Gefahr für die Haut: Medikamente plus UV-Strahlen

Hautschäden durch UV-Strahlen
Gefahr für die Haut: Medikamente plus Sonnenstrahlen

Veröffentlicht am 13.07.2023
Schatten und Sonnenhut sind im Sommer wichtig, um die Haut vor schädlichen UV-Strahlen zu schützen
Foto: SimonenkoPhotography / Shutterstock.com

Du nimmst regelmäßig Medikamente ein? Dann solltest du deine Haut im Sommer ganz besonders gut vor der Sonne schützen. Denn die Kombination UV-Strahlen plus Arzneimittel kann phototoxische Reaktionen auslösen, die sich als unangenehme Hautreaktionen bemerkbar machen, von Rötungen bis hin zu juckenden Pickeln und Quaddeln. Spätfolgen wie dauerhafte Pigmentstörungen und weißer Hautkrebs sind möglich.

Welche Medikamente und Salben in Kontakt mit Sonnenlicht Probleme machen können, und was dagegen hilft, erfährst du hier.

Wie unterscheiden sich Medikamenten-bedingte Hautreaktionen von einem normalen Sonnenbrand?

Die Symptome sonnenbedingter Hautreaktionen auf Medikamente können sehr unterschiedlich sein – wie auch beim Sonnenbrand. Bei manchen Menschen rötet sich die Haut und juckt, bei anderen kommen Blasen und Pickel hinzu.

Wenn du Medikamente einnehmen oder Cremes verwenden musst, und dich länger in der Sonne aufhältst, kann es sein, dass der Sonnenbrand schneller auftritt, als es bei dir normalerweise der Fall ist. Neben dieser unerwarteten stärkeren Lichtempfindlichkeit werden die wirklichen Unterschiede meist erst langfristig in Form von dauerhaften Hautverfärbungen sichtbar, belegen Studien.

Jeder Sonnenbrand stresst die Haut und erhöht das Risiko, an weißem Hautkrebs zu erkranken. Da eine Vielzahl von Medikamenten deinen Eigenschutz der Haut herabsetzen, solltest du vor dem Sommerurlaub den Beipackzettel deiner Medikamente daraufhin noch einmal durchlesen und verstärkt auf Sonnenschutz setzen.

Eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigt deutlich, dass mehr als 90 Prozent aller in Deutschland und Dänemark diagnostizierten Hautkrebsfälle auf ultraviolette Strahlen zurückzuführen sind – und somit verhinderbar waren.

Welche Folgen für die Haut die Kombi UV-Strahlung plus Medikamente?

Man unterscheidet zwischen phototoxischen und photoallergischen Reaktionen.

  • Bei phototoxischen Hautreaktionen sind die Verursacher die UV-A-Strahlen, die auf Hautstellen treffen, die mit einem Medikament eingecremt wurden, in Form von Creme, Gel oder Salbe. Die Schäden beschränken sich dann auf die mit dem Arzneimittel behandelten Stellen, Irritationen können bereits nach der ersten Anwendung auftreten und sehr schmerzhaft sein. Symptome sind z.B. Rötungen, Ödeme, Schuppung und Blasenbildung.
  • Photoallergischen Reaktionen dagegen können nach einer Medikamenteneinnahme auftreten. Dabei wird der Wirkstoff über den Verdauungstrakt und das Blut aufgenommen. „Eine photoallergische Reaktion ähnelt einem allergischen Kontaktekzem mit deiner Vielzahl von sonnenbrandähnlichen Symptomen wie Juckreiz, Knötchen, roten oder nässenden Stellen. Anders als bei den phototoxischen Reaktionen kann es hier zu sogenannten Streureaktionen auch auf nicht belichtete Hautpartien kommen“, so die Experten der Apothekenkammer Niedersachsen.

Ob und wie schnell eine Hautreaktion erfolgt, ist individuell verschieden und hängt auch mit deinem Hauttyp ab: Hellhäutige werden leichter reagieren als Menschen mit dunkleren Hauttypen. Auf jeden Fall solltest du Sonnenschutz, sei es in Form von Sonnencreme oder im Vermeiden einer direkten Sonneneinstrahlung, ganz besonders ernstnehmen.

Diese 7 Medikamente und Salben können in Kombination mit UV-Strahlen Lichtempfindlichkeit auslösen

Wenn du einen im Folgenden aufgeführten Wirkstoffe einnehmen bzw. anwenden musst, können unangenehme Hautreaktion auftreten.

