Krank durch Klimaanlage? So schützt du deine Gesundheit

Klimatisierte Luft
Krank durch Klimaanlage? Wann sie nützt, wie du dich schützt

Zuletzt aktualisiert am 22.05.2025
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Foto: Shutterstock.com/Studio Romantic

Ob im Auto, Flugzeug, Einkaufszentrum oder Büro – Klimaanlagen sind heute überall. Sie bieten eine willkommene Abkühlung bei Hitze, können aber auch schnell zur Ursache für Halsschmerzen und Schnupfen werden – so heißt es zumindest. Doch ist die Klimaanlage wirklich daran schuld? Wir haben HNO-Facharzt Dr. med. Bernhard Junge-Hülsing befragt, um die Vor- und Nachteile von Klimaanlagen zu klären und zu zeigen, wie man sie richtig nutzt, ohne gesundheitliche Probleme zu riskieren.

Können Klimaanlagen krank machen?

Ja, dass Klimaanlagen Krankheitssymptome auslösen oder verstärken können, ist möglich, das zeigen auch Studien. Meistens kommt es zu Erkältungssymptomen wie Husten, Halsweh, Schnupfen und Ohrenschmerzen. In vielen Fällen wird die Luft in den Innenräumen auch als trocken wahrgenommen, sodass es zu müden, brennenden und trockenen Augen kommt.

Viele Menschen fühlen sich infolgedessen dann müde und weniger energiegeladen. Klimaanlagen haben also leider wirklich nicht nur das Potenzial, dir eine angenehme Erfrischung zu bieten, sondern auch die nächste Erkältung einzuleiten.

Warum macht eine Klimaanlage krank?

Es gibt verschiedene Faktoren, warum eine Klimaanlage krank machen kann. Das sind die häufigsten Ursachen:

  • Der Körper kühlt aus. Draußen ist es brütend heiß, und kaum gehst du in ein Gebäude, hast du das Gefühl, in einem Kühlschrank zu sitzen. Experte Dr. Junge-Hülsing erklärt, dass gerade solche großen Temperaturschwankungen für den Körper eine Belastung sind. Wenn du im Sommer aufgeheizt und verschwitzt gekühlte Räumlichkeiten betrittst, kommt es zur sogenannten Verdunstungskälte: Der Schweiß auf der Haut, der ohnehin schon den Körper kühlt, plus die niedrigen Raumtemperaturen lassen den Körper stark auskühlen. Das schwächt dein Immunsystem und macht dich anfälliger für Infektionen, da Viren weniger gut abgewehrt werden. Du wirst also nicht direkt durch die klimatisierte Luft krank, aber sie bereitet sozusagen den Boden für eine Ansteckung.
  • Zugluft kann zu Muskelverspannungen führen. Klimaanlagen pusten kontinuierlich einen gleichmäßigen Strom an kühler Luft in den Raum. Wer diesen Strom direkt an die Haut bekommt, steht oder sitzt im Luftzug. "Pass auf, dass du dir keinen Zug holst" – an diesem Ratschlag ist etwas Wahres dran. Denn wenn du dem Luftstrom über eine längere Zeit ausgesetzt bist, zieht sich die Muskulatur wegen der Kälte zusammen und verspannt sich. Vielleicht hattest du ja schon mal einen steifen Nacken und kennst dieses Gefühl, wenn sich der Kopf einfach nicht mehr richtig zur Seite drehen lässt. In vielen Fällen verschafft Wärme Linderung. Wie du Nackenverspannungen wieder loswirst, liest du hier.
  • Zugluft kann Ohrenentzündungen auslösen. "Pustet die Luft permanent aufs Ohr und der Gehörgang, ist vom Pool oder Meer vielleicht noch feucht und dadurch ohnehin anfälliger, dann begünstigt der Luftstrom der Klimaanlage eine Außenohrentzündung", so Dr. Junge-Hülsing. Gleiches gilt beim Cabriofahren oder bei Schiffsreisen, wenn dir der Wind um die Ohren weht. Unser Experte betont, dass für eine Entzündung der Luftstrom jedoch laminar – also gleichmäßig – über eine längere Zeit vorhanden sein muss. Eine Windböe ist einmal kurz heftig und gibt dann erst mal wieder Ruhe, während eine Klimaanlage unerlässlich vor sich hin pustet.
  • Klimaanlagen können eine Brutstätte für Pilze sein. Warme Luft kann viel Wasser aufnehmen, doch wenn die Klimaanlage die Luft herunterkühlt, wird das Wasser als Kondenswasser abgegeben. Dr. Junge-Hülsing erklärt, dass sich dort manchmal Erreger festsetzen und die Klimaanlage deswegen verpilzt. Das kann vor allem für Menschen mit einer Schimmelpilzallergie zu Niesreiz, Husten oder einer laufenden Nase führen. Daher ist es wichtig, Klimaanlagen sauber zu halten und regelmäßig zu warten.

Sind Klimaanlagen Keim- und Virenschleudern?

Das Argument, Klimaanlagen seien Keimschleudern, ist weitverbreitet. Und vielleicht hast du dich während der Corona-Krise auch schon gefragt, ob Klimaanlagen eventuell sogar ein stiller Superspreader sein könnten. Doch beides ist, abgesehen vom erwähnten Pilzbefall, eher ein Mythos und so nicht richtig.

