Egoismus hat eigentlich kein gutes Image – leider. Denn was für die Erste Hilfe gilt, sollte auch im alltäglichen Leben mehr Bedeutung finden: Nur wer an sich denkt, kann überleben – und für andere da sein.
Denn wenn du nicht aufhörst, ständig zu allem "Ja" zu sagen, wird der Tag kommen, an dem das Leben "Nein" sagt und du nur noch im Bett liegen und an die Decke starren kannst. Unser Appell: Es ist Zeit für mehr gesunden Egoismus! Es ist Zeit für mehr du!
Was ist Egoismus?
Das Wort "Ego" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet schlicht "ich". Egoismus ist also Ich-Bezogenheit, sprich: wortwörtlich nur an sich zu denken, nur die eigenen Bedürfnisse zu sehen.
Und daran ist, überlebenstechnisch betrachtet, zunächst nichts Schlechtes. Jeder Mensch kommt egoistisch auf die Welt. Babys holen sich das, was sie brauchen. Wenn sie es nicht bekommen, verlangen sie lautstark danach. "Primärer Egoismus" nennt das die Forschung. Ein Kind kann noch nicht zwischen eigenen Bedürfnissen und denen anderer unterscheiden. Es ist einfach das pure Ego.
Erst mit dem Erwachsenwerden verstehen wir, dass viele Menschen anders fühlen als wir selbst. In diesem Prozess verlernen dann vor allem Frauen, sich an die erste Stelle zu setzen. Das solltest du baldmöglichst ändern!
Wie du dir ruckzuck ganz egoistisch selbst etwas Gutes tust
Es ist simpel und plump, aber die beste und schnellste Methode, sich etwas zu gönnen, ist: sich etwas Schönes kaufen. Hier sind unsere 3 spontanen Ego-Shopping-Tipps:
- Ein schöner, luxuriöser Duft kann einiges fürs Ego bewirken. Am besten probierst du mal einen ganz neuen. Derzeit beliebte Düfte sind zum Beispiel: Der vanillige Bois d'Amande aus der Van Cleef & Arpels Collection Extraordinaire und Allegoria Granada Salvia von Guerlain.
- Als Ego-Geschenk auch nicht zu unterschätzen: Eine neue Handtasche! Zum Beispiel dieses trendige Liebeskind-Modell. Oder diese coole XL-Shopper-Bag. Oder vielleicht doch eher etwas Eleganteres wie diese Shoulder Bag?
- Oder du verwöhnst dich mit einem wohlduftenden Wellness-Set wie diesem von Nurture By Nature oder einem Spa-Set mit Badezutaten.
- Nicht nur Belohnung, sondern auch Motivation zu neuen Taten sind neue Sportklamotten wie dieses 5-Teile-Set für Yoga und Fitness. Oder ein Paar neue, richtig gute Laufschuhe.
Warum fällt Egoismus Frauen manchmal schwerer?
Das Problem beginnt im anerzogenen Belohnungssystem im Gehirn, wie Schweizer Forscher in einer Studie herausfanden. "Gib den anderen was ab", bekommt ein Mädchen oft zu hören. "Lass dir nichts wegnehmen", heißt es eher bei Jungen. Das hinterlässt Spuren.
"Mädchen lernen, angepasst, hilfsbereit und perfekt zu sein", so Psychologin und Autorin Dr. Eva Wlodarek. Gute, soziale Taten aktivieren demnach dieselben inneren Schaltkreise wie ein Stück Schokolade oder guter Sex. Ob du egoistisch bist, wird also in der Kindheit angelegt – und haftet dir später als Etikett an. Man sei "egoistisch" gilt als Beleidigung, die niemand hören will.
Wann ist Egoismus krankhaft?
Bei einer extrem übersteigerten Form von Egoismus spricht man eher von Narzissmus. Kernmerkmale: Überhöhung der eigenen Bedeutung, Sucht nach Anerkennung, Rücksichtslosigkeit und mangelnde Empathie.
Soziale Medien befeuern das, oft scheint es, als ob die Welt gerade vor Narzisst:innen wimmelt. Sie fotografieren sich unentwegt selbst, zocken an der Börse und werden manchmal Präsident der USA. "Narzisst:in" ist zu einer Generaldiagnose geworden. Tatsächlich aber ist Narzissmus eine ernsthafte Persönlichkeitsstörung, die laut Studien zum Glück nur etwa 6 Prozent der Bevölkerung betrifft.
