Vielleicht hast du auf Wiesen im Park oder Plätzen in der Stadt schon Menschen gesehen, die sich zu rhythmischer Musik in wiegenden Bewegungen spielerisch gegenseitig die Füße ins Gesicht wirbeln. Das sind Anhänger von Capoeira, eine brasilianischen Kombi aus Tanz und Kampfkunst.
Was ist Capoeira?
Was ist eigentlich dieses Caipirinha oder wie das heißt?! – Wer sich diese Frage auch schon gestellt hat und damit die brasilianische Kampfkunst meint, sollte jetzt gut aufpassen, denn Capoeira ist ein echter Exot unter den Kampfsportarten. Das Besondere an Capoeira ist der Facettenreichtum, erzählt Ivam da Silva, Co-Meister in Capoeira aus Brasilien. “Wir verbinden im Training Kraftausdauertraining, Beweglichkeit, Akrobatik und Musik. Das gibt es bei keiner anderen Kampfkunst“.
Woher kommt Capoeira und seit wann gibt es den Kampfsport?
Capoeira ist während der Kolonialzeit in Brasilien als Kampftanz afrikanischer Sklaven entstanden. Später wurde es zu einer Straßenkampftechnik, bei der sich Capoeiristas zu Banden zusammenschlossen und ganze Straßenviertel beherrschten. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Capoeira deshalb verboten. Doch das Verbot wurde in den 1930er Jahren wieder aufgehoben.
Mestre Simba, der erste berühmte Capoeira-Meister, sorgte dafür, dass Capoeira als nationale Kampfkunst anerkannt wurde. Beim Capoeira unterscheidet man heute zwei Hauptrichtungen: Das alte “Capoeira Angola“ und das moderne “Capoeira Regional“. Das Capoeira Angola wird auch heute noch sehr traditionell praktiziert, während beim Capoeira Regional viele sportliche, kämpferische und akrobatische Elemente aus anderen Kampfkünsten übernommen wurden.

Was macht man genau beim Capoeira?
Beim Capoeira trainieren alle unabhängig von Alter, Geschlecht oder Können zusammen. Das ist gerade für Anfängerinnen toll, denn du kannst bei allem mitmachen, zuschauen und dir das abgucken, was du trainieren möchtest.
Gemeinsam beginnen alle mit dem Warm-up und den ersten Grundbewegungen. Dazu gehören der Grundschritt, Verteidigungs- und Ausweichbewegungen. Natürlich wirst du als Anfängerin nicht ins Kalte Wasser geworfen. Sobald es an die komplizierteren Bewegungen geht, versammeln sich die Neulinge, um die Basics zu verinnerlichen.
Das Training zielt vor allem darauf ab, deine Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer zu schulen. Kraft brauchst du für akrobatische Elemente wie Kopf- und Handstand und um das eigene Körpergewicht auszubalancieren. Rechne lieber mit einem gehörigen Muskelkater nach den ersten Trainingseinheiten!
Die größere Anstrengung rührt daher, dass die fließenden Bewegungen die Muskeln anders beanspruchen als der Alltag oder viele andere Sportarten. Viele Übungen kommen dir aber auch aus dem Gym bekannt vor: Der Grundschritt, Ginga genannt, wird aus der Kniebeuge-Position ausgeführt, die langen gedehnten Bewegungen ähneln dem Faszientraining, außerdem es gibt viele Ausfallschritte.
Die drei Elemente des Capoeira
1. Roda
Die Roda (portugiesisch für Kreis) besteht aus anderen Capoeiristas, die sich im Kreis um die Kämpfenden versammeln.
2. Kampf
Der Kampf der Capoeiristas folgt keiner Choreographie, sondern entsteht spontan als Aktion und Reaktion. Ziel des Capoeira ist nämlich nicht, den Gegner wirklich zu treffen, sondern seinen Bewegungen auszuweichen! Es gibt keine statischen Elemente oder Blocks wie bei Judo oder Karate, die Bewegungen sind weit und fließend. Deswegen werden sie auch als tanzend oder spielend beschrieben.
3. Musik
Capoeira lebt von der Musik. Das wichtigste Instrument für Capoeira ist das Berimbau, ein Musikbogen zusammen mit einem Holzstab mit Metallsaite und einem ausgehöhlten Kürbis als Klangkörper. Außerdem werden auch Trommeln und Rasseln eingesetzt.
Wie effektiv ist Capoeira?
“Viele wollen Capoeira ausprobieren, um ihre Fitness zu verbessern“, sagt Ivam da Silva. Das Capoeira-Training ist dafür bekannt, Bauch, Beine und Po besonders effektiv zu fordern, also gerade die Stellen, die Frauen oft gezielt trainieren möchten. Erst später lernst du die Geschichte und Mentalität des Capoeira kennen, hörst die Musik und bist Feuer und Flamme.“
Besonders reizvoll ist diese Kampfkunst auch für Frauen, die mit Verspannungen kämpfen. Denn durch die langen, gedehnten Bewegungen wird eine Flexibilität geschult, die Versteifungen löst. Die fließenden, eleganten Bewegungsabläufe sind sehr viel anstrengender, als sie aussehen. Capoeira eignet sich also sehr gut für Frauen, die nach einem intensiven Workout suchen und dabei Ihr Körper- und Rhythmusgefühl trainieren wollen.
Die fließenden Bewegungsabläufe von Capoeira sind sehr viel anstrengender als sie aussehen. Es eignet sich sehr gut als intensives Workout. Und: Sie schulen nicht nur dein Körper-, sondern auch dein Rhythmusgefühl.