Kaufst du dein Shampoo noch billig im Supermarkt? Glaubst du noch der Werbung für tierversuchbelastete Ganzkörperchemie? Oder achtest du bei Kosmetikprodukten auch mehr und mehr darauf, woher sie stammt und nicht nur, was sie zu leisten verspricht?
Wenn dir diese Dinge wichtig sind, bist du damit längst keine Exotin mehr, natürliche Kosmetik ist im Mainstream angekommen. Wir erklären dir hier, wann Naturkosmetik ihren Namen verdient und woran du die entsprechenden Produkte erkennst.
Warum ist Naturkosmetik jetzt im Trend?
Es klingt widersprüchlich – aber Öko ist das neue Schön! Der Giga-Trend in der Beauty-Szene hat sich längst aus dem Reformhaus in die Welt aufgemacht und steht bei stylischen Green-Glamour-Nischenmarken ebenso hoch im Kurs wie bei günstigeren Drogeriemarken.
"Naturkosmetik hat in den letzten Jahren deutlich aufgeholt", sagt Birgit Huber, stellvertretende Geschäftsführerin vom Industrieverband Körperpflege und Waschmittel. Ein Grund dafür sind einige neue Rohstoffentwicklungen: Die Hersteller haben heute im Vergleich zu früher mehr natürliche und naturnahe Rohstoffe für den Einsatz in kosmetischen Produkten zur Verfügung. "So sind die Produkte nicht nur wirksamer, sondern auch wesentlich anwenderfreundlicher geworden", erklärt die Expertin.
"Auch die Verbraucherakzeptanz hat stark zugenommen, so dass die Kundinnen gern zu Naturkosmetik greifen." 2017 konnte Naturkosmetik mit einem Wachstum von 3 Prozent den Marktanteil am gesamten Kosmetikmarkt auf 8,8 Prozent ausweiten. Das mag zwar nach wenig klingen, aber dahinter verbergen sich große Zuwächse für Teile der Branche. Bei kleinen und trendigen Labels aus Deutschland oder exotischen Ländern aus Übersee brummt der Onlinehandel, immer mehr Shops bieten grüne Kosmetik an.

Bleibt nur ein Problem: Der Dschungel der Klassifizierungen macht es für die Verbraucherin oft schwer, vollwertige Naturkosmetik von konventioneller Kosmetik zu unterscheiden. Es gibt unzählige "ausgedachte" Logos, die suggerieren sollen, dass ein Produkt natürlich ist – obwohl es keinem Bio- oder Naturkosmetik-Standard entspricht. Und das ist leider auch noch legal. Wie also findest du die besten Naturprodukte und welchen Siegeln darfst du vertrauen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen über die Green Label.
Was ist Naturkosmetik?
Der Begriff Naturkosmetik beschreibt Beauty-Produkte, die komplett oder zum Großteil aus natürlichen Zutaten bestehen. Dies bedeutet, dass die verwendeten Stoffe natürlich angebaut werden und die Produkte keine oder nur sehr wenig chemisch oder künstlich hergestellte Stoffe enthalten dürfen.
Nicht mit Naturkosmetik zu verwechseln ist naturnahe Kosmetik. Das sind Produkte, die größtenteils aus einer natürlichen Basis bestehen aber vereinzelte künstliche Stoffe enthalten. Die Naturkosmetik-Standards erfüllen sie zwar nicht, sehr wohl können einzelne Inhaltsstoffe aber Bio-zertifiziert sein. Das Olivenöl in einem Produkt könnte somit also als Bio-Olivenöl betitelt sein, dies setzt jedoch nicht voraus, dass alle Inhaltstoffe Bio sind. (Beispiel: "Mit dem besten Bio-Olivenöl")

