Was genau ist eigentlich ein Mikro-Abenteuer?
Eine allgemeingültige Definition des Begriffes gibt es nicht. Was auch unlogisch wäre, denn das Wichtigste an der Idee Mikro-Abenteuer ist das spielerische Herangehen an das Draußensein. Der britische Abenteurer Alastair Humphreys, der diesen Trend mit seinem 2014 erschienenen Buch "Microadventures" geprägt hat, bevorzugt diese Beschreibung: Mikro- Abenteuer bedeutet, mit einfachen Mitteln ohne viel Aufwand zu kleinen Abenteuern vor der Haustür aufzubrechen. Beim Mikro-Abenteuer geht es darum, die Komfortzone zu verlassen und etwas in der Natur zu erleben, das dich aus dem Alltagstrott reißt – ein kurzes, lokales, kostengünstiges Erlebnis.
Wie plane ich ein Mikro-Abenteuer?
Abenteuer beginnen dort, wo Pläne enden. Schränke dich nicht allzu sehr ein. Verzichte bewusst auf Annehmlichkeiten des modernen Lebens und improvisiere mal. Aber gehe kein Gesundheitsrisiko ein. Vor so einer Tour den Wetterbericht zu checken, ist Pflicht. Zudem solltest du jederzeit wissen, wo du dich befindest, denn vor allem in Natur- und Wasserschutzgebieten gelten strenge Regeln. Suche dir schon vor der Abreise Bus- und Zugverbindungen für die Heimfahrt heraus.
Welche Kleidung brauche ich für ein Mikro-Abenteuer?
"Eine Outdoor-Hose, Wandersocken, Unterwäsche und eine isolierende Schicht, zum Beispiel ein Fleece-Teil, sollten auf der Packliste nicht fehlen", sagt Boris Gnielka vom Fachmagazin "Outdoor". Wichtig ist, dass du dich mit den zu erwartenden Temperaturen nicht völlig verschätzt. Packe darum ruhig ein T-Shirt mehr ein, um im Ernstfall eine weitere Kleidungsschicht tragen zu können. Das ist vor allem wichtig, wenn du unterwegs nass wirst. Trockene Ersatzklamotten schützen vor der sonst garantierten Erkältung. Denke im Sommer an einen Hut oder ein Cap, um gegen Sonne gewappnet zu sein. "Auch eine Mütze kann nützlich sein, wenn die Temperatur nachts stark abfällt", sagt Gnielka.
Outdoorbekleidung für alle Fälle
Woher kriege ich Wasser, wenn ich auf Tour bin?
Wenn du einige Tage am Stück durch die Wildnis streifst, möchtest du sicher nicht 6 oder 7 Liter Wasser mitschleppen. Gerade in Deutschland ist es leicht, kostbares Nass unterwegs zu finden. Ein hilfreiches Tool ist ein Wasserfilter. Den gibt es auch in praktischer Hosentaschengröße. Ein Outdoor-Wasserfilter funktioniert mit feinen Membranen, die nahezu 100 Prozent der Bakterien aus Wasser herausfiltern. Teurere Modelle entfernen mit Hilfe von Aktivkohle auch Medikamentenrückstände und Chemikalien.

Was ist der beste Schutz gegen Feuchtigkeit?
Nässe kann unterwegs zu einem echten Problem werden, nicht nur für die Moral. Wasser weicht die Haut auf, feuchte Kleidung fängt an zu scheuern. Im Winter darf eine wasserdichte Jacke also niemals fehlen. In den wärmeren Monaten genügt schon ein Poncho, um sich gegen Regen & Co. zu wappnen. Imprägnierspray schützt vor durchnässten Schuhen und Hosen. Geht es durch hohe Wiesen, bewahren dich Gamaschen davor, dass deine Beine nass werden.
Darf ich überall zelten und Feuer machen?
Wild zu campen ist in Deutschland verboten. In vielen Regionen werden allerdings immer mehr Zeltplätze an Trekking-Routen eingerichtet. Dort darfst du dein Zelt aufstellen und sogar Feuer machen. Biwakieren – also übernachten ohne Zelt, aber mit Isomatte und Schlafsack – findet rechtlich gesehen in einer Grauzone statt, wird aber meist geduldet. Wichtig ist, dass du keine Brandspuren hinterlässt und: "Keinen Lärm machen, Pflanzen nicht schädigen und Abfall mitnehmen", mahnt Outdoor-Experte Gnielka. "Dann steht der Nacht unterm Sternenhimmel nichts im Weg."
