US-Ärztin: So steuerst du durch Ernährung jede Zelle in deinem Körper
Täglich triffst du Entscheidungen rund ums Essen, die deine genetische und physiologische Zukunft beeinflussen können. Dennoch werden am Ende von Arztbesuchen oft nur vage Ernährungstipps wie "Essen Sie mehr Obst und Gemüse!" gegeben, während gleichzeitig ein Medikament verschrieben wird.
Viel zu oft wird immer noch vermittelt, dass Ernährung ein "weiches" Thema sei, das "nicht evidenzbasiert" ist. Verschreibung von Medikamenten oder chirurgische Eingriffe gelten als erwiesenermaßen medizinisch sinnvoll und effektiv, während Ernährungsinterventionen meist als ungenau und schwach angesehen werden. Dabei wird übersehen, dass natürliche Lebensmittel über 5000 bekannte Phytochemikalien enthalten. Jeder dieser bioaktiven Bestandteile hat das Potenzial, das Immunsystem zu stärken, zu erhalten oder zu fördern. Wie Ernährung die Gesundheit unserer Zellen nachhaltig beeinflusst, fasst Dr. Casey Means hier zusammen.
Warum Nahrung eine Waffe im Kampf gegen Krankheiten ist
Um zu verstehen, warum Nahrung unsere stärkste Waffe im Kampf gegen chronische Krankheiten ist, musste ich die grundlegenden Prinzipien lange nach meiner Ausbildung zur Ärztin selbst erlernen. Die Vielzahl an molekularen Informationen, die täglich durch die Nahrung in den Körper gelangen, beeinflusst maßgeblich deine Gesundheit. Jeder Gedanke und jedes Gefühl entstehen streng genommen durch Nahrungsaufnahme.
Bereits im Mutterleib wird der Körper durch Ernährung "geformt". Und nach der Geburt trägt alles, was du zu dir nimmst, zu deiner Entwicklung bei. Körper, Neurotransmitter, Hormone, Nerven und Mitochondrien – die "Kraftwerke der Zellen" – bestehen nur aus dem, was in deiner Nahrung steckt. Der Mensch entsteht eben nicht einfach aus dem Nichts – er entsteht aus Nahrung.
Häufig wird vermittelt, dass Gene über dein Schicksal bestimmen, doch das ist nur bedingt richtig. Die meisten gesundheitlichen Dinge hängen nicht allein von den Genen ab. Vielmehr beeinflusst die Ernährung die Genaktivität und die Entscheidungen der Zellen, die Gesundheit und Wohlbefinden prägen. Die folgenden 4 Punkte sind dabei besonders entscheidend.
1. Nahrung bestimmt die Struktur und Funktion deiner Zellen und des Mikrobioms
Dein Körper besteht vollständig aus den Nährstoffen, die du durch Nahrung aufnimmst. Essen ist der Vorgang, bei dem Materie aus der Umwelt in deine eigene Substanz umgewandelt und in den Körper integriert wird. Jeden Tag zerlegt das Verdauungssystem die Nahrung in verschiedene Bausteine, die über den Blutkreislauf aufgenommen und genutzt werden, um kontinuierlich die nächste Version deines Körpers zu erschaffen. Wenn du dem Körper die richtigen Bausteine zuführst, kannst du gesunde Strukturen aufbauen und Wohlbefinden erreichen.
2. Essen bedeutet, das, was du zu dir nimmst, auf die Bedürfnisse deiner Zellen abzustimmen
Jede Ernährungsweise, die die Zellfunktionen optimal unterstützt, chronische Beschwerden lindert und zu idealen Biomarkern führt, ist die passende Ernährung für dich. Betrachte mal die Nahrung aus der Perspektive der Zellen: Das Innere des Körpers ist warm, feucht und dunkel. Die meisten der rund 37 Billionen Zellen leben in dieser Umgebung und warten auf Signale und Informationen, um ihre Aufgaben zu erfüllen und dir ein gesundes Leben zu ermöglichen. Zellen können weder sehen, hören noch riechen – sie besitzen lediglich Rezeptoren und Kanäle auf ihrer Membran, die es ihnen ermöglichen, Nährstoffe aufzunehmen, sobald diese vorbeiströmen, und damit ihre Arbeit zu verrichten. Dein Essen ist ihr Material dafür.