  1. Blutdrucksenker Diuretika wie Furosemid oder Indapamid senken den Blutdruck und müssen von Betroffenen regelmäßig eingenommen werden. Sie werden häufig im Zusammenhang mit photoallergischen Reaktionen genannt.
  2. Schmerzmittel und Entzündungshemmer In Tablettenform verursachen Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen seltener Probleme, als Gel sind Hautreaktionen in Kontakt mit Sonnenlicht wahrscheinlicher. Wenn du z.B. nach einer Sportverletzung ein solches Gel anwenden musst, solltest du die behandelte Stelle mit einem Kleidungsstück vor Sonneneinstrahlung schützen, selbst im Schatten.
  3. Antibiotika Bei Antibiotika, vor allem bei Mitteln aus der Gruppe der Tetrazykline, solltest du extrem vorsichtig mit Sonnenlicht sein. Aufgrund der drohenden Antibiotika-Resistenzen solltest du jedoch deine Antibiotika-Einnahme zu Beginn eines Urlaubes nicht einfach abbrechen, sondern direkte Sonnenbestrahlung möglichst komplett meiden.
  4. Aknemittel Wirkstoffe gegen Akne (z.B. Benzoylperoxid oder Retinoid) machen die Haut dünner und steigern dadurch die Empfindlichkeit gegenüber der UV-Strahlung immens. Auch hier solltest du die Sonne ganz meiden. Das Produkt im Urlaub abzusetzen hilft nicht, da die Haut Monate braucht, um ihre normale Sonnenschwiele wieder aufzubauen.
  5. Die Pille Je länger du die Anti-Baby-Pille schon einnimmst, desto höher ist dein Risiko, im Gesicht Pigmentverschiebungen zu bekommen. UV-Strahlen können diese dunklen Flecken im Gesicht, möglicherweise irreversibel, verstärken.
  6. Rheumamittel Die bei rheumatoider Arthritis eingesetzten Wirkstoffe Methotrexat (MTX), Azathioprin und Sulfasalazin (letzter ist auch ein Wirkstoff gegen entzündliche Darmerkrankungen) kann die Lichtempfindlichkeit erhöhen.
  7. Johanniskraut gehört zu den pflanzlichen Stimmungsaufhellern, das jedoch besser nur im Winter angewandt wird, bzw. bei dessen Einnahme ein hoher Sonnenschutz notwendig ist, um die Haut zu schützen. Generell solltest du dich auch bei pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln im Beipackzettel über mögliche Risiken durch Sonnenlicht informieren.

Wie beuge ich Hautschäden vor, wenn ich Medikamente einnehmen muss?

Eins vorweg: Ein Medikament vor dem Sommerurlaub in Eigenregie abzusetzen, ist keine Option. Sprich das in der Arztpraxis ab, denn meist hält die Wirkung eines Medikaments länger an, als es eingenommen wird, sodass ein kurzzeitiges Absetzen ohnehin nicht die gewünschte Wirkung haben würde.

Besser ist konsequenter Lichtschutz. Spare nicht an Sonnencremes und achte auf einen hohen Lichtschutzfaktor, am besten 50+, und stelle sicher, dass ein starker UV-A-Filter enthalten ist, wie z.B. in diesen Präparaten:

Wie lange kann ich mit UV-Lichtschutz in der Sonne bleiben?

Denke daran: Der auf den Sonnenschutzprodukten angegebene Sun Protection Factor (SPF) bzw. Lichtschutzfaktor (LSF) gibt die Länge der Zeit an, die das Produkt über die Eigenschutzzeit deiner Haut hinaus schützt. Bist du sehr hellhäutig und färbt sich deine Haut normalerweise bereits nach etwa 10 Minuten im Sonnenlicht rot? Dann verlängert ein Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor 30 die Zeit um das 30-fache, also etwa 300 Minuten, bevor der Schutz nachlässt. Und danach hilft auch kein erneutes Eincremen, dann heißt es raus aus der Sonne, ab in den Schatten.

Tipp: Trage die Sonnencreme direkt auf die Haut auf und verzichte vorher auf eine Bodylotion o.ä., sonst verdünnst du den Sonnenschutz.

Sonnencremes aus dem letzten Jahr solltest du wegwerfen und durch neue ersetzen. Grund: Der häufig enthaltende UV-Filter Octocrylen steht im Verdacht, sich mit der Zeit zu zersetzen und in neue, potenziell krebserregende Wirkstoffe zu verwandeln. Das Consumer Safety Komitee der Europäischen Kommission rät deshalb, Octocrylene-haltige Produkte nach dem Ablaufdatum nicht mehr zu verwenden.

Kann ich mich noch anders gegen die UV-Strahlen schützen?

Klar doch. Wer Medikamente im Urlaub einnimmt (und eigentlich alle anderen auch), sollte ausreichend luftige, aber langarmige Kleidung dabeihaben und zwischen 11 und 15 Uhr direkte Sonneneinstrahlung meiden. Leichte, weiße Blusen bieten keinen ausreichenden Schutz, es muss schon ein robusterer Stoff sein. Noch besser sind UV-Strahlen abweisende Oberteile (z.B. von yeyity oder von Tipple Moon) und Kopfbedeckungen (z.B. Caps von iQ-UV oder Capcool), ideal auch für Outdoorsportlerinnen. Und möglichst früh abends oder morgens und im Schatten trainieren - dann macht es in der Regel ohnehin mehr Spaß.

Und denk daran, dass UV-A-Strahlen auch durch Fensterglas gelangen. Tipp fürs Auto, aber auch zu Hause: UV-undurchlässige Folien (z.B. von WindowShield) für Glasscheiben.

Einige Medikamente können die Lichtempfindlichkeit deiner Haut steigern, so dass Sonnenbrände schneller einsetzen und deine Haut stärker und langfristiger schädigen. Beim Outdoorsport und im Sommerurlaub sollten Menschen, die Medikamente einnehmen müssen, besonders gut auf Sonnenschutz achten.

Erwähnte Quellen:

Justyna Kowalska, Jakub Rok Drug-Induced Photosensitivity - From Light and Chemistry to Biological Reactions and Clinical Symptoms From 2021 Jul 26. doi: 10.3390/ph14080723

Ulrike Keim et al. Cutaneous melanoma attributable to UVR exposure in Denmark and Germany European Cancer Journal of Cancer December 2021 doi: 10.1016/j.ejca.2021.09.044

European Commission Scientific Committee on Consurmer Safety Option on Octocrylene March 2021