Muss ich vor wilden Tieren Angst haben?
In Deutschland musst du dir deswegen keine Sorgen machen. Zwar gibt es vereinzelt wieder Wölfe, aber die Wahrscheinlichkeit, einem zu begegnen, ist eher gering. Diese Tiere sind in der Regel menschenscheu. Viel gefährlicher sind da Zecken: Sie übertragen schwere Krankheiten wie Borreliose oder FSME. Sprühe dich gründlich mit Schutzspray ein.
Was für einen Rucksack nehme ich mit?
Wer sich einen hochwertigen, robusten Wanderrucksack kauft, investiert an der richtigen Stelle. Diesen solltest du vor dem Kauf genauso anprobieren wie etwa deine Wanderschuhe. "Dass das Tragesystem zu Ihnen passt, zeigt sich, wenn das Gewicht komplett auf Ihrer Hüfte liegt. Die Schultergurte sollen die Last nur stabilisieren", sagt Ausrüstungs-Experte Gnielka. Passe die Größe des Rucksacks deiner Tour an. Je größer er ist, desto eher schleppst du unnötige Dinge mit.
Welche Tools sind unterwegs nützlich?
Eine Powerbank, um Geräte wie das Handy oder einen MP3-Player aufzuladen, schadet mit Sicherheit nicht, kann im Ernstfall gar Leben retten. Taschenmesser oder Leatherman leisten in der Natur stets gute Dienste. Wenn du deine zurückgelegte Strecke später nachverfolgen möchtest, trägst du am besten eine GPS-Uhr, die Wege aufzeichnet. Solche Modelle haben teilweise auch eine so genannte Breadcrump-Funktion: Falls du dich mal verläufst, wirst du exakt auf dem Weg, den du bis dahin gegangen bist, zurückgeleitet. Quasi wie im Märchen von Hänsel und Gretel, nur ohne Brotkrumen und kleine Steinchen.

Wie verhalte ich mich bei Unwetter richtig?
Wenn’s stürmt, solltest du Bäume meiden. Die Gefahr, sich durch herunterfallende Äste zu verletzen, ist groß. Bei Gewitter suche dir eine Mulde im Boden und hocke dich hinein. Halte keine metallischen Dinge in die Höhe (auch keinen Regenschirm!). Falls es hagelt, lege dich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden und schütze Kopf und Nacken mit den Händen oder deinem Rucksack.
Was esse ich auf Tour?
Beim echten Mikro-Abenteuer geht man am Abend natürlich nicht ins Restaurant. Teil der Challenge kann es sein, sich von den Dingen zu ernähren, die man so in der Natur findet. Falls du unsicher bist, welche Kräuter oder Beeren man essen kann, nimm dir einen Ratgeber mit, um Verwechslungen zu vermeiden (etwa: "Unsere essbaren Wildpflanzen" von Rudi Beiser, Kosmos, zirka 15 Euro). Was bietet sich als Wegzehrung an? Leckere selbstgemachte Müsliriegel zum Beispiel. Die sind recht klein und handlich, zudem reich an Nährstoffen und halten längere Zeit vor.
Welche Art Schlafsack brauche ich?
Bei Schlafsäcken unterscheidet man im Wesentlichen zwischen Füllungen aus Daunen oder aus synthetischen Fasern. „Schlafsäcke aus Kunstfasern sind pflegeleichter und trocknen auch schneller als Daunen-Modelle. Letztere haben dagegen eine höhere Wärmeleistung, bei gleichem Gewicht. Letztlich sollte das Wärme-Gewichts- Verhältnis entscheidend sein“, so Experte Gnielka.
Was kann schiefgehen?
Im Prinzip alles, was du dir vorstellen kannst. Aber gerade das macht ja den Abenteuer-Charakter aus. Löse dich von der Vorstellung, alles planen und kontrollieren zu können, und leg einfach los. Selbst wenn du eine Tour abbrechen musst, hast du Erfahrungen gewonnen. Und seien wir doch mal ehrlich: Welche Geschichte erzählst du im Nachhinein lieber – die, in der alles glatt ging, oder die, in der du allen Widrigkeiten trotzt?