Kann man auch zu wenig egoistisch sein?
Unter Umständen schon. Das andere Extrem, das dem Egoismus gegenübersteht, ist ebenfalls eher selten: Altruismus, totale Selbstlosigkeit. Altruist:innen helfen, hören anderen zu und sind immer für sie da, ohne Gegenleistung zu fordern. Das ist zunächst mal eine schöne Sache. Hier ist ein erfreulicher gesellschaftlicher Trend erkennbar: Das Rote Kreuz hat so viele ehrenamtliche Helfer:innen wie nie. Jede:r dritte Deutsche engagiert sich in der Nachbarschaftshilfe, jede:r Fünfte im Verein, jede:r Zehnte im Sozialsektor.
Aber auch die Helfer-Mentalität hat ihren Preis. Wer zu wenig an sich denkt, brennt aus, leidet letztlich an der "disease to please". Gesund sind also beide Extreme nicht, weder für dich selbst noch für dein Umfeld. In Reinform kommen beide jedoch, wie gesagt, selten vor. Völlige Selbstlosigkeit ist genauso unwahrscheinlich wie purer Egoismus. Sie ergänzen sich vielmehr gegenseitig.
Wissenschaftler:innen haben bewiesen, dass wenn du für wohltätige Zwecke Geld spendest, dieselben Hirnareale aktiviert werden wie, wenn dir jemand einen Gefallen tut. Studien zeigen eine direkte Verbindung zwischen Großzügigkeit und persönlichem Glücksgefühl. Aber natürlich gibt es auch andere Gründe für Hilfsbereitschaft: Fast jede gute Tat beruht auf einem Tauschgeschäft: Wenn du der Freundin beim Umzug hilfst, hilft sie bei deinem. Es gibt eine ideale Schnittmenge zwischen übersteigerter Selbstverehrung und selbstloser Aufopferung: das notwendige Eigeninteresse – oder auch gesunder Egoismus.
Wann schadet Egoismus?
Dir selbst zunächst gar nicht – aber anderen, und damit indirekt auch dir, wenn nämlich niemand mehr etwas mit dir zu tun haben will. Umgekehrt könnte man also sagen: Gesund ist dein Eigensinn, wenn er nicht überhandnimmt, anderen nicht schadet und vielleicht sogar gleichzeitig einen allgemeinen Nutzen hat.
Lange gingen Biolog:innen davon aus, der Mensch sei nur an seinem persönlichen Vorteil interessiert. Fressen oder gefressen werden, reich oder arm, Macht oder Moral. Hirnforscher Prof. Joachim Bauer widerspricht: "Die Annahme, dass sich auf der Erde nur die stärksten durchsetzen, ist eine völlig vereinfachte Sichtweise. Entscheidend ist, ob eine Kooperation stattfindet, sodass alle gut miteinander leben können." Kurz: Teamplayer first!
Wie kann ich testen, wie egoistisch ich bin?
Dazu gibt es einen spannenden Versuch: Stell dir vor, du bekommst 100 Euro geschenkt. Du musst das Geld allerdings mit jemandem teilen. Wie viel du abgibst, bleibt dir überlassen. Der Haken: Falls dein Gegenüber dein Angebot ablehnt, bekommt ihr beide nichts. Wie viel gibst du ab? Versuche zeigen: Liegt dein Angebot zwischen 40 und 50 Euro, wird es meist akzeptiert, beide sind ein Stück reicher.
Dieses sogenannte Ultimatumspiel wurde bereits vor über 40 Jahren vom deutschen Ökonomen Werner Güth für Studien zur Erforschung des Altruismus beziehungsweise Egoismus eingesetzt. In allen Industrieländern gibt der Spieler im Schnitt die Hälfte des Betrages ab. Weniger würde ihr Gegenüber vermutlich ablehnen – und das spüren die meisten. Stichwort: Empathie.
Damit ist bewiesen, dass den meisten Menschen Fairness wichtiger ist als der schnöde Profit. Das kannst du zu deinem Vorteil nutzen. Frauen haben es tatsächlich oft besser drauf, das Gemeinwohl im Blick zu behalten, sind nahbarer und empathischer. Aber du darfst – und sollst – dabei guten Gewissens an dich selbst denken.
Wie lerne ich, egoistischer zu werden?
