Wer nicht gut schläft, ist am nächsten Tag oft niedergeschlagen und weniger leistungsfähig. Wer häufig schlecht schläft, also weniger als die von Schlafwissenschaftlern empfohlenen 7,5 Stunden oder mit häufigen Unterbrechungen, kann seiner Gesundheit ernsthaften Schaden zufügen.
Da immer mehr Deutsche nach eigener Aussage schlecht schlafen, so aktuelle Statista-Daten, boomen Produkte, die zu einem besseren Schlaf verhelfen sollen und es laut Studie auch tun. Zu den am meisten nachgefragten Schlaf-Hilfen gehören Ohrenstöpsel, die nächtliche Störgeräusche minimieren oder ganz ausblenden.
Die Range ist groß, sowohl in Bezug auf das Material als auch den Grad der Geräusch-Dämmung. Worauf du beim Schlafen mit Ohrstöpseln achten solltest, und welche gesundheitlichen Risiken sie bergen, liest du hier.
Was muss man beim Schlafen mit Ohrstöpseln beachten?
Wer Ohrenstöpsel benutzt, die man in den Gehörgang schiebt, muss sich bewusst sein, dass dadurch Ohrenschmalz in den Gehörgang zurückgeschoben wird, das eigentlich nach außen transportiert werden soll. Das ist bei fast allen gängigen Modellen der Fall, egal ob die Stöpsel aus Wachs (z.B. der Klassiker von Ohropax), aus Schaumstoff (z.B. von Huffbio) oder Silikon (z.B. von Pluggerz) bestehen.
Ohrenschmalz befeuchtet die Haut im Gehörgang, sein Fett sorgt dafür, dass abgestorbene Hautschüppchen und Schmutzpartikel aus dem Ohr hinausgleiten. "Schiebt man Ohrenschmalz zurück, kann es zu Entzündungen, Verstopfungen und schmerzhaften Reizungen des Gehörganges kommen", erklärt Dr. Bernhard Junge-Hülsing, Landesvorsitzender des Berufsverbandes HNO in Bayern, "Durch ein häufiges Rein- und wieder Herausschieben eines Stöpsels können zudem an der Oberfläche des Gehörganges kleine Verletzungen entstehen, in die sich Bakterien oder Pilze einnisten können." Deshalb ist es für ständige Ohrstöpsel-Nutzer*innen wichtig, regelmäßig in einer HNO-Praxis die Ohren reinigen zu lassen, um Gehörgangentzündungen vorzubeugen bzw. frühzeitig zu erkennen.
"Hat man das Gefühl, dass ein Ohr verstopft ist, sollte man zügig professionell Ohrenschmalz entfernen lassen", rät Dr. Bernhard Junge-Hülsig, "Grundsätzlich sollte man auch einmal vor der Badesaison die Gehörgänge in einer HNO-Praxis anschauen lassen."
Essenziell ist auch die Hygiene. Bei Schaumstoff- und Wachsmodellen, die man nicht reinigen kann, bedeutet das, dass du sie häufig austauschen musst. Am besten, du benutzt Einmal-Stöpsel (z.B. von Wowtech). Lärmdämpfer aus Silikon (z.B. von Pluggerz) können gereinigt werden, oft ganz einfach mit Seife, und das solltest du nach Pflegeanleitung auch regelmäßig tun. Generell solltest du dir die Hände waschen, bevor du sie einsetzt.
Regelmäßiger Ausdauersport hilft dir, besser ein- und durchzuschlafen. Beginne am besten sofort, unser Plan zeigt dir, wie du richtig startest:
Können Ohrstöpsel Kopfschmerzen verursachen?
Diese Fragen wird häufig gestellt, doch dass sie es tatsächlich tun, hält der Starnberger HNO-Arzt für eher unwahrscheinlich, wenn auch für möglich: "Das Ohr ist nervlich über den 2. und 3. Halsnerv sowie den 5. und 12. Hirnnerv mit dem Kopf verbunden, dadurch wären Irritationen möglich, ist mir aber aus meiner Praxis nicht bekannt."
Welches ist der beste Ohrstöpsel zum Schlafen?
"Am besten wäre es, man benutzt gar keine Ohrstöpsel zum Schlafen", sagt Dr. Junge-Hülsing, "Denn das Ohr ist ein Warnorgan, das man nicht wirklich ausschalten kann. Schneiden wir unser Gehör von Umgebungsgeräuschen ab, wird es seine Sinne hochfahren, wodurch der körpereigene Stresspegel steigt – mit der Folge, dass wir letztendlich schlechter schlafen. Auch verstärkt Ruhe Tinnitus-Geräusche, die ebenfalls gutem Schlaf nicht zuträglich sind."
