Intermittierendes Fasten könnte den Hormonspiegel von Frauen negativ beeinflussen. Das lässt eine Untersuchung der University of Illinois, Chicago vermuten. Wir haben die wesentlichen Erkenntnisse dieser Studie für dich zusammengefasst.
Der Studienaufbau: So lief die Studie zum Intervallfasten ab
US-amerikanische Forscher:innen untersuchten 8 Wochen lang übergewichtige Frauen. Ein Teil von ihnen befand sich vor, der zweite Teil von ihnen nach der Menopause.
Die Frauen nahmen am Intervallfasten teil. Zwei Werte der Studienteilnehmerinnen wurden konsequent überwacht:
- Das Gewicht
- Der Hormonspiegel
Dies sollte Rückschlüsse auf mögliche Zusammenhänge zwischen dem Intervallfasten bei Frauen und dem Hormonhaushalt erlauben.
Ergänzend zur ersten Frauengruppe gab es eine Kontrollgruppe. Diese Personen wurden ebenso medizinisch überwacht, sie fasteten jedoch nicht.
Die Methode: Intervallfasten mit der "Warrior-Diät"
Intermittierendes Fasten gilt als bewährte Abnehm-Methode. Eine klassische Diät ist es jedoch nicht, denn beim Intervallfasten darfst du in einem bestimmten Zeitfenster essen, was du willst. Diese beiden Methoden sind neben weiteren recht gängig:
- Intervallfasten 16:8: Die 16:8-Methode wird auch 8-Stunden-Diät genannt. Bei dieser Art des Intervallfastens darfst du 16 Stunden lang nichts essen, in den restlichen 8 Stunden aber alles, worauf du Lust hast.
- Warrior-Diät: Bei der Warrior-Diät wird das Fastenfenster verlängert: Du isst 20 Stunden lang nichts. So verkürzt sich automatisch die Zeit zum Essen: Du hast nur 4 Stunden lang Zeit dafür.
In der Studie sollten sich die Frauen nach dem sogenannten "Warrior-Prinzip" ernähren, also täglich 20 Stunden fasten und 4 Stunden essen. Alternativ war aber auch ein Essensfenster von 6 Stunden in Ordnung.
Das Ergebnis: Beeinflusst Intervallfasten den Hormonhaushalt?
Die Ergebnisse der Studie lassen sich hinsichtlich der untersuchten Werte unterteilen:
- Gewicht: Dass ein konsequentes Intervallfasten beim Abnehmen helfen kann, bestätigte auch diese Studie: Immerhin nahmen alle Frauen, die 20 Stunden täglich fasteten, 3 bis 4 Prozent ihres ursprünglichen Gewichts ab.
- Hormonspiegel: Bei den Hormonen war das Ergebnis nicht so eindeutig, jedoch immerhin bei allen Frauen gleich: Androgene, Östrogen und Progesteron waren sowohl vor als auch nach der Messung unverändert. Ein Hormon nahm jedoch bei allen Frauen ab: Dehydroepiandrosteron, kurz DHEA.
Was ist Dehydroepiandrosteron (DHEA)?
Dehydroepiandrosteron ist ein Steroidhormon. Es ist eher wenig bekannt. Jedoch ist es extrem wichtig für viele Funktionen des Körpers. Das sind einige der Aufgaben von DHEA:
- Verbesserung des physischen Wohlbefindens
- Unterstützung des Nervensystems
- Unterstützung des Herz-Kreislaufsystems
- Beeinflussung der Knochendichte
- Stärkung der Funktion der Eierstöcke
Im Alter nimmt der DHEA-Wert bei Frauen ab. Daher ist es kritisch, dass auch intermittierendes Fasten den Wert (unabhängig von der Menopause) senkt.
Warum ist das ein Problem? DHEA gleicht normalerweise den Östrogenmangel aus, wenn die Eierstöcke nach der Menopause dieses Hormon nicht mehr bilden. Intervallfasten könnte dieses natürliche Gleichgewicht in Schieflage bringen.
In der Studie berichtete zwar keine Frau von Nebenwirkungen, das könnte aber daran liegen, dass bei allen Frauen die DHEA-Werte zwar gesunken waren, jedoch nach den 8 Wochen Fasten immer noch im Normbereich lagen.
Wie aussagekräftig ist die Studie?
Kann Intervallfasten Frauen ab 40 oder über 50 also in gesundheitliche Gefahr bringen? Eindeutige Ergebnisse liefert die neue Studie leider nicht, zumindest nicht so, dass sie für alle Frauen gültig sind. Dafür gibt es noch zu wenig Forschung. Außerdem bleiben weitere Fragen offen:
- Wie wirkt sich das Fasten bei jüngeren Frauen aus?
- Sinkt der DHEA-Spiegel nach 8 Wochen weiter und erreicht er einen kritischen Bereich?
- Wie würden sich die Ergebnisse bei einem verkürzten Fastenfenster verändern?
Die Studienlage rund um das Thema Intervallfasten ist leider noch vage und widersprüchlich. So konnte eine ältere Studie an Ratten beispielsweise feststellen, dass die Produktion der Geschlechtshormone (Östrogen und Progesteron) durch Intervallfasten zurückgefahren wurde und sogar die Eierstöcke nach 14 Tagen schrumpften. Zwar gibt es neben zahlreichen Tierstudien mittlerweile auch klinische Studien mit Menschen, doch auch hier lassen sich die Ergebnisse bezüglich Gewichtsabnahme und Langzeitfolgen nicht verallgemeinern.
