WAS IST EINE LAKTOSEINTOLERANZ ÜBERHAUPT?
Bei einer Laktoseintoleranz handelt es sich um die wohl häufigste Nahrungsmittelunverträglichkeit weltweit. Rund 90 Prozent aller Menschen können Laktose (Milchzucker) nicht verdauen. Ernährungspädagogin Doris Paas erklärt die Details: "Milchzucker besteht aus den beiden Bausteinen Glukose und Galaktose, die normalerweise von einem Enzym – der Laktase – gespalten, im Dünndarm aufgenommen und über das Blut zu den Körperzellen tranportiert werden. Wenn das Enzym fehlt oder zu wenig produziert wird, können die Bausteine nicht gespalten werden und die Laktose gelangt in den Dickdarm, wo sie von Bakterien zersetzt wird. Dabei entstehen dann Gase und Säuren, die unter anderem zu Blähungen und Durchfall führen."
WORAN KANN ICH ERKENNEN, DASS ICH AN EINER LAKTOSEINTOLERANZ LEIDE?
"Die für die Laktoseintoleranz typischen Beschwerden lassen sich leicht erklären" sagt Expertin Doris Pass, die selbst von der Milchzuckerunverträglichkeit betroffen ist. "Wer regelmäßig nach dem Genuss von Milch und Milchprodukten (wie Sahnesauce oder Eis) mit Blähungen, Völlegefühl, Krämpfen und vor allem Durchfall zu kämpfen hat, sollte sich auf eine Laktoseintoleranz hin testen lassen". Auch Mundgeruch, ständiges Aufstoßen und Übelkeit können auf eine Laktoseintoleranz hindeuten. Doris Paas litt selbst jahrelang unter den Beschwerden, ohne zu wissen, was dahinter steckt.

Kurz & knapp: Die Symptome einer Laktoseintoleranz – © Tarasyuk Igor / Shutterstock.com
WIE STELLT DER ARZT DIE DIAGNOSE?
Wer unsicher ist, ob er vielleicht an einer Laktoseintoleranz leidet, sollte zunächst mal einen Selbstversuch unternehmen. "Die einfachste Methode, die Sie selbst anwenden können, ist ein Ernährungstagebuch über mehrere Wochen zu führen. Hierbei notieren Sie alles, was Sie gegessen und getrunken haben und tragen zusätzlich eventuell auftretende Beschwerden ein" erklärt Doris Paas. Auch mit einer Art Provokationstest kann man Laktoseintoleranz auf die Schliche kommen: Essen Sie dafür einfach ein paar Tage lang keine Milch und Milchprodukte. Dann trinken Sie bewusst ein Glas Milch. Wer jetzt mit Bauchgrummeln & Co reagiert, leidet höchstwahrscheinlich an einer Laktoseintoleranz.

Lassen Sie die Diagnose aber auf jeden Fall von einem Facharzt – am besten von einem Gastroenterologen – absichern. Es gibt eine Reihe von verschieden Tests. Der Wasserstoff-Atemtest ist der wohl bekannteste. "Dabei wird Wasserstoffgehalt des Atems gemessen, nachdem man Lakose zu sich genommen hat" erklärt Paas. "Bei der bakteriellen Zersetzung im Dickdarm entsteht unter anderem Wasserstoff, den wir teilweise ausatmen. Wird also im Atem ein erhöhter Wasserstoffgehalt festgestellt, ist die Diagnose Laktoseintoleranz so gut wie sicher."
DIAGNOSE LAKTOSEINTOLERANZ: UND WAS NUN?
Laktoseintoleranz ist an sich zwar keine Krankheit, die man heilen könnte, aber den Enzymmangel kann man trotzdem nicht beheben – Sie müssen sich damit arrangieren. Das ist nervig, aber kein Weltuntergang. "Es ist ganz einfach" sagt Paas und ergänzt "Je konsequenter man auf Milchzucker verzichtet, umso weniger Beschwerden hat man." Im Klartext bedeutet das für Sie zu allererst eine Ernährungsumstellung. Laktose ist nicht nur in Milch und Milchprodukten, sondern auch in vielen anderen Nahrungsmitteln – besonders in Fertigprodukten – enthalten. Beim Einkauf müssen Sie also ganz genau nachlesen, ob Laktose als Inhaltstoff aufgelistet ist. Laktose versteckt sich leider hinter vielen Begriffen, was das Lesen der Verpackung meist zum großen Rätselraten werden lässt. Wir haben alle No Gos auf der Zutatenliste übersichtlich für Sie am Ende zusammengefasst.
WAS KANN ICH DENN JETZT ÜBERHAUPT NOCH ESSEN UND WORAUF MUSS ICH ACHTEN?

