Es ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält: "Wer sich beim Sport warm anzieht, verbrennt mehr Kalorien." Doch was ist da dran? Wir haben einen Experten aus der Wissenschaft befragt!
Hast du das auch schon mal gesehen: Menschen, die im Gym einen dicken Pullover tragen? Vermutlich versprechen sie sich davon einen höheren Kalorienverbrauch oder effektiveres Training. Auch Trends wie Hot-Yoga, also Yoga bei hohen Temperaturen, werben mit hohem Kalorienverbrauch durch Hitze. Es fühlt sich anstrengender an, weil wir mehr oder schneller schwitzen, also muss es doch effektiver sein, oder? Wir geben die Antwort!
Verbrenne ich mehr Fett, wenn ich im Pullover trainiere?
Hinter der Frage, ob du im Pullover schneller Fett verbrennst, steckt eigentlich folgende: Heißt mehr Schwitzen automatisch mehr verbrennen? Achtung, Spoiler: Die Antwort darauf ist relativ deutlich! Wir haben Sportwissenschaftler Dr. Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln gefragt, ob da was dran ist:
"Eindeutige Antwort: Nein! Der Körper verliert nur einfach mehr Flüssigkeit in Form von Wasser. Bei Hitze wird primär die Kühlung des Körpers angeworfen, in dem sich die Blutgefäße öffnen, und die Schweißproduktion angekurbelt wird. Eine zusätzliche Energieverbrennung würde für den Körper daher überhaupt keinen Sinn machen."
Die "schlechte" Nachricht lautet also: Mehr Schwitzen beim Sport bedeutet nicht automatisch einen größeren Verlust an der Kalorienfront! Trotzdem führt es dazu, dass du Gewicht verlierst. Es handelt sich dabei allerdings nicht um ungeliebtes Fett, sondern um Wasser. Das gleicht der Körper über Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme aber bald wieder aus. Wie viele Kalorien du verbrennst, hängt nicht davon ab, wie viel du schwitzt, sondern davon, wie intensiv dein Training ist.
Hilft Kälte beim Abnehmen?
Der Mythos "Hitze als Fatburner" ist also widerlegt, doch wie sieht es mit Kälte aus? Verbrennt frieren mehr Energie? Unser Experte sagt: "Anders sieht es aus, wenn man mit Kälte konfrontiert wird, denn dann wissen wir, dass zusätzlich zur sportlichen Aktivität auch Kalorien für die Wärmeproduktion benötigt werden. Aber auch nur bis zu dem Punkt, wo die Temperatur ein optimales Niveau für die sportliche Aktivität erreicht hat."
Zittern verbrennt also mehr Kalorien als Schwitzen, auch wenn sich letzteres vermeintlich anstrengender anfühlt. Für den Körper ist es aber deutlich anstrengender, sich zu erwärmen und die Temperatur zu halten, als sich abzukühlen. Daher verbrennen wir im Winter übrigens tendenziell mehr Kalorien als im Sommer.
Studien zeigen außerdem, dass Kälte den Anteil an braunen Fettzellen erhöhen kann. Braune Fettzellen wandeln Nährstoffe wie Glukose in Energie und Wärme um, weiße Fettzellen dagegen speichern sie ab und lassen ungeliebte Fettpölsterchen entstehen. Daher sind braune Fettzellen bevorzugte Helfer beim Abnehmen. Hältst du dich regelmäßig mehr als 2 Stunden bei unter 19 Grad auf, steigt der Anteil an guten Fettzellen und du verbrennst zwischen 180 und 300 Kalorien mehr als sonst. Mehr zum Thema braune Fettzellen liest du hier.
Fazit: Hitze ist kein Fatburner! Dass Hitze Kalorien verbrennt und Fett zum Schmelzen bringt, ist ein Mythos. Das effektivere Mittel ist Kälte, denn beim Frieren braucht unser Körper deutlich mehr Energie als beim Schwitzen, auch wenn es sich anders anfühlt.
Verwendete Quellen: Takeshi Yoneshiro, Toshihiko Iwanaga, Masayuki Saito: Recruited brown adipose tissue as an antiobesity agent in humans. Published July 15, 2013. J Clin Invest. 2013;123(8):3404-3408. https://doi.org/10.1172/JCI67803.