Er ist der Date-Killer Nummer 1. Ein cooler Typ mag noch so verführerisch sein, hat er schlechten Atem, überkommt dich der Würgereiz. Mundgeruch ist leider nur schwer zu ignorieren. Das gilt auch umgekehrt. Du kennst vielleicht diesen irritierten Blick, wenn dir jemand nahe kommt und eine Woge deines Atem mitbekommen hat? Tja, nun.
Der Fluch des schlechten Atems. Halitosis, wie Mundgeruch medizinisch bezeichnet wird, ist nicht nur dein Problem. Millionen Menschen auf der ganzen Welt leiden unter Mundgeruch. Wir verraten, wo er herkommt, wie du ihn vermeidest, und was im Notfall sofort hilft. Außerdem: Wie du per Selbsttest checken kannst, ob du aus dem Mund riechst oder nicht.
Wie entsteht Mundgeruch eigentlich?
Laut Studien sind die Hauptursache mikrobiologische Prozesse. Bakterien stehen im Mittelpunkt deiner Atemluft. Der Mund- und Rachenraum wird von bis zu 600 Bakterienarten besiedelt. Keine Angst: Das ist völlig normal und sie haben auch ihre Funktion: Sie bauen zum Beispiel Speisereste und Eiweiß-Stoffe ab, wodurch Aminosäuren entstehen.
Werden diese allerdings von den Bakterien zersetzt, entstehen unangenehm riechende Gase, die auch besser bekannt sind als: Mundgeruch. Aber warum riechen manche mehr, andere weniger? Das liegt daran, dass verschiedene Ursachen dahinterstecken können, die mal einfacher, mal schwieriger in den Griff zu bekommen sind.
Welche Ursachen hat Mundgeruch?
Es gibt sehr viele Faktoren, sagt Dr. Ayten Dogan, Zahnärztin aus Hamburg. In 70 bis 90 Prozent der Fälle ist der Mundraum selbst der Ausgangspunkt für die Halitotis – wie Mundgeruch in der Fachsprache genannt wird. Andere Ursachen sind aber möglich. Die meisten Ursachen für Mundgeruch sind allerdings harmlos, jedoch ist nicht ausgeschlossen, dass dahinter auch etwas Bösartiges steckt.
Das sind die Auslöser für schlechten Atem:
- Mangelnde Mundhygiene: Schlechte Mundhygiene: Putze deine Zähne nicht einfach irgendwie, sondern gründlich. So bleibt dir nicht nur der Stress häufiger Zahnarztbesuche erspart, sondern auch der schlechte Atem. Wichtig: Immer auch die Zahnzwischenräume mitputzen, dort gären Essensreste gerne für die Zahnbürste unerreichbar länger vor sich hin. Zur guten Mundhygiene gehören neben der Zahnbürste immer auch Zahnzwischenraum-Bürstchen (gibt es in verschiedenen Größen z.B. von Tepe oder von interprox mit sich dem Zahnzwischenraum anpassenden Bürsten) und Zahnseide.
- Gingivitis und Parodontitis: Wurde die Mundhygiene vernachlässigt, steigt auch das Risiko, dass sich das Zahnfleisch durch Bakterien (seltener Pilze und Viren) entzündet. Ist das der Fall spricht man von einer Gingivitis. Wird die Gingivitis nicht erkannt oder nicht richtig behandelt, kann sich außerdem der Zahnhalteapparat entzünden. Dann spricht man von einer Parodontitis. Studienergebnisse haben zeigen können, dass diese beiden Entzündungen zusammen bei zirka 20 Prozent der Betroffenen die Ursache für Mundgeruch sind.·
- Bakterieller Zungenbelag: "Die meisten Menschen vergessen, dass die Zunge zur täglichen Mundhygiene dazugehört", so Dr. Ayten Dogan. Studien zeigen, dass der Geruch oft von da ausgeht. Bei zirka der Hälfte aller Betroffenen liegt die Ursache auf dem Zungenrücken. Das ist kein Zufall, denn die zerklüftete Struktur der Zunge eignet sich ideal für die Ansammlung von Bakterien. Diese werden beim Säubern der Zunge – zum Beispiel mit einem Zungenschaber – entfernt.
- Zahnimplantate & Retainer: Ähnlich wie auch bei Zahnspangen, bleiben Essensreste leicht an Retainern und Implantaten hängen, Bakterien bilden sich so leichter. Die Folge: Mundgeruch. Tipp: Um den Übergang zwischen Implantat und Zahnfleisch sowie um die Retainer herum gut zu erreichen, eignen sich s.g. Büschelbürsten, mit denen man am Zahnhals- bzw. Retainerrand besser als mit er Zahnbürste entlangbürsten kann.
