News Detox
So schützt du dich gegen Bad News

Natürlich willst du wissen, was in der Welt passiert. Aber die vielen schlechten Nachrichten können auf Dauer auch belastend sein. Wie du es schaffst, Infos sinnvoll zu filtern. Und warum du dafür hin und wieder den News-Stecker ziehen solltest
So schützt du dich gegen Bad News
Foto: William Iven / Unsplash.com

Verschiedenste Bildschirme präsentieren dir täglich, stündlich oder sekündlich Horrornachrichten und dramatische Bilder aus der ganzen Welt – und dazwischen viele mehr oder weniger relevante Infos. Und natürlich ist der schnelle, ungefilterte Zugang zu Informationen ein hohes Gut, das du niemals missen willst. Doch bei der Wucht an Neuigkeiten, die ständig auf dich einprasseln, und die du erst mal verarbeiten musst, wird oft übersehen, dass sie auch negative Folgen für Körper und Seele haben können.

Rolf Dobelli, Autor des Buches „Die Kunst des digitalen Lebens“, sagt: „News verstellen uns den Blick für das wirklich Wichtige, machen uns depressiv und lähmen unsere Willenskraft“ – und vertritt damit eine sehr extreme Meinung. Aber ein bisschen was ist sicher dran: Setzt du dich nämlich ganz bewusst mal eine Zeit lang auf News-Diät und entdeckst so die Kunst eines stressfreieren (digitalen) Lebens, bekommst du ruckzuck den Blick fürs Wesentliche zurück. Das bedeutet natürlich nicht, dass du plötzlich die Augen vor der Realität verschließen solltest. Sondern dass du wieder lernst, selbst zu entscheiden, wo und wie lange du hinsiehst. Warum es sich lohnt, nicht immer alles wissen zu müssen – und wie das klappt.

Welche Produkte helfen dir, deinen Nachrichtenkonsum einzuschränken?

Wenn du ehrlich bist, ist die Hauptquelle von Bad News dein Smartphone – und es einfach wegzulegen, fällt extrem schwer. Aber das ist tatsächlich die beste Chance auf eine News-Pause. Diese Tools helfen dir, auf Abstand zu gehen:

  • Eine Smartphone-Box mit Zeitschloss schiebt dem News-Konsum für eine gewisse Zeit im wahrsten Sinne den Riegel vor – übrigens auch ein prima Geschenk für andere Handy-Süchtige.
  • Auch witzig und sehr hilfreich: Dieses Handy-Gefängnis zum Wegsperren des lästigen Geräts. Das fasst übrigens auch mehrere Geräte, wenn du Bedarf in deinem Haushalt siehst...
  • Super für den News-Verzicht ist auch einfach gute Ablenkung. Trink doch einfach mal ganz entspannt eine Tasse Tee und schau aus dem Fenster. Oder unterhalte dich mit einer Freundin. Dazu passt der entspannende Digital-Detox-Tee.

Welcher Nachrichtenkonsum ist sinnvoll, welcher nicht?

Im Schnitt konsumierst du 60 News-Meldungen pro Tag und verwendest darauf rund 90 Minuten Zeit – so lange, wie eine ausgiebige Yogastunde dauert! Das Absurde daran: Viele Breaking News sind im Kern für dich selbst, deinen Job oder das, was dich im Leben unmittelbar umgibt, nicht wirklich relevant. Dobelli sagt: „Alle Informationen, die in den persönlichen Kompetenzkreis passen, sind wertvoll. Alle anderen sollten besser ignoriert werden.“

Das ist ganz schön radikal gedacht. Was du aber daraus ziehen kannst? Zum Beispiel, dass du dir überlegen solltest, wie tief du dich wirklich in eine Präsidentschaftswahl reinfuchsen musst, bei der du keinen Stimmzettel abgeben kannst. Oder ob du deine Energie nicht lieber auf die nächste Bundes- oder Landtagswahl lenkst, um blöden Stammtischschwätzern souveräner Paroli bieten zu können. Sprich: Es ist eine Überlegung wert, die eigene News-Zeit bewusster einzusetzen und sich mit Themen eher in der Tiefe statt in der Breite zu beschäftigen.

Nachrichten-Detox entstresst deinen Kopf – und damit auch deinen Körper

Nachrichten halten deinen Sympathikus-Nerv, einen Teil des vegetativen Nervensystems, auf Trab. Jede Story, die dich mitnimmt, aufwühlt oder nervt, kann zur Ausschüttung des Stresshormons Cortisol führen. Cortisol fließt dann in die Blutbahn, schwächt das Immunsystem und hemmt die Produktion von Wachstumshormonen.

Es gibt Studien, die zeigen, dass der Konsum negativer Nachrichten Stress und Angst fördert. Ein allgemeiner Social-Media-Verzicht sorgt Studien zufolge hingegen für weniger Stress in deinem Leben. Zusammengefasst: Zu starker News-Konsum setzt den Körper unter permanenten Stress. Und Stress hat dzufolge extrem negative Auswirkungen auf deine Gesundheit. Die Lebensqualität sinkt, du bist gereizter und schneller krank. Und wofür? Du kennst die Antwort bereits: Für Infos, die du leider nicht auf der Stelle nutzen oder beeinflussen kannst. Extrastress also. Umso wichtiger ist es, abzuwägen, wie viel Stress im Alltag wirklich erträglich ist – und wann die Nachrichten einfach mal Pause haben.