"Viren gehen im System kaputt, das Herumwirbeln und die Temperaturveränderung halten sie nicht aus. Auch für Bakterien ist das schwer vorstellbar", sagt der Facharzt. Dennoch erklärt er, dass Viren es lieber kalt mögen und dementsprechend zum Beispiel in einem durch eine Klimaanlage gekühlten Bürogebäude, in dem viele Menschen zusammenarbeiten und vielleicht sogar Fenster geschlossen sind - um die Hitze auszusperren – länger überleben und das Infektionsrisiko auf diese Weise wieder steigt. Es ist also wichtig, trotz schwüler Luft draußen mitunter die Fenster zu öffnen, wenn ihr als Gruppe in einem Zimmer arbeitet.

Wie verhindere ich, durch die Klimaanlage krank zu werden?

Obwohl Klimaanlagen eventuell zu einer Erkältung beitragen können, müssen sie nicht verteufelt werden. Mit dem richtigen Wissen und cleveren Hilfs-Tools kannst du die wohltuende kühle Brise genießen:

  • Da in Räumen mit Klimaanlage häufig die Luftfeuchtigkeit sinkt, trocknen die Schleimhäute in Nase und Rachen leichter aus. In Kombination mit einem ausgekühlten Körper haben Erkältungsviren dann ein leichtes Spiel. Daher kann es hilfreich sein, zusätzlich zur Klimaanlage einen Luftbefeuchter in den Raum zu stellen. Forschungsergebnisse zeigen, dass eine Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent die optimale Bedingung ist, um produktiv zu arbeiten und gleichzeitig das Risiko einer Infektion zu senken.
  • Auch führt die geringere Luftfeuchtigkeit (wie auch bei Heizungsluft) oft zu trockenen, gereizten Augen. Als Soforthilfe gegen müde, trockene oder juckende Augen können Augentropfen hilfreich sein, die die Oberfläche mit einem Flüssigkeitsfilm benetzen. Wie du müde, trockene Augen schnell wieder loswirst, erfährst du hier im Detail.

Weitere Tipps und Tricks, um möglichst zu verhindern, durch die Klimaanlage krank zu werden, sind:

  • Kleide dich im Zwiebellook, bzw. halte einen Schal oder Pullover griffbereit. So kannst du draußen im Warmen luftig sein, aber kannst in den Innenräumen verhindern, dass du auskühlst.
  • Stelle die Klimaanlage im Auto, wenn möglich, nicht direkt auf dein Gesicht, um zu verhindern, den direkten Luftstrom abzubekommen.
  • Versuche generell, dich nicht direkt in die Zugluft zu stellen oder zu setzen, damit du keine Verspannungen bekommst.

Die ideale Temperatur für Klimaanlagen

Kennst du die Situation, wenn es stickig und schwül ist und du das Gefühl hast, die Luft steht um dich herum, und dann will einfach keinerlei Produktivität eintreten? Glaub uns, wenn die Sonne einen guten Tag hat, geht das allen so. Aber wenn dir dann eine Klimaanlage zur Verfügung steht, lässt sich deine Trägheit sicherlich mit ein paar Klicks ad acta legen. Hierbei geht es dann im wahrsten Sinne des Wortes um das optimale Arbeitsklima. Eine Studie im International Journal of Hygiene and Environmental Health hat gezeigt, dass die perfekte Temperatur zum Arbeiten zwischen 22 und 24 Grad Celsius liegt.

Prinzipiell solltest du eine Temperatur wählen, bei der du dich wohlfühlst und weder schwitzt noch frierst. Es ist wichtig, die Temperatur nicht auf zu kalt einzustellen, sodass der Temperaturwechsel nicht zu extrem ist, rät Dr. Junge-Hülsing, der übrigens auch immer ein Sakko oder Pullover griffbereit hält. Das ist vor allem dann ratsam, wenn es nicht deiner Entscheidungsgewalt liegt, die Klimaanlage so zu regulieren, wie du es gerne möchtest.

Die häufigsten Fragen zu Klimaanlagen

Kann ich durch die Klimaanlage im Auto krank werden?

Kann man gegen klimatisierte Luft allergisch sein?

Ist es ungesund, mit Klimaanlage zu schlafen?

Fazit: Wer Klimaanlagen richtig nutzt, hat nichts zu befürchten

Klimaanlagen sind keine Keimschleudern, können aber Erkältungssymptome hervorrufen. Mit passender Kleidung und der richtigen Temperatureinstellung lässt sich dies vermeiden, sodass du die kühlende Wirkung ohne Probleme genießen kannst.

Erwähnte Quellen:

Cao B, Shang Q, Dai Z, Zhu Y. The Impact of Air-conditioning Usage on Sick Building Syndrome during Summer in China. Indoor and Built Environment. 2013;22(3):490-497. doi:10.1177/1420326X12443246

Peder Wolkoff, Kenichi Azuma, Paolo Carrer, Health, work performance, and risk of infection in office-like environments: The role of indoor temperature, air humidity, and ventilation, International Journal of Hygiene and Environmental Health, Volume 233, 2021, 113709, ISSN 1438-4639,https://doi.org/10.1016/j.ijheh.2021.113709.