Soll ich mich trennen? Entscheidungshilfe!

Soll ich mich trennen?
Wann es Zeit für eine Trennung ist und wie sie am besten klappt

Veröffentlicht am 07.11.2024
Trennungshilfe
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Wenn sich die Frage erst einmal in deinem Kopf festgesetzt hat, drängt und quält sie: Soll ich mich trennen? Wäre es besser zu gehen oder noch einen Versuch zu wagen? Natürlich ist die Entscheidung relativ einfach, wenn der oder die Partner:in sich nie an Vereinbarungen hält oder ständig fremdgeht. Oder beides.

Aber selbst ohne solch einen klaren Grund kann das Gefühl aufkommen, dass alles ohne ihn oder sie irgendwie besser wäre. Ob nun darum, dass es ständig neue Probleme gibt, über die du dich bei Freund:innen ausheulst, oder weil er oder sie dich schlecht behandelt oder einfach deine Bedürfnisse und Sorgen ignoriert. Oft kommt noch die Langeweile im Alltagstrott hinzu, durch die alles noch liebloser und fader wirkt.

Oft verstehst du selbst nicht, warum du immer noch an ihm oder ihr hängst. Aber das passiert nun mal, wenn Menschen in einer schlechten Beziehung festsitzen: Erst wenn du die Bereitschaft spürst, einen klaren Schnitt zu machen, wird dir klar, dass du schon viel früher hättest gehen sollen. Wir helfen dir bei den ersten Schritten auf diesem Weg.

Wie kann ich testen, ob eine Trennung nötig ist?

Es liegt ganz bei dir zu entscheiden, ob du in dieser Beziehung bleiben möchtest. Vielleicht ist noch nicht alles verloren, und eines der Hauptprobleme besteht darin, dass ihr nicht mehr miteinander redet wie früher. Das Schweigen und die Langeweile in der Beziehung können jedoch durch Paar-Spiele durchbrochen werden, wie zum Beispiel diese hier:

  • Sag mal für Paare (hier bestellen: Sag mal für Paare) Mit mehr oder weniger tiefgründigen Fragen, die ihr euch gegenseitig stellt, lernt ihr euch besser kennen und arbeitet spielerisch an eurer Beziehung.
  • Stadt, Land, Das liebe ich an dir (hier bestellen: Stadt, Land, Das liebe ich an dir) trägt den Clou schon im Titel: Nach dem Muster des bekannten Ratespiels "Stadt, Land, Fluss" Notiert ihr in über 20 Kategorien Begriffe, mit denen ihr euch gegenseitig beschreibt und euch so natürlich kleine Botschaften sendet, die das Paar-Feeling fördern.
  • Wahrheit oder Pflicht (hier bestellen: Wahrheit oder Pflicht) sorgt für lustige, aber auch romantische Momente. Mit provokanten Fragen oder auch kleinen Challenges testet ihr euch gegenseitig aus und kommt ins Gespräch (manchmal auch zu mehr).

Wenn die Probleme zu ernst sind und die Gräben zu tief, nützt natürlich das schönste Spiel nicht. Dann helfen die folgenden Tipps.

Wie kann eine Trennung mein Leben verbessern?

Wenn du in einer Beziehung nicht glücklich bist, geht es dir in den meisten Fällen ohne sie besser. Das ist ein simpler Erfahrungswert. Es gibt aber auch einen Grund, warum du selbst die Sache in die Hand nehmen und nicht darauf warten solltest, dass mit dir Schluss gemacht wird, nur weil du nicht "schuld" an der Trennung sein willst.

Studien zeigen nämlich, dass sich die Person, die eine Trennung in die Wege leitet, hinterher signifikant besser fühlt und schneller wieder klarkommt als die Person, mit der Schluss gemacht wurde. Es geht einfach darum, deinen Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und die Kontrolle zu haben. Wieder Single? Diese Tinder-Flirt-Einsteige funktionieren immer!

Was sind die ersten Schritte bei einer Trennung?

Bewahre zunächst Ruhe. Bevor du es ihm mitteilst, solltest du dir darüber im Klaren sein, was du wirklich möchtest. Finde zuerst deine innere Stärke wieder. Verstehe, dass du die Entscheidung triffst. Du hast die Kontrolle darüber, ob du lieber in einer kaputten Beziehung verbleibst oder als glücklicher Single weiterlebst. Oder ob du irgendwann eine neue Liebe finden möchtest.

