Lena Meyer-Landrut über Bodyshaming

Lena Meyer-Landrut im Interview
„Das ganze Bodyshaming im Netz ist asozial"

Veröffentlicht am 16.11.2017
„Das ganze Bodyshaming im Netz ist asozial"
Foto: Robert Grischek

Wenn man Lena Meyer-Landrut mit einem Wort beschreiben müsste, wäre dieses wohl: authentisch. Egal, ob damals beim ESC oder jetzt im Interview: Lena redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Und was sie nicht will, macht sie auch nicht – beim Cover-Shooting in Hamburg kamen wir zum Glück nicht in diese Verlegenheit!

Lena, stimmt es, dass du totaler Avocado-Fan bist?

Ich liebe sie! Am liebsten auf Brot. Ich habe auch immer welche im Kühlschrank.

Wie wichtig ist dir ansonsten gesunde Ernährung?

Mir ist es wichtig, gesund zu essen, aber ich finde, man sollte da nicht zu fanatisch sein. Gut und gesund zu essen heißt ja nicht, dass es komplett fettarm ist oder ohne Zucker, sondern dass es ausgewogen ist. Ich halte gar nichts von krassen Low-Carb-Diäten oder Saftkuren zum Abnehmen. Klar, wenn man mal zwei Tage eine Saftkur zum Detoxen macht, ist das okay, damit tut man ja dem Körper etwas Gutes. Aber zum Abnehmen ist das Quatsch! Viele vergessen, dass Ernährung eine Wissenschaft ist und nicht nur etwas, an dem man schraubt, damit die Pfunde purzeln. Der Körper braucht ja zum Beispiel Kohlenhydrate, um Energie zu haben, die sollte man nicht einfach streichen.

Eine Diät käme für dich also niemals in Frage?

Robert Grischek

Nö. Ich bin daran interessiert, dass ich gesund bin und mein Körper stark ist. Ich will mich so gut wie möglich darauf vorbereiten, solange wie es geht, gesund und fit zu sein. Danach wähle ich aus, was ich esse. Bewusst mit Essen umzugehen, wenig bis kein Industrieessen zu mir zu nehmen, darauf zu achten, was ich so in mich reinstopfe. Ich merke relativ schnell, was meinem Körper guttut.

Du bist Vegetarierin, oder?

Ja, aber ich esse Fisch als Proteinquelle. Ich bin aus zwei Gründen Pescetarierin: erstens, weil ich ein supertierlieber Mensch bin und diese grausame Massentierhaltung nicht gutheißen kann. Und dann noch aus einem egoistischen Grund: Ich glaube, dass es sehr schwer ist, Fleisch zu finden, das nicht mit Antibiotika behandelt ist. Ich achte allerdings auch beim Fisch extrem darauf, wie die Fangbedingungen sind und dass er möglichst regional ist.

Hast du sonst etwas kategorisch vom Speiseplan gestrichen?

Nein. Ich liebe Schokolade, ich liebe Pizza. Ich glaube nicht, dass es gesund ist, Sachen, auf die man unglaublich Bock hat, nicht zu essen. Klar, ich esse nicht 3 Tafeln Schokolade, sondern nur ein paar Stücke, aber ich fühle mich dann besser und befriedigt. Essen ist ja auch Genuss und was Soziales. Ich trinke zum Beispiel auch gerne mal ein Glas Wein, wenn ich mit Freunden zusammensitze. Aber nicht als Betäubungsmittel, sondern als Genuss.

Wie sieht es denn bei dir mit Sport aus?

Ich liebe es, mich auszupowern und betrachte Sport nicht als Ausgleich für Esssünden. Ich kann verstehen, dass manche das so sehen. Aber jeder Trainer und Ernährungsberater sagt dir ja, dass Sport nur 20 bis 30 Prozent deiner Figur ausmachen. Das nervt, aber ist nun mal so. Als ich vor ungefähr zwei Jahren angefangen habe, Sport so kontinuierlich zu machen wie jetzt, ist es mir die ersten vier Monate total schwergefallen. Ich habe so gelitten, ich hatte überhaupt keinen Bock, ich bin nämlich echt gerne faul und liege auf dem Sofa. Ich musste mich hinquälen – aber irgendwann ist der Schalter umgeschwenkt und seitdem macht es Spaß und vitalisiert mich. Aber bis man an den Punkt kommt, braucht es halt Überwindung.

Robert Grischek

Aber seit du so viel Sport treibst, kommen auch immer wieder Geschichten zu deiner Figur: dass du immer dünner wirst und viel zu mager bist …

Das hat schon ein paar Jahre vorher angefangen. Als ich mit Anfang 20 den Babyspeck verloren habe und mein Gesicht schmaler geworden ist. Irgendeiner ist damals auf die Idee gekommen, dass ich zu dünn bin. Seitdem ist das in Stein gemeißelt. Mich persönlich trifft es nicht, weil ich weiß, dass ich nicht zu dünn bin. Ich hatte nie ein Gewichts- oder Essproblem und habe mich wegen meines Körpers nie schlecht gefühlt. Aber ich finde es gefährlich, dass durch solche Geschichten vermittelt werden könnte, dass es für mich erstrebenswert ist, wahnsinnig dünn zu sein. Ich bin mir da meiner Vorbildfunktion für junge Mädchen schon bewusst. Und gerade weil ich wirklich viel dafür gebe, gesund zu sein, fand ich diese Geschichten immer so ungerecht.

Women's Health

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