- Mundtrockenheit (Oligostomie): Jeder kennt ihn: Den schlechten Geschmack im Mund beziehungsweise Mundgeruch nach dem Aufwachen. Ursache dafür ist das Schlafen mit offenem Mund, was zu Mundtrockenheit führt. Der Mund wird nicht mit genügend Speichel versorgt, der die wichtige Funktion hat Bakterien und Essensreste fortzuspülen. Beim Schlafen ist die Mundtrockenheit jedoch normal, die Muskeln des Körpers entspannen sich. Du kannst aber auch zur Tageszeit einen trockenen Mund haben: Hier hilft ein Glas Wasser, um deinem Mund wieder die nötige Feuchtigkeit zu geben.
- Karies: Die Bakterienart Streptococcus mutans nistet sich in den Zahnlöchern ein. Sie verstoffwechselt Nahrungsreste und es entstehen Schwefelgase. Hier hilft auch keine Mundspülung auf Dauer, nur der Gang zur Zahnärztin bzw. zum Zahnarzt.
Warum hat man morgens Mundgeruch?
Das kann die bereits erwähnten Gründe, aber auch eine ganz harmlose Ursache haben: "Viele haben morgens Mundgeruch, weil sie Mundatmer sind und mit offenem Mund schlafen", erklärt die Expertin.
Durch die Trockenheit im Mund lässt auch die Reinigungswirkung des Speichels nach, es bleiben mehr bakterielle Abbauprodukte zurück und sorgen für den fiesen Geruch. Lösung: Einfach ein Glas Wasser trinken.
Welche Krankheiten verursachen Mundgeruch?
Ja, Mundgeruch kann auch gefährliche Ursachen haben. Dann tritt übler Geruch beim Ausatmen mit geschlossenem Mund auch über die Nase aus. In diesen Fällen sind vor allem folgende Bereiche im Körper betroffen:
- Magen: Bei der sogenannten "gastroösophagealen Refluxerkrankung" (GERD) ist der automatische Magenmuskel-Verschluss gestört. Oftmals wir er durch einen ungesunden Lebensstil ausgelöst – zum Beispiel durch viel fettiges Essen und Rauchen. Daher fließt säurehaltiger Magensaft in die Speiseröhre zurück. Das saure Klima kann dann bis in den Rachen und in den Mund aufsteigen. Das sorgt für fiesen Mundgeruch. Das solltest du ärztlich untersuchen lassen!
- Rachenraum: Infizierte Mandeln geben ein übel riechendes Sekret ab. Auch Mandelsteine können Ursache für den Mundgeruch sein. Das sind kleine weiß-gelbe Kugeln aus Speiseresten abgestorbenen Zellen und Bakterien. Diese hat zwar jeder, doch bei manchen treten sie häufiger auf. Sie sind nicht gefährlich, stinken dafür aber. Du kannst sie mit einem Mundspatel entfernen. Bei einigen Menschen lösen sie sich sogar schon von kräftigem Niesen.
- Speiseröhre: Speiseröhrendivertikel können ebenfalls hinter dem Mundgeruch stecken. Das sind Ausbuchtungen der Speiseröhrenwand. Sie treten allerdings eher im hohen Alter und bei Männern auf. In den Ausbuchtungen bleiben zersetzte Speisereste hängen. Die Folge: chronischer Mundgeruch. Symptome: unter anderem Schluckbeschwerden und häufiges Verschlucken.
- Nase: Auch eine behinderte Nasenatmung kann der über riechende Geruch ausgelöst werden. Zum Beispiel durch die sogenannte Rhinosinusitis – die gleichzeitige Entzündung der Nasenschleimhaut und der Schleimhaut der Nasennebenhöhlen. Leider muss man bei schlechter Nasenatmung auf die Mundatmung umsteigen, was wiederum das Mundgeruchrisiko erhöht.
In seltenen Fällen können die Ursachen für Mundgeruch auch diese schweren Erkrankungen sein: eitrige Abszesse in der Lunge, Nierenschwäche (Atemluft riecht nach Urin) oder auch Diabetes mellitus (süßliche Atemluft).
Wie stelle ich fest, ob ich Mundgeruch habe?
Mundgeruch anzusprechen ist unangenehm, deswegen ist die Chance groß, dass dich niemand auf deinen schlechten Atem ansprechen wird, falls du einen hast. Mit diesen Schritten kannst du künftig selbst testen, ob du Mundgeruch hast, oder ob alles in bester Ordnung ist:
5 Wege, um Mundgeruch festzustellen:
1. Handgelenk-Test: Lecke dein Handgelenk oder Handrücken an, warte einige Sekunden bis der Speichel getrocknet ist und rieche anschließend daran.
2. Zahnseide-Test: Reinige deine Zahnzwischenräume mit Zahnseide und lasse sie anschließend für einige Sekunden trocknen. Anschließend kannst du am Geruch erkennen, ob du möglicherweise an Mundgeruch leidest oder nicht.