In welchen Fällen solltest du nicht Intervallfasten?
Möchtest du das Intervallfasten dennoch einmal ausprobieren, ist zu Beginn eine moderate Fastenmethode, wie 5:2 oder 16:8 ratsam.
Sollte bei dir eine der folgenden Diagnosen, Erkrankungen oder anderen Besonderheiten vorliegen, solltest du intermittierendes Fasten lieber nicht beginnen:
- Zyklusstörungen
- Ess-Störung
- Hitzewallungen
- Niedriger Blutdruck
- Nebennierenschwäche
- Schilddrüsenunterfunktion
- Schlafstörungen
- Medikamenteneinnahme am Morgen oder Abend zu den Mahlzeiten
- Schwangerschaft
Lass dich in diesen Fällen unbedingt vorab ärztlich beraten.

Nicht jede Frau profitiert vom Intervallfasten: Bei bestimmten hormonellen Beschwerden oder Erkrankungen solltest du ärztlichen Rat einholen, bevor du mit dem Fasten beginnst.
Tipp: Wähle im Zweifel eine sanftere Fastenmethode wie 12:12 oder 14:10 – oder beobachte zunächst, wie dein Körper auf kleine Esspausen reagiert. Dein Wohlbefinden steht an erster Stelle.
Warum kann sich Intervallfasten lohnen?
Intervallfasten wird in einer Überblicksstudie aus den USA als hilfreiches Mittel zum Abnehmen und zur positiven Beeinflussung des Stoffwechsels genannt.
Kurzfristige Diäten haben häufig einen Jo-Jo-Effekt. Beim Intervallfasten ist das anders: Ein täglich festgelegtes Fastenintervall kann den Fettstoffwechsel stimulieren und dadurch zu effektivem und nachhaltigem Gewichtsverlust führen.
Besonders bei übergewichtigen Personen zeigt sich laut Studie ein klarer Effekt auf den Fettstoffwechsel – ohne die typischen Rückfälle wie bei klassischen Diäten.
Es wird außerdem angenommen, dass sich auch Verdauung, Hautbild, Stimmung und Schlafqualität durch das Intervallfasten verbessern können. All diese Aspekte stehen teils auch in Verbindung mit hormonellen Prozessen – etwa über eine verbesserte Insulinsensitivität oder einen ausgeglicheneren Cortisolhaushalt.
Die häufigsten Fragen zum Intervallfasten für Frauen
Auf welches Hormon wirkt das Intervallfasten?
Beim Intervallfasten bleibt der Blutzuckerspiegel über einen langen Zeitraum recht stabil. Das ist gut für die Insulinsensitivität: Das Hormon kann effektiv wirken. Das Fasten könnte jedoch auch das wichtige Hormon Dehydroepiandrosteron (DHEA) senken. Die genauen Folgen sind jedoch noch nicht erforscht.
Welche Nachteile hat Intervallfasten für Frauen?
Nicht alle Frauen vertragen das intermittierende Fasten gleich gut. Einige klagen über Müdigkeit, Stimmungsschwankungen oder einen gestörten Zyklus. Möchtest du das Intervallfasten ausprobieren, lass dich am besten vorab ärztlich dazu beraten.
Was passiert im Körper, wenn man 16 Stunden fastet?
Mit einer Auszeit vom Essen für 16 Stunden entlastest du deinen Körper. Das hat viele Vorteile und kann z. B. vor Herzerkrankungen schützen und das Immunsystem stärken. Ab 16 Stunden setzt außerdem die Autophagie ein, ein wertvoller Selbstreinigungsprozess des Körpers. Dabei werden kaputte Zellteile abgetragen und durch neue ersetzt.
Fazit: Intervallfasten kann einen Einfluss auf die Hormone haben
Die Studienergebnisse sind nicht eindeutig. Dennoch zeigt sich, dass intermittierendes Fasten bei Frauen einen Einfluss auf den Hormonhaushalt haben kann. Inwieweit dies tatsächlich negative Folgen hat, lässt sich nicht sagen. Der Untersuchungszeitraum war zu kurz für entsprechende Rückschlüsse. Achte beim Intervallfasten unbedingt darauf, wie es dir dabei geht. Fange außerdem nicht mit dem intermittierenden Fasten an, wenn bei dir bestimmte Erkrankungen oder Besonderheiten vorliegen.
Erwähnte Quellen:
- Effect of time-restricted eating on sex hormone levels in premenopausal and postmenopausal females. Faiza Kalam, Rand T. Akasheh, Sofia Cienfuegos, Aparna Ankireddy, Kelsey Gabel, Mark Ezpeleta, Shuhao Lin, Chandra M. Tamatam, Sekhar P. Reddy, Bonnie Spring, Seema A. Khan, Krista A. Varady. First published: 06 October 2022. https://doi.org/10.1002/oby.23562
- Intermittent Fasting Dietary Restriction Regimen Negatively Influences Reproduction in Young Rats: A Study of Hypothalamo-Hypophysial-Gonadal Axis. Sushil Kumar, Gurcharan Kaur. Published: January 29, 2013. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0052416
- Vasim I, Majeed CN, DeBoer MD. Intermittent Fasting and Metabolic Health. Nutrients. 2022; 14(3):631. https://doi.org/10.3390/nu14030631