Mit steigenden Temperaturen können wir wieder Bikini, Shorts und Röcke tragen. Endlich! Doch was der Blick in den Spiegel meist kaum sichtbar macht, vermiest uns bei näherer Betrachtung die Lust auf luftige Kleidung: Besenreiser! Diese kleinen, roten und blauen Äderchen, die sich an den Waden, den Kniekehlen oder an den Fußfesseln ranken. Was genau sind Besenereiser? Und was kann man dagegen tun?, fragten wir Dr. Sabine Zenker, Dermatologin aus München.
In diesem Artikel:
- Was sind Besenreiser?
- Was ist der Unterschied zwischen Krampfadern und Besenreiser?
- Was sind die Ursachen für Besenreiser?
- Was tun gegen Besenreiser?
- Was gegen Besenreiser im Gesicht und an der Nase hilft?
- Besenreiser an Brust und Rücken
- Wie beugt man Besenreiser vor?
Was sind Besenreiser?
Besenreiser sind erweiterte, winzige Venen, die durch die Haut scheinen. „Wie stark verästelte Bäume verzweigen sich die Venen unter unserer Haut. Wenn an der Hautoberfläche liegende Venen aufgrund von z.B. schwachem Bindegewebe als bläuliche oder rötliche, netzartig angeordnete Linien durchscheinen, nennt man das Besenreiser", sagt Dr. Sabine Zenker, Dermatologin auch München. Ihren Namen verdanken die kleinen Äderchen ihrer Ähnlichkeit mit feinen Ästchen. Zenker: „Besenreiser stellen in der Regel kein gesundheitliches Problem dar.“ Dafür stören sie aber optisch umso mehr, finden viele Frauen, und deshalb lassen sie sich viele Frauen entfernen.
Was ist der Unterschied zwischen Krampfadern und Besenreiser?
„Krampfadern zeichnen sich als schlauchartige Erhebungen an der Hautoberfläche ab. Sie treten in der Regel an den Beinen auf“, sagt Zenker.
Etwa 20 Prozent aller Erwachsenen, vor allem Frauen, entwickeln im Laufe Ihres Lebens Krampfadern. Zenker: "Krampfadern entstehen in erster Linie als Folge einer angeborenen Bindegewebsschwäche. Auch die Venenwände erschlaffen mit der Zeit. Dadurch können dann die Venenklappen nicht mehr richtig schließen bzw. das Gefäß bei Druck abdichten. Das Blut versackt in den oberflächlichen Venen, aus denen es eigentlich in das tiefe Venensystem abfließen sollte. Die "Blutüberfüllung" führt dazu, dass sich die oberflächlichen Gefäße erweitern und verformen." Im Gegensatz zu Besenreisern müssen Krampfadern häufig behandelt werden. Zudem kann dadurch grundsätzlich z.B. ein erhöhtes Thrombose-Risiko bestehen, vor allem bei Rauchern, Pillen-Einnahme oder bei längeren Bus- oder Flugreisen und in der Schwangerschaft. Betroffene müssen Stützstrümpfe tragen oder auch anders behandelt werden, um kein Risiko einzugehen.

Wer viele Besenreiser hat, sollte abklären lassen, ob die Ursache nicht vielleicht bei tiefer liegenden Krampfadern liegt: Denn sind diese undicht, müsse sie erst behandelt werden. Würde man nur die Besenreiser veröden, ohne das 'Leck' in einer tiefen Vene zu erkennen, würde die Behandlung der oberflächlichen Besenreiser nicht viel Sinn machen. Besenreiser können verödet werden, die Kosten hierfür zahlen aber nur selten die Krankenkassen.
Was sind die Ursachen für Besenreiser?
Es gibt eine Vielzahl von Ursachen für Besenreiser an den Beinen. Zenker: „Zu den häufigsten Ursachen für Besenreiser gehört schwaches Bindegewebe, weshalb unter der Haut liegende Venen durchscheinen. Aber auch die tiefer liegenden, undichten Krampfadern können Besenreiser begünstigen.“ Besenreiser könne auch im Gesicht, vorzugsweise an Nase und Wangen, auftreten.
Neben genetischen Ursachen gibt es verhaltensbedingte Risikofaktoren, die das Entstehen von Besenreisern an den Beinen unterstützen.
