- Was ist eine Tokophobie?
- Wie erkenne ich eine Tokophobie?
- Kann ich testen, ob ich an einer Tokophobie leide?
- Wie entsteht die Angst vor einer Schwangerschaft?
- Was überwinde ich meine Schwangerschaftsangst?
- Was tun bei einer Schwangerschaftspanik?
- Was sind typische Ängste von schwangeren Frauen?
Eine Schwangerschaft ist etwas Schönes, aber sie ist nicht nur schön. Denn sie kann Frauen eine Heidenangst einjagen. Drängende Fragen schwirren dir durch den Kopf wie: Was passiert mit meinem Körper? Was, wenn es Komplikationen gibt? Und wie zum Teufel soll ich eine gute Mutter sein, wenn ich es nicht mal schaffe, die Zimmerpflanze auf der Fensterbank am Leben zu halten?
Aber niemand redet gern darüber, schließlich sollen Frauen sich doch über das "Wunder des Lebens" freuen. Dabei gibt es sogar einen Fachbegriff dafür: Tokophobie, die Angst vor einer Schwangerschaft, ist ein Tabuthema, unter dem aber viele Frauen leiden. Was dahinter steckt und wie du mit dieser Angst umgehen kannst, erklärt eine Expertin.

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Was ist eine Tokophobie?
Tokophobie: Der komplizierte Name dieser Angst leitet sich von den griechischen Wörten toko – Schwangerschaft und phobos – Angst ab. Betroffene haben also Angst vor einer Schwangerschaft, der Geburt und auch vor dem Muttersein. "Einige Frauen leiden schon lange unter dieser Angst und waren deshalb noch nie schwanger, die haben eine sogenannte primäre Tokophobie", erklärt die Frauenärztin und Psychotherapeutin Natalie Mann-Borchert.
"Wer bereits eine sehr schwierige und traumatisierende Schwangerschaft erlebt hat und deshalb diese Ängste entwickelt, hat eine sekundäre Tokophobie." Mann-Borchert sagt, dass in den letzten Jahrzehnten immer mehr Frauen davon betroffen sind, bis zu 15 Prozent der Frauen leiden nach ihren Schätzungen unter solchen Ängsten.
Wie erkenne ich eine Tokophobie?
Sorgen und auch Ängste sind vor und während einer Schwangerschaft ganz normal. Auch die Befürchtung, keine gute Mutter zu sein oder das alles nicht zu schaffen. Solche Ängste darfst und sollst du zulassen! Du bist kein schlechterer Mensch oder weniger Frau, weil du das Kinderkriegen nicht als etwas Positives kennengelernt hast.
Wenn diese Sorgen aber dazu führen, dass du eine Schwangerschaft ganz vermeidest oder stark unter solchen Gedanken leidest, rät die Frauenärztin, sich Hilfe zu holen. Denn richtig schwierig wird es, wenn die Tokophobie einem vorhandenen Kinderwunsch im Weg steht.
Kann ich testen, ob ich an einer Tokophobie leide?
Wenn du wissen möchtest, ob du unter Tokophobie leidest, kannst du diesen kleinen Test machen: Überlege dir in einem ruhigen und entspannten Moment, ob du dir vorstellen kannst, ein Kind in deinem Bauch zu haben. Ob du dir vorstellen kannst, es zu gebären. Ob du dir vorstellen kannst, Mutter zu sein. Antworten auf intime Fragen schwangerer Frauen.
Hast du dann ein Horrorszenario vor deinem inneren Auge gesehen oder die Fragen mit Nein beantwortet, warst dabei aber insgeheim ein bisschen traurig? Dann kannst du mit einer Vertrauensperson genau über diese Symptome sprechen und schauen, ob eine Angst dich davon abhält, dir den Wunsch eines eigenen Kindes zu erfüllen.
Aber: Wenn du dich bewusst und rational (nicht aus Angst) dagegen entscheidest, Kinder zu bekommen, ist das vollkommen in Ordnung. Lass dir von niemandem in deine Kinderplanung hineinreden, weder von der Angst, noch von der Gesellschaft. Oder von Männern. Warum es ok ist, keine Kinder zu wollen, liest du hier.
