Wie aussagekräftig ist der BMI wirklich?

Body Mass Index veraltet
:
4 Gründe, warum du deinem BMI nicht trauen solltest

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Der BMI galt lange als Maßstab für gesundes Gewicht. Da er aber weder Muskelmasse noch Fettverteilung berücksichtigt, gilt er mittlerweile als veraltet. Wir stellen dir smartere Alternativen vor
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Der Body-Mass-Index (BMI), eine einfache Berechnungsformel aus Gewicht in Kilogramm geteilt durch die Größe in Metern zum Quadrat, galt lange als das Nonplusultra, um das eigene Gewicht zu bewerten und die Frage zu beantworten, ob du "zu dick" bist. Viele haben den BMI schon einmal berechnet, um zu sehen, ob sie innerhalb der "gesunden Norm" liegen. Doch ist der BMI heute wirklich noch ein verlässlicher Indikator? Mehr und mehr zeigt sich: Nein, der BMI ist nicht mehr zeitgemäß.

Hier erklären wir, warum – und zeigen dir sinnvollere Alternativen, die wesentlich aussagekräftiger sind.

Warum der BMI veraltet ist

Der BMI nutzt das Verhältnis von Körpergewicht und Körpergröße, um eine Aussage darüber zu treffen, wie "gesund" das eigene Gewicht ist. Er wurde ursprünglich von dem Mathematiker Adolphe Quetelet im Jahr 1840 entwickelt. Der beobachtete in einer wissenschaftlichen Untersuchung, dass sich das Gewicht durchschnittlich proportional im Quadrat zur Körpergröße verhielt. Der Physiologie Ancel Keys war 1972 dann der Meinung, dass sich diese Rechnung gut zum Schätzen des Körperfettanteils eignen würde.

Mittlerweile weiß man aber, dass ein höheres Gewicht nicht unbedingt zu viel Fett bedeutet – auch wenn es immer noch ein Fakt ist, dass Übergewicht ungesund und laut WHO ein maßgeblicher Risikofaktor für Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ 2 ist.

Gewicht ist aber eben nicht alles. Und obwohl der BMI mittlerweile als veraltet gilt, wurde der nicht angepasst oder überarbeitet.

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5 Gründe, warum der BMI veraltet ist

Falls du immer noch den BMI berechnest, um zu checken, wie es um dein aktuelles Gewicht und deinen Gesundheitszustand steht, müssen wir dich enttäuschen: Mit dieser Zahl kommst du nämlich nicht weit. Aus diesen Gründen solltest du dich nicht (mehr) auf den BMI verlassen:

1. Der BMI macht keine Aussage über die Fettmasse

Zu viel Fett ist schädlich. Vor allem das sogenannte viszerale, also das tief liegende Bauchfett, wovon laut Deutscher Adipositas Gesellschaft jede:r dritte Deutsche betroffen ist. Der BMI unterscheidet jedoch nicht zwischen Fettmasse und Muskelmasse, sondern betrachtet nur das Gewicht in Relation zur Körpergröße. Damit ist es "nur" ein Schätzwert und für gesundheitliche Bewertung definitiv nicht aussagekräftig, was auch mit dem nächsten Punkt zusammenhängt.

2. Der BMI ignoriert die Verteilung von Fett und Muskelmasse

Muskeln sind dichter und schwerer als Fett, doch der BMI berücksichtigt dies nicht. Dadurch können muskulöse Menschen fälschlicherweise als übergewichtig eingestuft werden, obwohl sie eigentlich in einer hervorragenden körperlichen Verfassung sind. Dieser veraltete Ansatz führt oft zu Missverständnissen über den Gesundheitszustand.

3. Der BMI vernachlässigt die Fettverteilung im Körper

Nicht jede Art von Fett ist gleich gefährlich. Während subkutanes Fett an Hüfte, Oberschenkeln und Po keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit hat, gilt viszerales Bauchfett (also das Fett, das sich um Organe des Bauchraums anlagert) als Risikofaktor für zahlreiche Erkrankungen. Davor warnt sogar das Bundeszentrum für Ernährung. Der BMI ignoriert diese Unterschiede völlig und ist daher ein überholtes Maß.

4. Der BMI lässt Alter und Geschlecht außer Acht

Die Körperzusammensetzung variiert stark zwischen Männern und Frauen sowie in verschiedenen Altersgruppen. Dennoch berücksichtigt der BMI weder das Geschlecht noch das Alter, was seine Aussagekraft weiter einschränkt und ihn als veralteten Indikator erscheinen lässt.

5. Der BMI bezieht die körperliche Fitness und Aktivität nicht mit ein

Gesundheit ist mehr als nur das Körpergewicht. Körperliche Fitness und Aktivität spielen eine entscheidende Rolle, werden aber vom BMI nicht erfasst. Studien zeigen, dass eine trainierte Person mit einem höheren Gewicht fitter sein kann als eine untrainierte Person mit einem niedrigeren Gewicht. Der BMI ist daher als Maßzahl für die Bewertung der Gesundheit längst überholt.

Welche Alternativen gibt es zum BMI?

