HP-Virus
Vorsicht, HP-Virus! Hier lauert die Gebärmutterhalskrebs-Gefahr

Das Humane Papillomvirus ist weit verbreitet, extrem ansteckend und kann Gebärmutterhalskrebs auslösen. So kannst du dich davor schützen
HP-Viren können Gebärmutterhalskrebs auslösen, eine Impfung kann schützen
Foto: George Rudy / Shutterstock.com

HPV, das hat doch etwas mit Gebärmutterhalskrebs zu tun, oder? Bei vielen reicht das Wissen zu HPV gerade einmal bis hierhin, manche wissen nicht einmal das. Beim Wörtchen Krebs hört man ja gern lieber mal weg. Dabei geht HPV jeden Menschen etwas an. Denn die meisten Betroffenen ahnen nicht einmal, dass HP-Viren in ihnen schlummern, weil diese oft keine Symptome zeigen.

Schätzungen zufolge sind rund 80 Prozent aller Frauen einmal in ihrem Leben von HPV betroffen. In vielen Fällen heilt die Infektion unbemerkt von selbst aus, aber es kann auch weniger glimpflich ausgehen und zu bösartigen Gewebeveränderungen kommen.

Grund genug, sich mal intensiver mit dem Thema zu befassen. Hier erfährst du, wie du dich mit HPV anstecken kannst, woran du die Infektion bemerkst und wie du dich schützen kannst.

In diesem Artikel:

Was ist eigentlich HPV?

Humane Papillomviren (HPV) sind die häufigsten sexuell übertragbaren Viren der Welt. Es sind heute mehr als 200 Virustypen bekannt, 40 davon befallen die Geschlechtsorgane und den After. Man unterscheidet zwischen Niedrigrisiko- und Hochrisikotypen. Je nach Virustyp kann eine Infektion unterschiedliche Folgen haben.

Niedrigrisikoviren können zum Beispiel zu Feigwarzen im Genitalbereich oder im Hals-Rachen-Raum führen. Weniger harmlos sieht es bei den Hochrisikotypen aus, sie können Krebsvorstufen und Krebserkrankungen auslösen.

Wie häufig ist HPV?

HPV ist ziemlich weit verbreitet. Experten gehen davon aus, dass etwa jede dritte Frau zwischen 20 und 25 Jahren mit Hochrisikotypen infiziert ist. Etwa 80 Prozent aller Frauen sind mindestens einmal in ihrem Leben mit einem HP-Virus infiziert.

"Wahrscheinlich macht jeder sexuell aktive Mensch, der mit dem Partner nicht von Anfang an ausschließlich monogam lebt, egal ob Frau oder Mann, irgendwann im Leben mal eine oder mehrere HPV-Infektionen durch", erklärt Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte.

Kann es sein, dass ich HPV habe und es nicht merke?

Das Nicht-Bemerken ist sogar die Regel. Christian Albring: "Einige HPV-Typen verursachen über viele Jahre keine Symptome. Schafft der Körper es nicht, sie endgültig zu bekämpfen, verändern sich die infizierten Zellen und werden Krebszellen. Auch das ist über viele Jahre oft nicht erkennbar, weil es sich im Inneren der Vagina und am Gebärmuttermund abspielt. Diese Veränderungen kann nur die Frauenärztin oder der Frauenarzt beim Zellabstrich erkennen."

Welche Erkrankungen lösen HP-Viren aus?

Je nach Risikotyp des Virus kann es zu unterschiedliche Erkrankungen durch eine Infektion kommen:

  • Gewöhnliche Hautwarzen (Papillome): Sie erscheinen meist im Gesicht, an Händen und Füßen und sind harmlos. Papilloviren, die gewöhnliche Hautwarzen hervorrufen, infizieren in der Regel nicht den Genitalbereich.
  • Gutartige Genitalwarzen (Feigwarzen, Kondylome): Feigwarzen werden durch Niedrigrisikotypen ausgelöst. Die bekanntesten sind HPV 6 und HPV 11.
  • Zellveränderungen im Bereich der Geschlechtsorgane und des Afters: HP-Viren des Hochrisikotyps lösen Zellveränderungen aus. Sie können auch ohne Behandlung wieder ausheilen. In einigen Fällen entwickelt sich aus ihnen aber Krebsvorstufen von Krebs. Gebärmutterhalskrebs ist die häufigste durch HPV hervorgerufene Erkrankung.