Auch mit Laktoseintoleranz lässt es sich noch richtig gut schlemmen und genießen. Mittlerweile gibt es auch für fast jedes Milchprodukt einen laktosefreien Ersatz. Daher muss eigentlich niemand auf seine Lieblingsgerichte verzichten. Und auch ohne Spezial-Produkte lässt es sich lecker kochen. Denn nicht alle Milchprodukte enthalten so viel Laktose, dass sie Probleme machen. Butter oder Käse zum Beispiel enthalten viel weniger Laktose als angenommen und lösen in den kleinen Mengen, die wir uns normalerweise aufs Brot schmieren, meist keine Beschwerden aus. Beim Käse gilt: "Je länger gereift, umso weniger Laktose" sagt Expertin Paas. Auch Kefir, Dickmilch, Quark und Joghurt werden häufig besser vertragen als gedacht. Es lohnt sich also nicht immer, mehr Geld für die bekanntlich teureren, laktosefreien Produkte hinzublättern. Die Verträglichkeit ist aber generell sehr unterschiedlich und muss (vorsichtig!) individuell ausgetestet werden.
WAS TUN BEI EINEM AUSRUTSCHER (LAKTOSE-BOMBE GEGESSEN)?
Nach dem Ausrutscher ist der Gang auf die Toilette leider meist unvermeidlich. Aber: Sie können vorsorgen. In Apotheken und Drogerien gibt es spezielle Laktase-Präparate, die helfen können, den Milchzucker zu verdauen. "Grundsätzlich stellen Laktase-Präparate eine gute Möglichkeit dar, laktosehaltige Nahrungsmittel auch bei Laktoseintoleranz verträglich zu machen" sagt Expertin Paas. "Die Präparate sollten aber nicht zur Gewohnheit werden. Für den "Notfall" (Oma hat gebacken, Restaurantbesuch, auf Reisen etc.) sind sie ideal, ansonsten sollte man generell auf eine laktosearme Ernährung setzen." Und das ist Dank der mittlerweile riesigen Auswahl an laktosefreien Produkte kaum noch ein Problem.
Versteckte Laktose unter dem Namen / Versteckte Laktose oft zu finden in:
- Butter
- Buttermilch (-pulver)
- Creme fraîche
- Dickmilch
- entrahmte Milch
- (Frisch-) Käse
- Joghurt (-pulver)
- Kaffeesahne,
- Kefir (-pulver),
- Kondensmilch,
- Kuhmilch (-pulver),
- Lactose bzw. Laktose
- Laktose-Monohydrat bzw. Lactose-Monohydrat
- Magermilch (-pulver),
- Milch (-pulver),
- Milcherzeugnis,
- (Milch-) Schokolade,
- Molke (-pulver),
- Milchzubereitung,
- Milchzucker
- Molkenerzeugnis,
- Rahm,
- Rohmilch,
- Sahne (-pulver), saure Sahne & süße Sahne
- Sauermolke (-pulver),
- Schafsmilch
- Schmand,
- Schokoladenzubereitung,
- Süßmolke (-pulver),
- Vollmilch
- Ziegenmilch
- Aromen
- Backwaren
- Bouillon
- Brotaufstrichen
- Chips
- Fertiggerichten (wie Tütensuppe, Pizza, TK-Gerichte, Mikrowellen-Essen, Klöße, Kartoffelpüree, Kroketten uvm.)
- Fischkonserven
- Ketchup
- Light-Produkte
- Margarine
- Mariniertem Fleisch/Fisch
- Mayonnaise
- Müslimischungen
- Paniermehl
- Pesto
- Salatdressings
- Saucenbinder
- Schokolade
- Senf
- Süßstofftabletten
- Wurstwaren
Doris Paas, Ernährungs- und Gesundheitspädagogin, führt einePraxis für ganzheitliche Gesundheit und Prävention. Ihre Schwerpunkte sind u.a. Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Darmgesundheit. Sie ist Autorin mehrerer Fachbücher zu diesen Themen.