3. Stäbchen-Riechtest: Mache mit einem Stäbchen einen Abstrich von deinem Zungenrücken. Nach etwa 30 Sekunden kannst du daran riechen. Riecht es auffällig, ist das ein Indikator für Mundgeruch.
4. Halimeter-Test: Ein Halimeter misst den Schwefelgehalt in deiner Atemluft, je höher dieser Wert, desto schlechter der Atem. Mundgeruch-Detektoren gibt es z.B. von Tanita und Baugger.
5. Zungenoptik-Test: Oft erkennt man Belag auf der Zunge schon mit dem eigenen Auge. Ist sie weißlich belegt, kann das auf Mundgeruch hinweisen.
7 Tipps, die gegen Mundgeruch helfen
Bye-bye, bad breath: Mit diesen Tricks und Ideen bekommst du Mundgeruch erfolgreich weg:
1. Mundhygiene
Wird häufig unterschätzt, ist aber gleichzeitig auch das wichtigste. Wenn es dir möglich ist, solltest du nach jeder Mahlzeit deine Zähne putzen. Wie gesagt, denke auch daran die Zwischenräume zu säubern – in denen hängen häufig noch Speisereste, die dann für die Ansammlung von Bakterien sorgen. Auch die Zungenreinigung solltest du nicht vergessen.
2. Geruchsstarke Lebensmittel meiden
Hier sind vor allem Kaffee, Alkohol, Knoblauch und Zwiebelgewächse zu nennen.
3. Kaugummi kauen
Nicht der Minzgeschmack ist entscheidend, sondern: Durch das Kauen von Kaugummis entsteht Speichel, in dem Sauerstoff enthalten ist. Dieser tötet Bakterien ab. Nimm aber nicht irgendwelche Kaugummis, sondern die zuckerfreien (z.B. von CB12). Der Zucker in normalen Kaugummis sorgt im Zweifelsfall für noch mehr Mundgeruch, da das Wachstum der Bakterien gefördert wird.
4. Mundspülung
Ja, Grugeln kann helfen, aber Mundspülungen sind nur zu empfehlen, wenn sie auch wirklich antibakteriell wirken (z.B. Chlorhexamed Forte).
5. Besuch beim Zahnarzt
Es ist nie verkehrt bei schlechtem Atem zum Zahnarzt oder zur Zahnärztin zu gehen. Wenn es mit den vorherigen Tipps nicht klappt, solltest du es auf jeden Fall in Erwägung ziehen. Möglicherweise hast du Karies, oder eine Zahnfleischentzündung, von der du selbst nichts weißt. Auch mögliche Löcher in den Zähnen können für die Ansammlung von Bakterien sorgen.
6. Anti-Mundgeruch-Lebensmittel
- Naturjoghurt: Er enthält Milchsäurebakterien, die wiederum verhindern, dass sich Fäulnisbakterien ausbreiten. Esse diesen jedoch unbedingt ohne Zucker – aus demselben Grund, warum du keine zuckerhaltigen Kaugummis essen solltest.
- Grüner Tee: Wirkt antibakteriell.
- Frisches Obst und Gemüse: Äpfel sorgen zum Beispiel durch ihre Säure für frischen Atem. Sie fördert den Speichelfluss, und die feste Konsistenz des Apfels schrubbt dazu festsitzende Bakterien einfach weg, sagt Dr. Harold Katz, Bakteriologe und Gründer der California Breath Clinic.
- Salbei und Ingwer: Sie haben eine desinfizierende Wirkung und geben somit Bakterien im Mundraum keine Chance.
- Petersilie, Dill und Fenchel: Alle drei enthalten das ätherische Öl Apiol, das Mudgeruch neutralisiert.
Gibt es eigentlich eingebildeten Mundgeruch?
Ja! An Pseudo-Halitosis – wie eingebildeter Mundgeruch auch genannt wird – leiden sogar durchschnittlich 16 Prozent der Menschen, so eine Untersuchung des National Institutes of Health in Bethesda, bei der 2000 Patienten untersucht wurden.
Und es gibt noch eine weitere Form: die Halito-Phobie. Menschen die darunter leiden, bilden sich ständig ein, Mundgeruch zu haben, auch wenn dies durch Tests längst ausgeschlossen wurde. Hier kann nur ein Psychiater helfen.
Oft ist mangelnde Mund- und Zahnhygiene Ursache für den Mundgeruch. Gute Zahnpflege ist das A und O, um Mundgeruch zu vermeiden. Auch die regelmäßige Vorsorge beim Zahnarzt kann beim Vorbeugen helfen. Außerdem solltest du daran denken ausreichend zu trinken – das ist nicht nur für die Vermeidung von Mundgeruch wichtig.