Ausprobiert: 4 Mikro-Abenteuer direkt vor deiner Haustür
1. Mikro-Abenteuer: Radtour durch die Nacht
Der Parkplatz, auf dem ich stehe, gehört zum Hotel Dömitzer Hafen. Die Eingangstür ist längst verschlossen, nur auf ein paar Zimmern brennt noch Licht. Es ist kurz nach 22 Uhr. Hier bedeutet das: tiefste Nacht. Das habe ich nicht bedacht, als ich heute Nachmittag im Westen Hamburgs losgefahren bin. Ich habe kaum etwas dabei: mein Rennrad, die Klamotten, die ich am Körper trage, Ersatzschlauch, Pumpe, zwei Trinkflaschen, ein paar kalte Pfannkuchen. Unterwegs an einer Tanke oder einem Kiosk Wasser nachfüllen, das war der Plan. Und jetzt ist hier alles mausetot. Würde ich irgendwo klingeln und würde mir tatsächlich jemand öffnen, dann nur mit einer Schrotflinte im Anschlag. So fühlt es sich zumindest an.
Zwar ist mein Durst noch erträglich. Nur: Wie es aussieht, werde ich in den kommenden 7 Stunden keine weitere Gelegenheit finden, meine Trinkflaschen aufzufüllen. Und meine Beine sollten arbeiten wie ein Uhrwerk. Denn ich will nach Berlin. Morgen früh um 10 Uhr bin ich mit meinem langjährigen Kumpel Simon am Brandenburger Tor zum Frühstück verabredet. Um 16 Uhr habe ich dieses Ziel in den Routenplaner meines Handys getippt, die Option "Fahrrad" gewählt – und bin einfach losgefahren. Ich setze meine letzte Hoffnung darauf, dass es im rund 2 Stunden entfernten Wittenberge einen Bahnsteig mit Getränkeautomat gibt, aber ich habe schon kurz vorher doch noch Glück. In einem Gewerbegebiet höre ich Stimmen vom Hintereingang einer düsteren McDonald’s-Filiale. Tatsächlich: Auf den allerletzten Drücker füllen mir zwei Mitarbeiter, die gerade abschließen wollen, die Trinkflaschen mit Leitungswasser auf. "Wo willst du hin? Nach Berlin? Jetzt?"
Die nächsten Stunden sind einsam und gerade deshalb voller Magie. Stumme Landstraßen, holprige Waldwege und Wildgänse über der Elbe. Ich fahre wie in einem ewig dahinfließenden Traum. Der Mann mit dem Hammer kommt erst kurz nach Sonnenaufgang: Die Radwege werden schlechter, die Anstiege länger und ich immer müder. Um kurz vor 10 Uhr rolle ich trotzdem durch das Brandenburger Tor. Es gibt wohl nur wenig Orte, die sich besser als Ziel einer Tour eignen. So viel Geschichte und so viel Symbolkraft. "324 Kilometer2, sagt mein Tacho. Ich torkele mit Simon in ein Café, tausche Geschichten und nehme den Zug zurück nach Hamburg. Keine 24 Stunden nachdem ich aufgebrochen war, bin ich zurück. Habe ich das echt durchgezogen? Und wenn in so kurzer Zeit mit so wenig Aufwand solche Erlebnisse möglich sind, wie soll ich dann jemals wieder meine eigenen Ausreden glauben? Verdammt!

2. Mikro-Abenteuer: Mit dem Floß auf den See
Ich muss an Huckleberry Finn denken, als wir die flüchtig zusammengebundenen Stämme ins Wasser lassen. Unser Floß ist gerade mal einen Quadratmeter groß, aber es soll ja auch nur unser Gepäck und die Kamera-Ausrüstung meines Freundes Kai tragen. Nur, das tut es noch nicht. Wir sägen noch mehr der dünnen Totholzstämme, die in Ufernähe rumliegen, auf die richtige Länge zu und setzen einfach noch eine Lage davon obendrauf. Vor uns liegt der Laacher See, Deutschlands größter Vulkansee. Wir sind heute Morgen von Köln bis Andernach gefahren. Von dort ging’s dann zu Fuß weiter. Um den See könnten wir auch herumgehen. Das wäre sicher schön, aber kein Abenteuer.
