Ingwer wurde 2018 zur Heilpflanze des Jahres gewählt. Aus gutem Grund, denn die würzig-scharfe Wurzel hat es richtig in sich: Ingwer verleiht Ihren Gerichten als Gewürz nicht nur den letzten Pepp, sondern hat gleichzeitig noch zahlreiche, gesundheitsfördernde Eigenschaften, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.
Warum Sie ab jetzt viel häufiger zu der Powerknolle greifen sollten, haben wir mit der Ernährungswissenschaftlerin Dr. Bettina Schwiegelshohn erörtert.
1. Ingwer lindert Schmerzen
Studien haben gezeigt, dass Ingwer schmerzstillende Eigenschaften besitzt und ganz ähnlich wirkt wie die gängigen Schmerzmedikamente auf dem Markt. Es hat allerdings einen entscheidenden Vorteil Ingwer zu essen, statt Pillen zu schlucken: Mögliche Nebenwirkungen, wie Magen-Darm-Blutungen oder Geschwüre, entfallen.

Die schmerzstillende Wirkung wird den im Ingwer enthaltenen Scharfstoffen Gingerol und Shogaol zugeschrieben. Diese greifen dabei – wie auch Aspirin oder Ibuprofen – in die Stoffwechsel-Prozesse ein, die mit dem Schmerzgeschehen in enger Beziehung stehen. Das liegt vermutlich an dem im Ingwer enthaltenen Gingerol, welches eine ähnliche Struktur wie Acetylsalicylsäure (Wirkstoff von Aspirin) aufweist, das für seine schmerzlindernde Wirkung bekannt ist.
Kündigen sich das nächste Mal zum Beispiel Kopf- oder Halsschmerzen an, greifen Sie nicht gleich zu Ibuprofen oder Aspirin, schnappen Sie sich einfach ein Stück Ingwer und kochen Sie sich einen Ingwertee. Die Powerknolle verschafft Ihnen aber auch bei Muskel-, Gelenk- und Regelschmerzen schnelle Abhilfe.
2. Ingwer hilft gegen Übelkeit und Brechreiz
Auch bei Übelkeit ist Ingwer die perfekte Wahl. Denn Ingwer wirkt an speziellen Serotonin-Rezeptoren (Serotonin ist bekannt als DAS Glückshormon), die am Brechreiz beteiligt sind. "So kann Ingwer als sanftes Mittel gegen Übelkeit verschiedenster Ursachen hilfreich sein", erklärt Dr. Bettina Schwiegelshohn.

Studien zeigten zudem, dass sich die Wurzel sogar während Chemotherapien bewähren konnte. Betroffene hatten deutlich geringere Beschwerden, wenn Ingwer drei Tage vor und nach der Therapie eingenommen wurde.
Völlegefühl nach dem Essen vertreiben
Des weiteren ist Ingwertee ein bewährtes Mittel gegen Schwangerschaftsübelkeit. Einige Ärzte und Hebammen raten allerdings gegen Ende einer Schwangerschaft vom Verzehr ab, da Ingwer eine wehenfördernde Wirkung haben könnte. Dies ist jedoch sehr umstritten.
3. Ingwer lindert Verdauungsbeschwerden
Wir alle schlagen ab und zu mal über die Stränge und essen mehr, als wir eigentlich sollten. Besonders in der Weihnachtszeit leiden viele aufgrund des fettigen Essens an Magen-Darm-Beschwerden, wie Völlegefühl, Blähungen bis hin zu Verstopfungen.
Die Lösung: Konsumieren Sie regelmäßig Ingwer, egal ob frisch im Tee oder im Essen oder in Kapselform.
"Für die Wirkung zur Linderung von Verdauungsproblemen kommt die bereits aus der Naturheilkunde bekannte, anregende Wirkung auf die Magensaft-, Speichel-, Gallenbildung und Darmfunktion zum Tragen", so Dr. Bettina Schwiegelshohn. Es schwächt die Empfindsamkeit des Magens und regt die Magenbewegung an, wodurch die Verdauung in Schwung gebracht und der Magen entlastet wird.
4. Ingwer hilft bei Erkältung und wärmt von innen
Scharfes Essen wärmt nicht nur von innen, es stärkt zudem das Immunsystem. Die Scharfstoffe Gingerol und Shogaol im Ingwer interagieren mit den Schmerzrezeptoren im Körper, die an Schmerz-, aber auch an Entzündungsreaktionen beteiligt sind. "Außerdem haben die Scharfstoffe als Pflanzenabwehrstoffe auch eine Bakterien abtötende Wirkung", erklärt die Ernährungsexpertin. "Diese Wirkkombination sorgt für die zu beobachtende lindernde Wirkung bei Erkältungserkrankungen."

