Der Wind bläst um meine Ohren, meine Beine baumeln 1.000 Meter über einem Teppich aus tiefgrünen Bäumen des Gebirgswaldes, der an Sexten, dem kleinen, beschaulichen Dorf in den Dolomiten angrenzt, von dem mein heutiges Abenteuer losging.
"Das ist Wahnsinn!", sage ich zu Hanspeter, meinem Tandem-Partner von "Tandem Fly 3 Zinnen", der hinter mir sitzt. Wahnsinnig schön, wahnsinnig krass, und ja, Wahnsinn, dass ich das hier überhaupt mache: Paragliden, der zweite Part der "Hike & Fly"-Tour, für die ich heute schreiben soll. "Das ist Fliegen!" sagt Hanspeter. Für ihn sind Tandemflüge wie dieser hier keine Besonderheit mehr.
Seit 1986 ist er regelmäßig mit dem Gleitschirm unterwegs, hat er mir auf unserer Tour den Gipfel hinauf erzählt. Damals sei er mit seinen Freunden viel in den Bergen unterwegs gewesen und hatte sich in die Idee verliebt, mit dem Gleitschirm zurück ins Tal zu segeln. Hanspeter und seine Freunde waren somit so etwas wie die Trendsetter des "Hike & Fly", einem Sport der aktuell immer beliebter wird und den ich hier heute teste.
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Was ist "Hike & Fly"?
"Hike & Fly" ist eine Kombination aus Wandern ("hike") und fliegen ("fly") mit dem Gleitschirm. Bei dem Sport kletterst du zunächst einen Berg hinauf und segelst anschließend mit dem Gleitschirm zurück ins Tal. Auf genau diese Kombination gehen auch die Anfänge des Gleitschirmfliegens zurück: hier nähten Bergsteiger Fallschirme um und flogen mit diesen zurück.
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Erfahrungsbericht: "Hike & Fly" in den Dolomiten
Dass ich es tatsächlich in die Luft geschafft habe, kann ich, während ich hinter Hanspeter die atemberaubende Landschaft unter mir bestaune, immer noch nicht ganz glauben. Vor meiner "Hike & Fly"-Experience war ich nämlich ganz schön aufgeregt: So richtig sicher, ob ich wirklich fliegen möchte, oder nicht doch einfach mit Schirm auf dem Rücken den Berg wieder absteige, war ich mir heute Morgen noch nicht, als mein Wecker um 6 Uhr klingelte und ich mich mit meiner "Hike & Fly"-Mädelstruppe mit dem Auto in Richtung Sexten aufmachte.
Das Dorf liegt in dem Skigebiet "3 Zinnen" und man hat von dort aus einen herrlichen Blick auf die majestätischen Dolomiten. In Sexten werden wir schon von unseren Tandem-Partnern empfangen. Michael, Eric, Manuel und Hanspeter sollen uns heute begleiten. Die vier Männer wirken so gelassen, dass ich mich gleich ein Stückchen beruhigter fühle. "Hier, trägst du den den Berg hoch?", fragt mich mein Tandempartner Hanspeter und drückt mir unseren Gleitschirm in die Hände, "dann nehme ich unsere Ausrüstung". Ich nicke und schnalle mir den Schirm auf den Rücken. Optisch könnte er so an einen ganz normalen Rucksack erinnern, dabei soll er uns nachher noch tragen.
Erst mal der Hike: Zu Fuß zum Startplatz
Den Weg zum Startplatz gehe ich neben Hanspeter und frage ihn ein Loch in den Bauch: wie man zu einem so außergewöhnlichen Hobby wie "Hike & Fly" kommt, ob er selbst gar keine Angst beim Fliegen hat, ob er auch woanders unterwegs ist, als in den Dolomiten.
Wie ich erfahre, ist Paragliding bei den Südtirolern gar kein so seltenes Hobby. Hanspeter ist nahezu täglich mit dem Gleitschirm unterwegs und geht mit seinem Schirm auch auf Reise. Während er das so erzählt, gehen wir über eine Weide, auf der Kühe stehen und kommen an einer kleinen Wiese vorbei, die für Spaziergänger eingerichtet wurde.