Nur mit Badehosen bekleidet, staksen wir in das Wasser und schieben das Floß dabei vorsichtig vor uns her. An einem der äußeren Stämme haben wir eine Schnur befestigt und an deren Ende wiederum eine Schlaufe aus einem Packriemen geknotet. Abwechselnd legt sich einer von uns diese Schlaufe um die Schulter und zieht das Floß, während der Andere schiebt. Zug für Zug gleiten wir weiter hinaus auf den Vulkansee, der aus dieser Perspektive noch viel größer erscheint als vom Ufer aus. Zweieinhalb Kilometer sind es bis auf die andere Seite
Der See ist in seiner Mitte bis zu 50 Meter tief. Erst kurz bevor wir tatsächlich auf der anderen Seite ankommen, merke ich, wie kalt mir nach rund 2 Stunden im Wasser geworden ist. Ich kann es kaum erwarten, mir meine – hoffentlich noch trockenen – Klamotten über- zuziehen. Nur, erst mal müssen wir hier raus. Der Morast, der uns empfängt, ist so weich, dass wir eine ganze Weile suchen müssen, bis wir eine Stelle zum Anlanden finden. Zitternd laden wir das Gepäck ab und lassen unser Floß zurück. Ziehen zu Fuß weiter, auf Feldwegen und Trampelpfaden Richtung Nordwesten. Zwei Tage, zwei Nächte. Wir übernachten da, wo es uns gefällt, draußen unterm Sternenhimmel. Nach einem grandiosen Finale im urigen Tal der Ahr steigen wir in Altenahr in den Zug zurück nach Köln. Was unser Floß jetzt wohl macht? Ich muss grinsen, als ich beim Auspacken die kleine Klappsäge aus dem Rucksack hole, mit der wir unsere Baumstämme zurechtgesägt haben. Vielleicht kehren wir ja noch einmal zurück. Und zimmern uns dann aus dem kleinen Ding ein Hausboot.

3. Mikro-Abenteuer: Übernachten im Wald
Eigentlich wollte ich viel früher los. Aber als ich vor meiner Haustür losfahre, ist es schon später Nachmittag. Der Himmel ist wolkenverhangen und hat die für Hamburg typische Farbgebung: grau. Ich fahre bis in die Ausläufer der Schwarzen Berge am südlichen Rand des Stadtgebiets. Irgendwo in dem dunklen Wald, der vor mir liegt, soll sich der Hasselbrack befinden, die mit 116 Metern höchste Erhebung Hamburgs. Der Wald ist schwarz, und ich habe keinen Plan, nur mein Handy. Ich hätte mir eine vernünftige Karte besorgen und sie gut studieren sollen, dann wäre ich nicht abhängig von dem Empfang des GPS-Signals. Der Lichtkegel meiner Stirnlampe reicht aus, um zu sehen, ob ich noch auf dem schmalen Wanderpfad bin und wo sich dieser gabelt. Nach 45 Minuten intuitiver Nachtwanderung am Nachmittag bin ich da: auf dem Dach "meiner2 Stadt. Ich kann es kaum glauben, aber da ist wirklich ein Gipfelstein. Und es kommt noch besser: Etwa einen Meter daneben ist eine kleine Metallkassette in den Boden eingelassen. Erwartungsvoll hebe ich den Deckel an, der lediglich mit einem Stein beschwert ist. Die Hamburger mögen ja als ein bisschen zugeknöpft gelten, aber Humor haben sie. In der Metallkassette befindet sich ein Gipfelbuch. Der letzte Eintrag darin ist 2 Tage alt: "Kamen zufällig hier vorbei. Was für ein Matsch! Berg heil von Gabi & Thomas."