Natürlich ist es schwierig, einen Schlussstrich zu ziehen, wenn Verstand und Herz nicht einig sind. Wenn der Verstand sich für das Beenden entscheidet, ist das Herz noch nicht bereit und warnt vor dem drohenden Schmerz und der Einsamkeit.

"Auch wer Schluss macht, trauert genauso wie der Partner, der verlassen wird", erklärt Daniela van Santen, Beziehungscoach in der "Liebeskummerpraxis" in Hamburg. "Man teilt schließlich die gleichen schönen Erinnerungen. Der Verstand kann noch so sehr beteuern, dass es richtig war, die Beziehung zu beenden – der Ex-Partner fehlt trotzdem." (Vielleicht braucht ihr erstmal nur eine Auszeit? 5 wichtige Regeln für die Beziehungspause.)

Was spricht für eine Trennung, wenn es gemeinsame Kinder gibt?

Wenn ihr Kinder habt, gilt größere Vorsicht beim Thema Trennung. Kinder verkraften eine Trennung der Eltern meist nicht so gut wie Erwachsene, weil sie diese nicht so gut einordnen können. Da bricht viel eher eine kleine Welt zusammen. Während das Auflösen einer Zweier-Beziehung schon fast eine Lifestyle-Entscheidung ist, geht es mit Kindern um die Zerstörung einer Familie. Dessen solltet ihr euch stets bewusst sein.

Aber natürlich ist auch ein Zusammenbleiben "nur wegen der Kinder" keine Lösung. Wenn die Beziehung dich oder euch nur noch unglücklich macht, wenn es nur noch Streit gibt, merken das auch die Kinder, und es belastet auch sie. Insofern gilt auch hier: Wenn es nicht mehr geht, musst du auf dich schauen. Und dann sehen, wie ihr das kinderverträglich organisiert.

Warum fällt es so schwer, sich von dem oder der Partner:in zu trennen?

Trauer, Angst und sogar körperlicher Schmerz sind keine Seltenheit, wenn du dich mit der Frage quälst, ob es besser wäre zu gehen oder zu bleiben. Um die Entscheidung zu vermeiden, suchst du fadenscheinige Gründe, die rechtfertigen, beim Partner oder bei der Partnerin bleiben zu können – nach dem Motto: "Wir hatten doch auch schöne Zeiten!"

Aber damit bleibst du auch in deiner Komfortzone. So glorifizierst du die wenigen glücklichen Momente in der Partnerschaft und kehrst seine oder ihre dauernden Respektlosigkeiten und Lügen, Untreue und den ewigen Streit kurzerhand unter den Teppich.

Das Festhalten am vermeintlich Bewährten ist Selbstschutz. Denn die Trennung würde bedeuten, sich und anderen einzugestehen, dass das Vorhaben Liebe mal wieder gescheitert ist – und mit ihm all eure investierten Gefühle und Hoffnungen untergehen. Also verharren viele unglücklich Liierte in einer Art Leidensstarre – und das erstaunlich lange. Aber die Liebe ist kein Tapferkeitswettbewerb!

Wie merke ich, dass es gut wäre, sich zu trennen?

Der eine oder andere Streit ist normal. Auch ein längerer Krach kann überwunden werden, solange zwischen euch noch Liebe und Wohlwollen herrschen. Dass du diesen Text hier liest, ist zwar ein Zeichen, aber noch kein eindeutiges: Wenn es in der Beziehung zu kriseln beginnt, ergreifen aller Erfahrung nach Frauen eher die Initiative als Männer. Sie hinterfragen auch eher Dinge, suchen mit dem Partner oder der Partnerin das Gespräch oder schlagen eine Paartherapie vor.

"Ein Coaching lohnt sich oft", empfiehlt van Santen. Wie aber kannst du herausfinden, ob der zermürbende Kampf um eine Partnerschaft überhaupt noch Sinn macht? Die Beziehungsexpertin rät dazu, sich eine fundamentale Frage zu stellen: "Kann ich mit diesem Menschen in dieser Beziehungssituation noch 20 Jahre leben?" Wenn du dir das überhaupt nicht vorstellen willst und kannst, ist es definitiv Zeit loszulassen.

Was sind weitere Anzeichen, dass eine Trennung nötig ist?

