Emotionale Intelligenz
5 Tipps, um deine Emotionale Intelligenz zu steigern

Du hast bestimmt schon einmal aus Spaß deinen IQ getestet, stimmt’s? Aber wie sieht es mit deinem EQ aus? Warum emotionale Intelligenz so wichtig ist und wie du sie fördern kannst
Freundinnen trösten einander
Foto: Liza Summer / pexels.com
In diesem Artikel:
  • Was ist emotionale Intelligenz?
  • Wie zeigt sich emotionale Intelligenz?
  • Warum ist emotionale Intelligenz wichtig?
  • Wie kann ich meine emotionale Intelligenz steigern?
  • Hier sind fünf Tipps, um deine emotionale Intelligenz zu steigern:

Stell dir vor: Du sitzt mit deiner besten Freundin zusammen und sie erzählt dir, dass es kein Problem für sie ist, dass ihr:e Freund:in sie noch immer nicht seiner Familie vorgestellt hat – anhand ihres Gesichtsausdrucks oder ihrer Körpersprache aber spürst du Kummer und Frust. Dann zeigt sich schon ein wichtiger Teil emotionaler Intelligenz, denn du bist in der Lage, ihre Emotionen zu erkennen.

Wenn du dich jetzt in sie hineinfühlen kannst und ahnst, was sie von dir erwartet oder braucht, statt ihr deine gerade gemachte Beobachtung um die Ohren zu hauen, erfüllst du weitere wichtige Kriterien.

Was ist emotionale Intelligenz?

Freundinnen trösten einander
Rodnae Productions / pexels.com
Emotionale Intelligenz äußert sich durch Einfühlungsvermögen und Empathie

Menschen mit hohem EQ, also emotionalen Intelligenzquotienten, ist es möglich, Emotionen in Bezug auf sich selbst und andere Menschen – auch non-verbal – zu erkennen und dementsprechend adäquat ihr Verhalten oder ihre Sprache anzupassen. Entscheidend geprägt wurde der Begriff in den 1990er-Jahren als wichtige Kompetenz im Beruf unter anderem von dem Psychologen Daniel Goleman. Er erklärt die Eigenschaft so: „Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz sind anpassungsfähig, flexibel, selbstbewusst und arbeiten effektiv auf ihre Ziele hin. Sie sind belastbar und erholen sich schnell von Stress.“

Auch hierzulande wird das Thema erforscht. Prof. Dr. Myriam Bechtoldt, Professorin an der EBS Universität in Oestrich-Winke, setzt sich mit dem Thema auseinander und ergänzt: „Emotionale Intelligenz umfasst drei Komponenten: Die Fähigkeit, Emotionen wahrzunehmen, Emotionen zu verstehen und Emotionen bei sich selbst und anderen zu regulieren."

Dabei ist mit Emotionen wahrnehmen vor allem gemeint, Emotionen aus Gestiken und Gesichtsausdrücken ablesen zu können. Die Fähigkeit Emotionen zu verstehen, meint das Wissen über Emotionen – also zum Beispiel: Aus welchen Emotionen bestehen etwa Neid oder Überraschung? Die dritte Komponente beschreibt den angemessenen Umgang mit eigenen Emotionen, aber auch mit denen anderer.

"Obwohl die drei Komponenten in positiver Beziehung zueinanderstehen, d.h. obwohl hohe Werte emotionaler Wahrnehmungsfähigkeit wahrscheinlich auch mit höheren Werten in emotionalem Verständnis und Emotionsmanagement einhergehen, sind die drei Komponenten nicht deckungsgleich", ergänzt die Expertin. Nur weil jemand also beispielsweise Emotionen versteht, heißt das nicht, dass diese Person sie automatisch auch gut wahrnehmen oder gar mit ihnen umgehen kann.

Wie zeigt sich emotionale Intelligenz?

viele Emotionen einer Frau
Andrea Piacquadio / pexels.com
Die eigenen Emotionen kennen und mit ihnen umgehen zu können, fördert den eigenen EQ

Ob im Beruf, im Alltag oder in der Partnerschaft: Emotionale Intelligenz zeigt sich durch verschiedenste Merkmale. Menschen mit einem hohen EQ können ihre Emotionen leichter steuern, haben sich auch in schwierigen Situationen besser im Griff. Wie im Beispiel von oben angedeutet, ist auch Mitgefühl eine wichtige Komponente. Wer sich leicht in andere hineinversetzen kann und durch Motivation, Trost, Aufheiterung und Respekt auf Sorgen und Nöte reagiert, zeigt Anzeichen eines hohen EQ.

Zudem besitzen emotional intelligente Menschen ein realistisches Selbstbild und sind selbstbewusst – wobei das im wahrsten Sinne des Wortes zu verstehen ist. Sie sind sich ihrer Stärken, Schwächen und Emotionen selbst bewusst und können sich immer wieder aufs Neue motivieren, auch wenn Dinge einmal schief oder anders laufen als geplant.

Warum ist emotionale Intelligenz wichtig?

Beim Aufbau und Erhalt sozialer Beziehungen sowie bei der Bewältigung von Stress und Herausforderungen ist emotionale Intelligenz unabdingbar. Sie kann auch dabei helfen, effizienter zu planen und die Durchsetzungsfähigkeit zu stärken sowie die Lebenszufriedenheit zu erhöhen. Auch beim erfolgreichen Lösen von Konflikten spielt emotionale Intelligenz eine wesentliche Rolle.