Ist Naturkosmetik immer gleichzeitig Bio?
Kurz gesagt: Nein. Bio-Kosmetik ist eine Form von Naturkosmetik, die noch einen Schritt weitergeht. Ein Produkt kann der Kategorie der Naturkosmetik entsprechen, aber nicht an die hohen Anforderungen der Biokosmetik herankommen.
"Bio" bezieht sich auf die Herkunft des Ausgangsmaterials und bedeutet, dass ein Bestandteil nach den Öko-Landbau Prinzipien gezüchtet wurde. Heißt also: Nichts kann Bio sein, ohne zuerst Natur zu sein.
Sicheren Aufschluss darüber wie viel Natur wirklich in einem Produkt steckt und wie hoch der Anteil biologischer Inhaltsstoffe ist, geben die folgenden Kosmetik-Siegel.
An welchen Siegeln erkenne ich gute Naturkosmetik?
Letztlich ist Naturkosmetik ganz einfach zu erkennen, nämlich wenn sie eines der drei anerkannten Siegel trägt. Es gibt drei solche Plaketten, die in Deutschland etabliert sind, die von seriösen Institutionen vergeben werden und denen du vertrauen kannst. Das sind:
1. Das BDIH-Siegel ist das Basic-Natur-Gütezeichen
Das Siegel des Bundesverbands Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen (BDIH) fördert ökologische Rohstoffe und Nachhaltigkeit – und vertritt die Interessen von Herstellern. Sein Siegel verbietet synthetische Duft- und Farbstoffe. Aber: Nur 15 Prozent der Bestandteile müssen Bio sein.

Unabhängige Kontrollinstitute prüfen die angemeldeten Naturkosmetikprodukte auf ihre Inhaltsstoffe und Zusammensetzung. Inhaltsstoffe, die von Tieren hergestellt werden, (z.B. Milch und Honig) sind hierbei erlaubt. Rohstoffe aus toten Tieren (z.B. tierische Fette) sind allerdings nicht gestattet. Daher ist dieses Siegel zwar Natur- und Biosiegel, allerdings nicht vegan.
2. Die Ecocert-Plakette gibt es in verschiedenen Abstufungen
Das französische Siegel Ecocert führt weltweite Inspektionen in über 80 Ländern durch und legt besonderen Wert auf die erneuerbaren Ressourcen, aus denen die Inhaltsstoffe hergestellt werden. Hier wird zwischen Biokosmetik und Naturkosmetik unterschieden.

Als internationales Erkennungszeichen trägt es – übrigens genau wie das BDIH-Logo – den Zusatz Cosmos Natural (mindestens zu 95 Prozent aus Inhaltsstoffen natürlichen Ursprungs) oder Cosmos Organic für Natur- oder Biokosmetik (zu mindestens 95 Prozent aus Bio-Zutaten).
3. Maximal-Natur garantiert das Natrue-Siegel
Naturkosmetik-Firmen haben das internationale Natrue-Siegel ins Leben gerufen, das weltweit als eines der strengsten gilt. Natrue ist international und unterscheidet in die Kategorien Naturkosmetik und Biokosmetik. Leider sind diese Unterschiede anhand des Siegels nicht zu erkennen. Auf der Internetseite von Natrue sind aber alle Marken und Produkte mit ihrer dazugehörigen Kategorie aufgelistet.

Ist Bio-Kosmetik automatisch Fairtrade?
Bei Fairtrade-Kosmetik geht es vorrangig um die soziale Komponente der Produktion. Jede Arbeiterin und jeder Arbeiter, die im Laufe des Herstellungsprozesses mitgearbeitet haben, sollen auf faire Weise entlohnt werden und von ihrer Arbeit leben können. Betroffen sind hier vor allem Bauern aus Lateinamerika, Asien oder Afrika, die auf Obstfeldern oder Palmöl-Plantagen arbeiten.
Ein Produkt kann demnach also zu der Gruppe der Naturkosmetik gehören und ein Bio-Siegel tragen, muss deshalb aber nicht automatisch Fairtrade-zertifiziert sein. Anders herum kann es aber auch Fairtrade sein, ohne ein Bio-Siegel zu besitzen. Achte also im Idealfall auf beide Siegel. Fairtrade-Produkte erkennst du an diesem Logo:

