Teure Pulver oder Pillen, Wirkstoffe mit exotischen Namen und große Marketing-Versprechen: Gerade im Winter ist der Griff zu Immunpräparaten verlockend. Du solltest dabei allerdings bedenken, dass ihre Wirkung oft nur begrenzt oder gar nicht belegt ist. Vorsicht ist außerdem beim Wort "Superfood" geboten, da es sich um keinen geschützten medizinischen Begriff handelt.
In diesem Artikel beleuchten wir, welche Nahrungsmittel tatsächlich erforscht sind und was sie im Winter leisten können.
5 Superfoods mit echtem Potenzial
1. Chia- und Leinsamen
Chia- und Leinsamen liefern pflanzliche Omega-3-Fettsäuren, Eisen, Ballaststoffe und Antioxidantien. Studien sprechen dafür, dass regelmäßiger Verzehr Blutzucker, Cholesterin, Entzündungswerte und Sättigungsgefühl positiv beeinflussen kann. Die Datenlage ist bei Leinsamen bisher besser.
2. Dunkelgrünes Blattgemüse und Kreuzblütler
Brokkoli, Grünkohl, Rosenkohl oder Spinat enthalten reichlich Vitamine (A, C, K, Folat), Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe wie Sulforaphan und Glucosinolate – Substanzen, die Entzündungen hemmen und das Immunsystem stärken. Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Sulforaphan körpereigene Schutzmechanismen gegen oxidativen Stress aktiviert und so Zellen vor Entzündungen und Schadstoffen schützt.
3. Quercetin
Quercetin ist ein Flavonoid aus Früchten und Gemüsesorten wie Beeren, Äpfeln und Zwiebeln. Studien bescheinigen ihm antioxidative, entzündungshemmende und immunmodulierende Effekte. Es kann die Aktivität bestimmter Immunzellen regulieren und gegen allergische Reaktionen wirken. Die meisten Belege stammen allerdings aus Labor- und Tierstudien; Studien an Menschen liefern bisher uneinheitliche Ergebnisse.
4. Curcumin

Curcumin findet sich in Kurkuma wieder und gilt schon länger als Superfood. Es ist außerdem einfach in deine Ernährung einbauen; entweder durch das Gewürz oder als Nahrungsergänzungsmittel.
Curcumin, der Hauptwirkstoff aus Kurkuma, soll antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften haben. Meta-Analysen deuten Vorteile bei Gelenkschmerzen, Stoffwechselstörungen und Entzündungsmarkern an. Da Curcumin vom Körper nicht optimal aufgenommen wird und die Studienlage teils widersprüchlich ist, besteht weiterer Forschungsbedarf.
5. Pilze (Chaga, Reishi)
Sogenannte Vitalpilze wie Chaga oder Reishi gelten als Immunbooster. Zell- und Tierstudien zeigen antioxidative Effekte und Hinweise auf eine Aktivierung von Immunzellen. Im Vergleich zu Stoffen wie Quercetin oder Curcumin ist die Datenlage jedoch schwächer – aussagekräftige Untersuchungen am Menschen sind abzuwarten.
Beispiel Mushroom Coffee: Mehr Hype als Heilwirkung
Geschicktes Marketing verwandelt erste Laborbefunde zu großen Gesundheitsversprechen: Kaffee mit Pilzextrakten aus Reishi, Chaga oder Lion’s Mane gilt als Trend-Drink für Energie, Fokus und Immunsystem. Ob die aktiven Stoffe nach der Verarbeitung im Kaffee überhaupt wirksam bleiben, ist aktuell unklar.
So integrierst du Superfoods in deinen Alltag
- Greife zu frischen Lebensmitteln, die Quercetin enthalten (wie Brokkoli, Äpfel, rote Trauben).
- Verwende Kurkuma in Currys, Smoothies oder Suppen – idealerweise mit schwarzem Pfeffer oder Fett zur besseren Aufnahme.
- Baue Leinsamen regelmäßig in Müslis, Joghurts oder beim Backen ein.
- Kombiniere Superfoods mit einer ausgewogenen Ernährung (Proteine, Ballaststoffe, Gemüse).
- Beginne mit kleinen Mengen und beobachte, wie dein Körper reagiert.
Rezept: Goldene Chia-Bowl mit Kurkuma und Beeren
Diese Bowl liefert pflanzliche Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und entzündungshemmende Pflanzenstoffe – ganz ohne Superfood-Pulver.
Zutaten (für 2 Portionen):
- 4 EL Chiasamen
- 250 ml (Pflanzen-)Milch
- ½ TL Kurkumapulver
- 1 Prise schwarzer Pfeffer (verbessert die Curcumin-Aufnahme)
- 1 kleines Stück frischer Ingwer, fein gerieben
- 1 Handvoll frische oder tiefgekühlte Beeren
- 1 TL Leinsamen oder Walnüsse als Topping
- Optional: Honig, Ahornsirup, Zimt oder Vanille
Zubereitung:
- Chiasamen, Kurkuma, Pfeffer, Milch und Honig (oder andere Zusätze) in einer Schüssel oder einem Glas verrühren.
- Kurz quellen lassen, erneut umrühren und mindestens 2 Stunden (am besten über Nacht) kaltstellen.
- Vor dem Servieren mit Beeren und Leinsamen toppen.
Risiken und Warnhinweise zu Superfoods
- Überdosierung: In Pulver- oder Extraktform sind Wirkstoffe stark konzentriert; zu viel kann Magen oder Leber belasten.
- Wechselwirkungen: Manche Superfoods beeinflussen Medikamente – etwa Curcumin Blutverdünner.
- Qualität: Nahrungsergänzungsmittel (gerade Online-Angebote bzw. Importe) sind oft unzureichend reguliert; achte auf Herkunft und Reinheit.
- Kein Ersatz: Superfoods ergänzen eine gesunde Lebensweise, ersetzen sie aber nicht.
Superfoods – Antworten auf die häufigsten Fragen
Eine ausgewogene Auswahl ist zu jeder Jahreszeit empfehlenswert: Nährstoffreiche Lebensmittel wie grünes Gemüse, Äpfel, Beeren oder Leinsamen fördern das Immunsystem.
Superfoods lassen nicht automatisch die Pfunde purzeln. Sie ersetzen keine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und ausreichend Schlaf.
Kombinationen wie Beeren mit Nüssen oder Kurkuma mit Pfeffer können die Aufnahme bestimmter Nährstoffe verbessern.





