Getrennte Betten
Darum sollten einige Paare nicht im selben Bett schlafen

Paare, die in getrennten Betten schlafen, führen eine glücklichere Partnerschaft. Warum das so ist und wie du erkennst, ob das auch für euch eine Option ist
Darum sollten einige Paare nicht im selben Bett schlafen
Foto: Drazen Zigic / shutterstock.com
In diesem Artikel:
  • Was bedeutet Sleep Divorce?
  • Für welche Paare sind getrennte Betten ein Vorteil?
  • Wer sollte nicht mehr zusammen in einem Bett schlafen?
  • Welche Hilfsmittel gegen Schlafstörer gibt es?
  • Was sind die Vorteile von getrennten Betten?
  • Wie bringe ich meinem Partner bei, dass wir getrennte Betten haben sollten?
  • Wie gelingt eine erfolgreiche Sleep divorce?
  • Was passiert bei getrennten Betten mit dem Sex?

Fragst du dich auch manchmal, warum alle immer so wild drauf sind "miteinander zu schlafen"? Weil du gemeinsame Nächte im selben Bett als den totalen Horror empfindest? Das mag nach einer unpopulären Meinung klingen, aber du bist damit nicht allein. Denn zusammen zu schlafen bedeutet eben nicht zwangsläufig harmonische Löffelchenstellung, sondern oft einfach wachliegen, weil er schnarcht oder mit den Zähnen knirscht.

Stopp, bevor du gleich ausziehst: Das heißt nicht, dass Paare mit weniger harmonischen Nächten auch weniger gut zusammenpassen. Doch ihre Beziehung ist gefährdeter. Denn guter, ausreichender Schlaf ist nicht nur die Basis für körperliche Leistungsfähigkeit, ein gesundes Immunsystem und eine starke Psyche, sondern auch dafür, den Tag in ausgeglichener Stimmung zu meistern – eine Grundvoraussetzung für eine entspannte, langlebige Partnerschaft.

Also kann es sinnvoll sein, als Paar getrennt zu schlafen. Schlafcoach Christine Lenz erklärt, wann das der Fall ist, und wie es gelingt, dass Partnerschaft und Sexualität durch eine so genannte Sleep Divorce sogar gewinnen.

Was bedeutet Sleep Divorce?

Wörtlich übersetzt bedeutet es "Schlaf-Scheidung" und meint, dass Paare in getrennten Betten oder Zimmern schlafen. Allerdings nicht, wie dieser Begriff nahelegt, weil sie sich nicht mehr lieben, sondern um sich gegenseitig nicht im Schlaf zu stören.

Für welche Paare sind getrennte Betten ein Vorteil?

"Paare, deren Schlaf durch den Partner bzw. die Partnerin regelmäßig gestört wird, sollten über getrennte Betten nachdenken“, rät Schlafexpertin Christine Lenz. Klar, der Begriff Sleep Divorce weckt Assoziationen wie Trennung und Ende einer Partnerschaft, bewirkt jedoch tatsächlich oft genau das Gegenteil.

Getrennte Betten oder auch getrennte Schlafzimmer können Beziehungen retten. Denn wer regelmäßig in der Nacht vom Partner geweckt wird, entwickelt nicht selten Aggressionen gegen ihn, egal wie verliebt man eigentlich ist. Und unausgeschlafen ist man am Tag dünnhäutiger, weniger tolerant und kommunikativ, was ebenfalls schnell zu Spannungen führen kann.

Wer sollte nicht mehr zusammen in einem Bett schlafen?

Jeder, dessen Schlaf vom Partner häufig unterbrochen wird. Das sind laut Lenz die häufigsten Gründe:

  • Schnarchen
  • Zähneknirschen
  • Pupsen
  • Starker Nachtschweiß
  • Schichtarbeit
  • Nächtlich notwendiges Aufstehen, z.B. wegen eines weinenden Babys / Kleinkinds oder um kranke Angehörige zu pflegen
  • Restless Leg Syndrom (krankhafte Zappelbeine)

Natürlich sollte man im ersten Schritt versuchen, die Ursache für die nächtliche Unruhe zu bekämpfen. Schließlich leidet auch der Schlaf des Verursachers.

Welche Hilfsmittel gegen Schlafstörer gibt es?

Schon kleine Eingriffe in die Routine können große Besserung bewirken. Manchmal genügt schon der Einsatz frei verkäuflicher Hilfsmittel, um die Situation entscheidend zu verbessern:

  • Schnarchern zum Beispiel empfiehlt Expertin Lenz, mal Anti-Schnarch-Tools wie zum Beispiel einen Nasenclip auszuprobieren.
  • Zähneknirscher sollten sich angewöhnen, eine Knirscherschiene zu benutzen, auch zum Wohle ihrer Zähne und ihrer verspannten Kiefermuskulatur.
  • Wer unter Restless Legs leidet, sollte mehr Magnesium und eisenhaltige Lebensmittel zu sich nehmen.

