Verhütung ohne Hormone
Ohne Pille: 7 hormonfreie Verhütungsmethoden

Geht es auch ohne die Pille? Na klar! Diese 7 Verhütungsmethoden kommen ohne Hormone aus. Hier steht, wie sie funktionieren und wie sicher sie sind
Kupferspirale, Temperatur messen oder doch Kondome? Es gibt viele Wege, hormonfrei zu verhüten.
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In diesem Artikel:
  • Warum solltest du hormonfrei verhüten?
  • Pearl-Index: Wie sicher ist hormonfreie Verhütung?
  • Diese 7 Verhütungsmethoden ohne Hormone sollte jede Frau kennen:

Die Pille ist in der Regel ein zuverlässiges Verhütungsmittel, keine Frage. Ihre Einführung in den 1960er Jahren wurde als Meilenstein in der Geschichte der Selbstbestimmung der Frau gefeiert. Eine Studie der BzgA zum Verhütungsverhalten Erwachsener zeigt, dass Pille und Kondom nach wie vor die meist genutzten Verhütungsmittel in Deutschland sind, aber trotzdem hat die Pille deutliche Rückgänge zu verzeichnen. Denn die Pille hat auch viele Schattenseiten.

Nicht wenige Frauen spüren auch gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die Hormonzufuhr: Kopfschmerzen bis hin zu Migräne, depressive Verstimmungen, Libidoverlust und Gewichtszunahme sind gar nicht so seltene Begleiterscheinungen.

Wer darunter leidet, erfährt oft durch den Umstieg auf eine hormonfreie Verhütung ein ganz neues, positives Körpergefühl. Darum haben wir hier die besten Methoden zur hormonfreien Verhütung für dich zusammengestellt.

Warum solltest du hormonfrei verhüten?

Wenn du unter einigen der genannten körperlichen Beschwerden leidest, ist die hormonfreie Verhütung einen Versuch wert, um dich wieder wohler in deiner Haut zu fühlen. Auch wenn du keine konkreten Beschwerden hast, die potenziellen Nebenwirkungen der Pille dich aber abschrecken, ist das den Blick auf die Alternativen wert. Denn die Pille wird, wie viele Studien zeigen, immer wieder mit einem erhöhten Thromboserisiko, also der Gefahr, ein lebensgefährliches Blutgerinnsel zu erleiden, in Zusammenhang gebracht.

Für Frauen, die viel reisen und in unterschiedlichen Zeitzonen unterwegs sind, bieten hormonfreie Verhütungsmittel zudem mehr Sicherheit: Denn wird die regelmäßige, punktgenaue Pilleneinnahme zum Problem, steigt das Risiko, ungewollt schwanger zu werden, statistisch gesehen an.

Auch und gerade wenn du die Pille vor allem nimmst, weil Männer sagen, sie könnten "nicht so gut mit Kondom" solltest du dir gut überlegen, ob du nur aus dem Grunde deinen Körper diesem hormonellen Dauerfeuer aussetzen willst. So konterst du Kondom-Ausreden

Pearl-Index: Wie sicher ist hormonfreie Verhütung?

Sagen wir: Eine hohe Sicherheit ist möglich. Sichere Verhütung ohne Hormone klingt für viele unvorstellbar und manche hormonfreie Verhütungsmittel gelten zu Recht als unsicher. Das gilt aber nicht für alle, wie Studien zeigen.

Wie sicher ein Verhütungsmittel ist, verrät der Pearl-Index. Der Wert gibt an, wie viele von 100 Frauen trotz der Anwendung einer bestimmten Verhütungsmethode in einem Zeitraum von 12 Monaten schwanger wurden. Dabei gilt: Je niedriger der Wert, desto besser. Zum Vergleich: Der Pearl-Index gängiger Anti-Baby-Pillen liegt bei etwa 0,1 bis 3,0, je nach Präparat. Da können einige der hormonfreien Strategien durchaus konkurrieren.

Diese 7 Verhütungsmethoden ohne Hormone sollte jede Frau kennen:

Verhütung ist zu einem großen Teil sehr individuell und es gibt keine Methode, die für alle Frauen gleichermaßen gut funktioniert. Scheue dich nicht davor, dich in einer gynäkologischen Praxis beraten zu lassen. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten. Von der einen oder anderen hast du sicherlich schon gehört, aber es ist gut, sie einmal alle hier auf einen Blick zu haben.

1. Die Kupferspirale

Der T- oder Anker-förmige, mit Kupfer umwickelte Plastikkörper wird in die Gebärmutter eingesetzt, verändert dort den Schleim und hemmt so die Beweglichkeit der Spermien. Wird trotzdem ein Ei befruchtet, kann es sich durch die mechanische Wirkung der Spirale nicht in der Gebärmutter einnisten.

Vorteil: Mit der Spirale musst du dir 3 bis 7 Jahre keine Gedanken um die Verhütung machen, denn solange bleibt sie in der Gebärmutter.

Nachteil: Für viele ist das Einsetzen der Spirale (sehr) schmerzhaft. Auch Regelschmerzen und die Monatsblutung selbst können durch die Spirale stärker werden. Außerdem ist die Spirale ein Fremdkörper und verursacht in manchen Fällen eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut.

Kosten: 120 bis 200 Euro.

