Asthma und Sport
So trainierst du bei Asthma richtig

Damit dir nicht im wahrsten Sinne die Luft wegbleibt: Mit diesen Tipps können Asthmatikerinnen mit Sport ihre Atemmuskulatur stärken und Asthmaanfälle vorbeugen
Ausdauersport ist für Menschen mit Asthma gesund
Foto: Lopolo / Shutterstock.com
In diesem Artikel:
  • Was ist Asthma überhaupt?
  • Was sind die Auslöser von Asthma?
  • Was sind Symptome von Asthma?
  • Woran erkenne ich, dass ich Asthma habe?
  • Wie wird Asthma behandelt?
  • Welche Hausmittel helfen zusätzlich, gut mit Asthma zu leben?
  • Welchen Effekt hat Sport auf Asthma?
  • Worauf sollten Asthmatikerinnen beim Sport achten?
  • Welche Sportarten sind bei Asthma geeignet?

Asthma gehört zu den häufigsten chronischen Krankheiten weltweit. In Deutschland leider 4 Prozent der Kinder und Jugendlichen und 6 Prozent der Erwachsenen an dieser Krankheit der Bronchien, die ihnen immer wieder die Luft abschnürt.

Bei körperlicher Anstrengung fürchten viele Betroffene, die Kontrolle über ihr Asthma zu verlieren – und meiden körperliche Anstrengung deshalb oft grundsätzlich. Dabei ist Sport für Asthmatiker extrem wichtig, um im Alltag mit Asthma gut leben zu können, sagt Pneumologe Dr. Michael Barczok aus Ulm. Wie das am besten gelingt, erklären wir hier.

Was ist Asthma überhaupt?

Ein Asthma bronchiale ist eine nicht heilbare, chronische Atemwegserkrankung, bei der die Schleimhäute der Bronchien dauerhaft entzündet und entsprechend überempfindlich sind.

Durch die Entzündung sind die Schleimhäute der Atemwege verdickt, sodass weniger Sauerstoff ins Blut gelangen und weniger Kohlendioxid mit der Atemluft abgegeben werden kann. Der verengte Innendurchmesser der Bronchien erschwert das Ein- und Ausatmen. Schreitet die Erkrankung fort, ann auch der Austausch von Kohlendioxid und Sauerstoff in den Lungenbläschen beeinträchtigt sein. Asthma tritt schubweise auf, zwischenrein gibt es meist immer mal wieder symptomfreie Zeiten.

Was sind die Auslöser von Asthma?

Es werden den zugrundeliegenden Auslösern folgend zwei Arten von Asthma unterschieden:

  • Allergisches Asthma, bei dem das Immunsystem auf äußere Reize wie Pollen, Tierhaare, bestimmte Nahrungsmittel, Schimmelpilze oder Hausmilben überreagiert. Bis zu 80 Prozent der Betroffenen leiden unter allergisch bedingtem Asthma.
  • Nicht-allergisches Asthma kann durch Virusinfekte, Tabakrauch, Ozon, Luftschadstoffe, Parfüm, Erkältungen oder körperliche Anstrengung ausgelöst werden.

Was sind Symptome von Asthma?

Wer unter Asthma leidet, reagiert auf bestimmte Reize mit einem Anschwellen der Bronchienschleimhaut. Diese anfallartige Verengung löst trockenen Husten aus, es entsteht ein Engegefühl in der Brust, der Atem macht ein pfeifendes Geräusch bei Ausatmen, auch Giemen genannt. Verkrampfen zudem die ringförmigen Muskeln der Bronchien, kommt es zu Atemnot, die Angstzustände und im schlimmsten Fall sogar zum Ersticken führen kann.

Woran erkenne ich, dass ich Asthma habe?

Für die Asthmadiagnostik ist ein Pneumologe zuständig. Nachdem er einen Allergietest und familiäre Risikofaktoren abgeklärt hat, kann er folgende Lungenfunktionsstests machen, um den Schweregrad einzuschätzen:

  • Spirometer-Test: Dabei wird die Leistungsfähigkeit der Lunge festgestellt, indem man der Menge der ein- und ausgeatmeter Luft misst.
  • Peak-Flow-Meter: misst die Strömungsgeschwindigkeit der Luft beim Ausatmen
  • FeNo-Messung: ermittelt den Stickstoffmonoxid-Gehalt der Lunge, der bei Entzündungsprozessen entsteht.