Wenn das jedoch alles nichts hilft, solltet ihr das Projekt getrennte Betten angehen.

Was sind die Vorteile von getrennten Betten?

Erinnere dich einmal daran, wie du dich das letzte mal fühltest, als du dich eine ganz Nacht lang ständig hin und her gewälzt hast. Wahrscheinlich warst du am Tag danach weniger ausgeglichen, schneller wütend und ungeduldig als normal.

"Eine Studie der Universität Berkeley bestätigte, dass unausgeschlafene Menschen weniger in der Lage sind, sich in die Perspektive ihres Partners zu versetzen und ihre Emotionen nachzuvollziehen", berichtet die Verhaltenspsychologin Wendy Troxel, Autorin des Buches "Sharing the Covers. Evers Couple‘s Guide to better Sleep". Das kann einen Teufelskreis auslösen, von Streit mit dem Partner, sich dadurch noch gestresster fühlen und in der Folge noch schlechter schlafen. Ihr Fazit: Es lebt sich einfach besser in einer Beziehung, in der beide ausgeschlafen sind.

Aus rein schlafmedizinischer Perspektive verkürzen sich durch häufige Schlafunterbrechungen in der Nacht die Tief- bzw. Rem-Schlafphasen, die besonders wichtig sind, um den Körper zu regenerieren und das Immunsystem in Bestform zu halten. Studien zeigen, dass dies gravierende gesundheitliche Folgen haben kann. Nicht zuletzt darum sollten Paare, die sich häufig gegenseitig im Schlaf stören, dringend über getrennte Betten nachdenken. Das sind die häufigsten Folgen von Schlafmangel.

Wie bringe ich meinem Partner bei, dass wir getrennte Betten haben sollten?

Wir sparen uns den Rat, "erstmal eine Nacht darüber zu schlafen". Aber: Am besten bringst du das Gespräch nicht dann darauf, nachdem du wütend mitten in der Nacht mit deiner Bettdecke aufs Sofa geflüchtet bist, sondern nachdem du dich etwas beruhigt hast. "Starte mit Sätzen, die mit 'ich' beginnen, und den anderen nicht anklagen", rät Troxel. Denke immer daran: Niemand merkt, was er im Schlaf tut, auch wenn er dabei noch so viel Lärm macht.

Erkläre, dass es dich belastet, wie du dich in und nach einer solchen Nacht fühlst und verhältst, und dass dir das nicht egal ist. Mach deutlich, dass du getrennte Betten nicht aus Trotz vorschlägst, sondern um eure Beziehung nicht zu gefährden.

Wie gelingt eine erfolgreiche Sleep divorce?

Optimal wäre natürlich, in zwei verschiedenen Zimmern zu schlafen. Nicht jeder hat dafür die räumlichen Voraussetzungen. Ganz wichtig aber ist es, dass beide einen guten und schönen Schlafplatz haben.

Macht es zu einem gemeinsamen Projekt, die Schlafplätze schön zu gestalten. Beide sollten zudem gute Matratzen haben und mindestens einer ein breites Bett, in dem Liebesspiele wie im ehemaligen Doppelbett möglich sind. Tipp von Lenz: "Große Bettdecken anschaffen, mit Maßen von mindestens 1,55 m, besser noch eine 2 Meter breite Bettdecke." Dadurch müsst ihr euch bei gegenseitigen 'Besuchen‘ nicht unbequem unter eine schmale Decke quetschen, sondern könnt entspannt zusammen liegen. Zwei Decken sind natürlich auch eine Lösung.

Was passiert bei getrennten Betten mit dem Sex?

Oh, keine Sorge! "Die Umgestaltung des Schlafzimmers und das Einrichten eines zweiten Schlafplatzes bergen eine große Chance, der Liebe und Sexualität einen neuen Kick zu geben", sagt die Schlafexpertin.

Viel positive Resonanz bekam Lenz im Laufe ihrer Beratertätigkeit als Schlafcoach für den Tipp, sich bei getrennten Betten zum gemeinsamen "Date" im Bett des einen Partners zu verabreden. Oder feste "Verabredungen" zu treffen, zum Beispiel an einem festen Tag erst gemeinsam zu kochen oder baden und dann Sex zu haben. Lenz: "Neue Rituale bergen viel Potenzial, die Erotik in einer Beziehung neu zu beleben."

Getrennte Betten sind nicht der Untergang der Liebe, sondern manchmal der Anfang einer sehr ausgeruhten Beziehung. Probiert doch getrenntes Schlafen jetzt einmal aus und nutzt die Zeit, um einen zweiten Schlafplatz einzurichten und das Schlafzimmer zu renovieren. Deine Gesundheit und deine Partnerschaft werden davon profitieren.