Abnehmen ist für viele Menschen ein Riesenwunsch, nicht zuletzt deshalb ist es auch ein Riesengeschäft. Viele Goldgräber tummeln sich auf diesem Markt und bringen immer wieder neue Methoden und Ideen an den Start, die alle angeblich die perfekte Lösung sind, um schnell Gewicht zu verlieren.
Wir nehmen hier drei der jüngsten Entwicklungen unter die Lupe und sagen dir, was davon zu halten ist. Außerdem liefern wir dir die besten Tipps, um ohne High Tech und Hokuspokus ein paar Pfunde loszuwerden.
Semaglutid: Eine Spritze, die den Appetit reduziert
Wundermittel zur Gewichtsabnahme sind mit Vorsicht zu genießen, da sich die meisten als unwirksam oder sogar schädlich erwiesen haben. Das neue Mittel Semaglutid bezeichnen Experten aber als Beginn einer neuen Ära in der Entwicklung von Medikamenten zur Gewichtsreduktion. Es ist für Menschen zugelassen, die medizinisch als fettleibig oder übergewichtig eingestuft werden. Es wird 1-mal wöchentlich injiziert und wirkt, indem es Hormone nachahmt, die das Sättigungsgefühl im Gehirn auslösen. Niedrig dosiert wird es bereits seit vielen Jahren zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt – in höherer Dosis wurde festgestellt, dass es den Appetit reduziert. Bisher ist es das wirksamste verschreibungspflichtige Medikament zur Gewichtskontrolle: Laut einer Studie der University of Pennsylvania verloren die Patienten in 17 Monaten 15 Prozent ihres Gewichts, die Placebo-Gruppe nur 2,5 Prozent. Im Schnitt verliert eine 120 Kilo schwere Person nach 17 Monaten Semaglutid-Behandlung 18 Kilo.
Die Zahlen sind vielversprechend, allerdings kam es bei einigen Testpersonen zu Nebenwirkungen wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Dennoch überwiegen die Vorteile. "Ein derartiger Gewichtsverlust kann den ganzen Körper und sogar den Geist gesünder machen. Er wirkt sich erheblich auf Typ-2-Diabetes, das metabolische Syndrom, Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Arthritis und Schlafapnoe aus, um nur einige Beispiele zu nennen", sagt die Expertin für Adipositasmedizin Dr. Fatima Cody Stanford. Das Medikament könnte auch dazu beitragen, das Stigma der Schuldzuweisung im Zusammenhang mit Fettleibigkeit abzubauen, argumentiert Dr. Yoni Freedhoff, medizinischer Leiter des Bariatric Medical Institute in Ontario, Kanada. Fettleibigkeit sucht man sich ebenso wenig aus wie hohen Blutdruck. Die Einnahme von Medikamenten sollte bei beiden Krankheiten irgendwann gleichermaßen zur Normalität gehören.
Fazit: Semaglutid kann beim Abnehmen helfen und damit gewichtsbedingte Gesundheitsprobleme verbessern – im Idealfall führt es auch dazu, nachhaltig gesünder (und länger) zu leben. Aber es bedeutet auch, dir den Rest deines Lebens Spritzen zu setzen.
Essenspläne, die aufs persönliche Darm-Mikrobiom zugeschnitten sind
Der Darm jedes Menschen reagiert auf die gleichen Lebensmittel anders. Neuartige Testkits untersuchen das Mikrobiom (also die Gesamtheit aller Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze, Viren & Co.) im Darm und versprechen, auf dieser Grundlage personalisierte Ernährungsempfehlungen geben zu können, die zu einem gesunden Idealgewicht führen.
Die Idee, dass unser individuelles Mikrobiom etwas damit zu tun hat, warum Menschen unterschiedlich auf Ernährung reagieren, ist wissenschaftlich durchaus glaubwürdig. Die gesamte Ernährung darauf auszurichten, aber noch Zukunftsmusik. "Zurzeit wissen wir weder, welchen Einfluss das Mikrobiom auf das Gewicht hat, noch inwieweit wir die Mikroben verändern können und welche wir verändern müssten", sagt Dr. Gabrielle Fundaro, Autorin von "The Science Of Gut Health". Sie ergänzt: "Die Wissenschaft ist einfach noch nicht so weit."