Wie entsteht die Angst vor einer Schwangerschaft?
Ängste und Sorgen können aus sehr verschiedenen Gründen entstehen. Gerade bei so einem komplexen Thema wie eigenen Kindern liegen die Ursachen deshalb oft in tiefen psychologischen Prägungen. Das Mutterwerden wird bewusst oder unterbewusst mit etwas Negativem verknüpft, was du nicht (nochmal) erleben möchtest. Dabei gibt es vor allem drei Gruppen:
- Du hast selbst traumatische Erfahrungen gemacht: Vor allem die sekundäre Tokophobie nach dem ersten Kind entsteht durch einschneidende Erfahrungen in der Schwangerschaft. Wenn es Komplikationen gab oder die Geburt sehr schmerzhaft war, kann sich dieses Erlebnis als Trauma verfestigen. Das wird vor allem dann sichtbar, wenn Betroffene eigentlich gern ein zweites Kind möchten, aber zu viel Angst davor haben, dass sich diese Komplikationen wiederholen. Daran erkennst du eine Fehlgeburt.
Durch ein sexuelles Trauma kann auch eine primäre Tokophobie entstehen. "Etwa 12 bis 15 Prozent der Frauen mit derartigen Ängsten haben in der Vergangenheit sexuellen Missbrauch erfahren", beschreibt die Psychotherapeutin. - Du hast Schwangerschaften als etwas Schlechtes kennengelernt: Die primäre Tokophobie fängt im Gegensatz zur sekundären früher an. "Die Betroffenen haben oft schon als Kind von der eigenen Mutter oder anderen Frauen von schlimmen Erlebnissen gehört und die Schwangerschaft als etwas Negatives oder Bedrohliches kennengelernt", so die Ärztin. So etwas prägt sich dann ein.
Dazu kommt, dass Elternschaft (und die damit einhergehende Unberechenbarkeit) scheinbar nicht wirklich in den Zeitgeist passt, in dem ja eigentlich alles möglichst geplant, optimiert und risikoarm sein soll. Wer überall hört, dass Kinder die Karriere und den Körper ruinieren, und es nicht genug Kita-Plätze gibt, verliert schnell den Mut. - Es liegen andere psychische Probleme vor: Manchmal ist die Angst auch ein Symptom für andere psychische Probleme wie Angst- oder Zwangsstörungen. "Ein Kind bedeutet ja immer auch große Veränderungen, dass man vieles nicht voraussehen kann und auch mal die Kontrolle abgibt", beschreibt die Frauenärztin. Für Menschen, die ohnehin schon mit psychischen Problemen kämpfen, bedroht eine Schwangerschaft das ohnehin schon empfindliche Gleichgewicht, mit dem sie ihren Alltag durchhalten.
Was überwinde ich meine Schwangerschaftsangst?
Keine Frau ist dazu verpflichtet, Kinder zu wollen. Wenn du aber eigentlich schon irgendwie Kinder möchtest und der Hauptgrund dagegen die Dinge sind, die schiefgehen könnten, kannst du versuchen, deine Angst zu behandeln. "Es gibt zum Beispiel viele sehr gute Frauengesundheitszentren, die sich auch mit solchen Problemen beschäftigen", so Mann-Borchert. Eine Liste mit einigen Einrichtungen gibt es hier.
Du kannst dich aber auch einer Vertrauensperson öffnen, bei der du das Gefühl hast, auch mal schwach sein zu dürfen. Sei es deine Gynäkologin, dein Partner oder deine Partnerin, eine gute Freundin oder deine Schwester: Oft hilft es schon, die Meinung einer anderen Person zu hören.
Langfristig kann eine Psychotherapie dabei helfen, die Ursachen für deine Tokophobie zu erkennen und zu lösen. Und zwar am besten so früh wie möglich: "Bei Frauen, die solche Ängste während der Schwangerschaft haben, steigt auch die Wahrscheinlichkeit für sogenannte postpartale Depressionen", warnt die Frauenärztin. Für wen es sich lohnt, Eizellen einfrieren zu lassen.