Wie wird HPV übertragen?

HPV wird hauptsächlich bei vaginalem oder analem Geschlechtsverkehr übertragen. Die Infektion kann jedoch auch bei Oralverkehr in Mund und Rachen erfolgen.

"Einzelne Infektionen durch gemeinsam genutzte Handtücher oder Matratzen sind bekannt und auch die Infektion durch einen Saunagang ist denkbar, jedoch sehr unwahrscheinlich", erklärt Dr. Sylke Schneider-Burrus, Chefärztin Dermatochirurgie der Berliner Havelklinik. Und: Bei einer Geburt kann eine Übertragung von der Mutter auf das Kind erfolgen.

Haben manche Menschen ein höheres Risiko, HPV zu bekommen?

"Ein erhöhtes Risiko, dass sich aus einer HPV-Infektion Krebs entwickelt, haben Raucherinnen, Menschen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern und mit frühem Beginn der sexuellen Aktivität oder mit einer Immunschwäche", erklärt Frauenarzt Albrig.

Woran erkenne ich HPV?

Das kommt auf die Art der Infektion an. "Manchmal ist es eine Infektion mit HP-Typen, die Warzen verursachen. Die sieht man natürlich. Die Infektionen mit den anderen HP-Viren verursachen keine Symptome, kein Jucken, keinen Ausfluss, keine Schmerzen, keinen Geruch, bis zu dem Zeitpunkt, wenn schon Krebs daraus entstanden ist", so der Frauenarzt. Und das macht die Infektion so tückisch.

"Man sieht die Veränderungen oftmals über mehrere Jahre nicht einmal bei der frauenärztlichen Untersuchung. Deshalb wird immer ein Abstrich entnommen und unter dem Mikroskop auf verdächtige Zellen untersucht. In Zukunft wird aus dem Material des Abstriches auch noch ein Test auf HPV-Viren gemacht, aber nur bei Frauen über 35. Bei jüngeren Frauen ist das noch nicht sinnvoll, da der HPV-Nachweis noch viel zu häufig positiv aber ohne Bedeutung ist", erklärt Albrig.

Was sind Feigwarzen?

Eine Infektion mit HP-Viren des Niedrigrisikotyps kann zu Feigwarzen, den so genannten Kondylomen, führen. Oft liegt eine Ansteckung bereits Monate bis Jahre zurück, bevor sich erste Symptome zeigen. "Feigwarzen äußern sich zunächst als stecknadelgroße Knötchen, die im Krankheitsverlauf bis zu 4 Zentimeter großen, rosafarbenen bis dunkelbraun gefärbten blumenkohlartig gelappten Knoten heranwachsen können", erklärt Schneider-Burrus.

Die Warzen befinden sich in erster Linie im Intimbereich, also an den Schamlippen oder in der Scheide. "Aber auch auf der Haut in der Leistengegend oder am After können sich Warzen bilden und auch im After selbst auftreten, wo sie lange unbemerkt bleiben", so die Ärztin.

Wie werden Genitalwarzen behandelt?

Zur Behandlung von Genitalwarzen stehen verschiedene Methoden zur Auswahl: "Lokale Therapien mit Arzneistoffen, die eine Entzündung – und somit Reaktion des Körpers auf die Infektion – hervorrufen, sind denkbar. Aber auch kleine chirurgische Eingriffe wie Verödung, Erfrierung oder Laserabtragung kommen in Frage", erklärt die Fachärztin für Dermatologie.

Einmal behandelt bedeutet jedoch nicht, dass Genitalwarzen nicht wieder auftreten können. "Das Risiko für das erneute Auftreten der Warzen ist sehr hoch. Besonders nach chirurgischer Therapie ist es nicht unwahrscheinlich, erneut an Genitalwarzen zu erkranken." Denn anders als bei der konservativen Therapie wird keine Entzündungsreaktion des Immunsystems hervorgerufen und die Erreger somit nicht aktiv vom Körper selbst bekämpft .

"Bei ausgedehnten Befunden oder Befall des Analkanals ist eine Behandlung ausschließlich mit konservativen Therapien häufig jedoch nicht möglich. Dann ist eine Kombination aus beiden Vorgehensweisen empfehlenswert. So kann beispielsweise eine Operation durch eine anschließende Salbentherapie ergänzt werden, wodurch das Risiko der Wiedererkrankung abnimmt", so die Ärztin.

