Sex ohne Gefühle: Vor- und Nachteile

Sex ohne Gefühle
So verbessert Casual Sex deine Machtposition im Bett

Veröffentlicht am 05.03.2024
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"Wie, du willst schon gehen? Du bist doch gerade erst gekommen!“ Immer mehr Frauen verabschieden sich direkt nach dem Sex mit einem attraktiven Fremden schneller, als der "Wie war ich?“ fragen kann. Warum nur ein Half-Night-Stand? Weil ein Typ, den du im Halbdunklen oder im volltrunkenen Zustand heiß findest, am nächsten Morgen eher einen Schock auslösen kann. Und, Hand aufs Herz: Auch du selbst gleichst mit verklebten Wimpern und ungeputzten Zähnen wenig der heißen Femme vom Vorabend.

Ungeachtet dieser Tatsache kommt es zudem gar nicht so selten vor, dass die eine es nach dieser Nacht bei einem emotionslosen Quickie belassen will, während sich beim anderen plötzlich die Schmetterlinge im Bauch startklar machen. Gleich mehrere Gründe also, sich früh zu verdrücken. Wir erklären dir hier, wann und wie du das durchziehen solltest.

Oft besser als ein komplizierter One-Night-Stand: Solo-Nummer mit Sex-Toy

Du willst es gern unkompliziert? Wenn du nur ein wenig sexuelle Energie freisetzen willst aber keinen Bock hast, dich auf Marotten und Unzulänglichkeiten eines fremden Typen einzulassen, teste doch mal eins dieser Sex-Toys:

  1. Ein Schallwellen-Toy (hier kaufen: Sona 2 Cruise) bringt dich mit smarter Technologie zum Orgasmus.
  2. Ein Druckwellenvibrator wie der Satisfyer Pro 2 ist bei Frauen sehr beliebt, der kann Dinge, die kein Mann kann!
  3. Ein klassischer Vibrator (hier kaufen: Yicoco G-Punkt-Vibrator) gilt immer noch vielen Frauen als der optimale "Part time lover" für Solo-Sex.

Es soll doch lieber ein "echter" Mann sein? Na, dann los.

Immer mehr Frauen wollen nur Casual Sex

Es spricht also vieles dafür, sich nach dem Sex ruckizucki zu verdrücken, um die schlafenden Hunde gar nicht erst zu wecken. "Männer machen das doch schon immer genauso", bemerkt Anna (31). "Die holen sich, was sie wollen, und verschwinden dann schnellstmöglich wieder, bevor es kompliziert wird." Auch wenn Studien immer noch mehr Zufriedenheit bei Männern als Frauen nach einem One-Night-Stand zeigen, holen die Frauen auf.

Dass Frauen dieses männlich-promiske Verhaltensmuster jetzt übernehmen, erklären Psychologen sich als Nebeneffekt der Emanzipation: Immer mehr Frauen würden jetzt eben auch in sexueller Hinsicht die Befriedigung ihrer Bedürfnisse viel stärker einfordern als noch vor einigen Jahren. "Warum soll ich denn nach dem Orgasmus noch lange kuscheln und quatschen? Ich bin Single und habe manchmal Lust auf Sex – doch wenn ich lange reden und am nächsten Morgen gemeinsam aufwachen wollte, würde ich mir eine Beziehung suchen", erklärt Sarah (28). Nüchtern, aber nachvollziehbar.

Was halten Männer von einer reinen Sexbeziehung?

Wie Männer diese Entwicklung finden? "Es kommt darauf an, ob man mit der Frau wirklich nur einmal Sex haben will oder sich vielleicht doch mehr vorstellen kann", gibt Martin (34) offen zu. "Wenn Gefühle im Spiel sind, kann so ein Abgang durchaus verletzend sein, doch wenn für beide Seiten von vornherein klar ist, dass aus der Sache nichts Festes wird, ist es doch völlig okay."

Und weil diese Art der unkomplizierten Sex-Dates offenbar für viele Singles eine gute Lösung sind, gibt’s dafür natürlich auch schon die passenden Begriffe und Codes. "Zipless Fuck" ("Sex ohne Verkettungen") bezeichnet etwa die idealste Form eines Sexabenteuers, die völlig ohne Komplikationen und Diskussionen über die Bühne geht. Bei dem die Bedürfnisse aller Beteiligten optimal befriedigt werden – und darüber hinausgehende Gefühle und Hoffnungen zuvor mit der Wäsche abgelegt wurden.

