Kein Orgasmus? Das hilft Frauen

Kein Orgasmus
Sex ohne Höhepunkt: Hilfe bei Orgasmus-Problemen

Veröffentlicht am 05.02.2024
Frau liegt nachdenklich im Bett
Foto: Shutterstock.com / Maridav

Viele Frauen sind in ihrer Beziehung glücklich und unglücklich zugleich. Sie lieben und begehren ihren Partner oder ihre Partnerin, haben regelmäßig guten Sex – kommen dabei aber nur selten oder gar nie zum Orgasmus. Das ist total blöd, aber leider keine Seltenheit.

Studien zufolge haben 40, anderen Untersuchungen zufolge sogar 50 Prozent aller Frauen zeitweise oder auch länger Schwierigkeiten, einen Höhepunkt zu erleben. "Für manche Frauen ist das kein Problem, für andere ein sehr großes", sagt die Sexual-Psychologin Krystal Woodbridge, und erklärt, was dir bei Orgasmus-Schwierigkeiten helfen kann.

Warum bekomme ich keinen Orgasmus?

Es gibt viele mögliche Ursachen. Auslöser können Hormonschwankungen, Krankheiten und Medikamente (wie zum Beispiel Antidepressiva oder Beta-Blocker) sein. Sie können bewirken, dass zum Beispiel die Scheide nicht feucht genug oder die Vulva nicht ausreichend durchblutet wird. Da hilft oft schon ein gutes Gleitgel.

Auch psychische Ursachen sind möglich. Wenn du erschöpft bist oder unter Stress stehst, brauchst du oft sehr lange, um erregt zu werden, oder kannst diese Erregung nicht lange aufrechterhalten. Deine Gedanken schweifen dann noch während des Vorspiels ab, zur To-Do-Liste oder einem Konflikt am Morgen im Büro – dagegen hat der Höhepunkt kaum eine Chance.

Auch Angst vor Kontrollverlust und das Gefühl, verwundbar und ausgeliefert zu sein, verhindern oft, dass Frauen einen Orgasmus erreichen. "Schüchternheit und Verlegenheit sind häufig die Ursache", weiß Woodbridge, "Sich vor dem Partner oder der Partnerin vollkommen zu entspannen und gehen zu lassen, ist für viele Frauen nicht so einfach."

Was ist der Grund für Orgasmus-Probleme?

Oft wird auch der Orgasmus-Druck selbst zum Stressfaktor. Die Tatsache, dass du es überhaupt als Problem siehst, versetzt dich in eine Spirale aus Anspruchshaltung, Selbstbeobachtung, Stress und Enttäuschung und daraus resultierendem noch größerer Sehnsucht.

Der wichtigste Tipp für Frauen mit Orgasmusstörungen lautet also: Sieh es nicht als "Problem"! Du musst ja nicht zum Orgasmus kommen, es besteht überhaupt kein Zwang. Keine Frau sollte sich unter Druck fühlen, beim Sex einen Orgasmus bekommen zu müssen.

Auch Sex ohne einen Orgasmus kann gut sein, intensive Zärtlichkeit und Nähe empfinden einige Frauen ähnlich befriedigend. (Gleiches gilt übrigens für den Mann: Auch sein Orgasmus ist nicht "Pflicht".)

Sollte ich einen Orgasmus vortäuschen, wenn ich keinen habe?

Besser nicht. Das verschärft das Problem im Grunde nur, weil es bei ihm oder ihr eine Erwartungshaltung erzeugt, die auch du spürst: dass du regelmäßig zum Orgasmus kommst. Das setzt dich dann noch mehr unter Druck.

"Für viele Frauen ist es fast normal, den Orgasmus vorzutäuschen", sagt Woodbridge. "Wenn sie es über Jahre hinweg tun, fällt es schwer, ehrlich zu sein und zuzugeben, dass sie noch nie oder nur selten einen Orgasmus hatten." Das belastet aber letztlich dich, und das nur, um ihm oder ihr ein gutes Gewissen zu verschaffen.

