Reizblase: 5 Tipps bei häufigem Harndrang

Häufiger Harndrang
Oft zur Toilette? 5 Tipps gegen nervige Reizblasen

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Veröffentlicht am 23.02.2024
Hinter häufigem Harndrang steckt oft eine Reizblase
Foto: Lucky Business / Shutterstock.com

Es passiert ohne Vorwarnung: Überfallartig und zwingend musst du auf die Toilette. Jetzt, sofort — nicht später, wenn’s gerade passt, sondern in diesem Moment! Du erreichst im scheinbar letzten Moment die Toilette und merkst: Obwohl du so dringend pinkeln musstest, fließt gar nicht viel Urin?!

Dann könntest du an einer Reizblase leiden. Was das ist, und was dagegen hilft, erklären wir dir hier.

Wer leidet unter einer Reizblase?

Wenn du jetzt denkst, eine überaktive Blase beträfe nur die Generation 50 +, liegst du falsch: Vor allem Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren sind betroffen und insgesamt 12 % der erwachsenen Bevölkerung, davon Frauen 20 % häufiger als Männer, belegen Studien.

Die im Volksmund "Konfirmandenblase" genannte Reizblase tritt altersunabhängig auf. Denn ihre Ursachen sind unterschiedlich. Es kann quasi jede und jeden treffen — und manchmal ist die Reizblase durch kontraproduktives Verhalten sogar selbst verschuldet!

Wir sagen dir, was gegen den häufigen Harndrang hilft und wie oft aufs Klo zu gehen normal ist.

Welche Ursachen hat häufiger Harndrang?

Die eine Ursache für eine überaktive Blase (engl. Overactive bladder, verkürzt: OAB) ist bisher nicht bekannt. "Es gibt eine Vielzahl von Erkrankungen, die eine Reizblase auslösen können", weiß Dr. med. Susanne Vogel, Leiterin des urologischen Ambulanzzentrums am Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg (UKE). Wenn du bei einem Urologen oder einer Urologin vorstellig wirst (und das solltest du), wird dieser bzw. diese deshalb zunächst nach einer sogenannten Ausschlussdiagnose vorgehen und dich auf folgende mögliche Ursachen untersuchen:

  • Organische Ursachen: Hinter dem häufigen Harndrang können bakterielle oder nicht bakterielle Harnwegsinfektionen stecken, aber auch Blasensteine. Auch Blasen-Tumore können eine Reizblase verursachen: Das Volumen der Blase verkleinert sich durch den Tumor, weshalb man öfter Harndrang verspürt. Aber: "Bei einem Tumor tritt oftmals Blut im Urin als weiteres Symptom auf", so Dr. Vogel.
  • Neurologische Ursachen: Hier können fehlerhafte Weiterleitungen von Nervenimpulsen eine Ursache sein. Probleme beim Wasserlassen und Urinverluste können zudem auf noch nicht erkannte Krankheiten wie Typ-2-Diatetes, Morbus Parkinson und Multiple Sklerose hindeuten. Sind diese Ursachen ausgeschlossen, kann es sich bei einer Reizblase noch um eine sogenannte idiopathische Erkrankung handeln.
  • Idiopathische Erkrankung: Darunter fällt etwa antrainiertes Verhalten. "Wenn man ständig auf Toilette geht, obwohl es körperlich noch gar nicht notwendig ist, merkt sich der Körper das natürlich", so Dr. Vogel. In solchen Fällen spricht man in der Medizin von einem "Eigen-Leiden" oder idiopathischen Erkrankung, weil es keine organische Ursache gibt. Heißt: Das Symptom selbst ist die Krankheit. Es ist eine Diagnose, die tatsächlich sehr häufig gestellt wird, so Dr. Vogel.
  • Lebensstil: Auch ein hoher Konsum an Kaffee, Tee, Getränken mit Kohlensäure und Alkohol kann die Blase reizen, ebenso wie Übergewicht, Stress und Rauchen.

Tipp: Wenn häufig ein Harnwegsinfekt die Ursache für deine Reizblase ist, kannst du etwa regelmäßig mit Mannose-Präparaten Blasenentzündungen vorbeugen, sie können das Einnisten von Bakterien in der Blasenschleimhaut verhindern (z.B. Femannose N Granulat). Auch Bärentraubenblätter-Trockenextrakt (z.B. in Cystinol akut) entfaltet eine antibakterielle Wirkung auf pflanzlicher Basis, die in leichteren Fällen eine Antibiotika-Gabe überflüssig macht. Wenn du zu Hause schnell herausfinden willst, ob wirklich ein Harnwegsinfekt hinter deinen Beschwerden steckt, können Urin-Kontrolltests (z.B. von Elanee) schnell Klarheit verschaffen.

Welche Symptome hat eine Reizblase?

Häufiger Harndrang bedeutet in Zahlen, dass du mehr als 10-Mal pro 24 Stunden auf die Toilette zum Wasserlassen musst, so Vogel. Das gilt bei einer normalen Trinkmenge von 1,5 bis 2 Liter am Tag. Wer mehr trinkt, muss natürlich öfter. Es gibt auch harntreibende Flüssigkeiten wie Kaffee, Tee oder Alkohol, belegen Studien. "Da muss jeder häufiger auf die Toilette", beruhigt die Expertin. Bei einer Reizblase wird das natürlich noch verstärkt.