Der Weg ist streckenweise recht steil, sodass ich bereue, gestern Abend noch joggen gewesen zu sein. Die vielen Steigungen sind meine Beine nicht gewohnt. Dennoch macht die Wanderung Spaß. In meinem Alltag ist alles immer auf Geschwindigkeit ausgerichtet: die morgendliche Laufrunde, Arbeit, Verabredungen... überall ist so viel Tempo drin, das hier während der Wanderung komplett herausgenommen zu sein scheint. Nur die Natur, der Wind, die herrliche Aussicht, meine Beine und ich. Den Gleitschirm auf meinem Rücken habe ich schon fast vergessen, als Hanspeter mich plötzlich aus meiner Wander-Trance reißt: "Da oben ist es schon." Ich sehe den Startpunkt über mir und bin mir nicht ganz sicher, ob ich mich darüber freuen soll.
Auf geht's zum Startpunkt: Redakteurin Nina beim "Hike"-Part
Dann der Fly: Stunde der Wahrheit
Hanspeter und die anderen Piloten breiten die Schirme auf der Wiese aus. "Wir checken jetzt den Schirm", sagt mein Tandem-Partner und zeigt mir, wo sich die Luft in den Schirm füllt, die uns Auftrieb zum Fliegen gibt. "Beim Start rennst du, so schnell du kannst, geradeaus auf diesen Hügel zu", sagt Hanspeter und zeigt nach vorne, wo es ein Stück hinuntergeht.
Steil sieht der Hügel nicht aus, trotzdem habe ich Angst, dass ich ins Stolpern komme oder es mir vor dem letzten Schritt anders überlege. "Und wenn ich nicht schnell genug bin?", frage ich. "Einfach immer weiter laufen", sagt Hanspeter, "das sind nur ein paar Schritte und wir hängen in der Luft. Der Wind steht heute gut." Okay, denke ich. Auf das Kommando meines Tandem-Partners laufe ich los, so schnell ich kann, was, zugegeben, mit dem Schirm, der von hinten an mir zieht, nicht sonderlich schnell ist. Würde mich Hanspeter nicht energisch von hinten anschieben, würde der Schirm wahrscheinlich wieder hinunterkommen. So aber zieht es plötzlich an dem Gurt unter mir und ich schwebe in der Luft. Wahnsinn! "Du kannst dich setzen", sagt Hanspeter zu mir und drückt mein Gurtzeug, in dem der Sitz integriert ist, für mich hinunter.
Das Gefühl in der Luft ist unbeschreiblich. Eigentlich bin ich kein großer Fan vom Fliegen; Flugzeuge sind für mich eher ein Mittel von A nach B zu kommen, als dass ich die Zeit in der Luft irgendwie genießen würde, aber das hier ist anders: Die Luft, die um uns herumflattert, das Tal unter uns und die Dolomiten gegenüber von uns – daran könnte ich mich gewöhnen. Der Flug dauert ungefähr 15 Minuten, bis wir landen. "Ich sage dir 2 Sekunden vor der Landung, ob wir sitzen bleiben oder laufen", kündigt Hanspeter an, während die Erde unter uns immer näher kommt. Auf der Landewiese warten schon die nächsten Tandem-Schüler, die langsam immer größer werden. "Laufen", höre ich Hanspeter hinter mir sagen, und ich gebe Gas. Hinter mir höre ich den Schirm zusammenfallen, mein Flug ist vorbei.
"Hike & Fly": So war es
Wandern und vom erklimmten Berg wieder hinunterfliegen: Für mich war das eine absolut geniale Erfahrung. Die Aussicht, der Natur so nah zu sein, das Gefühl zu fliegen, sind definitiv eine Erfahrung wert. Ich kann Hanspeter gut verstehen, dass ihn der Sport gepackt hat. Als Hamburgerin ist "Hike & Fly" für mich zwar nicht alltagstauglich, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es mich in dem einen oder anderen Urlaub sicherlich noch mal den Berg hinauf und in die Lüfte ziehen wird.
