Was ist Judo?
Der Name setzt sich aus den japanischen Wörtern Ju (weich/sanft) und do (Weg) zusammen und basiert vor allem darauf, mit möglichst wenig Kraftaufwand den Gegner zu fixieren. Doch Judo ist mehr als das Werfen von Menschen in weißen Anzügen: Das Wichtigste bei diesem Sport sind Fairness und Freundschaft. So ist es nicht nur eine Sportart, sondern für viele Judokas ein komplettes Lebensgefühl, beschreibt Ralf Reinholz, stellvertretender Vorsitzender des Hamburger Judo-Verbandes.
Judo ist sehr wettkampforientiert und regelgeleitet. Es gibt ein festes System mit Schüler- und Meistergraden, den „Kyus“ und „Dans“. Anhand der Gürtelfarbe kann man den jeweiligen Grad des Judokas erkennen. Der Kampfsport findet aber nicht bloß auf der Matte statt: Die Persönlichkeitsentwicklung und das Arbeiten an den eigenen Schwächen sind ebenso wichtig wie die sportliche Aktivität.
Was macht man beim Judo?
Das Ziel ist es, den Gegner auf den Rücken zu werfen und ihn handlungsunfähig zu machen. Dafür gibt es dutzende Techniken: Der Gegner wird gezogen, seine Beine blockiert oder er wird über Schulter, Hüfte oder Kopf geworfen. Wer mit dem ganzen Rücken auf dem Boden landet, verliert. Im Fachjargon verwendet man dafür den Begriff Ippon, vergleichbar mit dem K.O. im Boxen. Fällt der Gegner nur halb auf den Rücken, wird häufig auf dem Boden weitergekämpft. Auch hier kann ein Ippon erzielt werden, indem Hebel-, Würge- und Haltetechniken angewandt werden. Übrigens ist Judo keine Sache der Größe: Es gibt spezielle Techniken für große und kleine Kämpferinnen.
Beim Judo lernen Sie allein 67 Grundwürfe und unzählige Varianten dieser Techniken. "Fertig“ ist man also nie, stattdessen kann man sich immer verbessern und dazulernen. Reinholz beschreibt diese 3 typische Techniken:
- Der Kopfwurf: Sie legen sich auf den Rücken, nutzen den Schwung einer Vorwärtsbewegung des anderen und ziehen ihn über sich hinweg
- Die große Außensichel: Sie stellen Ihr Bein hinter das Bein Ihres Gegners und schubsen den Gegner darüber hinweg. Sie können auch mit Ihrem Bein das des Gegners "wegsicheln“
- Der Ellenbogenhebel: Hierbei wird das Gelenk auf unnatürliche Weise belastet, sodass der Gegner sich nicht mehr befreien kann und aufgeben muss
Das Besondere am Judo ist, dass es ein Kontaktsport ist. Auf Distanz gibt es kaum Techniken, Angst vor Körperkontakt sollte man also nicht haben. Da Judo aus Japan kommt, haben die Techniken auch japanische Namen, so lernen Sie diese Sprache gleich ein bisschen mit.
Warum ist Judo für Frauen gut?
"Judo basiert darauf, Schwung und Kraft des Gegners zu nutzen und ihn so in eine instabile Position zu bringen, aus der man ihn leicht auf den Boden werfen kann“, sagt Reinholz. So haben auch kleinere oder schwächere Menschen die Chance, einen körperlich überlegenen Gegner zu besiegen. "Mit genügen Selbstvertrauen und der richtigen Technik kann auch eine 50 Kilo-Frau leicht einen 100 Kilo-Mann zu Fall bringen.“
Gerade bei Wettkämpfen braucht man eine längere Puste. Aber auch wenn Sie im Training minutenlang versuchen, sich aus dem Griff eines Gegners zu winden, kommen Sie ziemlich ins Schwitzen. Sie trainieren damit Kraft und Kondition sowie Schnelligkeit und Beweglichkeit.
Ein weiterer Nebeneffekt: Fängt man mit Judo an, lernen Sie zuerst, richtig zu fallen. Haben Sie das verinnerlicht, sinkt es das Verletzungsrisiko bei Stürzen in anderen Situationen (zum Beispiel vom Fahrrad oder beim Laufen) deutlich.
Wo kann man Judo lernen?
Judo ist eine der am weitesten verbreiteten Kampfsportarten der Welt, allein in Deutschland gibt es etwa 160.000 Judokas. Einen Sportverein oder eine Schule werden Sie deshalb leicht finden. Wenn Sie eine Schnupperstunde besuchen, brauchen Sie nur bequeme Sportkleidung. Später wird im weißen Judoanzug mit zu Anfang weißem Gürtel trainiert. Der Anzug kostet im Durchschnitt 60 Euro, für die Vereinsmitgliedschaft können Sie mit etwa 10-20 Euro im Monat rechnen.
Wer nicht nur einen Sport, sondern ein komplettes Lebensgefühl sucht, ist beim Judo genau richtig. Sie haben hier eine riesige Community, regelmäßige Wettkämpfe und effektive Selbstverteidigung in einem. Also: Sore-made – Ende.