Das sollten Sie über Piercings wissen

Schmerzhaft schön
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Das sollten Sie wissen, bevor Sie sich ein Piercing stechen lassen

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Beim ersten Piercing kann so einiges schiefgehen. Wir beantworten alle Fragen, die Sie sich vor Ihrem Termin beim Piercer stellen sollten
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In diesem Artikel:

In den 70er Jahren wollten die Punks mit Metallschmuck im Gesicht schockieren. Heute durchsticht man sich die Haut, weil man es schön findet. Bauchnabel, Zunge, Lippe, Nase, Ohr oder Augenbraue – Sie können sich fast jedes Körperteil mit Piercing-Schmuck verschönern. Bevor man den Schritt aber wagt, sollte man sich zu 100 Prozent sicher sein, an welcher Stelle man das Schmuckstück tragen möchte. Und nicht nur das. Je nach Körperteil sind die Risiken und vor allem auch die Schmerzen während des Piercens unterschiedlich. Wir haben die wichtigsten Fakten zum Thema Piercing zusammengestellt, die Sie wissen sollten, bevor Sie sich ein Piercing stechen lassen.

Mit welchen Risiken und Folgen muss ich beim Piercen rechnen?

Das Wort "to pierce" kommt aus dem Englischen und bedeutet auf Deutsch "durchbohren" beziehungsweise "durchstechen". Wenn die Haut durchbohrt wird, um Platz für ein Piercing-Schmuckstück zu schaffen, entsteht eine Verletzung. "Das Piercen ist gleichbedeutend mit einer Körperverletzung. Es entsteht eine Wunde, die sich trotz hygienischer Vorgehensweise infizieren kann", sagt Dr. med. Andreas Asch, Facharzt für Allgemeinmedizin, der seit Jahren professionell Piercings in seiner Stuttgarter Praxis sticht.

Die häufigste Komplikation beim Piercen ist eine Entzündung der Wunde. Ist die durchstochene Stelle erst einmal entzündet, besteht das Risiko, dass Viren, Bakterien oder Pilze in den Körper eindringen. "Außerdem kann es zur Verletzung tieferliegender Strukturen kommen. Das heißt, dass Blutgefäße verletzt werden können und sich besipielsweise Blutergüsse bilden. Es ist aber auch möglich, dass ein nerv getroffen wird und das sogar eine Lähmung zur Folge haben kann", warnt Asch.

Ein weiteres Risiko besteht darin, dass der Körper allergisch auf den Piercing-Schmuck reagieren kann. Eine allergische Reaktion bewirkt, dass die Haut rot wird, juckt und sich Bläschen bilden. Schuld dafür ist häufig ein Inhaltsstoff namens Nickel. Oft verwenden Piercer Schmuck aus Titan. Das leichte und feste Metall Titan ist absolut nickelfrei.Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie an einer Nickelallergie leiden oder das Risiko gar nicht erst eingehen wollen, fragen Sie Ihren Piercer, ob er nickelfreien Schmuck hat, den er Ihnen einsetzten kann. Sollten Sie eine allergische Reaktion entdecken, nehmen Sie das Piercing umgehend heraus.

Eine mögliche Spätfolge eines Piercings sind Narben, die sichtbar werden, wenn sie sich dazu entscheiden, Ihren Piercing-Schmuck eines Tages herauszunehmen. Asch: "Die Narbenbilder nach dem Entfernen eines Piercings sind umso kleiner, je unkomplizierter das Stechen und die Einheilung verliefen. Manchmal sieht man die Narben kaum, manchmal deutlicher, zum Beispiel an den Augenbrauen."

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Bevor Sie sich ein Piercings stechen lassen, sollten Sie sich möglicher Risiken bewusst sein

Wie pflege ich mein Piercing nach dem Stechen?

Ob es nach Ihrem Termin beim Piercer letztlich zu gesundheitlichen Problemen kommt, hängt von mehreren Faktoren ab. Vor allem davon, wie gut Sie die Wunde Ihres Piercings pflegen und reinigen. Achten Sie auf die Empfehlungen Ihres Piercers nach dem Piercen, was Sie in den folgenden Tagen machen und nicht machen dürfen, und wie die richtige Pflege Ihres Piercings aussieht. Im Idealfall bekommen Sie ein Informationsblatt zur richtigen Pflege der Wunde und des Piercing-Schmucks mit nach Hause.

Der Heilungsprozess des Piercings hängt stark von der jeweiligen Stelle ab, an der es gestochen wurde. Auch verläuft die Heilung bei jedem Menschen individuell schneller oder langsamer, reibungslos oder schmerzhaft. Mit der richtigen Reinigung und Pflege Ihres Piercing und der Wunde kann man jedoch viele Komplikationen vermeiden. Folgendes sollte Sie beachten:

  • Berühren Sie Ihr frisch gestochenes Piercing nicht mit ungewaschenen Händen.
  • Fremde Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Schweiß sollten ebenfalls nicht mit dem Piercing in Berührung kommen.
  • Versuchen Sie weder Druck noch Reibung auf das Piercing auszuüben, zum Beispiel durch Kleidung.
  • Für die Reinigung Ihres Piercings sollten Sie nur ph-neutrale Pflegeprodukte benutzten.

