Ein Tag wie jeder andere: Hastig ziehst du deine Jacke an und fährst gehetzt zur Arbeit. Im Büro angekommen, begrüßen dich deine Arbeitskollegen, du legst die Jacke ab und erntest entsetzte Blicke. Seltsam. Du schaust an dir herunter und uuups! Du bist komplett nackt! Vor Scham würdest du am liebsten im Boden versinken. Doch plötzlich klingelt ein Wecker. Du erwachst erleichtert in deinem Bett. Es war alles nur ein Traum.
Erkennst du das wieder? Solche oder ähnliche Traumszenarien haben viele schon einmal erlebt. Aber wie deutest du solche (Alb)-Träume richtig? Wir geben dir hier eine Einführung in Traumdeutung und beantworten diese Fragen:
"Die Frage, warum Menschen träumen, ist bis heute ungeklärt", sagt Prof. Dr. Michael Schredl, Traumforscher und Leiter des Schlaflabors des Mannheimer Zentralinstituts für seelische Gesundheit.
Viele Forscher gehen davon aus, dass emotionale Themen während des Träumens aufgegriffen und kreativ umgesetzt werden. Zudem wird vermutet, dass Träume bei der Bewältigung von Problemen beteiligt sind. Egal, ob Leute dir erzählen, sie träumten nie: Alle Menschen träumen im Schlaf. Träumen ist eine Grundfunktion des Gehirns.
Während du schläfst, macht dein Gehirn keine Pause. Ganz im Gegenteil: Es arbeitet auf Hochtouren. Beim Träumen sind fast alle Gehirnareale aktiv. Schredl erklärt: "Wenn man zum Beispiel die Hand im Traum bewegt, ist der Motocortex tätig. Von diesem Gehirnareal werden willkürliche Bewegungen gesteuert". Bis auf Hirnregionen, die Informationen aus den Augen verarbeiten, ist das gesamte Gehirn im Schlaf beteiligt. Wie intensiv du einen Traum erlebst, hängt von der jeweiligen Schlafphase ab:
Du kommst gar nicht erst dazu, etwas zu träumen, weil du so lange wachliegst? Bei Einschlafproblemen können dir diese Tipps helfen.
Während du schläfst, schiebt dein Gehirn Nachtschicht. Beim Aufwachen muss es wieder in den normalen Wachmodus switchen. Dieser Umschaltvorgang kann bis zu 15 Minuten dauern.
In der Zwischenzeit gehen Dinge, die du im Traum "erlebt" hast, langsam wieder verloren. Direkt nach dem Aufwachen können sich allerdings viele Menschen gut ins Gedächtnis rufen, was sie geträumt haben. Danach verblasst die Erinnerung immer mehr.
Es ist tatsächlich möglich, das Traumgedächtnis zu schulen. Schredl empfiehlt, sich vor dem Zubettgehen etwas zu schreiben bereit zu legen. "Man sollte direkt nach dem Aufwachen nachdenken, ob und was man geträumt hat und diese Erinnerung sofort aufschreiben", rät der Experte. Dadurch bleibt nicht nur die Erinnerung an das Geträumte frisch, du kannst so auch deine Traumerinnerung deutlich verbessern.
Eher nein. Träume greifen hauptsächlich Themen auf, die dich tagsüber beschäftigen. Es funktioniert nicht, sich vorzunehmen: "Heute träume ich mal was Schönes." Hattest du einen stressigen Tag, ist es wahrscheinlich, dass dein Traum das auch widerspiegelt.
Manche Menschen haben allerdings Klarträume (luzide Träume) und wissen während des Traums, dass sie träumen. Ist das bei dir auch so? Dann kannst du zum Beispiel im Schlaf ein Instrument üben. Doch leider müssen wir dich enttäuschen: Im Schlaf wirst du kein Mozart. Grundkenntnisse über eine Handlung müssen schon vorhanden sein. Aber: Das Üben einer Tätigkeit, während du träumst, ist bei Klarträumen möglich.
Wofür stehen verschiedene Traumsymbole?
Es gibt verschiedene Gegenstände, Ereignisse und Figuren, denen eine symbolische Bedeutung nachgesagt wird, wenn sie in Träumen auftauchen. Schwangerschaft, Tiere, wie Hund und Schlange, Tod oder eine Hochzeit sind nur einige Beispiele. Das Problem bei Traumsymbolen sieht Schredl jedoch darin, dass diese verallgemeinert werden.
Ein gutes Beispiel dafür ist das Traumsymbol der Schwangerschaft. "Ganz merkwürdig wird es, wenn Männer träumen, sie seien schwanger. Aber auch Frauen interpretieren dieses Symbol unterschiedlich. Allein die emotionale Reaktion auf einen Traum kann die Bedeutung komplett umkehren", so Schredl.
Bei der einen Frau kann Schwangerschaft als Metapher für Neuentwicklung stehen, sie empfindet den Traum als angenehm. Für eine andere Frau kann das Thema mit Angst vor der Zukunft verbunden sein. Die Deutung hat also viel weniger mit dem Symbol an sich zu tun, als mit dem Individuum, das davon träumt.
"Eine einfache Symboldeutung ist nicht seriös, da Traumsymbole keine Aussagekraft haben", betont der Experte. Schau dir lieber Grundmuster von Gefühlen an, wie du in Träumen handelst.
Zum Beispiel: Wie reagierst du im Traum, wenn du Angst hast? Oder: Wie verhältst du dich, wenn du etwas Schönes träumst? Diese Handlungsmuster sagen viel mehr über deine Persönlichkeit aus als Traumsymbole.
Albträume beschäftigen sich mit negativen Erfahrungen wie Stress oder Ängsten. Wenn diese Träume zum Aufwachen führen, sehen Forscher das als Überlastungs-Symptom des Träumers. Passiert das regelmäßig, sprechen Experten von einer Albtraum-Störung, das betrifft Personen, die einmal pro Woche oder öfter Albträume haben. Das sind gar nicht mal so wenige: 5 Prozent der Bevölkerung sind betroffen. Typische Ursachen für Albträume sind:
Es gibt verschiedene Albtraumszenarien, die weit verbreitet sind. Schredl sieht darin Themen und Ängste, die den Träumenden belasten. Wichtig: Albträume sind keine Vorhersage. Arbeitest du konstruktiv an deinen Ängsten, kannst du diese überwinden. Hier sind Beispiele für Albtraumszenarien und eine mögliche Deutung:
Setze dich nach dem Aufstehen mit deiner Traumwelt auseinander. Wichtig: Halte nicht zu sehr an einzelnen Traumsymbolen fest, achte eher auf Gefühle. Falls du oft von Albträumen geplagt wirst, arbeite im Wachzustand an deinen Ängsten. So verschwinden sie aus deiner Traumwelt.