Weniger News heißt auch: Du wirst positiver denken

„Schlechtes wird als relevanter empfunden als Gutes. Negative Informationen wirken daher etwa doppelt so stark“, weiß Dobelli. Entsprechend weicht auch die Empfindung, als wie wichtig du bestimmte News erlebst, deutlich von einer realistischen Einschätzung ab. Dein zentrales Nervensystem reagiert unverhältnismäßig stark auf schockierende, skandalöse und polarisierende Reize.

Dazu kommt, dass du das meiste, was in deinem Newsfeed aufploppt, nicht beeinflussen oder ändern kannst. Frustrierend. Sicher kennst du ja das enge Gefühl in der Brust, wenn dich schlechte Nachrichten runterziehen, ängstlich machen und sogar in privaten Entscheidungen lähmen. „Man fällt in ein psychologisches Loch, das man 'erlernte Hilflosigkeit' nennt: eine Art Minidepression, die sich auf alle Gebiete des Lebens ausbreiten kann“, so Dobelli .

Also nichts wie raus aus dem Loch! Wende dich vermehrt Dingen zu, die in deiner Macht stehen. Du wirst merken, dass dein Leben schnell einen positiveren Fokus bekommt, wenn du weder mit der verlassenen Promi-Frau mittrauerst noch einen Verkehrsunfall auf der A7 zu nah an dich heranlässt.

Ungestörtes Nachdenken steigert deine Kreativität

„News sind kurz, grell, voller Tempo und extrem vereinfacht. Sie sind perfekt, um gedankenlos verzehrt zu werden und maximal abzulenken“, sagt Dobelli. Diese Nachrichtenhäppchen sind also ein wenig wie Fast Food. Ständig wiederkehrende, vorgekaute News können das eigene Denken und die Kreativität in den Stand-by-Modus versetzen.

Klingt drastisch, ist aber wahr: Kreativität verlangt nämlich Denken, Denken braucht Konzentration, und Konzentration braucht ungestörte Zeit. Macht Sinn, oder? Wenn du dich also ständig durch die Flut von News ablenken lässt, verlierst du deine Konzentrationsfähigkeit und wirst keine guten, neuen und vor allem eigenen Ideen haben. „Wichtig ist beim News-Konsum daher das eigene Nachdenken. Das ist zwar anstrengend, aber wertvoll“, so der Experte.

So ziehst du erfolgreich den News-Stecker

Um von einem zu hohen Fast-Food-News-Konsum herunterzukommen, kann es helfen, eine Zeit lang ganz darauf zu verzichten und einfach mal kurz die Reset-Taste zu drücken. Denn ein wenig Erholung ist für den Kopf genauso wichtig wie eine ausgewogene Ernährung für den Körper. Gleich vorneweg: Die erste Woche wird die schlimmste sein, denn deinen Newsfeed nicht wie gewohnt im Minutentakt abzurufen erfordert viel Disziplin.

„30 Tage sind eine wichtige Schwelle“, sagt Dobelli über die News-Diät – also versuch einfach mal, bis dahin zu kommen. Schaffst du es, wirst du vielleicht feststellen, dass du irgendwie gar nicht so viel verpasst hast wie gedacht. Das ist dir zu radikal? Dann gibt es auch einen sanften Weg: Verzichte einfach mal auf tägliche News, und lies stattdessen eine wöchentliche Zeitung. Ja, genau: eine einzige! Und für die setzt du dir ein Zeitlimit von 60 bis 90 Minuten. Lies sie gedruckt, nicht online. Lies sie in einem Rutsch, nicht auf mehrere Tage verteilt. Und du wirst merken, dass am Ende viel mehr hängen geblieben ist als beim täglichen News-Overload.

Geht es dir bei deiner News-Diät eher darum, nicht bloß schlechte Infos aufzusaugen, sondern auch mal Positives zu hören? Ein guter Punkt! Dafür könntest du Accounts wie @the_happy_broadcast auf Instagram abonnieren, wo täglich ausschließlich „Anxiety free“-Meldungen aus der ganzen Welt geteilt werden. Na, wenn das mal keine guten Nachrichten sind.

Nachrichtenkonsum ist wichtig, kann aber auch schädlich sein. Mit unseren Tipps schaffst du es, die Bad News zu reduzieren, dein Gemüt zu beruhigen und dein geistiges Potenzial wieder voll auszuschöpfen.

Erwähnte Quellen

Jolie Baumann Wormwood et al.: Threat perception after the Boston Marathon bombings: The effects of personal relevance and conceptual framing. Cognition & emotion, 2016, doi 10.1080/02699931.2015.1010487

Jeffrey Lambert et al.: Taking a One-Week Break from Social Media Improves Well-Being, Depression, and Anxiety: A Randomized Controlled Trial. Cyberpsychology, behavior and social networking, 2022, doi 10.1089/cyber.2021.0324

Habib Yaribeygi et al.: The impact of stress on body function: A review. EXCLI Journal, 2017, doi 10.17179%2Fexcli2017-480

Die aktuelle Ausgabe
Soul Sister 4 / 2022

Erscheinungsdatum 09.11.2022