Ob gegen Mundgeruch, zur Vorbeugung von Karies und Zahnfleischentzündungen und neuerdings auch zur Reduktion von Coronaviren – Mundspüllungen gelten als wahre Alleskönner in Sachen Mund- und Zahnhygiene.
Aber nicht alle Mundspülungen bieten das gleiche. Was sie wirklich können, und worauf du achten musst, damit du das für dich richtige Produkt findest, erklären wir dir hier.
Wofür brauche ich eine Mundspülung, was bringt sie?
"Mundspülungen können die tägliche Mundhygiene unterstützen", erklärt Dentalhygienikerin Sylvia Fresmann, 1. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygieniker*innen. Die Spülungen helfen gegen Mundgeruch, Zahnfleischentzündungen (Givingitis) sowie bei der Behandlung von Parodontitis. Sie reduzieren Bakterien und tragen so zur Zahngesundheit bei.
Vor allem, wenn es dir technisch nicht gelingt, mit Zahnbürste und Zwischenraumbürste die Zähne optimal zu säubern, du immer mal wieder Entzündungen im Mund hast oder eine Klammer trägst, ist eine Mundspülung als Ergänzung optimal.
Wer unter starkem Mundgeruch leidet, sollte darauf achten, dass die Mundspülung Zinkacetat und Chlorhexidin enthält. "Mundgeruch entsteht durch Schwefelverbindungen, die dadurch neutralisiert werden können", erklärt Fresmann.
Können Mundspülungen die Zähne aufhellen?
Einige Produkte enthalten aktiven Sauerstoff, doch dass dadurch die Zähne wirklich heller werden, bezweifelt Dentalexpertin Fresmann: "Der Sauerstoff reguliert und kontrolliert schädliche Bakterien, in dieser Funktion ist er in einigen Spülungen enthalten. Aber in der Konzentration, in der er in Mundspülungen vorkommt, wird er die Zähne kaum aufhellen können. Das schafft man nur mechanisch durch Putzen oder beim Bleaching in einer Zahnarzt-Praxis." Wer es dennoch ausprobieren will: Mundspülungen für weißere Zähne sind z.B. CB12 white oder Gum White.
Können Mundspülungen das Zähneputzen ersetzen?
Die Antwort lautet eindeutig nein. Die mechanische Reinigung mit einer Bürste ist einfach unabdingbar für eine gute Zahnpflege und -hygiene. "Ein Ersatz für Zahnbürste und Zwischenraumbürste ist eine Spülung nicht, sondern nur eine sehr gute Ergänzung", betont die Dentalhygienikerin.
Welche Mundspüllösungen gibt es?
Man unterscheidet zwischen Spülungen für die tägliche Anwendung und temporär therapeutischen bzw. medizinischen Produkten.
Mundspülungen für den täglichen Gebrauch
Davon gibt es viele, sie unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung und im Geschmack. "Inzwischen gibt es zahlreiche Studien, die belegen, dass sie unterstützend auf die Heilung von Zahnfleischproblemen wirken", erklärt Fresmann. Sie können und sollten zweimal täglich, morgens und abends nach dem Zähneputzen angewandt werden.
Gängige, von der Stiftung Warentest untersuchte und als sehr gut bis befriedigend empfundene Mundspüllösungen sind zum Beispiel:
- CB12 speziell für einen frischen Atem
- Meridol schützt besonders gut bei Zahnfleischproblemen
- Elmex sensitive für schmerzempfindliche Zähne
- Gum Paroex speziell gegen Zahnbeläge
Therapeutisch-medizinisch eingesetzte Mundspülungen
Die empfiehlt dir dein/e Zahnarzt oder -ärztin z.B. nach einer Zahnextraktion, dem Einsetzen eines Implantats oder bei einer akuten Zahnfleischentzündung. Sie werden in der Regel nur 10 bis 14 Tage lang benutzt.
"Therapeutische Mundspülungen sind höher dosiert und enthalten oft Chlorhexidin, dadurch können Nebenwirkung wie Verfärbungen an den Zähnen oder auf der Zunge auftreten", so Fresmann, "Aber auch das Mikrobiom in der Mundhöhle, also die ‚guten‘ Bakterien und Mikroorganismen, kann durcheinandergebracht werden." Chlorhexamed Forte ist ein Beispiel für die hochwirksamen, aber nur temporär empfohlenen Mundspülungen.
Wie werde ich Zahnverfärbungen durch Mundspülungen wieder los?
Keine Sorge. "Bei der professionellen Zahnreinigung, die man ja ohnehin mindestens halbjährlich machen lassen sollte, können Zahnverfärbungen wegpoliert werden", erklärt Fresmann.
Übrigens: Seit Juli 2021 übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Parodontitis-Therapie einschließlich der unterstützenden Parodontaltherapie für 2 Jahre. Wenn die Krankenkasse die Behandlung nicht übernimmt, musst du mit etwa 100 Euro Kosten rechnen, eine Investition, die sich in Hinblick auch auf deine Zahngesundheit auf jeden Fall lohnt.
Können Mundspülungen vor Corona-Viren schützen?