Das gilt sowohl im Alltag als auch im Beruf: „Emotionale Intelligenz fördert die Qualität sozialer Beziehungen, auch im beruflichen Kontext, zum Beispiel im Umgang mit Kund:innen, aber auch mit Kolleg:innen und Vorgesetzten. Sie trägt dazu bei, bessere Entscheidungen zu treffen“, bestätigt Bechtoldt und fährt fort: „Beispielsweise trafen in einer Studie Personen mit hoher emotionaler Intelligenz bessere finanzielle Investment-Entscheidungen – und sie trägt zum akademischen Erfolg bei: Studierende mit hoher emotionaler Intelligenz erzielen bessere Leistungen.“

Wie kann ich meine emotionale Intelligenz steigern?

Neugierig geworden, wie dein EQ ausfällt? Du möchtest ihn jetzt messen und fragst dich, wie du ihn fördern kannst? Vermutlich hast du schon ein ganz gutes Gefühl dafür, wie ausgeprägt deine emotionale Intelligenz ist. Denn allein, dass du dich mit diesem Thema auseinandersetzt, spricht dafür, dass du schon ein gutes Maß mitbringst. Grundsätzlich erlernt der Mensch bereits im Kindesalter wichtige Fähigkeiten für den emotionalen Umgang mit sich selbst und anderen, im Laufe des Lebens können diese Fähigkeiten aber stetig ausgebaut werden. Deswegen verraten wir dir nun, wie das am besten klappt.

Hier sind fünf Tipps, um deine emotionale Intelligenz zu steigern:

1. Lerne Achtsamkeit

Richtig gelesen! In den letzten Jahren hat die Beschäftigung mit dem Thema Achtsamkeit einen regelrechten Hype ausgelöst. Um deinen EQ zu steigern, helfen Selbstreflexion und Selbstwahrnehmung, da sie bei der Regulierung der eigenen Gefühle unterstützen. Ideal dafür ist neben Mediation auch das sogenannte Journaling. So kannst du deine Gedanken und Gefühle ordnen und reflektieren.

2. Akzeptiere alle Gefühle – auch die negativen

traurige verzweifelte Frau
Liza Summer / pexels.com
Negative Gefühle gehören zum Leben dazu. Lerne sie zu akzeptieren

Ordnung und Reflexion der eigenen Gefühle sind auch für die Akzeptanz dieser wichtig. Menschen, denen es an emotionaler Intelligenz fehlt, sind ihren Gefühlen oft ausgeliefert oder versuchen sich diese abzusprechen. Ihnen gelingt es nicht ihren Gemütszustand zu akzeptieren und zu erkennen, dass dieser auch wieder vorbeigehen wird. Stattdessen kämpfen sie gegen sich selbst und die eigenen Gefühle an und verharren so viel länger in negativen Emotionen als nötig. Dabei kann es sowohl für sich selbst als auch das Gegenüber häufig gesünder sein, zu akzeptieren, dass manche Situationen traurig oder belastend sind – statt diese Emotionen zwanghaft zu relativieren, da „alles ja noch viel schlimmer sein könnte“ oder sich gegen sie zu wehren.

3. Verbringe Zeit mit dir selbst

Wie gut kennst du dich eigentlich selbst? Wie so oft im Leben ist es wichtig, erst einmal bei sich selbst anzufangen, bevor man emphatisch auf andere Menschen reagieren kann. Je besser du deine Stärken und Schwächen, deine Bedürfnisse und Ziele sowie die Wertvorstellungen verstehst, die dein Handeln bestimmen, desto selbstverständlicher wirst du emotional intelligent handeln und auf andere Menschen zugehen. Nimm dir immer wieder Zeit, genau diese Fragen zu beantworten – das kann schriftlich sein oder nur im Kopf, während du mit einer Tasse Tee gemütlich auf der Couch sitzt.

4. Nimm andere Menschen so hin wie sie sind

Manchmal fällt es schwer, die Meinungen anderer zu akzeptieren, wenn sie von der eigenen abweichen. Denn natürlich gibt es einen Grund für die eigenen Gedanken. Statt die Position deines Gegenübers aber zu bewerten, versuche lieber einmal, dich in ihn oder sie hineinzufühlen. Das erleichtert das Miteinander und lässt dich im Zweifel sogar etwas lernen und kann dir einen neuen Blickwinkel eröffnen.

5. Arbeite an deiner Kommunikation

Dir gelingt es nicht immer, die richtigen Worte zu finden? Kein Grund zu verzweifeln, denn das kannst du lernen. Stelle dir verschiedene Szenarien vor, in denen du gern anders reagieren würdest als bisher. Du bist in Momenten überfordert, in denen jemand Trost braucht? Dann übe zu Hause, wie du dich verhalten, was du sagen könntest. Manchmal kann eine Berührung am Arm zum Beispiel Wunder bewirken. Überlege doch mal, was dir in der jeweiligen Situation guttun würde.

Du siehst, es gibt viele Möglichkeiten, den eigenen EQ zu trainieren und zu fördern. Grundsätzlich muss aber festgehalten werden, "...dass emotionale Intelligenz niemanden zu einem besseren Menschen macht", so Bechtoldt. Die Expertin sieht die Fähigkeiten, die emotional intelligenten Menschen zukommen, nicht als moralische Eigenschaften, allerdings als Werkzeug, das sich im Umgang mit sich selbst und mit anderen durchaus positiv einsetzen lässt.

Letztlich kannst du also durch gesteigerte emotionale Intelligenz ein einfühlsames Gegenüber für andere zu sein und gleichzeitig mit dir selbst zufriedener werden!

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Soul Sister 4 / 2022

Erscheinungsdatum 09.11.2022