Tipp: Den FeNo-Wert kannst du inzwischen mit einem Messgerät zuhause selbst bestimmen (Vivatmo me von Bosch). Das ist nicht nur für Sportlerinnen ein enormer Vorteil. Denn: "Beim Asthma nimmt die Entzündung des Lungengewebes mit der Häufigkeit und Intensität der Kontakte mit den Erregern langsam zu", erklärt Dr. Barczok.

Mit einem FeNO-Gerät kannst du den Anstieg der Entzündungszellen selbst engmaschig beobachten, ohne eine Arztpraxis aufsuchen zu müssen. "Je häufiger man seine Werte überprüfen kann, umso eher hat man die Möglichkeit, zum rechten Zeitpunkt, also bevor es zu massiven Entzündungen kommt, vorbeugend sein Asthmaspray zu benutzen“, so Dr. Barczok.

Wie wird Asthma behandelt?

Ziel einer Asthma-Therapie ist es, eine gute Asthmakontrolle zu erreichen, also die Symptome und das Anfallsrisiko zu minimieren. Schwalfenerg: "Das erreicht man je nach Schweregrad durch eine Medikation nach einem Medikamentenstufenschema. Eine antientzündliche Medikation sorgt für eine Linderung der Entzündung der Bronchialschleimhaut." Die Medikamente werden inhaliert, und die richtige Inhalation muss gut erlernt werden.

Im akuten Fall kommen oft Bronchial-Sprays zum Einsatz, die aber verschreibungspflichtig sind. Ohne Arzt oder Ärztin geht da also nichts Letztendlich arbeiten Pneumolog:innen zusammen mit ihren Patient:innen daran, das Asthma durch antientzündliche Medikamente gut einzustellen und auch durch weitere Maßnahmen wie das Vermeiden der Allergene und Hyposensibilisierung so gut unter Kontrolle zu bringen, dass der Einsatz von Notfallspray so wenig wie möglich notwendig ist.

Welche Hausmittel helfen zusätzlich, gut mit Asthma zu leben?

Neben der medikamentösen Einstellung in einer pneumologischen Praxis können Betroffene mit Sport (dazu später) und diesen Hausmitteln zu Linderung der Symptome beitragen:

  • Inhalieren: Inhalationen mit Salzwasser bzw. isotonischen Kochsalzlösungen befeuchten die Schleimhäute der Bronchien und lösen dort den Schleim. Das sollten Asthmatikerinnen am besten jeden Tag machen, egal ob über einem Kochtopf mit Salzwasser, mit einem einfachen Inhalator oder einem elektrischen Inhalationsgerät.
  • Vitamin D: Das so genannte Sonnen-Vitamin wirkt auf die Stimmung, aber auch auf Entzündungsprozesse im Körper. Gerade im Winter mangelt es vielen Menschen an dem durch Tageslicht gebildete Vitamin. Deshalb raus an die frische Luft, und bei nachgewiesenen Mangelzuständen supplementieren, zum Beispiel von natural elements.
  • Ernährung: Hier gilt, was generell auch gesund ist: Viel Obst, Gemüse und Ballaststoffe, dagegen so wenig wie möglich Zucker und Fertiggerichte. Eine gesunde Ernährung ist bei Asthma besonders wichtig, da der Darm enorm wichtig fürs Immunsystem ist und die Darmflora bei vielen unter Asthma Leidenden nicht intakt ist. Gut für die Darmflora sind Jogurt, Kefir und Sauerkraut, ggf. kann man Probiotika für eine gesunde Darmflora auch als Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.
  • Heilkräuter: Ob als Tee oder Brustwickel, diese Heilkräuter helfen bei Entzündungen der Atemwege: Thymian entkrampft die Bronchialmuskulatur und wirkt schleimlösend; Fenchel wirkt beruhigend auf die Atemwege und schleimlösend; Spitzwegerich löst ebenfalls den Schleim in den Bronchien und Isländisch Moos lindert den Hustenreiz.
  • Last but not least: Sport! Dazu im folgenden Abschnitt mehr.

Welchen Effekt hat Sport auf Asthma?

Die Wirkung ist absolut positiv! Das belegen zahlreiche Studien wie z. B. von der neuseeländischen School of Medicine: Die 226 Studienteilnehmer konnten nachweislich durch ein 2-mal pro Woche durchgeführtes 20-minütiges Ausdauertraining ihre Leistungsfähigkeit sowie Sauerstoffaufnahme in Lunge und Herz steigern.