Bei 10 bis 20 Prozent (je nach Studie) der Mütter bleiben wegen dieser auch postnatal genannten Depression die sonst häufigen Glücksgefühle nach der Geburt aus. Oft haben sie das Gefühl, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein, ihr Kind nicht genug zu lieben oder die Schwangerschaft zu bereuen. Das Risiko, dass diese erste Zeit mit dem Baby dadurch belastet wird, kannst du mit frühzeitigen Gesprächen darüber mindern. Du bist mit diesen Stimmungen nicht allein! So erkennst du frühzeitig eine Depression.
Was tun bei einer Schwangerschaftspanik?
Während der 9 Monate mit Babybauch kann es passieren, dass dich auf einmal eine Panikattacke überfällt und alle Ängste über dich hineinbrechen. "In so einer Situation kann man im ersten Schritt versuchen, die Atmung zu beruhigen, oder, wenn man aktiver sein will, Entspannungsübungen wie Schwangerenyoga zu machen", rät Mann-Borchert.
Im nächsten Schritt solltest du dir jemanden suchen, mit dem du reden kannst – sei es, um dich abzulenken, oder um über deine Ängste zu reden. Du musst dich weder für deine Gedanken schämen noch sie alleine durchstehen, lass sie zu und sprich sie aus. Besonders hilfreich ist es, wenn eine Hebamme bereits die Schwangerschaft begleitet. "Viele Frauen denken auch, dass diese Sorgen nicht normal sind und geben sie deshalb nicht zu", so die Frauenärztin. Einige Sorgen hört sie aber immer wieder und kann sie oft entkräften. So gehst du generell am besten mit einer Panikattacke um.
Was sind typische Ängste von schwangeren Frauen?
Von den oben erwähnten Fragen, die Frauen in der Schwangerschaft quälen, kennt Dr. Mann-Borchert die meisten. Und natürlich hat sie darauf ein paar beruhigende Antworten.
1. "Was, wenn das Baby nicht gesund ist?"
Die Angst, ein Baby mit Krankheit oder einer Behinderung zur Welt zu bringen, steigt vor allem mit dem Alter. Aber: "95 Prozent aller geborenen Kinder sind kerngesund, und die Methoden zur Frühdiagnostik werden immer weiter verbessert", beruhigt die Gynäkologin. Erste, orientierende Untersuchungen zur Gesundheit können heute schon im ersten Schwangerschaftsdrittel durchgeführt werden und eine Hilfestellung geben.
2. "Ist dieses Ziehen im Bauch gefährlich?"
Wenn du auf einmal Schmerzen im Bauch hast, kommt oft die Panik, dass das Baby in Gefahr ist. "Bauchschmerzen sind in der Zeit aber komplett normal, die Gebärmutter muss sich ja ausdehnen und Platz schaffen", beruhigt Mann-Borchert. Wenn du dir Sorgen machst, geh zur Hebamme oder zum Frauenarzt. Dort wird dir erklärt, auf welche Warnsignale du achten kannst, auch wenn diese Schmerzen in der Regel nicht gefährlich sind. "Man sollte nur nicht auf eigene Faust nach den Symptomen googlen, das geht nie gut aus", so die Frauenärztin.
3. "Die Geburt wird schrecklich."
Da müssen wir dir nichts vormachen, schmerzfrei wird die Geburt nicht. Durch eine gründliche Vorsorge mit Schwangerschaftsgymnastik, Atemübungen und einer helfenden Hand zum Halten und Quetschen kannst du sie aber deutlich erträglicher gestalten. "Ärzte sind außerdem oft bereit, Kaiserschnitte durchzuführen, weil es das Risiko für Komplikationen enorm senken kann", sagt die Gynäkologin. Also ja, das wird kein leichtes Unterfangen. Sobald es aber Probleme gibt, können dir die Ärzte im Kreißsaal schnell helfen. Und es gilt: Das haben schon viele andere vor dir geschafft!