Unter dem Mikroskop vergrößerte HP-Viren.

Führt jede HPV-Infektion zu Krebs, zum Beispiel Gebärmutterhalskrebs?

Nein. Damit sich eine Krebsvorstufe oder Krebs entwickeln kann, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Nur der Hochrisikotyp des HP-Virus kann zu einer Krebsvorstufe führen, außerdem muss die Infektion länger anhalten. Als nächstes müssen sich aus dieser anhaltenden Infektion Zellveränderungen bilden. Und schließlich führen nur ein Bruchteil dieser Zellveränderungen zu Krebs.

Aber immerhin: Laut Schätzungen des Krebsinformationsdienstes bleibt bei etwa 10 von 100 Frauen eine Infektion mit einem Hochrisikovirus länger bestehen. Bei den meisten Frauen heilt die Infektion von alleine wieder ab.

"In der Krebsfrüherkennung finden wir bei etwa 1 bis 2 Prozent der Frauen auffällige Abstriche, und davon wird auch nur ein kleiner Prozentsatz bösartig. Allerdings kann man den Befund dann regelmäßig kontrollieren und frühzeitig mit sehr kleinen Maßnahmen die Entwicklung stoppen, bevor sich überhaupt ein Krebs daraus entwickeln kann", erklärt Albrig.

Können auch Männer HPV bekommen?

Ja, sie sind auch Überträger von HPV-Viren. Allerdings sind Folgeerkrankungen, wie zum Beispiel Krebsgeschwüre am Penis oder Analkarzinome deutlich seltener.

Wie kann ich mich vor HPV schützen?

Die Empfehlung ist ganz klar: "Durch eine Impfung, am besten vor dem allerersten sexuellen Kontakt. Empfohlen ist die Impfung ab 9 Jahren bei Mädchen und Jungen" sagt der Frauenarzt. Wichtig: Präservative bieten nicht 100 Prozen Schutz. Albrig: "Das Kondom schützt zwar recht gut vor Ansteckungen mit Syphilis und Gonorrhoe, aber nicht zuverlässig vor HPV-Infektionen." Natürlich ist ein Kondom grundsätzlich aber immer eine gute Idee, gerade bei wechselnden Sexualkontakten.

Die Impf-Empfehlung gilt für Jungen und Mädchen. Die Impfung schützt nur vor den häufigsten HPV-Typen, die im Umlauf sind. Es gibt einen kleinen Prozentsatz an HPV-Typen, vor denen die Impfung nicht schützt. Ein Freifahrtschein ist das allerdings nicht: Zur Krebsvorsorge solltest du trotzdem gehen.

Welcher Arzt macht eine HPV-Impfung?

In der Regel impfen Frauenärzte oder Kinderärzte. Aber auch Allgemeinmediziner und Internisten können impfen. Übrigens kannst du dich auch noch in fortgeschrittenem Alter impfen lassen. Die Impfung hilft allerdings nicht bei bestehenden Infektionen, sondern schützt nur vor folgenden.

Was kostet eine HPV-Impfung?

"Die Krankenkassen bezahlen die Impfung bis zum 18. Lebensjahr, manche auch darüber hinaus", erklärt Albrig. Wenn die Kasse die Kosten nicht übernimmt, liegt der Preis pro Impfung zwischen 170 und 200 Euro. Zwei Impfungen sind notwendig, im Alter ab 14 werden drei Impfungen empfohlen.

Kann eine HPV-Impfung vor Gebärmutterhalskrebs schützen?

"Ja, die moderne HPV-Impfung schützt vor einer Infektion mit 9 unterschiedlichen HPV-Typen. Sie verursachen zusammen insgesamt 80 bis 90 Prozent aller HPV-induzierten Krebse, und zwar nicht nur Gebärmutterhalskrebs, sondern auch Krebs der Vagina, des äußeren Intimbereichs, Anus und Mundhöhle", erklärt Albrig.

Viele HPV-Infektionen heilen von selbst wieder aus, doch eben nicht alle. Es drohen Folgeerkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs. Eine Infektion bleibt oft symptomlos und unerkannt. Frühzeitiges Impfen kann vor Krebs schützen. Lass dich in deiner gynäkologischen Praxis beraten!

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10 / 2023

Erscheinungsdatum 20.09.2023