- Restless-Legs-Syndrom (RLS) – was ist das?
- Wie häufig tritt das Restless-Legs-Syndrom auf?
- Woran erkennt man das Restless-Legs-Syndrom?
- Welche Langzeitfolgen hat das Restless Legs-Syndrom?
- Welche Ursachen gibt es für krankhaft unruhige Beine?
- Ist das Restless-Legs-Syndrom erblich?
- Welche weiteren RLS-Einflussfaktoren gibt es?
- Selbsttest: Woran erkenne ich, ob ich RLS habe?
- Was hilft beim Restless-Legs-Syndrom?
- Hausmittel und Homöopathische Mittel
- Welche Medikamente helfen bei RLS?
- Welche Ursachen sollte man bei RLS meiden?
- Welche Ernährung wird beim Restless-Legs-Syndrom empfohlen?
Kennst du das? Du kuschelst dich nach einem langen Tag todmüde wohlig in dein Bett – und kannst nicht einschlafen. Der Grund: Deine Bein zucken, kribbeln, lassen sich einfach nicht ruhig halten. Also stehst du auf, drehst eine Runde durch die Wohnung. Doch sobald du wieder liegst, beginnt das Pochen in den Beinen von vorne.
Trifft diese Beschreibung auch nur annähernd auf dich zu, dann leidest du möglicherweise am Restless-Legs-Syndrom. Wir erklären, woran du es erkennst und was dagegen hilft.
Restless-Legs-Syndrom (RLS) – was ist das?
RLS steht für das Restless-Legs-Syndrom, übersetzt "Ruhelose-Beine-Syndrom“. Dabei handelt es sich um eine chronisch neurologische Erkrankung, bei der die Betroffenen Schmerzen oder andere Missempfindungen in den Beinen spüren. Ebenfalls typisch ist der Drang, die Beine zu bewegen. Die Symptome treten häufig nur in Ruhe oder in der Nacht auf und rauben den Betroffenen den Schlaf, denn an Nachtruhe ist dann nicht mehr zu denken, zu stark ist der Bewegungsdrang.
Wie häufig tritt das Restless-Legs-Syndrom auf?
Geschätzt leiden 7 bis 10 Prozent der Weltbevölkerung am RLS, so die Deutsche Restless Legs Vereinigung (RLS). Allein in Deutschland dürften es etwa 8 Millionen Menschen sein. Frauen sind dabei doppelt so häufig betroffen wie Männer. Je mehr Kinder eine Frau hat, desto höher ist ihr Risiko ein RLS zu entwickeln, wie eine in der amerikanischen Fachzeitschrift "Archives of Internal Medicine“ veröffentlichte Untersuchung zeigte.
Woran erkennt man das Restless-Legs-Syndrom?
"Beim RLS entstehen die Symptome meist erst am Abend oder in der Einschlafphase, also dann, wenn der Körper zur Ruhe kommt“, erklärt Prof. Dr. Jörn Peter Sieb, Chefarzt der Neurologie am Helios Hanseklinikum Stralsund und Autor von "Restless Legs: Endlich wieder ruhige Beine“. Die Symptome äußern sich durch:
- Missempfindungen: einseitig oder beidseitig auftretendes ziehendes, reißendes, prickelndes oder krampfartiges Gefühl, meist in den Beinen, seltener auch in den Armen
- Schmerzen: in der Tiefe der Muskulatur
- Bewegungsdrang: Schmerzen und Missempfindungen lassen sich durch Bewegung lindern
- Schlechter Schlaf: Bewegungsdrang führt zu Einschlaf- und Durchschlaf-Schwierigkeiten
Welche Langzeitfolgen hat das Restless Legs-Syndrom?
Auch wenn die Beschwerden und Symptome für Außenstehende nur schwer nachzuempfinden sind und sich eher nach einer Befindlichkeitsstörung anhören – das RLS kann schwerwiegende Folgen haben. Das größte Problem dabei sind die Schlafstörungen. Denn der Schlafmangel führt am nächsten Tag zu Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Reizbarkeit.
Das klingt erst einmal harmlos, schließlich bekommen wir alle hin und wieder zu wenig Schlaf, etwa vor einer Prüfung oder nach einer durchgetanzten Nacht. Lang anhaltender Schlafmangel ist jedoch keineswegs gesund und bringt Antriebslosigkeit, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, Übelkeit, Appetitlosigkeit oder Magen-Darm-Beschwerden mit sich.
Daraus ergeben sich Leistungseinbußen am Arbeitsplatz, Konflikte in Familie und Partnerschaft und möglicherweise Unfälle bei der Arbeit oder im Straßenverkehr. Für Betroffene bedeutet es häufig auch eine starke Beeinträchtigung des Soziallebens.
Welche Ursachen gibt es für krankhaft unruhige Beine?
