-Queen spürt, dass sich durch ihr Verhalten Nachteile ergeben, fällt es ihr schwer, ihr Krönchen abzusetzen.

Um aus der Dramaspirale zu entkommen, müssen Sie sich zunächst einmal bewusst machen, dass Sie süchtig nach Aufmerksamkeit sind. Erst dann lohnt es sich, bei den folgenden Verhaltensänderungen anzusetzen: Programmieren Sie Ihr Hirn neu. Legen Sie den Schalter von "Akteur" auf "Beobachter" um. Wenn Sie beispielsweise von der Trennung einer Freundin hören, widerstehen Sie dem Drang, tief in das Schlamassel einzutauchen, darin herumzurühren und schmutzige Details weiterzuverbreiten. Versichern Sie der Freundin stattdessen, dass Sie ihr zuhören und dass Sie in dieser schwierigen Situation für sie da sind. Und tun Sie das dann auch.

Schalten Sie runter

Moderater Ausdauersport wie Laufen oder Radfahren tut Drama-Queens gut. Dabei kann sich der Stresslevel wieder regulieren. Expertin Zander empfiehlt, bewusst ohne Musik zu joggen: "Dann hören Sie auch mal die leisen Töne in sich. Kein Orchester klingt stimmig, wenn man nur die Pauken hören kann." Bündeln Sie Energie. Statt sich immer in Exzessen zu zelebrieren und sich so krampfhaft Gehör zu verschaffen, probieren Sie mal positivere Wege aus, etwa Sprachen lernen oder Meditieren. Das fordert Ihre ganze Aufmerksamkeit, und Sie spüren, was Sie mit Ruhe alles leisten können.

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Wer divenhaftes Verhalten abschalten will, sollte sich erst einmal darüber bewusst werden, dass er süchtig nach Aufmerksamkeit ist

Nicht gleich flüchten!

So gern man die Freundin hat: Wenn sie wieder mal ihr Riesentheater veranstaltet, will man nur noch abhauen. Damit die Freundschaft durch das ständige Drama nicht in die Brüche geht, sollten Sie es auf anderem Weg versuchen. "Geben Sie ihr eine ehrliche Rückmeldung", rät Psychologin Zander. Wenn die Drama-Queen eine ruhige Minute hat, können Sie zum Beispiel sagen: "Manchmal fühle ich mich durch deine Art zurückgesetzt. Deine sanfte und unkomplizierte Seite mag ich echt lieber als die flippige Fassade." Geht Ihre Freundin darauf positiv ein und erkennt ihr Problem, können Sie sie sogar ermutigen, mit ihr zu einem Psychologen zu gehen.

Setzen Sie Grenzen!

Ihr Mitgefühl sollte jedoch nicht unendlich sein. Denn wenn Sie sich immer wieder das Drama der anderen anhören, kann Sie das letztlich selbst gestresst, erschöpft und wütend werden lassen. Die Lösung: Eine Drama-Queen braucht Publikum, entziehen Sie sich ihr! Wenn die Freundin mit dem Hang zur Theatralik Sie also oft nur anruft, um ihre Probleme durchzukauen, sagen Sie: "Ich höre dir zu, aber ich habe heute nur maximal 10 Minuten Zeit."

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