Noch weitere Empfindungen geben dir eine Antwort auf deine Frage "Soll ich mich trennen?" Wichtige Anhaltspunkte sind zum Beispiel:

  1. Wenn du das Gefühl hast, immer mehr Zeit und Aufwand in die Beziehung zu investieren als er oder sie
  2. Wenn er oder sie ständig Dinge tut, die dich kränken und verletzen.
  3. Wenn du dich mehr freust, Zeit ohne den Partner oder die Partnerin zu verbringen als mit ihm oder ihr .
  4. Wenn ihr überhaupt nicht mehr zusammen lacht.
  5. Wenn ihr jenseits von Alltagskram keine gemeinsamen Gesprächsthemen findet.
  6. Wenn du Situationen, die du gewöhnlich mit ihm oder ihr gemeinsam verbracht hast, eher meidest als herbeiführst.
  7. Wenn du vieles von dem, was er oder sie sagt und tut, einfach nicht nachvollziehen kannst.
  8. Wenn du oft das Gefühl hast, dass er oder sie dich bei den Dingen, die du gern tust, eher stört oder dir im Weg ist.
  9. Wenn du dir einfach nicht mehr vorstellen kannst, dich von ihm oder ihr anfassen zu lassen.

Ein Grund könnte aber auch sein, dass du das Gefühl hast, dass er dich nicht heiraten möchte, du es dir aber wünschst. Dafür könnten die folgenden Anzeichen sprechen:

Was sind die Vorteile einer Trennung?

Der wichtigste Vorteil: Ein selbstbestimmtes Leben zurückgewinnen. Ohne den oder die Partner:in. Klar, es wird anfangs schwerfallen, der Trennungsschmerz wird dich lähmen, und du musst dich an das Leben als Single erst wieder gewöhnen.

Ist der erste Kummer aber vorüber, wartet eine schöne neue Welt auf dich. "Großes wird aus Schmerz geboren", bekräftigt die Expertin. "Das Überwinden einer schmerzvollen Trennung ist wie die Genesung nach einer Krankheit. Man sieht die Welt mit anderen Augen und wird mutiger. Daraus entstehen oft gute Dinge, etwa eine berufliche Veränderung", sagt van Santen.

Und wenn auch nicht plötzlich der Traumjob um die Ecke kommen sollte, wird sich dein Leben zum Positiven verändern. Keine:r nörgelt mehr über dein Outfit, deine angeblichen Macken und deine Freund:innen. Keine:r hält dich mehr davon ab, die Dinge zu tun, die dir Freude bereiten. Eine missglückte Beziehung heißt eben nicht, dass du im Leben versagt oder zu wenig gekämpft hast. Es bedeutet lediglich, dass die Vorstellungen zweier Menschen nicht zusammengepasst haben. Wenn du dir das bewusst machst, kannst du sichergehen, dass das Scheiden keine Schlammschlacht wird und etwas weniger wehtut.

Wie teile ich meine Entscheidung mit?

Es wäre ganz falsch, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zu gehen und deine:n Partner:in zurückzulassen. Den wichtigsten Schritt hast du ohnehin mit der Entscheidung getan, lieber zu gehen statt zu bleiben.

Jetzt musst du aber auch wahrnehmbar Fakten schaffen und das klärende Gespräch mit dem oder der zukünftigen Ex respektvoll über die Bühne bringen. Du kennst ihn oder sie und kannst vermutlich erahnen, wie er oder sie reagieren wird. Du legst dir am besten schon im Vorfeld mögliche Reaktionen auf sein zu erwartendes Verhalten zurecht. So bleibst du im entscheidenden Moment selbstsicher. Du solltest aber auch auf unvorhergesehene Reaktionen gefasst sein und das bei der Wahl des Ortes bedenken.

Wie sollte ein Trennungsgespräch am besten ablaufen?

Ein wichtiger Punkt: der Ort für euer Gespräch. Zuhause ist es am ruhigsten und am intimsten. "In der eigenen Wohnung muss sich niemand schämen, wenn die Tränen kullern", sagt van Santen.

Wenn dein:e Partner:in jedoch zu aufbrausenden Reaktionen oder gar aggressiven Gefühlsausbrüchen neigt, empfiehlt sich ein öffentlicher Raum als Treffpunkt. In Gegenwart anderer, fremder Menschen kommt es seltener zu heftigen Szenen. Die Expertin rät zu einem Spaziergang im Park: "Da hat man Ruhe, ist aber nicht ganz allein."

Wichtig ist auch, wie du ihm oder ihr die Nachricht überbringst, nämlich möglichst knapp und auf den Punkt. Gehe nicht zu sehr ins Detail, vor allem bei den Folgen. "Wie die Möbel aufgeteilt werden, hat da nichts zu suchen", so van Santen. Formuliere so ehrlich und sachlich wie möglich, wie es zu dem Entschluss gekommen ist. Wichtig: Um Streit zu vermeiden, solltest du auch ihm oder ihr zuhören, ausreden lassen. Es ist auch seine bzw. ihre Liebe, die da gerade zerbricht.

