Asthma gehört zu den häufigsten chronischen Krankheiten weltweit. In Deutschland leider 4 Prozent der Kinder und Jugendlichen und 6 Prozent der Erwachsenen an dieser Krankheit der Bronchien, die ihnen immer wieder die Luft abschnürt.
Bei körperlicher Anstrengung fürchten viele Betroffene, die Kontrolle über ihr Asthma zu verlieren – und meiden körperliche Anstrengung deshalb oft grundsätzlich. Dabei ist Sport für Asthmatiker extrem wichtig, um im Alltag mit Asthma gut leben zu können, sagt Pneumologe Dr. Michael Barczok aus Ulm. Wie das am besten gelingt, erklären wir hier.
Ein Asthma bronchiale ist eine nicht heilbare, chronische Atemwegserkrankung, bei der die Schleimhäute der Bronchien dauerhaft entzündet und entsprechend überempfindlich sind.
Durch die Entzündung sind die Schleimhäute der Atemwege verdickt, sodass weniger Sauerstoff ins Blut gelangen und weniger Kohlendioxid mit der Atemluft abgegeben werden kann. Der verengte Innendurchmesser der Bronchien erschwert das Ein- und Ausatmen. Schreitet die Erkrankung fort, ann auch der Austausch von Kohlendioxid und Sauerstoff in den Lungenbläschen beeinträchtigt sein. Asthma tritt schubweise auf, zwischenrein gibt es meist immer mal wieder symptomfreie Zeiten.
Es werden den zugrundeliegenden Auslösern folgend zwei Arten von Asthma unterschieden:
Wer unter Asthma leidet, reagiert auf bestimmte Reize mit einem Anschwellen der Bronchienschleimhaut. Diese anfallartige Verengung löst trockenen Husten aus, es entsteht ein Engegefühl in der Brust, der Atem macht ein pfeifendes Geräusch bei Ausatmen, auch Giemen genannt. Verkrampfen zudem die ringförmigen Muskeln der Bronchien, kommt es zu Atemnot, die Angstzustände und im schlimmsten Fall sogar zum Ersticken führen kann.
Für die Asthmadiagnostik ist ein Pneumologe zuständig. Nachdem er einen Allergietest und familiäre Risikofaktoren abgeklärt hat, kann er folgende Lungenfunktionsstests machen, um den Schweregrad einzuschätzen:
Tipp: Den FeNo-Wert kannst du inzwischen mit einem Messgerät zuhause selbst bestimmen (Vivatmo me von Bosch). Das ist nicht nur für Sportlerinnen ein enormer Vorteil. Denn: "Beim Asthma nimmt die Entzündung des Lungengewebes mit der Häufigkeit und Intensität der Kontakte mit den Erregern langsam zu", erklärt Dr. Barczok.
Mit einem FeNO-Gerät kannst du den Anstieg der Entzündungszellen selbst engmaschig beobachten, ohne eine Arztpraxis aufsuchen zu müssen. "Je häufiger man seine Werte überprüfen kann, umso eher hat man die Möglichkeit, zum rechten Zeitpunkt, also bevor es zu massiven Entzündungen kommt, vorbeugend sein Asthmaspray zu benutzen“, so Dr. Barczok.
Ziel einer Asthma-Therapie ist es, eine gute Asthmakontrolle zu erreichen, also die Symptome und das Anfallsrisiko zu minimieren. Schwalfenerg: "Das erreicht man je nach Schweregrad durch eine Medikation nach einem Medikamentenstufenschema. Eine antientzündliche Medikation sorgt für eine Linderung der Entzündung der Bronchialschleimhaut." Die Medikamente werden inhaliert, und die richtige Inhalation muss gut erlernt werden.
Im akuten Fall kommen oft Bronchial-Sprays zum Einsatz, die aber verschreibungspflichtig sind. Ohne Arzt oder Ärztin geht da also nichts Letztendlich arbeiten Pneumolog:innen zusammen mit ihren Patient:innen daran, das Asthma durch antientzündliche Medikamente gut einzustellen und auch durch weitere Maßnahmen wie das Vermeiden der Allergene und Hyposensibilisierung so gut unter Kontrolle zu bringen, dass der Einsatz von Notfallspray so wenig wie möglich notwendig ist.
Neben der medikamentösen Einstellung in einer pneumologischen Praxis können Betroffene mit Sport (dazu später) und diesen Hausmitteln zu Linderung der Symptome beitragen:
Die Wirkung ist absolut positiv! Das belegen zahlreiche Studien wie z. B. von der neuseeländischen School of Medicine: Die 226 Studienteilnehmer konnten nachweislich durch ein 2-mal pro Woche durchgeführtes 20-minütiges Ausdauertraining ihre Leistungsfähigkeit sowie Sauerstoffaufnahme in Lunge und Herz steigern.
"Sport ist mit Asthma möglich und überaus förderlich", bestätigt auch Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund, "Neben der regelmäßigen Inhalation entzündungshemmender Medikamente kann regelmäßiger Sport eine positive Wirkung auf die Erkrankung haben. Dadurch können körperliche Leistungsfähigkeit und Fitness verbessert, die Atemwege besser trainiert und die Schwelle für Atemwegsreaktionen gesteigert werden."
Buchautor Barczok (Luft nach oben: Wie richtiges Atmen uns stärker macht) rät ebenfalls jeder Asthmatikerin, regelmäßig zu trainieren. "Zwar kann man die Lunge nicht trainieren", so der Experte, "aber die Brustkorbmuskulatur erheblich ausbauen und die leicht entzündbaren Schleimhäute von Asthmatikern resilienter gegen Infekte und Erreger machen. Deshalb Sport ist noch wichtiger als Medikamente, um alltagstauglich zu bleiben."
Asthma ist also kein Grund, auf Sport zu verzichten, im Gegenteil. Auf ein paar Dinge aber sollten Asthmatikerinnen achten:
Im Prinzip kannst du jede Sportart ausüben, so dein Körper es verträgt. Barczok: "Am besten für Asthmatikerinnen sind Aktivitäten, die die Lunge und Atemmuskulatur stärken, also Ausdauersportarten wie Radfahren, Wandern, Schwimmen, Nordic Walking, Laufen." Auch Kraftausdauertraining,Pilates, Yoga und Tai Chi sind geeignet."
Nicht so gut geeignet sind Sportarten mit kurzen, heftigen Belastungsphasen wie beispielsweise Basketball oder Squash. Wenn du eine Mannschaftssportart ausübst, solltest du vorher die Teamkolleg*innen informieren, dass es sein kann, dass du kurzfristig aussteigen musst.
Wer seine Medikamente nimmt und im aeroben Bereich Sport treibt, stabilisiert langfristig sein Immunsystem und die Schleimhäute seiner Lunge - und gewinnt gleichzeitig enorm an Lebensqualität.