Wie genau RLS entsteht, ist noch nicht ganz geklärt, so Prof. Dr. Jörn P. Sieb. Der aktuelle Stand der Forschung geht jedoch davon aus, dass die Ursache im zentralen Nervensystem, also im Gehirn und Rückenmark, liegt, so die Ergebnisse der bisher größten Studie zum Restless Leg Syndrom.
Doch auch in besonderen körperlichen Zuständen wie etwa bei Eisenmangel, bei einer Nierenfunktionsstörung, während der Schwangerschaft oder aufgrund der Einnahme bestimmter Medikamente können RLS-Beschwerden auftreten. So stehen Medikamente, die gegen magensäurebedingtes Aufstoßen (Reflux) verschrieben werden, neuesten Studien nach im Verdacht, als Auslöser in Frage zu kommen.
Experten gehen beim RLS von einer Störung oder Fehlfunktion im Dopamin-Stoffwechsel aus. Das Glückshormon Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff bei der Signalübertragung zwischen Nervenzellen und für eine gute und richtige Muskelaktivität sowie für koordinierte Bewegungen verantwortlich. Funktioniert irgendetwas in deinem Dopamin-Stoffwechsel nicht oder nicht richtig, kann das die Ursache deiner unruhigen und zappeligen Beine sein.
Ist das Restless-Legs-Syndrom erblich?
Auch deine Mutter klagt über Schmerzen in den Beinen und kann einfach nicht still sitzen? Möglicherweise hat sie dir die Beschwerden vererbt. Denn wie bei allen chronischen Erkrankungen ist auch beim RLS eine genetische Komponente denkbar. Viele RLS-Patientinnen berichten von weiteren Fällen in der Familie, häufig sind die Symptome bei diesen Patientinnen besonders schwer ausgeprägt oder beginnen schon im Kindes- oder Jugendalter.
Die genaue genetische Ursache ist noch unbekannt, doch es gibt vermutlich mehr als eine genetische Ursache, darauf deuten aktuelle Forschungsergebnisse hin. "Es gibt also nicht nur ein RLS-Gen, das allein für den Eintritt der Erkrankung verantwortlich ist, vielmehr gibt es eine ganze Reihe von möglichen erblichen Varianten, die das Erkrankungsrisiko im Wechselspiel mit anderen Umweltfaktoren erhöhen“, sagt Dr. Cornelius Bachmann, Chefarzt der Neurologie an der Paracelsus-Klinik Osnabrück.
Welche weiteren RLS-Einflussfaktoren gibt es?
Solange die Ursache nicht eindeutig geklärt ist, kommen mehrere weitere Faktoren in Frage:
- Eisenmangel: Eisen ist ein lebensnotwendiger Mineralstoff, der eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Dopamin spielt (Ob bei dir ein Mangel besteht, kannst du mit einem Selbsttest herausfinden).
- Medikamente: Vor allem Mittel gegen Übelkeit, gegen Psychosen und Antidepressiva stehen unter Verdacht, das RLS zu verschlimmern oder sogar hervorzurufen.
- Umweltgifte: Alkohol oder der Süßstoff Saccharin können Symptome verstärken.
- Schwangerschaft: Bei vielen Frauen tritt das RLS zum ersten Mal in der Schwangerschaft auf. Bei Frauen, die vorher schon unter dem RLS litten, kommt es zu einer Verstärkung der Symptome.
Selbsttest: Woran erkenne ich, ob ich RLS habe?
Die Deutsche Restless Legs Vereinigung hat eine Checkliste mit 10 Fragen herausgegeben, anhand derer du herausfinden kannst, ob bei dir möglicherweise ein RLS vorliegt. Wenn du mehr als 2 dieser 10 Fragen mit Ja beantwortest, solltest du eine Arztpraxis aufsuchen.
- Leidest du in Ruhe (Fernsehen, Theater, Flugreisen usw.) unter unangenehmen bis qualvollen Missempfindungen wie Ziehen, Jucken, Reißen oder Kribbeln in Beinen oder Armen?
- Wirst du in solchen Situationen durch einen unstillbaren Bewegungsdrang zum Aufstehen und Umhergehen gezwungen?
- Sind diese Beschwerden durch aktive Bewegung, kalte Fußbäder, Massagen oder Ähnliches vorübergehend zu lindern oder zu beseitigen?
- Hast du keine oder kaum Beschwerden, solange du in Bewegung bist?
- Bemerkst du abends oder nachts eine Zunahme der Beschwerden?
- Leidest du unter Ein- und/oder Durchschlaf-Störungen?
- Fühlst du dich tagsüber häufig müde, abgespannt und erschöpft?