Kann das jeder?
Einen Tandemflug, wie ich ihn mit Hanspeter von "Tandem Fly 3 Zinnen" gemacht habe, können alle machen, die nicht ganz unsportlich ist. Beim Flug sitzt du zwar recht entspannt und dein Partner übernimmt die Arbeit. Um überhaupt abzuheben, musst du aber ordentlich Anlauf nehmen, sprich, starke Beine haben und natürlich zuerst den Berg, von dem aus der Flug startet, hochwandern.
Bei manchen Anbieter für Tandem-Sprünge darfst du maximal 100 Kilo wiegen; das Maximalgewicht ist aber von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Weitere Skills, die du mitbringen solltest, sind Trittsicherheit, Kondition und Schwindelfreiheit, damit du auch wirklich Spaß an dem Abenteuer hast.
"Das ist Wahnsinn!" oder auch "Das ist fliegen!"
"Hike & Fly": Die Flugausbildung zum Alleinfliegen
Falls du "Hike & Fly" richtig lernen und ohne Tandempartner unterwegs sein willst, ist der Sport recht intensiv: am Anfang steht eine Flugausbildung in der Flugschule. Dort übst du das Starten, Landen und den Umgang mit dem Schirm. Auch Theoriestunden in Flugrecht, Gerätekunde und Meteorologie stehen mit auf dem Plan und werden am Ende der Ausbildung in einer Prüfung abgefragt.
Paragliding-Ausbildungen dauern bei den meisten Anbietern mindestens ein bis zwei Wochen. Die Kosten dafür liegen bei 1.000 bis 1.600 Euro. Viele Flugschulen bieten ihren Schülern eine passende Ausrüstung ab 3.000 Euro an.
Ist "Hike & Fly" gefährlich?
Gleitschirmfliegen ist wie jede Sportart nicht ganz ungefährlich. Da Gleitschirme kein Cockpit haben, bist du bei einem Sturz nicht geschützt. Dadurch kommt es häufiger zu Unfällen mit Verletzungen. Laut dem Deutschen Hängegleiterverband (DHV) gibt es beim Paragliding jährlich rund 10 Todesopfer und 120 Schwerverletzte von immerhin 25.000 aktiven Sportlern. (Im Vergleich dazu gab es laut Statistischem Bundesamt allein im Monat April 2023 rund 1.400 Verletzte und 214 Verkehrstote im Straßenverkehr.)
Was man aber mit Sicherheit sagen kann, ist, dass Paragliding wie auch"Hike & Fly" eine hohe Eigenverantwortung voraussetzt. Leichtsinn und Selbstüberschätzung haben hier nichts zu suchen. Bei schlechtem Wetter solltest du in der Lage sein, beurteilen zu können, ob du wirklich fliegen kannst und im Zweifelsfall auch "Nein" sagen können.
Welche Ausrüstung brauche ich dafür?
Beim "Hike & Fly" brauchst du eine spezielle Ausrüstung aus soliden Wanderschuhen, Gleitschirm und einem sportlichen Outfit. Wie wäre es mit diesen Essentials?
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"Hike & Fly" fordert vor allem deine Kondition und deine Muskelkraft in den Beinen. Probiere es doch mal mit diesem Trainingsplan für eine verbesserte Kondition:
"Hike & Fly" ist eine Kombination aus den Sportarten Wandern und Paragliding: Du wanderst einen Berg hinauf und lässt dich anschließend mit einem Gleitschirm wieder hinuntergleiten. Der Sport ist somit ein unvergessliches Erlebnis und definitiv eine Erfahrung wert.
Verwendete Quellen:
Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V, https://www.dhv.de/2/
Destatis Statistisches Bundesamt, https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Verkehrsunfaelle/_inhalt.html
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