Was sollte ich beim Trennungsgespräch besser nicht tun?

Auf klassische Streitthemen wie Haushalt oder Geld solltest du nicht eingehen. Dann geht es gleich wieder damit los. Auch Vorwürfe haben in diesem Gespräch nichts zu suchen, egal, wie respektlos er oder sie sich dir gegenüber in der Vergangenheit verhalten hat. Statt zu sagen "Du hast meine Liebe mit Füßen getreten", sende eine Ich-Botschaft: "Ich erwarte mehr von einer Beziehung."

Gehe auch trotz aller Gewohnheit nicht auf Tuchfühlung. Halte Abstand. Nimm möglichst während des Gesprächs weder seine bzw. ihre Hand noch in den Arm. Das weckt nur falsche Hoffnungen. Ein absolutes No-Go sind auch Aussagen wie: "Ich liebe dich ja eigentlich noch, aber …" Wie soll der oder die verlassene Partner:in bei solchen Worten die Trennung verstehen und akzeptieren?

Sprudeln bei ihm oder ihr die Gefühle trotzdem über, solltest du das zulassen und ihm oder ihr ermöglichen, Fragen zu stellen – er oder sie konnte sich schließlich nicht, wie du, auf das Gespräch vorbereiten. Reagiert er oder sie wütend, hilft ein Trick, die Situation in den Griff zu bekommen: Stelle eine Frage. Wut kommt aus dem animalischen Teil des Gehirns – um jemanden zu beruhigen, musst du ihn dazu bringen, den rationalen Teil zu benutzen. Etwa mit: "Was glaubst du – warum fiel es uns immer so schwer, ein gemeinsames Urlaubsziel zu finden?"

Hole deine:n Ex einfach mit ins Boot. So machst du aus deinem Trennungswunsch eine gemeinsame Idee: "Du merkst doch auch, dass es nicht mehr klappt." Vielleicht kommt ihm das sogar entgegen. Klingt komisch, kann aber durchaus hilfreich sein, denn viele Menschen bringen oft selbst nicht den Mut zum Schlussmachen auf.

Wie kann ich die Trennung überwinden?

Bevor du endgültig raus aus der Nummer bist, müssen noch ein paar lästige Dinge erledigt werden: bei einer gemeinsamen Wohnung die Möbel aufteilen, den zusammen gebuchten Urlaub stornieren, den Eltern und Freund:innen die schlechte Nachricht unterbreiten.

"Oft wünscht sich der Verlassene auch ein zweites Gespräch", so van Santen. "Lasse dich ein Mal darauf ein, auch wenn es den anderen nicht zufriedenstellen wird", rät sie. Aber ein drittes und viertes Gespräch sollte es nicht geben. Das ist dann meist nur die Fortsetzung des Dauerstreits unter anderen Bedingungen.

In der Folgezeit ist es dann besser, den Kontakt abzubrechen. Denn wenn ihr euch weiterhin seht oder täglich bei dem oder der Ex durchklingelt, als wäre nichts gewesen, reißt das Wunden auf.

Gibt es gemeinsame Kinder, habt ihr das Schlimmste noch vor euch: Es ihnen irgendwie verständlich machen und euren Alltag miteinander organisieren. Hier gilt: Der klare Schnitt ist mit Kindern viel schwerer und praktisch kaum umzusetzen.

In den sozialen Netzwerken solltet ihr den Schnitt nicht gleich radikal zeigen, rät van Santen: "Wer sofort den Beziehungsstatus ändert oder Bilder löscht, demütigt den anderen öffentlich." Statt einfach den Stecker zu ziehen, solltest du der Liebe im Netz also langsam den Saft ausgehen lassen – oder es ihm oder ihr überlassen, wann er oder sie die virtuelle Verbindung zu dir kappt.

Fazit: Sei ehrlich zu dir selbst

Wenn du schon länger darüber nachdenkst, dich zu trennen, ist das meistens ein Zeichen, dass in der Beziehung etwas nicht passt. Deshalb frag dich einmal ganz ehrlich: Was macht dich wirklich glücklich? Manchmal ist ein klarer Schlussstrich genau das, was du brauchst, um dein Leben wieder in die Hand zu nehmen.

Erwähnte Quellen:

Brüning M. Separations of romantic relationships are experienced differently by initiators and noninitiators. Proc Natl Acad Sci U S A. 2022 Jun 7;119(23):e2020901119. doi: 10.1073/pnas.2020901119, zuletzt abgerufen am 22.10.2024