"Klinische Studien haben bewiesen, dass einige Mundspülungen nicht nur der Zahngesundheit dienen, sondern auch die Virenlast im Mund- und Rachenraum reduzieren können", sagt Fresmann. Inhaltsstoffe wie z.B. das Antispetikum Cetylpyridiniumchlorid (CPC) in Verbindung mit Chlorhexidin können die die Anzahl der Viren und somit auch Coronaviren im Mund und Rachen beträchtlich verringern und so die Infektiosität von Sars-CoV-2 reduzieren.
Je weniger Sars-CoV-2-Viren du in Mund und Rachen hast, desto weniger gelangen auch in deinen Körper, ein schwerer Krankheitsverlauf ist dadurch weniger wahrscheinlich. Auch kannst du mit einer geringeren Virenlast nur weniger Viren über die Aerosole beim Sprechen weitergeben, bist also weniger ansteckend.
Welche Mundspülungen wirken gegen Coronaviren?
Die erwähnten CPC-haltigen Mundspülungen findest du in der Apotheke, zum Beispiel CPC protect von Vitis. Eine im Journal of Infectious Diseases veröffentlichte Studie nennt nach Laboruntersuchungen namentlich die Mundspülungen Dequonal und Listerine Cool Mint als hilfreich im Kampf gegen die Vermehrung und das Weitergeben von Sars-CoV-2-Viren.
Die Mund- und Rachenspülung von Linola konnte in eigenen Studien nachweisen, dass sie mit Hilfe von Tensiden und anorganischen Phosphaten bis zu 90 % Prozent der Corona-Viren durch Spülen und Gurgeln deaktivieren.
Wichtig: Auch wenn du regelmäßig mit Mundspülungen (mit zurückgelegtem Kopf!) gurgelst und den Mund spülst, kann es dich niemals 100 Prozent vor einer Ansteckung oder Weitergabe von Viren schützen. Du kannst damit deine vorbeugenden Maßnahmen gegen das Corona-Virus erweitern, aber es kann eine Maske, Distanzhalten und Handhygiene nicht ersetzen.
Worin unterscheiden sich Mundspülungen mit und ohne Alkohol?
Alkohol in Mundspülungen hat eine sehr gut desinfizierende Wirkung. Auch brauchen manche ätherischen Öle in Spülungen den Alkohol, um gelöst werden zu können. "Für Menschen, die unter Mundtrockenheit oder Zungenbrennen leiden, ist die Anwendung jedoch kontraproduktiv", sagt Fresmann. Auch sollten Kinder und trockene Alkoholiker:innen auf alkoholhaltige Mundspülungen verzichten.
Wie wende ich Mundspülungen richtig an?
Am besten, und wenn nicht anders auf der Verpackung angegeben, spülst du 2-mal täglich morgens und abends, jeweils nach dem Zähneputzen. Gurgel und spüle etwa 30 bis 60 Sekunden lang, rät die Expertin.
Gibt es Nachteile oder Gefahren, wenn man Mundspülungen benutzt?
Nein, sagt Fresmann: "Grundsätzlich werden alle für den täglichen Gebrauch zugelassenen Mundspülungen nach den Regeln der Kosmetikverordnung von den Behörden getestet und sind sicher." Einzig zu Verfärbungen der Zähne und Zunge kann es, wie oben beschrieben, in Einzelfällen und bei längerer Anwendung von therapeutischen Produkten kommen.
Achtsam solltest du sein, wenn du eine Zahnfleischentzündung oder -blutungen hast und sie selbst mit Hilfe von medizinischen Mundspülungen kurieren willst. "Durch die Mundspülung können die Symptome überdeckt werden, was einen in falscher Sicherheit wiegen kann, während die Krankheit weiter fortschreitet." Bei Entzündungen und Blutungen solltest du besser immer zahnärztlichen Rat suchen und die betreffone Stelle im Mund tiefergehend reinigen lassen.
Ist Ölziehen eine Alternative zu Mundspüllösungen?
Ja, Öle regelmäßig im Mund zu "kauen" und durch die Zähne zu ziehen, kann ebenfalls effektiv zur Zahnpflege beitragen und ist eine ebenbürtige Alternative zu Mundspülungen. Fresmann: "Vor allem Menschen, die zu Mundtrockenheit und Zungenbrennen neigen, werden Öl bevorzugen, da es die Schleimhäute besonders gut benetzt."
Wer unter freiliegenden Zahnhälsen leidet, profitiert doppelt vom Ölziehen, denn das Öl lagert sich an den freiliegenden Stellen an und gibt ihnen dadurch Schutz. Du kannst ein spezielles Öl fürs Ölziehen benutzen, aber auch zum Beispiel das Kokosöl, das du auch zum Kochen verwendest.
Von Mundspülungen profitieren nicht nur deine Zahngesundheit und dein Sozialeben (Mundgeruch!), du senkst auch dein Infektionsrisiko durch Viren. Zahlreiche Studien belegen zudem, dass ein schlechter Zustand deines Zahnfleisches dein Schlaganfall- und andere gesundheitliche Risiken ansteigen lässt. Es lohnt sich also, sich um seine Zahnhygiene zu kümmern. Mundspülungen helfen dabei.
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