Hast du manchmal auch das Gefühl, dass du gar nicht spürst, was du eigentlich wirklich willst? Wo es für dich langgeht? Was richtig und was falsch ist? Möglich, dass dein innerer Kompass etwas durcheinander geraten ist.
Aber keine Panik, der lässt sich ganz easy wieder richten. Wie das geht und warum meist grundlegende und tief verwurzelte Muster dafür verantwortlich sind, erklärt Lifecoach Anne Heintze von der Open Mind Akademie (open-mind-akademie.de) hier im Interview.
Was ist ein innerer Kompass?
Der innere Kompass funktioniert im Grunde ähnlich wie ein "richtiger" Kompass, der immer den Weg nach Norden zeigt und somit eine Orientierungshilfe gibt. Diese Orientierungshilfe kann dir auch dein innerer Kompass geben und dir zeigen, wo es langgeht – und zwar ganz automatisch.
Geprägt ist dieser innere Kompass von deinen (oft unbewussten) Zielen, Wünschen und Werten. So frei du in deinen Entscheidungen also sein magst – oder glaubst zu sein –, deinen Alltag gestaltest du nach ganz bestimmten Mustern, die dich letztendlich durchs Leben leiten.
Diese Muster sind gewisse Routinen und stereotype Handlungen und Haltungen, die du dir angeeignet und erlernt hast und die jetzt ganz selbstverständlich ein Teil von dir sind. Und genau diese Muster sorgen dafür, dass dein innerer Kompass in die Richtung ausschlägt, die dir wirklich entspricht.

Woraus formt sich mein innerer Kompass?
Zunächst aus Vorsätzen und Nachahmungen, später aus Routinen. Einige deiner Werte begleiten dich schon seit frühester Kindheit. Ansichten und Normen, die du von deinen Eltern gelernt hast und die du deshalb als selbstverständlich wahrnimmst. Oder viel eher: oft gar nicht wahrnimmst, weil sie eben völlig normal sind – und für dich quasi immer schon ein Teil von dir waren.
Dazu kommen im Laufe des Lebens viele weitere Werte, die du dir zum Beispiel von Freunden oder Partnern abgeschaut hast, oder die sich aus dir selbst heraus geformt und gefestigt haben, wie eine politische Einstellung oder der Wert, den du Freiheit, deiner Karriere oder einer Familie beimisst. All diese Komponenten bilden letztlich deinen inneren Kompass, der dich leitet und nachdem du ganz unterbewusst agierst.

Wie finde ich meinen inneren Kompass?
Gar nicht, wenn du nicht bewusst danach auf die Suche gehst. Besonders die positiven Leitmuster und Werte existieren unerkannt im Hintergrund. Und das ist auch gut so. Müsstest du jede einfache Aktion erst daraufhin überprüfen, ob sie deinen Werten entspricht oder vor jeder noch so banalen Handlung eine Entscheidung treffen, wären selbst deine 100 Milliarden Neuronen auf Dauer überfordert.
Du bist in gewissem Maße programmiert, und die Muster dahinter sind dabei so etwas wie deine automatisch konfigurierte Festplatte. Umso wichtiger ist es daher, die Muster zu enttarnen, die dir schaden. Denn nur weil du etwas einmal so erlernt hast, heißt das nicht, dass es immer noch gut für dich ist.
Deshalb solltest du negative Muster – zum Beispiel Handlungen, bei denen du das Gefühl hast, nicht du selbst zu sein – ständig aufs Neue überprüfen und dich fragen: Ist das überhaupt meins? Will ich wirklich so sein oder leben? Wo erfülle ich bloß die Erwartungen anderer? Wo lebe ich mein Potenzial nicht aus? Denn gerade diese negativen Muster können wie kräftige Magneten wirken, die deinen inneren Kompass immer wieder ins Straucheln geraten lassen.

Wie kann ich meinen inneren Kompass von negativen Energien befreien?
Bleiben wir bei dem Bild, dass du wie ein Computer programmiert bist und deine inneren Werte und Handlungsmuster dabei die Festplatte bilden. Dann ist klar: Eine Festplatte lässt sich nicht so einfach löschen. Selbst wenn du deine kurzerhand in den Papierkorb schiebst, gibt es immer eine Möglichkeit, sie doch wiederherzustellen.
Statt die Festplatte zu zerstören, solltest du sie also lieber bereinigen. Und das klappt am besten, indem du sie überschreibst. Dafür musst du dir vielleicht neue Ziele setzen, die deinen inneren Kompass wieder klar ausrichten können: nämlich solche, die wirklich zu dir passen, solche, die dich (wieder) motivieren oder solche, bei denen du es vor Vorfreude kaum aushältst.
Setze dir aber unbedingt realistische Ziele, die du auch wirklich erreichen kannst – und klopf dir kräftig auf die Schulter, wenn du es dann geschafft hast. Je öfter und konsequenter du das schlussendlich tust, desto selbstverständlicher wird es irgendwann. Voilà: Dein innerer Kompass zeigt wieder in die richtige Richtung.
Test: Bist du ein Fühler, Denker oder Macher?
Welche äußeren Kräfte wirken auf meinen inneren Kompass?
So sehr du dich auch anstrengst, unliebsamen "Magnetstörungen" den Kampf anzusagen: Bleiben Störfaktoren um dich herum bestehen, wirst du wahrscheinlich scheitern. Denn dein innerer Kompass kann auch durch äußerliche "Störungen" aus dem Gleichgewicht geraten: durch Freunde, Familie oder Kollegen die dich mit Ideen, Wünschen und Werten füttern.
Hast du Nörgler und Miesmacher um dich herum, wirst auch du eher an deinen Plänen zweifeln – sind es Optimisten, bist du es auch. Hinzu kommt, dass deine Liebsten dich eng mit bereits etablierten Werten und Wünschen verknüpft haben. Weichst du zu sehr von deinen Gewohnheiten ab, wirst du daher schnell mit Sätzen wie „Das passt doch gar nicht zu dir“ ausgebremst und huschst ruck, zuck wieder in deine alte Komfortzone zurück.
Daher gilt: Gerät dein innerer Kompass ins Wanken, mach dich auch von schlechten Einflüssen frei, sprich mit deinem Partner und mit Freunden darüber, was du warum konkret ändern willst, und suche dir neue Vorbilder.

Dein innerer Kompass ist also in allen Entscheidungen, die du triffst, ein sehr großer Bestandteil. Er ist aus deinen Werten, Überzeugungen und Wünschen geformt. Allerdings ist er nicht so starr wie du vielleicht bisher dachtest. Deine Werte und Ziele ändern sich ständig – und das ist absolut okay. Wichtig ist vielmehr, dass du die Richtung deines inneren Kompass regelmäßig überprüfst, ihn von "Störungen" befreist und ihn wenn nötig einfach neu ausrichtest.