Auch wenn diese Faktoren zutreffen, spricht man von "häufigem Harndrang":

  • Geringe Menge Urin: Pro Toilettengang wird nicht wirklich viel Urin ausgeschieden. Vor allem im Vergleich dazu, wie groß der Drang ist, zur Toilette zu müssen.
  • Zwingend zum WC: Das ist der sogenannte imperative Harndrang. Bedeutet: Der Harndrang kommt überfallartig und du musst — jetzt — auf die Toilette. Ein Verzögern ist nicht möglich, ansonsten gibt es "unwillkürliche Urinverluste". Heißt: Du pinkelst dir in die Hose.
  • Schmerzen und Krämpfe: Zum Ende des Wasserlassens kann es sein, dass sich der Blasenmuskel krampfhaft zusammenzieht. Die Folge: Schmerzen in der Harnröhre bis hinauf in den Unterbauch. Auch ein Nachtröpfeln von Urin ist möglich, wenn du längst "ausgepinkelt" hast.

5 Tipps gegen häufigen Harndrang und eine überaktive Blase

Was kannst du gegen die Auswirkungen einer Reizblase tun? Da gibt es dank entsprechender Studien zum Glück einige praktische Tipps:

  1. Verhaltenstraining: "Hier wird das Hinauszögern oder Reduzieren des Wasserlassens trainiert", sagt Dr. Vogel. Hintergrund ist oftmals jenes kontraproduktive Verhalten, das viele kennen: "Ich muss zwar nicht, aber die 2 Bier und der Espresso machen sich bestimmt zügig bemerkbar und gleich bin ich auf der Autobahn für 3 Stunden — ich gehe lieber jetzt schon mal auf die Toilette." Das kann unangenehm enden. Wer präventives Wasserlassen zu häufig praktiziert, bei dem kann im Hirn ein neuer Stimulus aktiviert werden: Deine Blase signalisiert dann, dass du auf die Toilette musst, obwohl sie längst nicht gefüllt ist. Ein mit einer/einem Urolog:in, aber auch einer/einem Psycholog:in abgesprochenes Training hilft dieses Verhalten zu durchbrechen. So führst du etwa ein Tagebuch über dein Wasserlassen und versuchst peu à peu, die Intervalle dazwischen zu verlängern.
  2. Medikamente: Durch spezielle Medikamente werden die Rezeptoren an der Blase blockiert, die für die Reizweiterleitung verantwortlich sind. "Dadurch werden die Blasenkrämpfe reduziert, zudem wird dem Hirn seltener signalisiert, dass die Blase voll ist", so Dr. Vogel. Nebenwirkungen: Da die Medikamente auf das vegetative Nervensystem einwirken, kann es zu Verstopfungen oder auch unkontrolliertem Wasserlassen kommen.
  3. Bio-Feedback-Therapie: Das ist eine Elektrostimulationstherapie, die du zu Hause durchführen kannst. Dabei werden Elektroden auf den Beckenboden und den Damm geklebt. "Das soll letztlich zu einer besseren Kontrolle der Blase und des Beckenbodens führen", erklärt Dr. Vogel. Die Therapie erfordert etwas Geduld, da man über einen längeren Zeitraum jeden Tag mit den Elektroden trainieren muss.
  4. Invasive Therapie: Per Blasenspiegelung unter Narkose wird Botox in den Blasenmuskel gespritzt. Der Effekt: Die Signalübertragung soll, ähnlich wie bei einer Medikamenten-Therapie, gehemmt werden, sodass du weniger den Drang verspürst, auf die Toilette gehen zu müssen. Nachteil: Wie bei der Schönheitschirurgie lässt die Wirkung nach etwa einem halben bis einem Jahr nach. Gegebenenfalls muss die Botox-Behandlung wiederholt werden.
  5. Psychosomatische Diagnose: Da bei der Reizblase häufig keine organische Ursache festgestellt werden kann, können seelische Probleme durchaus eine Rolle spielen. Denn: Die Reizblase gilt mitunter als Ersatzsymptom für beispielsweise phobische Angst. Mithilfe psychotherapeutischer, psychologischer oder psychiatrischer Hilfe wird diesen Ängsten auf den Grund gegangen. Im besten Fall löst sich dann auch das Problem mit der Reizblase.

Fazit: im Zweifelsfall zur Urologin

Eine Reizblase tritt altersunabhängig auf, weil die Symptome eine Vielzahl von Ursachen haben können. Wenn die Symptome länger anhalten, rät die Expertin, auf jeden Fall eine Urologin oder einen Urologen aufzusuchen, um schlimmere Ursachen auszuschließen. Und um künftig entspannter durchs Leben zu gehen. Denn eine Reizblase kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Quellen:

Rubin Raju et al.: Evaluation and Treatment of Overactive Bladder in Women, in: Mayo Clinic Proceedings, 2020; doi 10.1016/j.mayocp.2019.11.024

Ioan Scarneciu et al.: Overactive bladder: A review and update, in: Nationa Library of Medicine, 2021; doi 10.3892/etm.2021.10879

Charmaine M. Bryant et al.: Caffeine reduction education to improve urinary symptoms, , in: Nationa Library of Medicine, 2002; doi 10.12968/bjon.2002.11.8.10165