- Verhindern die Beschwerden in den Beinen auch tagsüber die ersehnte Ruhe und fühlst du dich durch die Beschwerden in deinen sozialen Aktivitäten eingeschränkt (zum Beispiel Verzicht auf Kino- und Konzertbesuche, Vermeiden von längeren Flugreisen)?
- Gibt es jemanden in deiner Verwandtschaft, der über ähnliche Beschwerden klagt?
- Bemerkt dein Partner nachts häufig unwillkürliche "Zuckungen“ deiner Beine und Füße, während du schläfst?
© RLS e.V. aus Restless Legs Syndrom - Informationsbuch und Ratgeber für behandelnde Ärzte und Betroffene. 6. überarbeitete Auflage. München.
Was hilft beim Restless-Legs-Syndrom?
Möglicherweise kann dir schon deine Hausärztin helfen, andernfalls überweist sie dich beim Verdacht auf das RLS an eine Spezialpraxis, in der Regel an eine neurologische. Oft reichen aber bereits kleine Änderungen im Tagesablauf aus, um RLS-Beschwerden zu lindern:
- Einreibungen und Beinmassagen mit Kamillenöl oder Franzbranntwein lindern Schmerzen
- Fußbäder mit Epsomsalz, Apfelessig oder Natron vor dem Schlafengehen beruhigen die Beine
- Entspannungsübungen wie Autogenes Training, Muskelrelaxation oder Achtsamkeitstraining
- Körperliche Betätigung wie Qi Gong, Tai-Chi oder Yoga
- Veränderte Arbeitsbedingungen wie etwa ein Schreibpult, um das Auftreten der Symptome am Abend zu verhindern
Hausmittel und Homöopathische Mittel
Viele Medikamente, die beim RLS Hilfe versprechen, kannst du rezeptfrei in der Apotheke erhalten, vor allem Nahrungsergänzungsmittel mit Eisen und Präparate zur Dopamin-Steigerung (z.B. Motivital). Präparate mit Vitamin-B-Komplex schützen die Nerven, Vitamin C kann Symptome lindern und Selen ist ein Spurenelement mit Dopamin anregender Wirkung.
Viele Patienten haben auch gute Erfahrungen mit Methoden der Natur-, Komplementär- und Alternativmedizin gemacht, zum Beispiel mit Homöopathie und Schüßler-Salzen. Aber dabei spielt wohlmöglich der Placebo-Effekt eine große Rolle, gesicherte wissenschaftliche Kenntnisse gibt es dazu jedenfalls nicht.
Welche Medikamente helfen bei RLS?
Wenn nichts mehr hilft, kannst du dir Medikamente zur Linderung der Schmerzen verschreiben lassen. Diese schwächen die Symptome zwar ab, eine Heilung wird aber nicht erreicht.
In der RLS-Therapie kommen hauptsächlich Dopamin-Präparate, starke Schmerzmittel und Mittel gegen Epilepsie zum Einsatz. "Da das RLS bei jedem Patienten anders verläuft, ist eine individuell eingestellte Therapie notwendig“, erklärt Dr. Cornelius Bachmann.
Welche Ursachen sollte man bei RLS meiden?
Auf Kaffee solltest du bei RLS-Beschwerden verzichten, denn Koffein stimuliert deine Nerven und kann so die Symptome verstärken und Einschlafstörungen begünstigen. Vorsicht: Auch Schokolade, schwarzer Tee, Mate-Tee und Cola enthalten Koffein.
Welche Ernährung wird beim Restless-Legs-Syndrom empfohlen?
Für das RLS gibt es keine speziellen Diätvorschriften. Generell gilt aber: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann nie schaden. Wichtig ist, Mangelerscheinungen vorzubeugen, vor allem Eisenmangel.
Ursachen für Eisenmangel können ein mangelhafte Zufuhr über die Nahrung sein, das ist häufig bei Vegetariern und Veganern der Fall, eine verminderte Aufnahme durch eine Darmerkrankung, ein gesteigerter Bedarf bei Leistungssport oder ein erhöhter Verlust durch die Regelblutung. Nahrungsmittel, die viel Eisen enthalten, sind:
- Leber
- Fleisch
- Eigelb
- Fetthaltiger Fisch
- Spinat
- Hülsenfrüchte
Außerdem helfen am Abend Milch- und Milchprodukte, sie enthalten die Aminosäure Tryptophan (gibt es auch als Nahrungsergänzungsmittel z.B. von vitamaze), die die Einschlafzeit verkürzt und die REM-Phase verlängert. Das bekannte Hausmittelchen – die heiße Milch mit Honig – bringt dich also tatsächlich ins Land der Träume.
Die eine Therapie gegen RLS gibt es nicht, aber viele kleine Strategien, mit denen du die Zappelbeine am Abend ausbremsen kannst. Probiere sie aus, dann kannst du bestimmt bald entspannter schlafen als bisher.