Was hilft Frauen bei Orgasmus-Problemen? 6 Tipps

Natürlich ist es verständlich, wenn ein Höhepunkt für dich erstrebenswert ist und du ihn (endlich) erreichen willst. Diese 6 Tipps können helfen, vielleicht solltest du sie einfach mal ausprobieren:

1. Masturbiere regelmäßig

Der sicherste Weg zum Orgasmus ist es, den eigenen Körper und seine Wünsche zu kennen. Und der beste Weg dahin ist Selbstbefriedigung. Wusstest du, dass die meisten Frauen nicht durch die Penetration allein einen Orgasmus kommen? Eine Studie zeigte, dass die Wahrscheinlichkeit für Frauen einen Orgasmus zu bekommen am niedrigsten ist, wenn das Eindringen des Penis oder Sextoys in die Vagina die einzige Form der Stimulation ist.

Es ist dagegen ungewöhnlich, dass Frauen, die sich selbst befriedigen, keinen Orgasmus bekommen. Sie wissen, was sie brauchen, und können den Partner bzw. die Partnerin "lenken" oder selbst Hand anlegen. Außerdem kannst du so den Sex entspannter genießen, ohne den Druck, einen Orgasmus erleben zu müssen: Es geht ja auch ohne ihn.

"Eine Frau hat das Glück, ein Organ zu haben, dessen einzige Aufgabe darin besteht, sie glücklich zu machen", sagt die Expertin. Also: Erkunde deine Klitoris, finde heraus, wie es sich am besten anfühlt, sie zu berühren. "Manche Frauen brauchen mehr, andere weniger Stimulation."

2. Investiere in Sex-Toys!

Die meisten Frauen brauchen eine direkte Klitoris-Stimulation, um zum Höhepunkt zu kommen, Sex-Toys können dabei helfen. Hier sind einige Tipps

  • Auflegevibratoren, die mit Vibratoren oder Druckwellen die Klitoris sanft massieren, sollen für Frauen mit Orgasmus-Problemen besonders geeignet sein. Bekanntestes Beispiel: Der Satisfyer.
  • Am besten verwendest du für die Selbstbefriedigung auch ein Gleitgel. Probier einfach mal ein paar aus, auf dem Markt gibt es beispielsweise spezielle Stimulations-Gels, die mit reizvollen Temperaturunterschieden deinen Intimbereich sensibilisieren und so besonders empfänglich für Berührung machen.
  • Brauchst du noch intensivere Stimulation, kannst du dir einen Massagestab zulegen. Der Massagestab von Oliver James verfügt über 20 kraftvolle Vibrationsmuster und 8 Geschwindigkeiten.
  • Es kann auch reizvoll sein, andere intime Stellen zu erkunden. Hierbei bietet sich ein passender Analplug an, mit dem du dich langsam an die Stimulation herantasten kannst. Am besten fängst du mit einem kleinen Analplug an und nimmst mit der Zeit größere Varianten. Mit diesem Set erhältst du gleich 3 Größen, perfekt, wenn du gerade erst beginnst und Gefallen findest.

3. Sprich mit deinem Partner oder deiner Partnerin

Das heißt nicht, dass ihr über Orgasmus und Sex sprechen müsst, vor allem wenn du letzteren eigentlich ganz okay findest, sondern über eure Beziehung. Denn oft stecken nicht ausgetragene Probleme in der Partnerschaft hinter Orgasmus-Schwierigkeiten. Ungelöste Alltagskonflikte machen es schwer, sich im Bett gehen zu lassen. Bei vielen heterosexuellen Paaren tragen häufig die Frauen eine höhere gedankliche Last ("mental load"), weil sie sich um viel mehr kümmern als der Mann. Hier für eine faire Aufteilung zu sorgen, verbessert nachweislich den Sex, wie Studien zeigen.

Apropos Orgasmus vortäuschen: Damit solltest du nicht nur aufhören, sondern es ihm bzw. ihr auch sagen. Ja, das ist hart. Dennoch ist diese Offenheit für euren Neuanfang wichtig. Es ist auch entscheidend, dass dir der Sex überhaupt gefällt. Wenn es im Bett immer nur nach seinen bzw. ihren Wünschen geht und du nie auf deine Kosten kommst, ist es dringend nötig, das zu ändern. Auch das musst du ihm bzw. ihr deutlich sagen, am besten gleich mit konkreten Wünschen, wie es besser laufen könnte.