4. "Ich werde eine schlechte Mutter."
Die Angst, eine Rabenmutter zu werden oder der Verantwortung nicht gewachsen zu sein, ist bei vielen Frauen sehr groß. Vielleicht hilft es aber zu wissen, dass es wie die Rabenmutter auch die Supermutter, die in allem perfekt ist, nicht gibt. Es gibt kein Patentrezept, wie Familie funktioniert, da findet jede seinen ihren Weg.
Du wirst erst nach der Geburt dein Kind und deine Rolle kennenlernen und in sie reinwachsen. Und du musst auch nicht alles alleine stemmen machen. Der Vater vom Kind, deine Familie, deine Freunde, sie alle können dir dabei helfen und dich entlasten.
5. "Alles wird sich verändern.“
Das stimmt. Aber niemand, der sich für ein Kind entscheidet, will doch, das alles so bleibt, wie es ist, oder? Ja, du wirst ein kleines Bündel bedingungsloser Liebe in den Händen halten und hast auf einmal die Verantwortung dafür. Doch du kannst dich und dein soziales Umfeld darauf vorbereiten und dafür sorgen, dass du trotzdem Zeit und Raum hast, um du selbst zu sein. "Veränderungen sind nichts Schlimmes, es muss nicht alles geplant sein und man darf sich auch mal trauen, dem Leben einfach seinen Lauf zu lassen", rät die Psychotherapeutin.
6. "Mein Körper wird nie mehr wie vorher."
Es gibt angeblich Frauen, die haben nach der Schwangerschaft sofort wieder einen flachen Bauch und feste Brüste. Solltest du dich neben denen schlecht fühlen? Nein! Du bist gerade dabei, Leben zu erschaffen, dein Körper ist ein verdammter Held!
Deine kleinere Blase, die angeschwollenen Füße und dein kugeliger Bauch leisten gerade Schwerstarbeit und versorgen einfach mal so ein zweites Lebewesen in deinem Körper. Du erlebst gerade einen Gipfel deiner Weiblichkeit und dafür hat dein Körper den größten Respekt verdient. Außerdem gibt es nun wirklich wichtigere Dinge als eine Haut ohne Dehnungsstreifen, die gibt es bei allen anderen auch nur mit Photoshop.
7. "Ich bereue es, schwanger zu sein."
Regretting Motherhood ist das Schlagwort, unter dem momentan das Bereuen der Mutterschaft diskutiert wird. Wenn du dieses Reuegefühl erlebst, bist du auch damit nicht allein. Ein Kind zu haben, ist anstrengend. Immer. Tatsächlich ist die Lebenszufriedenheit bei Eltern mit kleinen Kindern oft geringer als die von kinderlosen Menschen. Später ist es dafür aber umgekehrt, da sind Eltern oft glücklicher als Kinderlose. Es braucht also vielleicht nur etwas Geduld.
Unterstützung von außen, beispielsweise in einem Beratungszentrum, kann dir dabei helfen, dein Leben als Mutter so umzustrukturieren, dass du dich besser selbst verwirklichen kannst. Und versuche immer, dem Vater des Kindes seinen Teil der Alltagsaufgaben zuzuweisen. Er soll nicht nur "im Haushalt helfen", ihr seid beide Eltern, also wird so gerecht wie möglich geteilt.
Es gibt auch ehrenamtliche Stellen wie den Oma-Hilfsdienst, die dir helfen können. Wenn du einen Teil der Verantwortung abgibst, bedeutet das auch nicht, dass du eine Rabenmutter bist. Mit so einer Entlastung kannst du dir besser Zeit für dich selbst nehmen und die Momente mit deinem Kind dann auch besser genießen. So findest du Wege aus einer Lebenskrise.
Sich einzugestehen, dass der wachsende Babybauch mehr Angst als Freude bereitet, ist nicht leicht. Aber du bist mit deinen Ängsten nicht allein. Such dir einen Ansprechpartner für deine Sorgen und gehe ihnen auf den Grund!