Je konsequenter Sie mit der Pflege Ihres Schmucks sind, desto reibungsloser und schneller verläuft auch der Heilungsprozess. "Die Haut sollten Sie 2-mal täglich desinfizieren, zum Beispiel mit Octenisept", rät Asch. Sollte das Piercing jucken oder die Haut Rötungen auftreten, nehmen Sie das Piercing heraus, waschen es unter lauwarmen Wasser und entfernen Blutkrusten. Bevor Sie die Wunde beziehungsweise das Piercing anfassen, sollten Sie auf jeden Fall Ihre Hände desinfizieren, zum Beispiel mit Sterilium.

Bei oralen Piercings, also im Mund gestochenen Piercings, sollten Sie eine Woche auf das Rauchen verzichten und andere orale Kontakte vermeiden. Ja, das heißt auch, dass Sie das Küssen für eine Woche einstellen. "Bei Zungen-Piercings sollten Sie auf jeden Fall eine Mundspülung anwenden und Ihre Zunge mit einer weichen Bürste reinigen", rät Asch.

Woran erkenne ich, ob ein Piercer gut ist?

Mindestens genauso wichtig wie die Piercing-Pflege ist die Sauberkeit des Studios, in dem Sie Ihr Piercing stechen lassen. Denn bereits dort kann es zu einer Infektion kommen. Bevor Sie sich für ein Piercing-Studio entscheiden, sollten Sie mehrere vergleichen und im Freundeskreis nachfragen, ob jemand einen guten und erfahrenen Piercer empfehlen kann.

"Einen gewissen Eindruck kann man bereits durch das optische Erscheinungsbild des Piercing-Studios und des Piercers gewinnen. Man erkennt, ob es ordentlich oder eher schmuddelig aussieht. Aber Vorsicht: Das kann auf den ersten Blick auch täuschen", sagt Asch, „Die Erfahrung eines Piercers spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Für mich ist das 'Handling' entscheidend. So sind bei uns alle Piercings sterilisiert und steril verpackt, gepierct wird mit sterilen Einmalhandschuhen, das Vorgehen sollte so hygienisch wie möglich sein", sagt Asch. Auch wenn Sie nicht auf den ersten Blick erkennen können, ob das Piercing-Studio nun sauber ist oder nicht, spätestens wenn der Piercer zu Handschuhen und Nadel greift, haben Sie Gewissheit: Alle Materialien, die der Piercer benutzt, sollten steril verpackt und die Handschuhe frisch sein.

Ein guter Piercer sollte Sie immer von sich aus über Risiken aufklären, ohne Extra-Aufforderung. Außerdem sollte er abklären, ob Sie Allergien oder Krankheiten haben. Und zu guter Letzt sollte er Sie ausführlich über die Nachsorge Ihres Piercings aufklären. Ihr Piercer erfüllt all diese Vorgaben? Dann haben Sie den richtigen gefunden!

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Das Nasenpiercing gehört zu einem der beliebtesten Piercings

Wie schmerzhaft ist ein Piercing?

Wenn eine Nadel durch die Haut gestochen wird, muss man mit Schmerzen rechnen. "Die Schmerzen hängen von der subjektiven Schmerzempfindlichkeit ab", sagt Asch. Aber auch die Stelle, die man sich für sein Piercing aussucht, macht einen großen Unterschied, was den Schmerzgrad angeht. "Ich denke, dass Genital-Piercings wohl am schmerzhaftesten sind, da diese Körperregionen sehr sensibel sind", sagt Asch. An einigen Stellen ist es möglich, den Schmerz durch ein Eisspray zu dämmen. Asch setzt in seiner Praxis auf eine andere Methode: "Bei mir werden in der Regel die 'Zielpunkte' lokal betäubt, außer der Zunge, dann spürt man das eigentliche Piercen nicht mehr als Schmerz."

Was ist ein Tunnel?

Piercing-Einsteiger entscheiden sich oft für das Ohr als erste Stelle für ein Piercing. Wer bereits ein gepierctes Ohrloch (auch Lobe genannt) hat, kann sich in dieses einen Tunnel einsetzten. Dazu muss das Ohr geweitet werden. Der Trend, Ohrlöcher zu vergrößern beziehungsweise zu weiten, sieht man immer öfter. Ein Ohrloch zu dehnen ist allerdings nicht ganz schmerzfrei. Wichtig ist, dass die Dehnung für den Tunnel langsam angegangen wird. 0,2 mm pro Monat sind anfangs der Richtwert, erst nach etwa einem halben Jahr kann man auf 0,4 mm pro Monat erhöhen. Wer ungeduldig ist und in kurzer Zeit sein Ohrloch zu weit dehnt, der riskiert, dass die Haut einer zu hohen Spannung ausgesetzt wird und reißt. Auch wichtig zu wissen: Sollten Sie Ihr Ohrloch zu weit ausdehnen, wächst es wahrscheinlich nicht mehr zu.