Das offizielle Fairtrade-Siegel vergibt der Verein Transfair e.V. Auf der Kosmetikverpackung muss gekennzeichnet sein, wie viel Prozent der Inhaltsstoffe Fairtrade zertifziert sind.
Woran erkenne ich vegane Kosmetik?
In veganen Beauty-Produkten kommen keine tierischen Stoffe zum Einsatz. Weder Erzeugnisse von toten Tieren noch Rohstoffe, die von Tieren selbst produziert werden (z.B. Milch, Honig). Darüber hinaus setzt sich die vegane Kosmetikbranche gegen die Verwendung von Tierversuchen ein. Aber aufgepasst: "Vegan" ist in Deutschland kein geschützter Begriff! Das heißt: Nicht überall, wo vegan draufsteht, ist auch vegan drin – es lohnt sich also, zweimal hinzuschauen.
Wenn dir tierfreundliche Kosmetik wichtig ist und du versuchsfreie Labels bevorzugst, können dir die folgenden Siegel helfen, in der Drogerie schnell fündig zu werden.
Übrigens: Eine Übersicht über Marken, die keine Tierversuche durchführen oder unterstützen, findest du auf der Peta-Website.
1. Das Vegan-Siegel "Animal friendly – NATURAL Cosmetics and Products"
Das deutsche Siegel "Animal friendly – NATURAL Cosmetics and Products" des IHTN zeigt einen Hasen mit schützender Menschenhand. Für Produkte mit diesem Siegel dürfen weder Tierversuche durchgeführt werden noch dürfen die Hersteller mit Unternehmen in Kontakt stehen, die Tierversuche durchführen. Auch die Verwendung von jeglichen Bestandteilen von getöteten und gequälten Tieren ist laut diesem Siegel untersagt. Alle Firmen, die dieses Logo tragen, produzieren seit 1979 komplett tierversuchsfrei.

2. Das Gütesiegel der "Vegan Society"
Das aus Großbritannien stammende Siegel zeigt eine große grüne Sonnenblume. Produkte mit diesem Siegel dürfen weder Tierversuche durchführen, noch darf einer der Rohstofflieferanten etwas mit Tierversuchen zu tun haben. Auch in der Herstellung von gentechnisch veränderten Organismen dürfen keine Tiergene oder Derivate von tierischen Substanzen vorhanden sein. Generell dürfen hier keine Tierprodukte jeglicher Art verwendet werden.

3. Das "Leaping Bunny Program"-Zeichen
Das internationale Siegel mit dem springenden Kaninchen verspricht dem Verbraucher, dass das Unternehmen keine Tierversuche mehr durchführt. Auch die Zulieferer dürfen keine Tierversuche in Auftrag geben. Vergeben wird das Siegel durch die Coalition for Consumer Information on Cosmetics (CCIC). Und zwar nach Kriterien der Humane Cosmetic Standards (HCS). Was dieses Siegel allerdings erlaubt, sind einzelne Bestandteile von toten oder lebenden Tieren. Vegan sind Produkte mit diesem Siegel also nicht zwangsläufig.

Mit diesen Apps erkennst du Naturkosmetik, die nicht zertifiziert ist
Auf deinem Wunschprodukt ist kein Siegel? Dann lies zwischen den Zeilen! Wenn eine Marke probiert, dich nur mit Modewörtern oder hübschen Werbeversprechen zu überzeugen, solltest du dich woanders umsehen.
Andersherum kann es aber auch sein, dass sich eine Marke mit guten, 100 Prozent natürlichen Inhaltsstoffen keines der teuren Siegel leisten konnte oder wollte. Auch dann lohnt es sich, die Verpackung genauer zu studieren.
Gewissheit darüber, ob ökologisch oder gesundheitlich bedenkliche Inhaltsstoffe enthalten sind, geben Barcode-Scanner-Apps wie Codecheck und ToxFox, die du kostenfrei auf dein Smartphone herunterladen kannst.
Zertifzierte Bio-Beauty kommt von bekannten wie von kleinen Nischenmarken. Wer am liebsten so viel Natur wie möglich an Haut und Haar lassen möchte, sollte immer auf die seriösen Gütesiegel achten. Besonders gut: noch ein Fairtrade- und Vegan-Zeichen auf der Verpackung. Kein Siegel? Dann Inhaltsstoffe scannen – am besten mit einer speziellen App!