1. Besenreiser durch zu wenig Sport
Wer sich viel bewegt, aktiviert die Muskelpumpe und strafft das Gewebe. Ohne sportliche Aktivität und bei entsprechender Veranlagung können sich Besenreisern eher entwickeln.
2. Besenreiser durch Alkohol und Rauchen
Die Genussgifte Alkohol und Nikotin können die Blutgefäße dauerhaft schädigen. Nikotin macht die Gefäßwände durchlässiger. Übermäßiger Alkoholkonsum führt häufig zu Gefäßerweiterungen.
3. Besenreiser durch Jojo-Diäten
Übergewicht und Gewichtsschwankungen leiern das Bindegewebe und die Gefäße aus, beides unterstützt die Sichtbarkeit der unschönen, blauen Linien auf der Haut.
4. Besenreiser durch die Schwangerschaft
Durch die Hormonumstellungen während einer Schwangerschaft erschlafft das Bindegewebe, die Gefäße werden weiter und weicher. Flüssigkeit kann leichter austreten, sich im Gewebe sammeln und durch den Druck Besenreiser verursachen.
5. Besenreiser durch Thrombose oder Beinbruch
Zenker: „Auch Thrombosen oder ein Bruch des Beines in der Vergangenheit können Besenreiser hinterlassen.“
Was tun gegen Besenreiser?
1. Besenreiser kann man medikamentös veröden
Besenreiser kann man veröden oder mit einem Laser behandeln. „An den Beinen bevorzuge ich die Verödung, weil ich hier auf eine jahrzehntelange, gute Erfahrung zurückblicken kann. Auch hinterlässt die Sklerosierung praktisch nie unschöne Narben“, sagt Zenker. Beim Veröden, dem s.g. Sklerosieren, wird mit Hilfe eines Medikaments eine Entzündungsreaktion herbeigeführt, um die betroffenen Venenwände zu verschließen.
Keine Venentherapie ist in einem Tag gemacht. „Meist nehme ich mir an einem Tag ein Bein, am folgenden Tag das andere Bein einer Patientin vor. Dann folgen nach zirka 2 Wochen bzw. nach der Abheilung die nächsten Behandlungssitzungen. In der Regel sind je nach Schweregrad und Ausprägung bzw. Ansprechen auf die Therapie mehrere Sitzungen nötig. Die Therapie ist relativ schmerzarm und wird in der Regel sehr gut vertragen. Direkt nach dem Verödung ist die Kompression von außen mit Verbänden und Kompressionsstrümpfen sehr wichtig, um den Behandlungserfolg zu verbessern bzw. zu gewährleisten." Zudem sollte man mehrere Wochen lang die Sonne meiden, denn UV-Licht könnte Pigmentstörungen, also braune Verfärbungen, verursachen.
2. Besenreiser kann man mit dem Laser veröden
Alternativ können Besenreiser mit einem Laser verödet werden. Die Behandlung hinterlässt selten Narben und verursacht keine Schmerzen. Auch hier sind mehrere Sitzungen beim Arzt nötig und das Tragen von Kompressionsstrümpfe ist wichtig. Manchmal kombinieren Ärzte auch beide Verfahren.
Sie sehen, bis die Beine tatsächlich besenreiserfrei sind, braucht es einige Zeit. Dermatologin Sabine Zenker rät, um Weihnachten herum die Beine zu checken und dann gemeinsam mit einem Arzt des Vertrauens einen Behandlungsplan aufzustellen, damit man im Mai, wenn man seine Beine wieder zeigen will, mit der Therapie fertig ist. In unseren Breitengraden erst im Mai mit einer Behandlung zu beginnen, ist nicht ratsam: Das Risiko, dass man seine Beine zu früh dem Sonnenlicht aussetzt und so eine Pigmentstörung entsteht, ist zu groß.
"Man muss sich immer wieder darüber im Klaren sein, dass man Besenreiser nicht mit einer Behandlung für immer heilen kann“, sagt Dr. Sabine Zenker. Aber mit dem richtigen, individuellen Behandlungsplan kann man durchaus schöne Beine bekommen und die unliebsamen Äderchen 'managen' bzw. in Schach halten. Die Kosten werden selten (auch nicht von den Privatkassen) übernommen. Eine Behandlung kostet von 95 € aufwärts, wie gesagt, Sie müssen mit mehreren Behandlungen rechnen.