Wer sein Ohrloch entsprechend geweitet hat, kann dann einen Tunnel oder auch Plug einsetzten. Plugs sind runde, scheiben- oder auch zylinderförmige 'Piercings', die die Piercing-Öffnung vollständig ausfüllen. Anders als beim Tunnel, denn dieser besitzt ein Loch, durch das man quasi durch das geweitete Ohrloch hindurch schauen kann.

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Welches Piercing soll ich mir stechen lassen?

Wie bei Tattoos gibt es auch bei Piercings Stellen, die mehr oder weniger im Trend liegen, und welche, die nie aus der Mode kommen. Man muss aber für sich selbst entscheiden, welches Piercing das Richtige ist für einen selbst ist.

Helix: Eine schöne, seit längerem beliebte Stelle für ein Ohr-Piercing ist die Helix. Das Helix-Piercing befindet sich am äußeren Ohrmuschelrand und besteht aus Knorpelgewebe. Der bevorzugte Piercing-Schmuck, der bei dem Helix-Piercing eingesetzt wird, ist entweder ein Stecker oder ein Ring.

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Septum: Wenn Sie mit Ihrem Piercing total im Trend liegen wollen, lassen Sie sich am besten ein Septum-Piercing stechen. Sie wissen schon, dieses Nasen-Piercen, dass manche weniger nett als 'Kuhring' bezeichnen. Fälschlicherweise sind Menschen oft der Überzeugung, dass das Septum-Piercing durch den Knorpel der Nasenscheidewand gestochen wird. Das Piercing wird jedoch durch das Bindegewebe unterhalb davon platziert. Wenn man sich ein Septum-Piercing stechen lassen möchte, sollte man keine schwachen Nerven haben, denn diese Stelle gehört zu denen, die besonders wehtun.

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Barbell: Was den Piercing-Schmuck des Septums angeht, gibt es mehrere Optionen. Man kann sich entweder einen Ring einsetzt lassen, ein Hufeisen (also quasi einen Ring, der nach unten hin geöffnet ist) oder auch ein Barbell. 'Barbell' ist das englische Wort für Hantel. Und genau so sieht der Schmuck dann auch aus.

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Fake-Piercings: Sie finden das Septum optisch total toll, wollen sich aber dafür kein Loch durch die Haut bohren lassen? Kein Problem, denn es gibt etliche Fake-Varianten des Trend-Piercing. Dafür klemmt man das Fake-Piercing an die Stelle der Nase, wo es normalerweise auch gestochen werden würde und schon hat man auch ein Septum – oder besser gesagt ein Fake-Septum. Man kann es mit Klipp-Ohrringen vergleichen, die Menschen nutzten, wenn Sie keine gestochenen Ohrlöcher haben.

Intim-Piercing: Wenn Sie nicht wollen, dass Ihre Mitmenschen Ihr Piercing sehen oder Sie aus beruflichen Gründen keine sichtbaren Piercings tragen dürfen, wäre eine Option das Intim-Piercing. Aber das ist wirklich nur etwas für Hartgesottene.

Bauchnabel-Piercing: Das Bauchnabel-Piercing ist der Dauerbrenner unter den Piercings. Außer in Bikini oder Unterwäsche ist das Piercing so gut wie nie sichtbar. Doch gerade weil das Piercing unter der Kleidung getragen wird, muss man besonders vorsichtig sein, dass es nirgends hängen bleibt. In der Heilungsphase sollten Sie unbedingt enge Klamotten und High-Waist-Hosen beziehungsweise Röcke vermeiden, damit das Piercing sich nicht entzündet.

Wieviel kostet ein Piercing?

Die Preise für Piercings unterscheiden sich von Studio zu Studio. Am günstigsten sind in der Regel Ohr-Piercings mit zwischen 20€ bis 60€, gefolgt von Augenbrauen- und Nasen-Piercings mit bis zu 70€. Lippen- und Zungen-Piercings, ebenso wie Brustwarzen-Piercings können schon bis zu 80€ kosten. Nur in die Hände von Spezialisten sollte man sich für Intim-Piercings begeben, deshalb sind Kosten von bis zu 150€ vollkommen akzeptabel. 

Während Tattoos mittlerweile voll gesellschaftsfähig sind, werden gepiercte Frauen immer noch oft schräg angesehen. Hier sind Ihre Argumente gegen die Nörgler: Piercings gehören zu den ältesten Formen des Körperschmucks. Schon vor tausenden von Jahren trugen Menschen Piercings, um Stammeszugehörigkeiten zu signalisieren und bestimmte kulturelle Riten zu feiern. Und selbst unter Ihren engsten Verwandten gibt es bestimmt eine gepiercte Mutter, Oma oder Tante. Denn bereits ein durchstochenes Ohrloch gehört streng genommen in die Kategorie der Piercings. Sie setzen also quasi nur eine Familientradtion fort. Und ja, von einem ausgeprägten Tunnel einmal abgesehen, heilen Piercinglöcher in der Regel wieder zusammen, wenn man das Schmuckstück entfernt. Nur ganz kleine Narben behalten Sie in der Regel als Erinnerung an Ihren ehemaligen, coolen Körperschmuck zurück.

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