Das ist Gewöhnungssache, denn: Ein Ja zu sich selbst ist häufig ein Nein zu anderen. Wenn du mehr an dich denken willst, musst du lernen, öfter mal Nein zu sagen, wenn andere etwas von dir wollen.
Eva Wlodarek: "Man muss sich trauen, für die eigenen Bedürfnisse einzustehen, Grenzen zu ziehen und auch mal." Denn ein gewisses Maß an Egoismus nützt allen: Lädst du deine eigenen Batterien regelmäßig auf, dann hast du auch mehr Energie für andere.
Die Kunst ist, sich selbst wichtig zu nehmen, ohne dabei jemanden vor den Kopf zu stoßen. Das ist gar nicht so leicht. Hier sind 5 Tipps, wie dir ein "Nein" künftig leichter über die Lippen kommt und wie du den richtigen Ton triffst:
1. Bestandsaufnahme machen
Wir alle dürfen Nein sagen. Oft tun wir uns nur unter gewissen Umständen, bei bestimmten Personen und Themen schwer damit. Überlege mal, welche Situationen das bei dir sind. Notiere dir aber auch, wann du zu wem schon ganz gut Nein sagen kannst. Das motiviert.
2. Um Bedenkzeit bitten
Wenn dir abzusagen schwer fällt, gewinne etwas Zeit mit Sätzen wie: "Ich werde eine Nacht darüber schlafen und gebe morgen Bescheid." So kannst du deine Gedanken sammeln. Warum fällt es dir schwer, Nein zu sagen? Warum willst du es? Wer diese Fragen für sich beantwortet, kann sie auch anderen beantworten.
3. Unklare Aussagen vermeiden
Formulierungen wie "vielleicht" oder "möglicherweise" sind gut gemeint, erwecken aber den Eindruck, dass dein Nein nicht das letzte Wort ist. Lieber bedanken und klar verneinen: "Toll, dass du an mich gedacht hast. Aber leider habe ich keine Zeit." Auch Gegenfragen können helfen, z. B.: "Ich habe auch noch die Projekte X und Y auf dem Tisch – wie würdest du die Priorität setzen?"
4. Die Ja-Nein-Ja-Strategie anwenden
Formuliere in einem Ich-Satz, warum du ablehnst und was du stattdessen als Alternative anbietest. Hilfreich ist dieser Aufbau: "Unsere Freundschaft ist mir wichtig." (Ja.) – "Aber ich kann morgen nicht zur Feier kommen." (Nein.) – "Nächste Woche können wir gern zusammen ausgehen." (Ja.) Das wirkt weniger harsch. Ist dir egal? Dann lies diese 5 Tipps, wie du lernst, Nein zu sagen.
5. Konsequent bleiben
Lasse dich nicht abbringen, auch wenn der oder die andere ein Nein nicht hinnehmen will. Du musst kein schlechtes Gewissen haben. Kommuniziere immer sparsamer, je mehr der Widerstand wächst. Wiederhole deine Begründung wie eine Warteschleifenmelodie, bis es endlich alle kapiert haben.
Niemand mag pure Egoistinnen. Sie denken nur an sich selbst und streben rücksichtslos nach Anerkennung und eigenem Vorteil. Doch auch Aufopferung und Altruismus haben ihren Preis. Wer sich selbst ständig vernachlässigt, läuft Gefahr, auszubrennen. Finde daher einen gesunden Mittelweg zwischen Egoismus und Fürsorge für andere. Dann ist am Ende wirklich für alle gesorgt.
Quellenverzeichnis:
Alexander Soutschek et al.: The dopaminergic reward system underpins gender differences in social preferences. Nature human behaviour, November 2017, [online] Link
Frederick S. Stinson et al.: Prevalence, Correlates, Disability, and Comorbidity of DSM-IV Narcissistic Personality Disorder: Results from the Wave 2 National Epidemiologic Survey on Alcohol and Related Conditions. J Clin Psychiatry, Juli 2008, doi 10.4088%2Fjcp.v69n0701
Soyoung Q. Park et al.: A neural link between generosity and happiness. Nature Communications, Juli 2017, doi 10.1038%2Fncomms15964
Werner Güth, Rolf Schmittberger, Bernd Schwarze: An experimental analysis of ultimatum bargaining. Journal of Economic Behavior & Organization, Dezember 1982, [online] Link