Was gegen Besenreiser im Gesicht und an der Nase hilft
Weitgestellte Gefäße und 'geplatzte' Äderchen im Gesicht, zum Beispiel auf der Nase, heißen Teleangiektasien. Behandlungsoptionen hier sind Intense Pulsed Light (IPL), Laser oder auch mal der Elektrokauter. Mit z.B. IPL werden die geplatzten Äderchen gezielt mit gebündelten Laserstrahlen verschiedener Wellenlängen 'beschossen'. Der rote Farbstoff der betroffenen Äderchen absorbiert diese Energie selektiv, das betroffene Gefäß wird so verschlossen. Die umgebende Haut bleibt dabei unberührt.
Die Behandlung ist schmerzlos. Auch hier sind mehrere Behandlungen nötig (zirka 3 im Abstand von etwa 2 Wochen). Es können sich nach der Behandlung winzigste Krüstchen an der Nase bilden, die mit der Zeit fast unbemerkt verschwinden. Risikofaktoren für diese Äderchen an der Nase sind wieder die genetische Disposition, aber vor allem UV-Licht und Rauchen. "Als Hausärztin kann ich nur raten, so viele Noxen als möglich zu meiden und auf jeden Fall jeden Tag das ganze Jahr hindurch effektiven UV-Schutz mit mindestens Lichtschutzfaktor 30 zu tragen", sagt Zenker. Auch für diese Behandlungen übernehmen die Kassen in der Regel die Kosten nicht. Wer sich auf eigene Kosten dazu entschließt, sollte mit etwa 450 € pro Behandlung rechnen.
Besenreiser an Brust und Rücken
„Bei Besenreisern unter der Brust und am Rücken sollten Sie z.B. einen Internisten aufsuchen“, rät Zenker. Sie diagnostizieren die Grunderkrankung. Denn Besenreiser am Rücken und unter der Brust können auf Krankheiten z.B. an der Leber hinweisen, deshalb sollten sie medizinisch abgeklärt werden.

Wie beugt man Besenreiser vor?
Sport ist ideal bei der Veranlagung zu Besenreisern. Da hier die Beinmuskulatur gestärkt wird, wird so das Blut aus den Venen optimal zum Herzen zurückgepumpt, ohne in der Peripherie zu versacken. Auch Wechselduschen regen den Blutstrom an. Thrombose- bzw. Kompressionsstrümpfe entlasten bei längeren Bus- oder Flugreisen effektiv die Gefäße. Wer im Gesicht bzw. an der Nase zu geplatzten Äderchen oder Couperose neigt, sollte aufs Rauchen verzichten und Temperatur-Stress, z.B. in der Sauna, meiden und - ganz wichtig - ganzjährig Lichtschutz tragen. Auch nur sanfte Peelings sollten gemacht werden.
Beliebte Hausmittel gegen Besenreiser sind Kapseln und Cremes z.B. mit Rosskastanien-Extrakt. Der in ihnen enthaltende pflanzliche Wirkstoff Aescin soll die Venenwände stärken und die Durchblutung erhöhen. Weinlaub-Extrakt zum Anfertigen von Umschlägen oder Aufgüssen soll die Durchblutung anregen.
Fazit: "Checken Sie den Zustand Ihrer Beine frühzeitig! Zeigen sich viele unschöne Besenreiser, die sie loswerden wollen, dann machen Sie bald einen Termin bei der Dermatologin Ihres Vertrauens", rät Sabine Zenker. Denn: Ist es zu spät im Jahr, dann drohen unschöne Verfärbugen an den behandelten Stellen, die durch das Sonnenlicht noch verschlimmert werden.
Bei nur leicht ausgeprägten blauen Äderchen sollten Sie darüber nachdenken, sie zu akzeptieren und statt in eine OP in einen Urlaub zu investieren. Buche Sie kurz vor dem Start der Shorts-Saison einen längeren Urlaub in sonnigen Gefilden: An gebräunten Beinen sind Besenreiser kaum zu erkennen. Alternativ: Selbstbräuner auftragen!