Angesichts der Tatsache, dass der BMI veraltet ist, gibt es mittlerweile verschiedene Alternativen, die eine präzisere Einschätzung des Gesundheitszustands ermöglichen. Diese Methoden fokussieren sich stärker auf das gefährliche viszerale Bauchfett, das als wichtiger Indikator für gesundheitliche Risiken gilt.

1. Messung des Bauchumfangs

Die wohl simpelste Methode kann jeder mit Maßband zu Hause durchführen: Gemessen wird der Bauchumfang auf Nabelhöhe. Von einem gesteigerten Risiko geht man bei einem Umfang von 82 cm bei Frauen und 94 cm bei Männern aus. Auch von Ärzten wird die Messung des Bauchumfangs als sinnvoll erachtet, um Rückschlüsse auf gesundheitliche Risikofaktoren zu ziehen. Aber natürlich geht es noch genauer.

2. Taille-Hüft-Quotient

Die sogenannte Waist-to-hip-ratio (WHR) misst das Verhältnis von Taille zu Hüfte und gibt so Aufschluss über die Fettverteilung, insbesondere im Bauchbereich. Ziel ist es, statt wie beim BMI "nur" Körpergewicht und -größe zur Bewertung eines potenziellen Gesundheitsrisikos anzuschauen, den eigentlichen Risikofaktor – nämlich das (viszerale) Bauchfett in den Fokus zu stellen. Eine höhere WHR deutet auf ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin.

Berechnet wird der Taille-Hüft-Quotient mit dieser Formel: WHR = Umfang der Taille in cm / Umfang der Hüfte.

© Lee Charlie

Das viszerale Bauchfett ist Risikofaktor Nummer 1 für kardiovaskuläre Erkrankungen 

3. Body Shape Index (BSI/ABSI)

Der Body Shape Index ist eine Weiterentwicklung des BMI und berücksichtigt den Taillenumfang, um das Risiko durch viszerales Fett besser abzuschätzen.

Berechnet wird er mit dieser Formel: Taillenumfang in Meter / (BMI2/3 * √ Größe in Meter)

Zahlen zwischen -0,1 und 0,1 gelten als normal, alles über 1 als stark erhöht, alles unter -1 stark erniedrigt.

4. Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA)

Die BIA misst die Körperzusammensetzung durch den elektrischen Widerstand des Körpers und liefert genauere Daten über Fett- und Muskelmasse. Da verschiedene Körperstrukturen unterschiedliche Widerstände aufweisen, lassen sich Aussagen über Fett- und Muskelmasse genauso wie über die Magermasse, intrazelluläre Flüssigkeiten also Gewebe und Zellen sowie extrazelluläre Flüssigkeiten also Blut und Lymphe machen.

Du siehst schon, kein Vergleich zu den vagen Zahlen des BMI. Mit dieser Technik funktionieren übrigens Körperfettwaagen, die du dir ins Bad stellen und so regelmäßig mehr als "nur" dein Gewicht messen kannst.

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5. Caliper Hautfaltenmessung

Bei dieser Methode wird die Dicke von Hautfalten gemessen, um die Fettverteilung präzise zu bestimmen. Mittels einer Körperfettzange, der sogenannten Caliper, wird an 13 speziellen Hautfalten nachgemessen. Daraus ergibt sich ein individuelles Bild der Verteilung des Fettgewebes, woraus sich ziemlich genaue Aussagen über das Risikopotential treffen lassen. Diese Messung sollte jedoch von Experten durchgeführt werden.

Fazit: Der BMI war gestern

Der BMI hat in der Vergangenheit eine wichtige Rolle gespielt, um das Bewusstsein für Gewicht und Gesundheit zu schärfen. Doch heute wissen wir mehr und erkennen, dass der BMI veraltet ist. Statt auf veraltete Methoden zurückzugreifen, sollten wir moderne Ansätze nutzen, die eine ganzheitlichere und genauere Einschätzung unserer Gesundheit ermöglichen. Letztlich ist ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung und ausgewogener Ernährung wichtiger als jede einzelne Zahl oder Formel.

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Erwähnte Quellen:

WHO (2022). Adipositas verursacht Krebs und ist eine wesentliche Determinante von Behinderung und Tod, warnt neuer Bericht der WHO [Link] Zuletzt abgerufen am 13.07.2024

Deutsche Adipositas Gesellschaft (2022). Jeder Dritte Erwachsene betroffen: Warum Bauchfett so gefährlich ist [Link] zuletzt abgerufen am 13.07.2024

Krüger, M., Dr. Müller, C. (2023). Bauchumfang entscheidend für das gesundheitliche Risiko. Bundeszentrum für Ernährung [Link] zuletzt abgerufen am 13.07.2024

Gaesser, G. A., & Angadi, S. S. (2021). Obesity treatment: Weight loss versus increasing fitness and physical activity for reducing health risks. iScience, 24(10), 102995

Müller, T (2006) Der Bauchumfang sagt mehr aus über das kardiovaskuläre Risiko als der Body-Mass-Index. In Ärzte Zeitung. [Link]Zuletzt abgerufen am 13.07.2024

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