Spüren Sie bereits das erste Kratzen im Hals oder läuft die Nase? Dann greifen Sie zu Ingwer und bereiten Sie sich beispielsweise einen Tee oder einen Ingwer-Shot (zum Rezept) zu. Sie werden sich garantiert besser fühlen. Denn Ingwer regt zusätzlich die Durchblutung der Schleimhäute an, so wird die Nase wieder frei.
5. Ingwer kurbelt den Stoffwechsel an
Ingwer gilt als natürlicher Fatburner, denn er regt angeblich die Fettverbrennung an. Doch stimmt das wirklich? “Durch die in Ingwer enthaltenen Scharfstoffe kann ein geringfügig erhöhter Energieumsatz und damit verbunden eine geringfügige Stoffwechselankurbelung erreicht werden”, sagt Dr. Schwiegelshohn.
Zudem wirkt Ingwer auf Enzyme des Kohlenhydratstoffwechsels, wodurch bereits mehr Kohlenhydrate im Mund gespalten werden. Studien im Reagenzglas und an Tieren zeigten, dass dieser Effekt in Kombination mit der entzündungshemmenden Wirkung und die Beeinflussung des Serotonin-Stoffwechsels, als Unterstützung einer Gewichtsreduktion hilfreich ist.

Also ja, Ingwer ist ein Fatburner-Lebensmittel – doch die Knolle zaubert Sie über Nacht nicht schlank. Sie können mit Ingwer lediglich Ihren Stoffwechsel leicht anregen und sollten ihn mit Sport weiter befeuern!
6. Ingwer im Kampf gegen Krebs, Alzheimer und Diabetes
Es gibt vielversprechende Hinweise darauf, dass Ingwer aufgrund seiner antioxidativen Wirkung zahlreiche Krankheiten, bei deren Entstehung Entzündungen und oxidativer Stress eine Rolle spielen, vorbeugen könnte.
Da Langzeitstudien mit Patienten jedoch sehr aufwändig und ethisch nicht unbedenklich sind, gibt es hierzu leider keine Studien, um einen positiven Effekt von Ingwer auf verschiedene Krankheiten zu bestätigen.
Gönnen Sie sich täglich einen Ingwer-Shot
Ein Ingwer-Shot ist eine einfache Möglichkeit, die geballte Power des Ingwer mit wenigen Schlucken zu sich zu nehmen. Sollte Ihnen der Shot zu scharf sein (denn er IST höllisch scharf!) geben Sie nach Bedarf Honig hinzu und lassen Sie es sich schmecken. Hier das Rezept:
- 100 Gramm Ingwer, geschält
- 2 bis 3 Zitronen
- 100 ml Honig, Agavendicksaft oder Ahornsirup

Den Ingwer in kleine Stücke schneiden und in einen hohen Behälter geben. Die Zitronen pressen und zusammen mit dem Honig dazu geben, alles mixen (Pürierstab oder Mixer). Die Flüssigkeit nun durch ein Sieb pressen, damit keine Stückchen im Shot enthalten sind. Innerhalb einer Woche aufbrauchen.
Was sollte ich bei der Zubereitung von Ingwer beachten?
Greifen Sie am besten zu Bio-Ingwer, denn konventioneller Ingwer ist häufig mit Pflanzenschutzmitteln belastet. Da unter der Schale die meisten Inhaltsstoffe stecken, schälen sie den Bio-Ingwer nicht. Bei konventionellem Ingwer empfiehlt es sich jedoch die Schale zu entfernen. Nehmen Sie hierfür einfach einen Teelöffel und schaben Sie mit der Kante die Schale ab. Das geht super einfach, und Sie schneiden im Vergleich zu einem Messer weniger vom Ingwer ab.
Schneiden Sie ihn dann in kleine Stücke und kochen Sie den Ingwer für circa 6 Minuten auf. Alternativ können Sie den Ingwer auf einer Reibe zerkleinern und so den ganzen Ingwer zu sich nehmen. Wenn es mal schnell gehen soll, übergießen Sie den in Scheiben geschnittenen Ingwer mit heißem Wasser.
Klare Sache: Ingwer sollte in keiner Ernährung fehlen. Bei Schniefnase und kratzendem Hals brühen Sie sich sofort eine Tasse Ingwertee auf. Doch die Wurzel kann so viel mehr als “nur” Erkältungssymptome lindern. Bauen Sie die Powerknolle am besten täglich in Ihre Ernährung ein: Ob als Shot, Tee, Ingwerwasser oder in einem Gericht. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken.