Pflanzenhaarfarbe
Darum färbt Pflanzenfarbe Ihr Haar besser als Chemie

Haare gesund färben statt kaputt? Klappt tatsächlich – und zwar mit Pflanzenhaarfarbe! So wenden Sie Henna und Co. richtig an
Pflanzenhaarfarbe
Foto: Look Studio / Shutterstock.com

Es ist oft ein Dilemma: Sie haben keine Lust mehr auf Straßenköterblond, oder wollen die ersten "Grauen" weghaben - aber gängige Färbemittel enthalten so viel Chemie! Doch Sie müssen nicht gleich zur Chemiekeule greifen. Pflanzenhaarfarbe ist eine tolle Alternative für alle, die sich mehr Glanz wünschen oder Ihre Haare einen Tick dunkler färben möchten. Denn dann können Sie mit Henna und Co. die gleichen Effekte erzielen wie mit Chemie, allerdings ohne die Haare zu schädigen.

Was ist Pflanzenhaarfarbe?

Letztlich sind das Färbemittel aus rein natürlichen, pflanzlichen Quellen. "Fast alle Pflanzenhaarfarben kommen als Pulver. Das besteht in der Regel aus fein gemahlenen, farbintensiven Pflanzenbestandteilen wie zum Beispiel Henna, Indigo und Cassia", erklärt Benjamin Becher, Haarexperte für Garnier Color Herbalia und ergänzt: "Auch Gewürze wie Kurkuma, aber auch Schwarztee und Kaffee färben das Haar."

Das Pulver wird zunächst mit kochendem Wasser vermengt. Die Paste, die dabei entsteht, wird dann wie eine herkömmliche Haarfarbe aufgetragen. Das Ergebnis ist permanent, wäscht sich mit der Zeit aber minimal aus, wodurch der Ansatz nicht so stark ins Auge fällt.

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Was ist der Unterschied zu normaler Haarfarbe?

Pflanzenhaarfarben kommen ganz ohne Ammoniak und Wasserstoffperoxid aus. "Anders als Oxidationsfärbemittel, die in das Haar eindringen und dessen Struktur verändern, umhüllen Naturfarben es nur", weiß Experte Becher.

Die Haare fühlen sich nach dem Färben mit Henna sogar besser an als vorher. Der Grund: "Die Pigmente lagern sich sanft an die Schuppenschicht und Schäfte der Haare an", sagt Benjamin Becher. Sie wirken wie ein schützender Pflegemantel, glätten und verdicken das Haar, anstatt es anzugreifen.

Ist natürliche Haarfarbe grundsätzlich gesünder?

"Das kommt drauf an. Pure Pflanzenfarben können Sie gefahrlos und ohne Gesundheitsrisiko einsetzen – auch während der Schwangerschaft. Die Haare werden dadurch nicht geschädigt", weiß Becher.

Aber: Manche Hersteller fügen ihren Pflanzenfarben einige der chemischen Zutaten bei, die sich auch in synthetischer Haarfarbe befinden. Dann spricht man von naturnahen Colorationen. Die sind nicht viel schonender als komplett chemische Produkte und es gelten die gleichen Sicherheitshinweise wie bei herkömmlichen Colorationen. Schauen Sie vorm Färben also unbedingt auf den Beipackzettel!

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Wie färben Henna und Co. die Haare?

Das Pulver von Pflanzenfarbe ist grün. Aber keine Sorge, das sagt nichts über das Farbergebnis aus. Denn die grüne Farbe der Henna- und der Indigopflanzenblätter ist auf das Chlorophyll in der Pflanze zurückzuführen. Die Haare lassen sich mit diesem Chlorophyll nicht färben, werden also nicht grün.

In Henna- und Indigopflanzenblättern sind neben dem Chlorophyll andere farbgebende Moleküle enthalten. Erst wenn es in Kontakt mit heißem Wasser gerät, setzt das Pflanzenpulver die Farbstoffe "Lawson" und "Indigo" frei, die das Haar färben können. Je nach Wassertemperatur und Mischverhältnis der Pflanzenstoffe lassen sich so die unterschiedlichsten Haarfarben mixen.

Wieso hält die Farbe dauerhaft im Haar?

Je nach Pflanzenhaarfarbe wird der färbende Effekt durch Gerbsäure, häufig in Kombination mit natürlichen Säuren wie Obstessig oder Zitrone erzielt. Es gibt aber auch alkalische Pflanzenfarben. Die lassen die Schuppenschicht der Haare aufquellen und ermöglichen das Einlagern der Farbpigmente.

Kann ich jeden Ton mit Pflanzenfarbe färben?

Sie wünschen sich einen goldenen Glanz in Ihrem blonden Haar oder möchten, dass aus Mausbraun ein satter Schokoton wird – wollen aber nicht gefärbt aussehen? Dann ist Pflanzenfarbe perfekt. Natürliche Colorationen veredeln den Ausgangston, lassen ihn aber immer noch durchschimmern. Sie decken also nicht zu 100 Prozent. Das ist wichtig zu wissen, wenn Sie überwiegend graue Haare haben oder viel dunkler färben wollen. Die Anwendung muss dann nämlich mehrfach wiederholt werden – vor allem bei krassen Sprüngen von Blond auf Dunkelbraun. Nur heller färben klappt mit Pflanzenfarbe nicht.

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Gibt es auch Pflanzenhaarfarben ohne Rotstich?

Jein. Henna wird nicht immer knallrot. Mit Pflanzencolorationen auf Henna-Basis lassen sich je nach Einwirkzeit die verschiedensten Farbwünsche erfüllen: von Rotblond bis zu Signalrot. Auch ganz natürliche Blond- und Braunnuancen sind drin. Möglich machen das Zusätze von anderen Pflanzen, zum Beispiel Indigo und Cassia, die den Rotreflex mittels bläulicher Pigmente ausgleichen. Zumindest in der Theorie.

Praktisch haben die Haare auch nach dem Färben mit vermeintlich aschigen Pflanzenhaarfarben häufig einen Rotstich. Fälschlicherweise wird dann immer das enthaltene Henna verteufelt. "Schuld am Rotstich ist nicht nur die Farbmischung, sondern auch die Ausgangshaarfarbe, Genauer das Pigment Phänomelanin. Je mehr davon im Naturton steckt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Rotreflex nach dem Färben durchkommt", weiß Benjamin Becher.

Sein Tipp: In die Pflanzenhaarfarbe das Naturprodukt Katam einrühren. Am besten im Mischverhältnis 1:1. Katam enthält nämliche besonders starke blaue und grüne Pigmente, die den Rotstich massiv neutralisieren können.

Warum kann ich die Haare mit Pflanzenfarbe nicht aufhellen?

Blondieren klappt mit Pflanzenfarbe nicht. "Denn anders als Oxidationsfärbemittel enthalten Henna und Co. keinerlei chemische Substanzen, die das Haar aufbrechen und ihm die Pigmente entziehen", weiß Becher. Die Haare zu Hause aufzuhellen, ist aber auch mit chemischen Farben tricky. Weil das Ergebnis schnell gelbstichig wird und Sie sich mit der Blondierung übel die Kopfhaut verätzen können, sollten Sie sich dafür besser in Profihände begeben.

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Wie oft muss ich Pflanzenhaarfarbe auffrischen?

Wie oft Sie nachfärben sollten, hängt vom gewünschten Ergebnis ab. "Auch wenn Pflanzenfarben das Haar nicht schädigen, sollten Sie sie bewusst anwenden", warnt der Experte. Denn wenn Sie in zu kurzen Abständen alle Haare färben, wird der Ton immer intensiver – die Haare also immer dunkler.

Blöd, wenn Sie helle Haare wollen – aber nützlich, wenn Sie zum Beispiel von blond auf dunkelbraun färben möchten. "Dann muss man in der Anfangsphase ohnehin häufiger nachfärben. Da durch Umwelteinflüsse, UV-Strahlen und häufiges Haarewaschen, die Farbe schnell aus dem Haar fällt", weiß Benjamin Becher. Stimmt die Farbintensität, ob nun nach dem ersten Mal oder nach ein paar Wiederholungen, müssen Sie nur alle 4-6 Wochen nachfärben, um den Ansatz zu kaschieren und den Traumton zu erhalten.

Wie wende ich pflanzliche Colorationen richtig an?

Schritt 1: Haare mit neutralem Shampoo waschen. Das Pulver in eine Schüssel geben. Wasser aufkochen.

Schritt 2: Bitte unbedingt die Kleidung schützen, da unschöne Farbflecken beim Auftragen entstehen können, die nicht mehr rausgehen.

Schritt 3: Die Masse mit heißem Wasser mischen, damit die färbenden Moleküle aktiviert werden. Dabei auf die angegebene Temperatur achten. Die ist nämlich entscheidend für das Farbergebnis.

Schritt 4: Die Masse mit den Fingern oder einem Pinsel auftragen und die Haare mit der Haube abdecken.

Schritt 5: Abhängig vom Produkt 30 bis 60 Minuten einwirken lassen.

Schritt 6: Gründlich mit lauwarmem Wasser, aber ohne (!) Shampoo ausspülen. Mindestens 24 Std. warten und danach wie gewohnt mit dem passenden Shampoo waschen. So hält die Farbe länger!

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Wie finde ich die Haarfarbe, die zu mir passt?

Schauen Sie sich die kleinen Bilder auf der Schachtel an, auf denen die Ausgangshaarfarbe und das Färbeergebnis angezeigt werden. Wer unsicher ist und zwischen mehreren Nuancen schwankt, sollte immer den helleren Ton wählen. Dunkler färben geht immer – ist das Ergebnis aber erstmal zu kräftig ausgefallen, können Sie es mit Pflanzenfarbe nicht mehr aufhellen, sondern müssen warten, bis sich die Farbe etwas auswäscht oder chemisch blondieren.

Kann ich auch graue und gefärbte Haare mit Pflanzenfarbe färben?

Ja, das ist kein Problem. Eventuell müssen Sie die Anwendung wiederholen, um die Grauen komplett abzudecken. "Einzig bei stark chemisch aufgehellten Haaren rate ich ab, die Haare mit Pflanzenfarbe zu färben. Dann sollten Sie besser zum Naturfriseur gehen, da die strapazierte Haarstruktur etwas mehr Wissen braucht, um ein gleichmäßiges Farbergebnis zu erzielen", rät Benjamin Becher.

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Und kann ich nach Henna wieder normal Haarfarbe verwenden?

"Generell ist ein chemischer Färbeprozess nach einer Planzenfarbe möglich, ich empfehle aber die pflanzliche Farbe bevor ich chemisch färbe über einige Wochen gründlich aus dem Haar zu waschen", sagt Becher und erklärt: "Sonst ist es schwer, die Farbe abzudecken und sie müssen eventuell mehrfach mit Chemie nachfärben, was die Haare unnötig strapaziert."

Fazit: Wieso die Haare kaputt färben, wenn es auch anders geht? Chemische Haarfarben schädigen das Haar und lösen nicht selten Allergien aus. Warum sollten Sie die also auf die Kopfhaut schmieren, wenn es nicht unbedingt sein muss? Wer nur einen Tick dunkler werden möchte oder sich einfach eine sattere Haarfarbe wünscht, bekommt das auch mit Pflanzen-Power hin.

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04 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023

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