- Warum produziert das Ohr überhaupt Ohrenschmalz?
- Warum sind Wattestäbchen so schädlich fürs Ohr?
- Haarklammern & Co. gehören nicht ins Ohr!
- Kann ich Ohrenschmalz mit Ohrkerzen und Spritzen loswerden?
- Ohren reinigen: Wie geht's denn nun richtig?
- Wann du lieber einen HNO-Arzt aufsuchen solltest
Kennst du Wattestäbchen auch noch als "Ohrenstäbchen", also zum Reinigen der Gehörgänge? Ist ja auch super praktisch, könnte man meinen. Schließlich passen die Teile wunderbar ins Ohr und das Gefühl danach ist sooo gut...
Stop! Aufhören! Das Letzte, was du tun solltest, um überschüssigen Ohrenschmalz zu entfernen, ist, dir ein Wattestäbchen ins Ohr zu stecken! Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass das riskant ist. Wir haben mit HNO-Expertin Dr. Ana Kim vom New York Eye and Ear Infirmary of Mount Sinai gesprochen. Sie liefert dir hier alle Fakten über Ohrenschmalz und den besten Weg, es ohne Risiko loszuwerden.
Warum produziert das Ohr überhaupt Ohrenschmalz?
Die Produktion von Ohrenschmalz ist nicht nur vollkommen natürlich, sondern auch absolut notwendig. Dein Ohr verfügt über einen Selbstreinigungsmechanismus, der so funktioniert: Talgdrüsen im Gehörgang produzieren das bekannte Ohrenschmalz (auch Cerumen genannt). Dieses hält nicht nur den Gehörgang geschmeidig, sondern transportiert auf seinem Weg zur Ohrmuschel auch Schmutz, Staubpartikel und abgestorbene Hautzellen mit nach außen.
Ist der Gehörgang ausreichend gefettet, kann das Ohrenschmalz einfach "abfließen". In der Regel genügt es dann, die Ohrmuschel mit einem sauberen Tuch oder Waschlappen zu reinigen. (Du hast ständig gerötete Haut? Alles über Rosazea.)

Warum sind Wattestäbchen so schädlich fürs Ohr?
Alarmierende 68 Prozent der Teilnehmer*innen einer Studie gaben an, Wattestäbchen zur Ohrenreinigung zu nutzen. Das Problem dabei: Wird der Gehörgang durch den Gebrauch von Wattestäbchen ausgetrocknet oder aufgeraut, kann das Ohrenschmalz nicht mehr so gut "wandern". Es kann passieren, dass es auf seinem Weg zur Ohrmuschel stecken bleibt und hier einen Pfropfen bildet.
"Wenn man anschließend wieder Wattestäbchen ins Ohr einführt, kann dieser Pfropfen weiter nach hinten in den Gehörgang geschoben werden, so dass anschließend ein Arztbesuch nötig wird", erklärt Dr. Kim.
Haarklammern & Co. gehören nicht ins Ohr!
Ist es tatsächlich so weit gekommen, und dein Ohr ist durch einen Pfropfen aus Ohrenschmalz verschlossen, solltest du keineswegs auf die Idee kommen, ihn mit irgendwelchen (spitzen) Gegenständen zu lösen. "Viele Patienten versuchen ihre Ohren mit Haarnadeln zu reinigen", sagt Dr. Kim. "Das ist nicht nur kontraproduktiv, sondern kann mitunter sogar richtig gefährlich werden."
Ein durchstoßenes Trommelfell ist die wohl unangenehmste Folge einer solchen Aktion. Außerdem können scharfkantige Gegenstände den Gehörgang leicht verletzen und zu unangenehmen und schmerzhaften Infektionen führen. Plötzlich Ohrenschmerzen? Hier steht, was hilft!
Kann ich Ohrenschmalz mit Ohrkerzen und Spritzen loswerden?
Weitere angeblich effektive Wege zu sauberen Ohren sind so genannte Ohrkerzen oder mit Wasser gefüllte Spritzen. Auch hier gilt: Vorsicht! Ohrkerzen sind ausgehöhlte Kerzen, deren eines Ende in den Gehörgang gesteckt, während das andere Ende angezündet wird. Durch den Unterdruck, der beim Abbrennen der Kerze entsteht, soll das Ohrenschmalz aus dem Ohr herausgezogen werden (Kamineffekt).
Mediziner sagen, dass der Unterdruck, der dabei entsteht, keinesfalls ausreicht, um diesen Effekt zu erzielen. Die Reste, die sich im unteren Teil einer abgebrannten Ohrkerze befinden, sind auch kein Ohrenschmalz, sondern lediglich die Verbrennungsrückstände der Ohrkerze selbst wie beispielsweise geschmolzenes Bienenwachs. "Bei dieser Prozedur kann mehr Schaden entstehen, als dass sie nützt", sagt Dr. Kim. Du kannst dich dabei leicht verbrennen, das Trommelfell kann Schaden nehmen, und: "Es ist möglich, das Kerzenwachs ins Ohr tropft und den Gehörgang noch schlimmer verstopft."
Die Ohren mit Hilfe einer wassergefüllten Spritze zu reinigen ist auch nicht ganz ungefährlich. Es kann nämlich passieren, dass sich das Wasser hinter dem Propfen festsetzt, das Ohrenschmalz aufquillt, den Gehörgang noch mehr verschließt und du kurzzeitig das Gefühl bekommst, ertaubt zu sein. Abgesehen davon kann ein Wasserstrahl ebenfalls das Trommelfell verletzen, wenn der Wasserdruck zu groß ist.
Ohren reinigen: Wie geht's denn nun richtig?
Wie aber solltest du nun deine Ohren reinigen, wenn nicht mit Wattestäbchen, Wasserstrahl oder Ohrkerze? Indem du das Ohrenschmalz aufweichst! "Das geht am besten mit einer 3-prozentigen Wasserstoffperoxid-Lösung ", sagt Dr. Kim. Davon träufelst du 1 oder 2 Tropfen in dein Ohr (nur träufeln, nicht spülen!) und lässt es dort für etwa 10 Minuten das Ohrenschmalz einweichen und verflüssigen. Anschließend sollte das Ohrenschmalz einfach aus dem Ohr herausfließen. Hier kannst du Wasserstoffperoxid-Lösung bei amazon.de bestellen.
"Wer diese Prozedur 1-mal monatlich durchführt, dürfte keine Probleme mehr mit verstopften Ohren haben", sagt Dr. Kim. Übrigens: Wenn du unter sehr trockenen Gehörgängen leidest, produzierst du häufig extrem viel Ohrenschmalz. Um dem entgegenzuwirken, kann es hilfreich sein, hin und wieder einen Tropfen Babyöl ins Ohr zu träufeln.
Wann du lieber einen HNO-Arzt aufsuchen solltest
Falls du ein beschädigtes Trommelfell hast oder irgendwelche Probleme mit den Ohren in der Vergangenheit hattest – bitte lasse direkt einen Fachmann / eine Fachfrau ran. Sollte Wasserstoffperoxid oder Öl nämlich in den Bereich hinter Ihrem Trommelfell geraten, kann das unschöne Folgen haben. Infektionen oder Schwindelgefühle treten dann häufig auf.
Wattestäbchen, Haarklammern oder Kerzen gehören nicht ins Ohr. Punkt! Die Gefahr, das Innenohr zu verletzten und seine natürlichen Reinigungsvorgänge zu stören, ist einfach zu groß. Es reicht vollkommen, die Ohrmuschel mit einem feuchten Tuch sanft zu säubern.