Schon vor der Corona-Pandemie hingen wir viel zu oft vor dem Handy-Display und Bildschirm unseres Computers. Durch Home Office und Video-Konferenzen ist viele Menschen die Zeit vor Monitoren jetzt noch weiter gestiegen.
Damit wächst auch auch die Überanstrengung der Augen, das belegen zahlreiche Studien. Welche Folgen das akut und langfristig für deine Augengesundheit hat und wie du deine Augen während und nach der Bildschirmarbeit entspannen kannst, liest du hier.
Die meisten von uns spüren es selbst: In erster Linie belastet unsere Augen überlange, intensive Bildschirmarbeit. Dabei ist unser Auge von der Evolution her eigentlich darauf eingestellt, vor allem in der Ferne nach Feinden oder Beute Ausschau zu halten. Stundenlanges Starren auf Bildschirme in kurzer Entfernung und mit künstlichem Licht ist für unsere Augenmuskulatur deshalb Stress pur.
Der Grund: Dabei müssen die zahlreichen Muskeln unserer Augen permanent angespannt sein, um auf dem nur wenige Zentimeter entfernten Computerbildschirm scharf sehen zu können. "Da kommt die natürliche Akkommodation, also Nahanpassung des Auges nicht mehr hinterher und wird überlastet", erklärt Dr. Ludger Wollring vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA).
Gleichzeitig wird die Oberfläche der Augen trocken und gereizt, da beim langen Starren auf den Monitor die Augenlider zu selten geschlossen werden. Folge: Es gelangt nicht ausreichend Tränenflüssigkeit zur Befeuchtung auf den Augapfel. Diese besteht aus Fett und Salzwasser und ist wichtig, denn sie hält die Augen-Oberfläche geschmeidig. Und auf trockenen Augen kommt es häufiger zu bakteriellen und viralen Infektionen.
"Bei Menschen, die ihre Augen durch zu viel Bildschirmarbeit überlasten, fühlen sich die Augen oft müde an, sie sind trocken und brennen vielleicht sogar", erklärt Augenarzt Dr. Wollring aus Essen. "Auch Kopfschmerzen und Verspannungen in Nacken können weitere Folge der konzentrierten Bildschirmarbeit sein." Manchmal haben Betroffene das Gefühl, einen Fremdkörper im Auge zu haben, ohne dass sich tatsächlich ein solcher darin befindet. Auch rote, entzündete Augen sind eine häufige Folge von Augenermüdung.
In einer amerikanischen Studie nannten die Probanden mit Bildschirmarbeitsplätzen müde Augen als häufigstes Symptom überanstrengter Augen (40 Prozent), gefolgt von trockenen Augen (32 Prozent). Zudem stellte sich heraus, dass Frauen häufiger unter Augenproblemen in Folge langer Bildschirmarbeit leiden als Männer.
Der Experte gibt Entwarnung: "Auch wenn die Augenmuskulatur länger überanstrengt wird, leidet die Sehschärfe in der Regel nicht unter übermäßiger Bildschirmarbeit", sagt Dr. Wollring, "Auch drohen keine ernsthaften Augenkrankheiten."
Dr. Wollring rät jedoch allen, die viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen, sich beim Optiker oder Augenarzt beraten zu lassen, ob eine Bildschirmarbeitsbrille sinnvoll ist. "Wenn Sehschärfe und die Zentrierung der Gläser optimal eingestellt sind, ermüden die Augen weniger schnell und die Konzentrationsfähigkeit bleibt länger erhalten", so der Experte, "Je stärker die Dioptrienzahl, desto wichtiger ist eine Brille."
Diese 5 Tipps beugen überlasteten Augen bei der Bildschirmarbeit vor:
Löse deinen Blick immer mal wieder vom Bildschirm und richte deinen Blick in die Ferne. Ideal ist die 20-20-20-Regel, dafür schaut man alle 20 Minuten 20 Sekunden lang auf Objekte, die mindestens 20 Meter entfernt sind. "So beugt man der Blickmonotonie vor und die Augenmuskeln entspannen sich", erklärt Dr. Wollring.
Ist das für dich in der Praxis schwierig umzusetzen, kannst du stattdessen mittags auch mal 10 Minuten seine Augen schließen und dabei einer Meditations-App lauschen. Das wirkt wie eine Pause zwischen 2 Sätzen beim Workout.
Darin sind wir doch dank Corona inzwischen alle Profis. Also, Fenster auf, nicht nur um vermeintliche Corona-Viren zu vertreiben, sondern um den Augen frische Luft zu gönnen. So lüftest du richtig.
3. Genug trinken
Auch die Gesundheit deiner Augen profitiert, wenn du ausreichend Flüssigkeit zu dir nimmst, am besten mindestens 2 Liter Mineralwasser oder Kräutertee. Hier sind 6 Tipps, um täglich mehr Wasser zu trinken.
Wenn du konzentriert am Bildschirm arbeitest, sinkt die Frequenz deines Lidschlags, das wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen. "Dann wird die Tränenflüssigkeit nicht mehr gleichmäßig auf der Augenoberfläche verteilt", so Dr. Wollring, "Dadurch reißt der Tränenfilm auf und die Augen werden trocken und müde."
Nicht nur Nacken-, Rücken und Kopfschmerzen kannst du mit einem ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatz vermeiden, sondern auch deine Augen entspannen. Achte darauf, dass der Bildschirm quer zur Fensterfläche und Deckenbeleuchtung angebracht ist. "Der Blick zum Monitor sollte etwas schräg von nach unten verlaufen, und die Entfernung zwischen Augen und Bildschirm etwa 50 bis 80 Zentimeter betragen", rät der Augenarzt.
Dr. Wollring: "Wenn die Augen trotz allem trocken und gereizt sind, sind unkonservierte Tränenersatzmittel in den allermeisten Fällen eine gute Möglichkeit, die Beschwerden zu lindern." Solche "künstlichen Tränen" gibt es in der Apotheke, sie enthalten meist feuchtigkeitsspendende Hyaluronsäure und Lipide (z.B. Hylovis Lipo Multi, Hylo Vision Gel oder Vismed).
Die meisten schweren Augenkrankheiten wie Makula-Degeneration oder Grauer Star sind zum größten Teil genetisch bedingt, aber du kannst selbst einiges tun, um das Risiko eines Krankheitsausbruchs zu mindern und gleichzeitig Augenentzündungen und -infektionen vorzubeugen.
Es gibt viele Möglichkeiten, deine Augen zu entspannen – täglich am Bildschirm und grundsätzlich, indem du optimale Arbeitsbedingungen schaffst und gesund lebst. Wenn deine Augen jedoch länger gerötet sind und sich gestresst anfühlen, solltest du eine Augenarztpraxis aufsuchen, um ernsthafte Krankheiten auszuschließen.