Es ist ja nicht so, dass sie einen nicht vorwarnen: Mücken nähern sich sirrend, bevor sie zustechen. Dennoch haben sie eine hohe Trefferquote. Ihre juckenden Stiche nerven oft noch Tage lang.
Wie du Mückenstichen vorbeugen kannst und was gegen Mückenstiche hilft, erklärt Dr. Gerhard Dobler, Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie.
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Mücken stechen nicht, weil sie aggressiv sind, sondern um ihre Art zu erhalten: "Mücken, und zwar ausschließlich Mückenweibchen, stechen Menschen beziehungsweise Wirbeltiere, um Blut zu saugen. Dieses Blut wird für die Entwicklung der Eier im Körper des Weibchens benötigt", erklärt Dr. Dobler. Männliche Mücken dagegen ernähren sich ausschließlich von Blütennektar.
Übrigens haben Mücken keinen Stachel, sondern einen Saug-Rüssel. Dessen gezackte Oberfläche schneidet unsere Haut mit winzigen Schnitten auf. Direkt nach dem Aufritzen spritzt die Mücke ihren Speichel in die Schnittstelle, die unter anderem eine Betäubung auslöst, sodass wir oft erst mit Verzögerung feststellen, dass wir gestochen wurden.
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"Im Speichel von Mücken sind Substanzen enthalten, die die Blutgerinnung hemmen, damit das Blut flüssig bleibt und nicht die feinen Stichapparate der Mücken verklebt", sagt Dr. Dobler, "Diese Substanzen lösen, insbesondere bei mehrmaligen Kontakten, eine allergische Reaktion mit Histamin-Ausschüttung aus, die dann zur Rötung und zum Jucken führt."
Bei manchen Menschen kann sich nach der Rötung eine späte allergische Reaktion anschließen, so dass das Jucken mehrere Tage anhalten kann. Dr. Dobler: "Auch mechanische Irritationen setzen weiteres Histamin frei und führen zu verlängertem Juckreiz und einer Ausbreitung der lokalen Beschwerden." Also, ganz wichtig, nicht Kratzen, auch wenn der Stich noch so fies juckt!
Mückenstiche sind erst einmal harmlos, auch wenn sie natürlich sehr unangenehm und lästig sind. Dr. Dobler: "Es kann allerdings durch die enthaltenen Inhaltsstoffe im Mückenspeichel zu allergischen Reaktionen kommen, die meist lokal begrenzt sind, aber dann eine heftigere lokal juckende und gerötete Reaktion in der Haut hervorrufen."
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"In bestimmten Regionen der Welt tragen Mücken viele Krankheitserreger, unter anderem den Erreger der Malaria, des Gelbfiebers, des Dengue-Fiebers oder des Zika-Fiebers", sagt Dr. Dobler, "Diese werden mit dem Mückenstich übertragen und können dann eben zu schweren und lebensbedrohlichen Krankheitsbildern führen." Hierzulande gefährden Mückenstiche jedoch in der Regel nicht ernsthaft die Gesundheit.
"Nach einem Mückenstich sollte die Stelle lokal gekühlt werden, zum Beispiel mit Franzbranntwein, einem Cool Pack oder mit kaltem Wasser", sagt Dr. Dobler, "Bei heftigeren Reaktionen oder länger anhaltendem Juckreiz kann die Stelle mit einem Antihistaminikum behandelt werden." Kühlende Gele, die Antihistaminika enthalten, gibt es rezeptfrei in der Apotheke. Wer häufig gestochen wird, sollte zum Beispiel Soventol oder Fenistil im Kühlschrank vorrätig haben.
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"Ein anderer Behandlungsansatz ist die Anwendung von Hitze, wodurch die allergisierenden Substanzen des Mückenspeichels in der Haut und gegebenenfalls auch das Histamin inaktiviert werden", sagt Dr. Dobler. Manche halten sich einen heißen Löffel über die gestochene Stelle (Achtung, Verbrennungsgefahr!) oder haben besser einen elektronischen Stichheiler wie den Heizstift bite away in Griffweite. Die keramische Kontaktfläche der handlichen Stifte wird ein paar Sekunden lang auf dem Biss platziert, dabei wird der Bereich auf etwa 50 Grad Celsius erhitzt. Manchmal ist eine mehrmalige Anwendung notwendig. Generell gelten die Stifte als der beste Schutz vor lästigem Juckreiz nach einem Mückenbiss.
So wirken Stichheiler gegen juckende Mückenstiche
Es gibt zwei Theorien, warum die lokale Anwendung von Hitze den Juckreiz nach Mückenstichen lindert. Dr. Dobler: "Eine Theorie besagt, dass die Hitze die allergisierenden Substanzen in der Haut inaktiviert und somit rasch die Histamin-Ausschüttung beendet wird."
Die zweite Theorie sieht das Histamin als Angriffspunkt für die Hitze. "Hier wird das Histamin durch die Hitze so geschädigt, dass es seine Wirksamkeit in der Haut verliert und die allergische Reaktion zum Ende kommt."
Dass Mücken "süßes Blut" besonders gern mögen, gehört in die Kategorie Ammenmärchen. Was Mücken aber tatsächlich anlockt, sind Schweißgeruch, Körpertemperatur und besonders gut durchblutete Körperstellen.
"Man sollte lange, möglichst geschlossene Kleidung tragen und die nicht bedeckten Hautpartien mit einem sogenannten Repellent, einem Stoff, der Stechmücken abwehrt, behandeln", rät Dr. Dobler.
Repellents wie Icaridin oder Deet enthalten chemische Verbindungen, die auf Mücken abschreckend wirken. Ihre Mücken abweisende Wirkung hält etwa 8 Stunden lang an, kann aber – in sehr seltenen Fällen - auch Nebenwirkungen wie Hautreizungen haben und sogar Einfluss auf das Nervensystem haben.
So wendest du Repellents richtig an:
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"Bei einer Entzündung der Stelle des Mückenstichs sind Bakterien in die Stichwunde gelangt“, sagt Dr. Dobler, "Dann sollte ein Arzt aufgesucht werden. Je nach dem Ausmaß der Entzündung muss dann gegebenenfalls mit Antibiotika behandelt werden."
Lass dir die Outdoor-Saison nicht von leidigen Mücken verderben. Rüste dich für Aktivitäten in der Natur und laue Sommerabende im Freien mit der richtigen Kleidung und Repellents aus, und halte Antihistamin-Gels oder einen Hitzestift parat – dann wird aus keiner Mücke ein Elefant.