Sicher weißt du bereits, dass Mandeln gut für dich sind. Als pflanzlicher Proteinlieferant sind sie sehr nahrhaft und reich an gesunden Fetten, Antioxidantien, Vitaminen und Mineralien. Aber wusstest du, dass Mandeln nicht nur deiner Gesundheit zuträglich sind, sondern auch die Umwelt unterstützen?
Jemand, der sich dafür einsetzt: Danielle Veenstra. Die Mandelfarmerin lebt und arbeitet auf der Mandelfarm, die ihr Großvater 1965 gepflanzt hat. Sie kennt die Abläufe, weiß aus erster Hand, wie Mandeln angebaut werden und warum sie Teil der Lösung werden können. Im Interview mit Womenshealth UK erzählt die Landwirtin, wie sie ihre Farm zu einem biodiversen und sicheren Ort für Bienen und andere Bestäuber gemacht hat und gibt Einblick darüber, wie die Mandelindustrie vorgeht, um die Nüsse auf verantwortungsvolle Art und Weise anzubauen.
Mandelanbau im Familienunternehmen
"Ich bin Mandelfarmerin in dritter Generation - der Betrieb meiner Familie, Veenstra Farms, liegt in der Nähe von Escalon, Kalifornien", erzählt Danielle. "Mein Großvater bepflanzte 1965 unsere erste Farm - dieselben 40 Acres bewirtschaften wir heute immer noch. Dort bin ich aufgewachsen und habe mit meiner Familie auf dem Land gearbeitet. Vor kurzem habe ich ein sechs Acres großes Grundstück neben der Farm meiner Familie gekauft, auf dem ich einen Lebensraum für Bestäuber geschaffen habe – es ist für Honigbienen und andere Insekten gedacht und wird meinen Vater hoffentlich davon überzeugen, auch innerhalb unseres Grundstücks einen solchen Lebensraum zu schaffen. Meinen Bruder habe ich schon überzeugt – er hat letzten Monat die gleiche Saatgutmischung auf seinen Mandelfeldern gepflanzt, wie ich neben unserer Farm", berichtet Danielle.
Ohne Bienen gäbe es keine Mandeln
"Mandelbäume blühen jedes Jahr. Dafür brauchen sie aber die Honigbiene, welche den Mandelblütenpollen von Blüte zu Blüte trägt. Wir haben deshalb langfristige Vereinbarungen mit Imkern getroffen. Jedes Jahr bringen die ihre Bienen hierher, bevor sie zur Bestäubung anderer Kulturpflanzen weiterziehen. Uns hilft das beim Anbauprozess, aber auch die Bienen profitieren davon. Der Mandelblütenpollen ist für sie unglaublich nahrhaft, da er alle 10 Aminosäuren enthält, die sie für ihre Ernährung benötigen. Außerdem enthält der Nektar die natürliche Verbindung Amygdalin, die für die Bienen gefährliche Viren und Darmparasiten reduziert und sie somit schützt", so die Farmerin. Ein Ort zum Krafttanken also? "Tatsächlich verlassen die Bienenvölker die kalifornischen Mandelfarmen stärker, als sie es bei ihrer Ankunft waren", bestätigt Danielle.
Uns ist es ein großes Anliegen, bienenfreundliche Mandelfarmen anzulegen

"Die Bienen sind sehr wichtig für uns. Ohne sie gäbe es keine Ernte. Dass die Bäume ihnen also von Natur aus guttun, ist klasse, aber es gibt immer noch Maßnahmen, die wir Landwirte ergreifen können, um die Farmen noch bienenfreundlicher und effektiver zu machen: Indem man blühende Deckfrüchte (Pflanzen, die den Boden bedecken, anstatt geerntet zu werden) neben oder auf seinen Mandelfeldern pflanzt, kann man einen nachhaltigen Lebensraum für Bienen und andere Bestäuber schaffen", so Danielle.
"Sobald die Bienen mit der Bestäubung der Mandelbäume fertig sind, ziehen sie dann weiter zu allem, was so in der Nähe blüht", fährt Danielle fort. Die Vorteile für die Mandelfarmer: "Diese Deckfrüchte, ob sie nun in der Nähe oder innerhalb der Mandelbaumreihen gepflanzt werden, sorgen für mehr Vielfalt auf dem Speiseplan der Honigbienen, bieten Nahrungsquellen und Lebensraum für einheimische Bestäuber und können auch die Kohlenstoffbindung und Bodengesundheit verbessern." Es ist ein kräftiges Dankeschön für die Arbeit der Bienen, die so wiederum die Mandelbäume gerne beim Wachstum unterstützen.
Und Danielle Veenstra ist mit ihrem Vorhaben nicht allein: "Das Almond Board of California, eine Organisation, die im Auftrag von Mandelfarmern Forschung finanziert, hat seit 1995 in mehr als 125 Forschungsprojekte zum Thema Bienengesundheit investiert. Bis heute wurden 110.000 Acres Mandelfarmen von Pollinator Partnership als "bienenfreundlich" zertifiziert", berichtet die Farmerin. Die Voraussetzung für das Zertifikat: Farmer:innen müssen die Bestäuberpopulationen aktiv schützen.
Der Mandelanbau hat sich in kurzer Zeit stark verändert