Ändert sich durch all das nichts, ist auch eine gemeinsame Sexualtherapie eine Möglichkeit, neue Orgasmus-Höhen zu erreichen. In der Regel wird ein Paar dabei angehalten, eine Zeit lang ganz auf Sex zu verzichten und ihn dann mit neuen Verhaltensmustern ganz neu zu gestalten.

4. Sorge für ausreichend Bewegung

Bereits mehrere Studien haben gezeigt, dass es eine Verbindung zwischen Sexualfunktion und Sport gibt. Frauen, die regelmäßig sportlich aktiv sind, haben demnach auch seltener Probleme, beim Sex einen Orgasmus zu bekommen. Eine kleine, regelmäßige Fitness-Routine oder regelmäßig joggen gehen, wirkt schon Wunder!

5. Frage deine Gynäkologin bzw. deinen Gynäkologen

In der Beziehung ist alles okay? Vielleicht steckt eine ganz banale medizinische Ursache hinter den Orgasmus-Problemen. Lasse dich mal von deiner Gynäkologin bzw. deinem Gynäkologen durchchecken!

Ein Ultraschall der Geschlechtsorgane gibt Aufschluss, wie gut deine Genitalien durchblutet sind. Über deine Blutwerte kann dein Hormonstatus ermittelt werden. Womöglich bist du frühzeitig in den Wechseljahren? Dann können eventuell Hormone oder Gleitgels helfen.

Auch eine Diagnose, in welchem Zustand dein Beckenboden ist, hilft bei der Ursachenforschung. Der Beckenboden spielt eine wichtige Rolle für die Erregbarkeit. Gut trainiert, erhöht er die Wahrscheinlichkeit für deinen Orgasmus. So trainierst du deinen Beckenboden richtig.

6. Sprich mit einer Psychologin oder einem Psychologen

Manchmal steckt auch ein gestörtes Verhältnis zum eigenen Körper hinter Orgasmus-Problemen. Wer gehemmt ist, kann sich in Gegenwart anderer nicht wirklich entspannen, auch wenn's der vertraute Partner bzw. die Partnerin ist. Hier können ein paar Sitzungen mit einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten mit Schwerpunkt Sexualtherapie helfen, den eigenen Körper besser anzunehmen und zum Beispiel Minderwertigkeitsgefühle abzubauen.

Auch wenn du in der Vergangenheit schlimme Erfahrungen gemacht hast wie zum Beispiel einen Missbrauch, kann dir eine Therapie weiterhelfen. Oder wenn du sexualfeindlich erzogen wurdest. Nicht selten äußern sich auch Traumata, auch wenn sie schon länger zurückliegen, in Anorgasmie, also die Unfähigkeit zum Erleben eines Orgasmus.

Bei Orgasmusproblemen gilt: Mach dir selbst nicht so viel Druck! Stress und ungelöste Konflikte sind häufige, temporäre Ursachen, die im Wege stehen. Versuche offene Konflikte zu lösen – nicht nur deinem Sexleben zuliebe, sondern auch für ein entspannteres Zusammenleben. Sollte dein Höhepunkt trotzdem ausbleiben, kläre organische Ursachen in deiner gynäkologischen Praxis ab.

Erwähnte Quellen

David L. Rowland, Laura M. Cempel und Aaron R. Tempel (2018): Women's Attributions Regarding Why They Have Difficulty Reaching Orgasm. Journal of Sex & Marital Therapy, doi https://doi.org/10.1080/0092623X.2017.1408046, zuletzt abgerufen am 26.01.2024

Osmo Kontula und Anneli Miettinen (2016): Determinants of female sexual orgasms. Socioaffective Neuroscience & Psychology, doi https://doi.org/10.3402/snp.v6.31624, zuletzt abgerufen am 26.01.2024

Talia Shirazi et al. (2018): Women's Experience of Orgasm During Intercourse: Question Semantics Affect Women's Reports and Men's Estimates of Orgasm Occurrence. Archives of sexual behavior, doi https://doi.org/10.1007/s10508-017-1102-6, zuletzt abgerufen am 26.01.2024

Lia M. Jiannine (2018): An investigation of the relationship between physical fitness, self-concept, and sexual functioning. Journal of Education and Health Promotion, doi https://doi.org/10.4103%2Fjehp.jehp_157_17, zuletzt abgerufen am 26.01.2024