Pearl-Index: 0,3 bis 0,8

2. Die Kalendermethode

Bei der hormonfreien Verhütung mit der Kalendermethode (auch Knaus-Ogino-Methode genannt) wird die Periode in einem Zyklus-Tagebuch dokumentiert und darauf basierend die fruchtbaren Tage errechnet.

Vorteil: Sie greift nicht in den natürlichen Zyklus ein und ist kostenfrei.

Nachteil: Da jeder Zyklus mal schwanken kann und sich der Eisprung nicht genau errechnen lässt, gilt sie zu Recht als unsicher und ist als alleinige Verhütungsmethode nicht empfehlenswert.

Kosten: Ein Zyklus-Tagebuch kostet etwa 10 Euro, kannst du aber auch freestyle notieren.

Pearl-Index: 9

3. Der Verhütungscomputer

Er misst die Östrogen- und LH-Konzentration im Morgenurin und bestimmt so deine fruchtbaren Tage.

Vorteil: Greift nicht in den Hormonhaushalt ein und ist einfach anzuwenden.

Nachteil: Relativ teuer und an den fruchtbaren Tagen muss zusätzlich verhütet werden.

Kosten: 100 bis 600 Euro (z.B. Fertilitätsmonitor von Clearblue plus Teststäbchen)

Pearl-Index: 6

4. Die Temperaturmessung

Morgens vor dem Aufstehen wird die Basaltemperatur - also die Aufwachtemperatur des Körpers - gemessen. Denn nach dem Eisprung steigt diese um 0,2 bis 0,5 Grad an. Wichtig: Ein Thermometer mit 2 Stellen nach dem Komma verwenden!

Vorteil: Du greifst nicht in den natürlichen Zyklus ein. Das morgendliche Messritual kann auch dazu führen, dass du bewusster wahrnimmst wie du dich fühlst.

Nachteil: Sichere Verhütung mit dem Thermometer erfordert viel Erfahrung und Disziplin. Außerdem können Alkohol, Medikamente, schlechter Schlaf oder Stress die Messergebnisse verfälschen.

Kosten: 2 bis 20 Euro mit einem Thermometer. Teurer, aber einfacher wird es mit einem temperaturbasierten Verhütungscomputer wie der Daysy Zykluscomputer (mit dessen Hilfe du deine Zyklusdaten auf dein Handy laden kannst).

Pearl-Index: 0,8 bis 3

5. Die Billings-Methode

Diese Methode wird auch Zervixschleimmethode genannt. Der Schleim am Muttermund (Zervixschleim) verändert sich im Laufe des Zyklus. Kurz vor dem Eisprung wird er klar und spinnbar (bildet Fäden). Wenn du die Veränderungen diszipliniert beobachtest, lässt sich so auf den bevorstehenden Eisprung schließen.

Vorteil: Wie die Temperaturmessung ist auch die Billings-Methode eine Form der natürlichen Verhütung, die den Hormonhaushalt nicht beeinflusst.

Nachteil: Funktioniert nur bei einem stabilen Zyklus und regelmäßigen Lebensumständen. Der Zervixschleim ist durch äußere Einflüsse stark beeinflussbar und die Methode deshalb unsicher.

Pearl-Index: 15

6. Die symptothermale Methode

Kombination aus Kalender-, Temperatur- und Billings-Methode. Richtig angewendet ist sie ähnlich zuverlässig wie die Pille und neben der Kupferspirale die sicherste hormonfreie Verhütung.

Vorteil: Du wirst zur Expertin für deinen eigenen Körper. Das Tolle: Die Methode lässt sich gezielt auch für den Kinderwunsch einsetzen, deshalb wird sie auch als "natürliche Familienplanung" bezeichnet. Tipp: Zyklus-Apps wie Ovy helfen dabei, die Symptome zu dokumentieren und alles im Blick zu behalten. Mehr Infos zu den 5 besten Zyklus-Apps findest du hier

Nachteil: Die Methode muss erlernt und sehr diszipliniert angewendet werden. Während der fruchtbaren Tage musst du entweder auf Sex verzichten oder zusätzlich verhüten.

Kosten: 2 bis 20 Euro für ein Thermometer, mit App wird es teurer.

Pearl-Index: 0,4

7. Das Kondom

Ja, der Klassiker ist immer noch im Rennen und darf in dieser Auflistung hormonfreier Verhütungsmittel nicht fehlen. "Aber das kann doch reißen!“ – Ja, das kann passieren. Wie bei jeder Verhütungsmethode gilt: Je geübter es angewendet wird, desto sicherer ist es. Im Vergleich zum Diaphragma (Pearl-Index 14) ist das Kondom noch relativ einfach anzuwenden.

Vorteil: Schützt auch vor Geschlechtskrankheiten und ist die einzige hormonfreie Lösung für geschützten Sex an den fruchtbaren Tagen.

Nachteil: Kondome entfachen nicht selten einen Streit darüber, wer denn nun für die Verhütung verantwortlich ist. Tipp: Nicht auf Diskussionen einlassen und einfach eins dabei haben. Lieber safe als sorry.

Kosten: etwa 60 Cent

Pearl-Index: 2 bis 12

Einige hormonfreie Verhütungsmethoden sind so sicher wie die Pille und daher eine Überlegung wert, gerade wegen der körperlichen Beeinträchtigungen durch die Hormongabe. Besprich mit deiner Gynäkologin, welche Methode für dich die beste ist. Beziehe deinen Partner mit ein schließlich sollte er auch Verantwortung übernehmen.

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05 / 2023

Erscheinungsdatum 12.04.2023