"Mein Vater betreibt die Landwirtschaft nicht mehr so wie mein Großvater – heute gibt es neue Forschungsergebnisse und neue Ansätze. Damals als wir unsere Mandelfarmen anlegten, war die einzige Möglichkeit der Bewässerung, gleich das gesamte Feld zu fluten. Zum Glück gab es dann in den 1980er Jahren eine neue Technologie: die sogenannte Mikrobewässerung, bei der wir winzig kleine Sprinkler oder Tropfleitungen einsetzen, um das Wasser genau dorthin zu leiten, wo es von den Bäumen aufgenommen werden kann", so Danielle Veenstra.
"Mandelfelder muss man als eine Generation betrachten: sie halten etwa 25 Jahre. Das Feld meiner Familie (das zweite auf diesem Grundstück) wird bald entfernt und neu bepflanzt. Ich erinnere mich daran, dass ich in der Grundschule bei der Bepflanzung geholfen habe. Damals gab es noch keine Handys - ich muss dann immer daran denken, wie sehr sich die Technik seither entwickelt hat. Als wir unser zweites Mandelfeld anlegten, installierten wir die Mikrobewässerungssysteme - damals der letzte Schrei, aber heute gibt es noch viel mehr Technologie und Forschungsergebnisse, die wir für das nächste Feld nutzen können", blickt Danielle voraus.
Wassereffizienz spielt beim Mandelanbau heute also eine große Rolle? "Wir kalifornischen Mandelfarmer:innen, die in einer wasserarmen Umgebung arbeiten, sehen es als unsere Pflicht an, Wasser so nachhaltig wie möglich zu nutzen", bestätigt Danielle. "Seit den 1990er Jahren haben wir den Wasserverbrauch pro Mandel um 33 % gesenkt - und wir haben das gemeinsame Ziel, diese Menge bis 2025 um weitere 20 % zu reduzieren."
Kalifornien hat das perfekte Klima für den Mandelanbau
... als einer der einizigen Orte auf der ganzen Welt! "Wir sehen die Auswirkungen des Klimawandels und seine Folgen für den Wasserhaushalt. Es ist schon ein bisschen beängstigend, zu beobachten, wie das alles zu meinen Lebzeiten geschieht. Kalifornien ist eine von nur fünf Regionen der Welt, in denen Mandeln wachsen können. Und da sie ein so wichtiger Bestandteil der pflanzlichen Ernährung sind, müssen wir Wege finden, sie verantwortungsvoll anzubauen", weiß Danielle.
Mandelbaumfelder sind Teil der Klimalösung

"Wir brauchen viele Instrumente, um den Klimawandel zu bekämpfen - sowohl um CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen als auch um die Emissionen zu verringern. Mandelbäume tun das auf natürliche Weise, indem sie während ihres Lebens CO2 binden und speichern. Außerdem produzieren sie Sauerstoff und wirken wie ein natürlicher Filter, der die Luft von Schadstoffen befreit", so die Landwirtin.
"Früher haben Farmer:innen die Bäume bei der Abholzung eines Mandelfeldes zerkleinert und zur Stromerzeugung an Heizkraftwerke geliefert. Doch die Mandelfarmer*nnen leisteten Pionierarbeit. Mit dem Recycling ganzer Mandelfelder entwickelten sie eine neue Technik. Dabei zerkleinern die Farmer*nnen die Mandelbäume am Ende ihres Lebens und bringen das Holz wieder in den Boden ein", so Danielle. Das hat sämtliche Vorteile: "Verwenden wir das Holz wieder, verbessert das die Gesundheit des Bodens, erhöht die Wassereffizienz, steigert die Erträge und trägt auch zur Bekämpfung des Klimawandels bei, indem das gespeicherte CO2 im Boden gebunden und Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernt werden", erklärt Danielle.
Und wie viel spart diese Recycling-Technik ein? "Forscher:innen versuchen gerade die exakt gesparte Menge CO2 zu berechnen, aber wir wissen bereits, dass Farmen, die ihre Mandelfelder recyclen, 2,4 Tonnen CO2 pro Acres binden - so viel würde man einsparen, wenn man ein Jahr lang nicht Auto fährt. Wir haben in Kalifornien 1,5 Millionen Acres Mandelanbaufläche. Stell dir mal vor, wie viel wir bewirken könnten! Vor allem dann, wenn dieser Ansatz auf anderen Baumfarmen in der ganzen Welt kopiert werden würde", so die Farmerin euphorisch.