Und so viel Ruhe, wie sie die meisten Ohrstöpsel bewirken können, ist auch gar nicht nötig. "Die Deutschen sind Lärmneurotiker", sagt Dr. Junge-Hülsing, "Auf internationalen Kongressen erlebe ich immer wieder, dass das Stille-Bedürfnis beim Schlafen in anderen Ländern wie zum Beispiel Spanien oder den USA weit weniger ausgeprägtes ist – und deren Bürger deshalb nicht weniger gut oder schlecht schlafen."
Bekannte Geräusche, wie sie in der vertrauten Schlafumgebung auftreten, sei es das Ticken des Weckers oder das Vorbeifahren eines Autos auf der Straße vor dem Schlafzimmerfenster, können unserem Schlaf eigentlich nichts anhaben – wenn wir entspannt damit umgehen und sie nicht als Feind betrachten, so der HNO-Spezialist und rät: "Wenn einen das Schnarchen des Partners stört, sollte man lieber die Ursachen des Schnarchens herausfinden und beheben."
Wenn man doch mal mit Ohrstöpseln schlafen will, rät Dr. Junge-Hülsing davon ab, Modelle aus Wachs zu benutzen, da sie sich oft nicht mehr vollständig aus dem Ohr entfernen lassen. "Etwa ein- bis zweimal pro Monat habe ich Patienten in der Praxis, denen ich Wachsreste aus dem Ohr entfernen muss."
Kann man irgendwann nicht mehr ohne Ohrstöpsel schlafen?
Ja, es kann passieren, dass man sich das Schlafen mit Ohrstöpseln so angewöhnt, dass man meint, ohne sie nicht mehr schlafen zu können. "Man kann es mit Nasenspray vergleichen", sagt Dr. Junge-Hülsig, "Mit der Zeit braucht man es immer häufiger, und in immer höheren Dosen, das heißt auf Ohrstöpsel übertragen, eine immer stärker dämmende Lärmunterdrückung."
Doch täglich mit Ohrenstöpseln zu schlafen, kann auf Dauer ungesund sein und die Gehörgänge zu sehr reizen. Besser, du gewöhnst dich nicht zu sehr daran, und benutzt sie nur in sinnvollen Ausnahmefällen wie auf Reisen (z.B. kombiniert mit Druckausgleich-Funktion für Flugreisen von Naiicute) oder zur Geräuschreduktion im sehr lauter Umgebung (z.B. Alpine PartyPlugs) oder bei wichtigen Gesprächen in lauter Umgebung (z.B. von Loop für einen klareren Klang bei Gesprächen). Gehörgang-freundlicher sind natürlich Noise Cancelling Over-ear Kopfhörer (z.B. von soundcore).
Zur Entwöhnung solltest du zum Schlafen schrittweise weniger dämmende Ohrenstöpsel benutzen (gibt es z.B. von Loop) und immer häufiger ganz darauf verzichten. Oder probiere einmal Ohrstöpsel aus, die nur bestimmte Frequenzen dämmen, z.B. Alpine Sleepsoft Ohrstöpsel, die vor allem Schnarchgeräusche ausschalten.
Ohrstöpsel zur Geräuschreduktion machen tagsüber oft mehr Sinn, denn bei Lärm schützen sie das Gehör. Nachts sind Ohrstöpsel gar nicht so nötig wie viele meinen. Ihr häufiger Einsatz kann abhängig machen, und, vor allem bei mangelnder Hygiene, Entzündungen im Gehörgang auslösen. Besser, du setzt sie nur gezielt in Ausnahmesituationen, etwa auf Reisen, ein.
Erwähnte Quellen:
Charumathi Sabanayagam et al.: Sleep duration and cardiovascular disease: results from the National Health Interview Survey, 2010, in: National Library of Medicine; doi 10.1093/sleep/33.8.1037
Rene Bocksch: 43% der Deutschen haben Schlafprobleme, in: Statista, 2023
Yazdannik, A. R., Zareie, A., Hasanpour, M., et al. (2014). The effect of earplugs and eye mask on patients’ perceived sleep quality in intensive care unit. National Library of Medicine. (LINK)
Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen Women's Health eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.