Ich schließe die Metallkassette und hänge im Schein der Stirnlampe meine Hängematte auf. Dann verordne ich mir selbst noch ein paar Liegestütze und lege mich frisch erwärmt in meinen Schlafsack. Bis zum nächsten Morgen habe ich viel Zeit, um zu beobachten, wie hier die kräftigen Windböen die Kiefern in alle Richtungen wiegen, viel Zeit, um darüber nachzudenken, ob das hier ein sicherer Platz ist, aber auch genügend Zeit, um Argumente dafür zu sammeln. In jedem Fall ausreichend Zeit, um ein paar Stunden zu schlafen. Ich bin früh wach, trage mich ins Gipfelbuch ein und mache mich wieder auf den kurzen Weg in die Zivilisation. Es tut gut zu wissen, dass es im Vorgarten einer Millionenstadt wie Hamburg tatsächlich noch so etwas wie Wildnis gibt. Zumindest das Gefühl davon.

4. Mikro-Abenteuer: Mit Mountainbikes auf einen Berggipfel
Es geht zu dritt mit Mountainbikes auf den Gipfel des 2574 Meter hohen Gabler, dem unbekannten Bruder der Plose, die der weithin sichtbare Hausberg der Südtiroler Universitätsstadt Brixen ist. Und in nicht ein- mal 24 Stunden wird alles wieder vorbei sein. Die Pflichtausrüstung für so einen Trip besteht in der Regel aus: Schlafsack (möglichst selbstaufblasend), Isomatte, Biwaksack oder Minizelt, Stirnlampe, Mütze, Handschuhen und trockener Wechselwäsche sowie einer Jause — südtirolerisch für Berg-Dinner — und ausreichend Wasser. Hilfreich auch: ein Ortskundiger mit Tour-Erfahrung.
Das Fahren selbst ist herrlich — anstrengend zwar, aber angenehm. Mit dem Mountainbike unterwegs zu sein ist hier allerdings nicht die Hauptsache. Denn wären wir am Abend umgekehrt und nach Hause gefahren, würde es sich kaum anders anfühlen. Das Besondere daran ist, hier oben auf dem Gipfel zu bleiben, wenn die Sonne versinkt. Als wir unser Biwak am Gipfelkreuz eingerichtet haben, zaubert mein Kollege plötzlich Kocher, Mokkakanne und Kaffeepulver aus seinem Rucksack. Der Gute! Es braucht nicht viel, um hier glücklich zu sein.
Eine Nacht biwakieren (also übernachten mit Schlafsack und Isomatte unter freiem Himmel) darf man im Gebirge, zelten nicht. Wer jedoch seinen Lagerplatz geschickt wählt — nicht im Naturschutzgebiet, außer Sicht- und Hörweite von Hütten, oberhalb der Vegetations- und Almwirtschaftsgrenze —, weder Feuer noch Radau macht und morgens nichts hinterlässt, muss keine Angst vor einer nächtlichen Razzia und Handschellen haben. Am besten übernachtet man fernab von beliebten Wanderwegen, auf einem abseitigen Aussichtsgipfel. Auch wichtig: Die Gefahr, beim nächtlichen Pieseln abzustürzen, muss bei null Prozent liegen.
Unser Berg ist zwar ein unspektakulärer Grasbuckel zwischen Eisacktal und Würzjoch, dafür ist die Aussicht umso spektakulärer: Im Süden begrüßen die Dolomiten die anbrechende Nacht mit einem Farbenkonzert — rot glühen allen voran die Geislerspitzen und der Peitlerkofel. Aber Rot allein hält auch nicht warm. Die Kälte kriecht aus allen Richtungen in den Körper. Also rasch noch am besten Mokka aller Zeiten genippt und ab in den Schlafsack, in der freien Natur, auf 2500 Metern Höhe, weit über städtischem Abgas- und Lichterschmutz. In dieser magischen Nacht fällt das Thermometer auf minus zwölf Grad. Kurz nach Sonnenaufgang düsen wir auf unseren Mountainbikes hinab nach Brixen. Und freuen uns wie Südtiroler Bergbauernbuben über ihr erstes Fahrrad.
Echte Abenteuer kann man nur in der Ferne erleben? Von wegen! Unsere 4 kurzen, aber intensiven Dates mit der Natur und den Grenzen der Komfortzone zeigen, dass sehr viel Abenteuer vor der eigenen Haustür liegt. Du musst nur einmal raus und es einfach mal machen. Auf geht's!