3. Nahrung ist deine Kommunikation mit den Zellen
Stell dir dein Bewusstsein und deinen freien Willen wie einen General vor, der eine Armee anführt. Deine Zellen sind die Soldaten, die die Stabilität und das Wohlbefinden deines Körpers verteidigen. Die Nahrungsmittel, die du zu dir nimmst, sind die Botschaften, die der General nutzt, um die Soldaten zu motivieren und ihnen Anweisungen zu geben. Das Überleben des Generals – und somit auch der Soldaten – hängt von der Qualität und Klarheit dieser Botschaften ab. Um gesund zu bleiben und zu gedeihen, müssen die Anweisungen präzise und verständlich sein. Im idealen Zustand sendet Nahrung eindeutige Signale an die Zellen, die ihnen mitteilen, welche Aufgaben der Körper ausführen muss, um optimal zu funktionieren. Bestimmte Lebensmittel und Verhaltensweisen übermitteln dem Körper unterschiedliche Anweisungen darüber, was er tun soll, um fit zu bleiben:
- Omega-3-Fettsäuren (z. B. in Lachs, Sardinen, Chiasamen, Walnüssen) an die Immunzellen: "Legt eure Abwehr nieder. Alles ist sicher."
- Kreuzblütler-Gemüse (z. B. Blumenkohl, Kohl, Rosenkohl, Grünkohl) an die DNA: "Schwierige Lage, wir müssen mehr Abwehrkräfte produzieren."
- Leucin (essenzielle Aminosäure in z. B. Rind-, Schweinefleisch, Jogurt, Linsen, Mandeln) an die Muskeln: "Zeit, Muskeln aufzubauen. Los geht’s!"
- Magnesium (in z. B. Kürbiskernen, Chiasamen, Bohnen, Blattgemüse, Avocados) an die Neuronen: "Entspannt euch!"
- Ballaststoffe zum Mikrobiom: "Love you."
4. Vergiss Ernährungsideologien, konzentriere dich auf unverarbeitete Lebensmittel
Die Debatte über die richtige Ernährung ist im Grunde sinnlos. Es gibt hochgebildete, engagierte Menschen, die völlig gegensätzliche Meinungen vertreten. Die einen sind überzeugt, dass eine fettarme und kohlenhydratreiche Ernährung der beste Weg ist, um den Körper mit Energie zu versorgen. Andere schwören hingegen auf eine fettreiche und kohlenhydratarme Ernährungsweise. Beide Seiten haben wissenschaftliche Daten, die zeigen, dass ihre Ansätze Leberfett reduzieren (ein wichtiger Indikator für die Insulinempfindlichkeit), das Gewicht senken, die Triglyceridwerte verbessern, die Insulinsensitivität erhöhen und Entzündungen verringern. Und beide haben Recht.
Zwischen diesen Extremen steht die mediterrane Ernährung, deren positiver Effekt ebenfalls von zahlreichen Studien belegt wird und einen ausgewogenen, omnivoren Ansatz verfolgt. All diese Ernährungsweisen können positive gesundheitliche Effekte haben, weil sie alle auf unverarbeitete, vollwertige Lebensmittel setzen, die den Zellen die nötigen Nährstoffe liefern und gleichzeitig das Sättigungsgefühl aktivieren, sodass du nicht zu viel isst.
Fazit: Du bist, was du isst – der Satz stimmt weit mehr, als du denkst
Deine Ernährung formt nicht nur deinen Körper, sie steuert alle seine Funktionen und liefert quasi Baumaterial und Informationen zu seiner Entwicklung. Umso wichtiger ist es, dass du dich ausgewogen und gesund ernährst, mit starkem Fokus auf frischen, unverarbeiteten Nahrungsmitteln.
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