Skin Picking: So schützt du deine Haut

Skin Picking
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Kratzt und zupfst du auch oft an deiner Haut? Das hilft

© Tetiana Mandzuik / Shutterstock.com
Zwanghaftes Zupfen an der Haut hat meist psychische Ursachen. Was hilft, und wie du deine Haut vor Narben schützen kannst, liest du hier
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Wenn sich ein Pickel in deinem Gesicht zeigt, kannst du dich nur schwer beherrschen, nicht daran herumzudrücken? Das geht wohl den meisten von uns so. Doch wer ständig seine Haut mit Kratzen oder Zupfen malträtiert, leidet möglicherweise an einer psychischen Störung, Skin Picking oder Dermatillomanie genannt.

Was gegen das krankhafte Knibbeln, Kratzen und Quetschen hilft, erfährst du hier von unserem Experten.

Was ist Skin Picking?

Gelegentliches Knibbeln an der Haut, vor allem im Gesicht, auf der Kopfhaut und an den Fingernägeln, ist wie gesagt ein Stück weit normal. Krankhaft wird es, wenn man die Kontrolle darüber verliert, Hautareale häufig und schwer verletzt, nicht nur mit den Händen, sondern auch mit Pinzetten, Nadeln oder Nagelscheren. Wenn es schwerfällt, die Selbstverletzungen zu unterlassen, selbst in der Öffentlichkeit, und man sich aufgrund der Zwangshandlung und der sichtbaren Folgen auf der Haut schämt und aus dem sozialen Leben zurückzieht.

Im ICD 10, einem System zur Klassifizierung von Krankheiten, wurde Skin Picking als Impulskontrollstörung, und im Klassifikationssystem für psychische Störungen (DSM-5) als Zwangsstörung eingeordnet.

Eine kleine deutsche Studie mit Dermatillomanie-Betroffenen ergab, dass 85 Prozent der Teilnehmerinnen ihre Haut quetschten (85 Prozent) und zerkratzten (77,4 Prozent), und zwar vor allem im Gesicht (94,7 Prozent) und an der Nagelhaut (52,6 Prozent), etwa 20 Prozent aßen das Hautgewebe anschließend.

Etwa 1,4 bis 5,2 Prozent der Deutschen, vor allem Frauen, leiden zumindest phasenweise einmal im Leben darunter, so die Barmer Krankenkasse. Studien ergaben, dass besonders Frauen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr betroffen, wobei die Erkrankung schon in der Pubertät beginnt.

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Woran erkenne ich, dass ich unter Skin Picking leide?

Wenn du deiner Haut häufig Wunden zufügst, sollte auf dem Weg zur Diagnose dein erster Gang zum Dermatologen bzw. zur Dermatologin führen. Denn: "Haut kann auch zum Beispiel aufgrund von einer unentdeckten Neurodermitis, Krätze, einer Allergie oder durch eine Akne stark jucken und deshalb aufgekratzt werden", erklärt Dr. Steffen Gass, Spezialist für die Behandlung von chronischen Wunden aus Günzburg. Auf den ersten Blick sind die Symptome meist nicht eindeutig. In manchen Fällen, so der Dermatologe, geht eine Akne oder eine Juckreiz auslösende Krankheit oder Infektion der mentalen Erkrankung voraus, dann kann es helfen, die ursächliche Hautkrankheit zu behandeln.

Ob Skin Picking-Fall vorliegt, erkennt Dermatologe Dr. Gass meist im Gespräch mit der Patientin. "Eine Türöffner-Frage ist zum Beispiel, ob die Betroffene unter Stress häufiger kratzt als sonst", sagt Dr. Gass, "In Situationen starker psychischer Anspannung und innerem Druck erleben Betroffene den Schmerz, den das zwanghafte Kratzen auslöst, als spannungslösend."

Wenn die Betroffene berichtet, ohne vorherigen Juckreiz die Haut zu manipulieren und damit auch nicht mehr aufhören zu können, ist an eine psychische Störung zu denken. "Manchmal hilft es den Patientinnen bereits, sich die Zwangshandlung bewusst zu machen", so Dr. Gass, "Wenn aber eine unerkannte Depression oder andere psychische Probleme dahintersteckt, rate ich zu einem Termin in einer psychotherapeutischen Praxis."

Wie kann ich durch Skin Picking verursachten Narben vorbeugen?

Die selbst zugefügten Hautverletzungen reichen oft bis in die tieferen Hautschichten und können zum Teil schwere Entzündungen auslösen. "Ob langfristig sichtbare Narben entstehen, hängt von der Tiefe der Wunde ab", erklärt Dr. Gass.

Damit sie gar nicht erst entstehen, rät der Dermatologe, offene Wunden mit einer Wundspüllösung, die nicht auf der Haut brennt (z.B. Octenisept), sanft abzutupfen und anschließend mit einer antiseptischen Salbe (z.B. Bepanthen Antiseptische Wundcreme) bestreichen, um Keime abzutöten. Am besten, man wählt eine leichte Konsistenz (z.B. die Augen/Nasen-Salbe von Bepanthen oder Redness Control von Galderma), da überfettigte Creme Akne auslösen können.