Dies hält ein paar Unternehmen aber nicht davon ab, Testkits für den Darm auf den Markt zu bringen. Die Firma Zoe verspricht, dass ihr Programm dabei hilft, Gewicht zu verlieren – ganz ohne Hungergefühl. DayTwo, ein anderer Anbieter, behauptet, einen Fingerabdruck des Darms zu erstellen, durch den man die optimale Ernährung zur Blutzuckerkontrolle ableiten kann. Problem: "Es ist nur eine Momentaufnahme. Das Mikrobiom sagt nur, was es bekommen hat, aber nicht, was es braucht", so Fundaro. Für viele von den Firmen empfohlenen Lebensmittel wie Avocados, Äpfel und Zucchini braucht man aber gar keine Glukose- und Mikrobiomuntersuchung – das weiß man auch so. Lediglich das Tracken der Ernährung kann sich grundsätzlich positiv auf die Gesundheit auswirken, verschafft es doch einen Anreiz für Veränderungen. Mehr aber auch nicht.
Fazit: Gesunde Ernährung und Mikrobiom sind zwar miteinander verbunden. Aber die Forschung ist bisher nicht so weit, dass du dein Geld für Ernährungsempfehlungen ausgeben solltest, die auf deinem Mikrobiom basieren.
Zahnärztliche Kieferverriegelung
Beim Thema Abnehmen kennt der Ideenreichtum offenbar keine Grenzen. Aber nicht alles ist auch eine gute Idee – selbst wenn es aus der Wissenschaft kommt. Das beweist das neuartige Dental-Slim-Diet-Control-Gerät. Wissenschaftler haben hier eine Vorrichtung entwickelt, die mit Magneten und Schlössern den Kiefer der Trägerin im Bereich der Backenzähne verriegelt, um so zu verhindern, dass man noch feste Nahrung zu sich nehmen kann. Der Mund lässt sich nur noch 2 Millimeter öffnen, um flüssige Nahrung aufzunehmen.
Die dazu im British Dental Journal veröffentlichte Studie besagt, dass die teilnehmenden Frauen mit dieser Vorrichtung in 2 Wochen 5 Prozent ihres Gewichts verloren haben. Nach dem Aufschrei über die stigmatisierende und entmenschlichende Wirkung erklärten die Autoren, dass die Methode für Menschen gedacht sei, die kurzfristig aus medizinischen Gründen schnell abnehmen müssen. Es bleibt trotzdem sehr zweifelhaft.
Fazit: Finger weg von dieser Methode. Da gibt es viele bessere.
Die 5 besten Tipps zum Abnehmen
Was hilft denn nun wirklich, Gewicht zu verlieren? Oft sind kleine Änderungen schon bedeutsam – wenn du sie konsequent durchziehst. Hier die besten Anregungen:
1. Kontinuität ist alles
Es kommt nicht so sehr darauf an, was du täglich zu dir nimmst. Deine Essgewohnheiten von Woche zu Woche und Monat zu Monat sind entscheidend.
2. Genuss ist extrem wichtig
Essen ist nicht nur Treibstoff, sondern auch emotionale Befriedigung. Wer sein Essen genießt, dem fällt es leichter, gute Gewohnheiten beizubehalten.
3. Achte auf Ballaststoffe
Ballaststoffe füllen den Magen und tragen zur Stabilisierung des Blutzuckerspiegels bei. Pro Tag solltest du ungefähr 25 bis 30 Gramm zu dir nehmen.
4. Proteinzufuhr aufstocken
Eiweiß bewirkt, dass im Körper Hormone freigesetzt werden, die das Sättigungsgefühl steigern. Als Ziel solltest du 25 bis 30 Gramm Eiweiß pro Mahlzeit anstreben.
5. Iss die richtigen Lebensmittel
Frische, vollwertige Lebensmittel sind nährstoffreich und halten länger satt. Versuche stark verarbeitete Lebensmittel wie Burger und TK-Pizza zu vermeiden.
Alle großen neuen Abnehm-Erfindungen erweisen sich bei näherem Hinsehen als Flops, oder haben zumindest große Haken. Wenn du dich konsequent an die bekannten Tipps hältst, klappt es vielleicht auch ohne Chemie oder andere Experimente.