"Sport ist mit Asthma möglich und überaus förderlich", bestätigt auch Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund, "Neben der regelmäßigen Inhalation entzündungshemmender Medikamente kann regelmäßiger Sport eine positive Wirkung auf die Erkrankung haben. Dadurch können körperliche Leistungsfähigkeit und Fitness verbessert, die Atemwege besser trainiert und die Schwelle für Atemwegsreaktionen gesteigert werden."

Buchautor Barczok (Luft nach oben: Wie richtiges Atmen uns stärker macht) rät ebenfalls jeder Asthmatikerin, regelmäßig zu trainieren. "Zwar kann man die Lunge nicht trainieren", so der Experte, "aber die Brustkorbmuskulatur erheblich ausbauen und die leicht entzündbaren Schleimhäute von Asthmatikern resilienter gegen Infekte und Erreger machen. Deshalb Sport ist noch wichtiger als Medikamente, um alltagstauglich zu bleiben."

Worauf sollten Asthmatikerinnen beim Sport achten?

Asthma ist also kein Grund, auf Sport zu verzichten, im Gegenteil. Auf ein paar Dinge aber sollten Asthmatikerinnen achten:

  • Wer unter Asthma leidet, sollte vorab mit seinem Arzt darüber sprechen und erst starten, wenn er / sie medikamentös gut eingestellt ist.
  • Trotzdem sollten Asthmatikerinnen immer ein Notfallspray beim Sport dabei haben, das die Bronchien schnell erweitert. Kannst du es nicht am Körper tragen, zum Beispiel beim Teamsport oder beim Schwimmen, solltest du jemanden informieren, wo es sich befindet so dass er oder sie es im Notfall schnell findet.
  • Was eigentlich für alle Sportlerinnen gilt, aber oft nicht eingehalten wird, sollten sich Asthmatikerinnen aber dringend angewöhnen: Eine längere Aufwärmphase vor dem Sport und eine abschließende Cool-Down-Phase. Auch während des Trainings sollte die eigene Belastbarkeit aufmerksam beobachtet werden.
  • Nicht nur offensichtliche Allergieauslöser wie Pollen, sondern auch Rauch, Gerüche und Düfte sowie schwül-warmes Wetter, hohe Ozonwerte, starker Wind, kalte Luft und Nebel können Atemwegsprobleme auslösen. Zudem kann der schnelle Wechsel von einem warmen Innenraum zur kalten Außentemperatur zum Problem werden. "Asthma-Patienten sollten sich dann mit einem Schal um Mund und Nase schützen und möglichst durch die Nase einatmen, damit die Luft vorgewärmt wird", rät Schwalfenberg. Generell sollten Asthmatikerinnen alle Umgebungsbedingungen vor dem Start checken.
  • Outdoortraining sollte bei hoher Ozon- und Pollenkonzentration morgens oder abends stattfinden, und auch nicht nach einem starken Gewitter, da dabei die Pollen aufplatzen und besonders viele Allergene in die Umgebung abgeben.
  • "Asthmatikerinnen sollten nicht im anaeroben Bereich trainieren, also Überlastungen vermeiden und keine Sauerstoffschuld durch eine zu hohe Trainingsintensität eingehen", sagt Pneumologe Barczok, "Gleichförmige Belastung wie Ausdauerläufe sind für sie ideal, 100-Meter-Sprints eher nicht.“ Tipp: Asthmatikerinnen sollten einen Fitness-Tracker tragen, der Ausschluss über die Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung des Blutes gibt.

Welche Sportarten sind bei Asthma geeignet?

Im Prinzip kannst du jede Sportart ausüben, so dein Körper es verträgt. Barczok: "Am besten für Asthmatikerinnen sind Aktivitäten, die die Lunge und Atemmuskulatur stärken, also Ausdauersportarten wie Radfahren, Wandern, Schwimmen, Nordic Walking, Laufen." Auch Kraftausdauertraining,Pilates, Yoga und Tai Chi sind geeignet."

Nicht so gut geeignet sind Sportarten mit kurzen, heftigen Belastungsphasen wie beispielsweise Basketball oder Squash. Wenn du eine Mannschaftssportart ausübst, solltest du vorher die Teamkolleg*innen informieren, dass es sein kann, dass du kurzfristig aussteigen musst.

Wer seine Medikamente nimmt und im aeroben Bereich Sport treibt, stabilisiert langfristig sein Immunsystem und die Schleimhäute seiner Lunge - und gewinnt gleichzeitig enorm an Lebensqualität.