Um wirklich zu 100 Prozent auf deine Kosten zu kommen, empfehlen wir dir diese Sex-Stellungen, mit denen du am besten zum Orgasmus kommst:

Die 7 wichtigsten Regeln für Sex ohne Gefühle

Damit das klappt, gelten bei schnellem Sex ohne Verpflichtungen natürlich trotzdem auch ein paar Regeln – die wichtigsten haben wir für dich zusammengefasst:

  1. Kondome (am besten gleich hier einen Vorrat bestellen) sind Pflicht. Klar, du kannst es nicht mehr hören, wir sagen es dir aber trotzdem immer wieder.
  2. Man darf nur machen, was der andere auch möchte. Keine Verpflichtung bedeutet nicht, keinen Respekt zu haben.
  3. Beide Seiten sollten sich Mühe geben, dem anderen einen Orgasmus zu schenken. Schließlich ist das der einzige Sinn der Sache.
  4. Sich damit über eine Trennung hinwegzutrösten ist völlig okay. Nicht okay: den fremden Mann pauschal für die Fehler des Ex verantwortlich machen.
  5. Die Gastfreundschaft des anderen nicht überstrapazieren. Falls du doch bis zum Morgen bleibst, solltest du dich spätestens nach dem Kaffee höflich verabschieden.
  6. Lass' dich gehen! Der Reiz an einem guten, hemmungslosen Half-Night-Stand ist, dass du dir keine Gedanken machen musst, was der andere von dir denkt. Es ist allerdings fair, das Erlebte hinterher nicht an andere (möglicherweise gemeinsame Bekannte) weiterzutratschen.
  7. Der Deal ist: Wir haben nur Sex, nicht mehr. Wer sich in Wahrheit doch etwas mehr erhofft, sollte das fairerweise vorher erwähnen.

Stärken diese Sexabenteuer das Selbstbewusstsein?

In Sex-Chats verabredet man sich mittlerweile bereits im Vorfeld ganz direkt zu einem "RRR“ – was so viel heißt wie "Rein, Raus, Runter“. Überhaupt haben Dating-Apps – offiziell oft Flirtbörsen, in Wahrheit für viele aber eher unkomplizierte (und vergleichsweise preiswerte) Plattform für die Suche nach schnellem Sex – das Verhalten zwischen Männern und Frauen extrem verändert, sind sich Forscher einig.

Eine Studie der Kölner Hochschule Fresenius hat herausgefunden, dass beispielsweise Tinder auf eine etwas ungewöhnliche Art sogar zur Emanzipation der Frau beiträgt. Da weibliche Nutzer bei der Auswahl ihrer Sexabenteuer weitaus kritischer sind als Männer, steigt dadurch ihre Machtposition. Frauen würden dadurch lernen, "sich in ihrer Attraktivität positiver einzuschätzen, und an Selbstbewusstsein gewinnen“.

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Die Folge daraus ist auch, dass einige Frauen bei einem Half-Night-Stand sogar das Weite suchen, bevor es überhaupt zum Sex kommt. Wenn sie etwa beim Entblättern schon merken, dass sie wortwörtlich an einen Schlappschwanz geraten sind. Beim Abschleppen eines Fremden kauft man ja sozusagen die Katze im Sack.

"Ich muss gestehen, dass ich schon zweimal darum gebeten habe, dass die Typen sich wieder anziehen und gehen“, so Rebecca (29). Es stimmte für sie einfach nicht mit der Attraktivität. "Klar tat es mir im Nachhinein fast leid, aber es wäre auch nicht fairer gewesen, sich auf eine Mitleidsnummer einzulassen.“

Oder ist die Lust auf Casual Sex nur eine Ausrede?

Klar, warum sollte man die Nacht mit einem Mann verschwenden, der es nicht bringt, wenn da draußen so viele heiße Feger warten? Auch wenn diese Begründung absolut verständlich ist – wenn jede Frau frustriert die Flucht ergreift und niemand sich die Mühe macht, den unbeholfenen Männern zu erklären, worauf es ankommt, wie sollen sie es denn dann jemals lernen?

"In einer immer schneller werdenden Gesellschaft gehen auch die tiefen Begegnungen in der Sexualität zurück", erklärt die Hamburger Sexualtherapeutin Nele Sehrt. "Bei einem One-Night-Stand steht meist die eigene Befriedigung im Mittelpunkt, und so kann der Akt auch als erweiterte Masturbation bezeichnet werden."

Sex ohne Verpflichtungen, das klingt lässig, aber auch ein wenig traurig. "Diese Monotonie kann auf Dauer als unbefriedigend erlebt werden, da der nötige Raum für Gefühle fehlt. Um wirklich tiefe Befriedigung erleben zu können, wird eine intensive zwischenmenschliche Nähe benötigt", erklärt die Diplom-Psychologin. Sehr viele Menschen würden den Wunsch nach Sex nämlich ohnehin mit einem Bedürfnis nach echter Nähe verwechseln.

Ein Half-Night-Stand löst einige Probleme bei schnellem Sex. Tatsache ist aber auch: Was alle sich offenbar am sehnlichsten wünschen und was uns oft viel glücklicher macht als jeder Hammersex mit einem heißen Typen, ist genau das, was nach dem Sex kommen soll: Etwas mehr als Rein-raus.

Erwähnte Quellen

Billie E. McKeen, Ryan C. Anderson und David A. Mitchell (2022): Was it Good for You? Gender Differences in Motives and Emotional Outcomes Following Casual Sex. Springer Nature, doi 10.1007%2Fs12119-022-09946-w

Wera Aretz (2015): Match me if you can: Eine explorative Studie zur Beschreibung der Nutzung von Tinder. Journal of Business and Media Psychology, [online] Link