Wann Skin Picking sogar gefährlich wird

Stichwort: Entzündungen. Bei offenen Wunden keine Seltenheit. "Wichtig ist, dass keine Keime oder Bakterien in die offenen Wunden gelangen, denn dadurch entstehende Entzündungen können starke, schwer zu heilende Narben verursachen", so Dr. Gass.

Deshalb solltest du auch beim Schminken besondere Vorsicht walten lassen. "Make-up verkeimt schnell, wenn es länger offensteht, oder die Finger mit der Flüssigkeit im Flakon in Berührung kommen", sagt Dr. Gass. Besser, du wählst ein Make-up, das mit einer Pipette entnommen wird. Auch solltest du vor dem Verteilen von Creme oder Make-up im Gesicht deine Hände vorher gründlich waschen.

Hilfreich können UV-B-Bestrahlungen mit einem professionellen Gerät beim Dermatologen sein (nicht im Sonnenstudio!). "UV-B Strahlen wirken sich positiv auf das Hautbild und auf die Psyche aus, deshalb sind sie bei Skin Picking eine gute Therapiemöglichkeit", so Dr. Gass.

Kann man durch Skin Picking entstandene Narben heilen?

Meistens ja, in der Dermatologie gibt es inzwischen zahlreiche Methoden, Narben zu behandeln, z.B. kann man mithilfe von Lasern Unebenheiten glätten und Narben verblassen lassen. Oft sind das jedoch Leistungen, die die Patienten selbst bezahlen müssen. Und die nur Sinn machen, wenn man die Skin-Picking-Episode überwunden hat.

Welche Methoden gibt es, um mit Skin Picking aufzuhören?

Dermatillomanie ist eine Krankheit, die für Betroffene mit einem hohen Leidensdruck und Einschränkungen einhergeht, urteilen Psychologen. Betroffene schämen sich für die entstandenen Wunden an der Hautoberfläche, die dem gängigen Schönheitsideal zuwiderlaufen, und zugleich auf psychische Konflikte hindeuten. Nicht selten reagieren Betroffene mit sozialem Rückzug, weil sie ihre Wunden nur schwer kaschieren können. Manche befürchten, in der Öffentlichkeit dem Kratz-Zwang nicht widerstehen zu können.

Erste Forschungsarbeiten weisen auf eine wirksame Behandlung durch Verhaltenstherapien hin. Einen Therapieplatz bei einem Psychologen zu bekommen, ist leider oft mit Wartezeiten verbunden. Doch du kannst auch selbst aktiv werden.

Diese Methoden können Betroffenen helfen, ihren Skin Picking-Zwang zu kontrollieren:

  • Stell dich vor einen Spiegel, während du deine Haut bearbeitest, und versuche dir einzugestehen, dass du ein Problem hast.
  • Lege dir ein Heft zu, in dem du notierst, wann die Kratz-Anfälle auftreten. Versuche, künftig diese Situationen zu vermeiden, oder dir dann mit einer Ersatzbefriedigung abhilft zu schaffen, z.B. mit dem Kneten eines Stressballs oder dem Zerplatzen von Luftpolsterfolien.
  • Dr. Gass schlägt vor, in leichten Fällen, statt zu kratzen, die Haut einzucremen. Kauf dir dafür eine nicht zu fettige Creme (z.B. Cetaphil Redness Control) , dann tust du deiner Haut und deiner Seele etwas Gutes.
  • Trage zu Hause weiche Handschuhe oder klebe Pflaster über deine Fingerkuppen, sodass die Finger an der Suche nach Hautunebenheiten behindert werden.
  • Suche Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe. Oft hilft der Austausch mit anderen Betroffenen, Mut zu schöpfen und einen Weg aus dem Zwang zu finden. Selbsthilfegruppen in deiner Nähe findest du hier.

Eine allgemeingültige Ursache und Erklärung für eine Skin-Picking-Erkrankung gibt es nicht. Belastende Lebensumstände, Depressionen oder psychische Erkrankungen können genauso dahinterstecken wie eine unerkannte Hauterkrankung. Deshalb sollte bei anhaltenden Symptomen ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Desinfektion und Pflege der Haut sind während akuter Schübe wichtig, damit sich keine schweren Narben bilden.

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Erwähnte Quellen:

Antje Bohne et al.: Skin Picking in German Students: Prevalence, Phenomenology, and Associated Characteristics, 2002; doi org/10.1177/01454455020260030

Armin Bader et al.: Zwangsstörungen in der Dermatologie, in: Journal of the German Society of Dermatology, 2015; doi org/10.1111/ddg.20_12781

Barmer: Skin Picking: Wenn das Knibbeln zum Zwang wird; aufgerufen am 9.1.2024

Linda M. Mehrman et al.: Dermatillomanie (Skin-Picking-Störung): Diagnostik, Erklärung und Behandlung, in: Thieme CME-Fortbildung; aufgerufen am 9.1.2024

Maya C. Schumer et al.: Systematic Review of Pharmacological and Behavioral Treatments for Skin Picking Disorder, in National Library of Medicine, 2016; doi 10.1097/JCP.0000000000000462

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