Laura Ludwig zählt zu den besten Beachvolleyballerinnen der Welt. Ende 2022 hat die deutsche Olympia-Siegerin, Welt- und Europameisterin mit dem ansteckenden, selbstbewussten Lachen ihre sehr persönliche Autobiographie "Gold ist eine Glaubensfrage" rausgebracht. Zusammen mit der Autorin und Sportjournalistin Alexandra Muz Hubert hat sie aufgeschrieben, wie sie fühlt und trainiert, und beweist, welche entscheidende Rolle Psychologie im Hochleistungssport spielt.
Wir haben Lauras Buch nicht nur gelesen, sondern auch mit ihr darüber gesprochen. Im Interview verrät uns die Wahl-Hamburgerin, wie es für sie war, sich zu öffnen wie ein Buch und wie man sich als Mama auf die Olympischen Spiele vorbereitet und wieviel Freundschaft ein Teamsport verträgt.
Laura, wie kam es zu der Idee, eine Autobiographie über deine Volleyball-Karriere zu schreiben? Das machen Sportler typischerweise zum Ende ihrer Laufbahn, aber du denkst nicht ans Aufhören, im Gegenteil…
Laura Ludwig: Wir hatten tatsächlich in meiner ersten Schwangerschaft schon die Idee, einfach mal zu dokumentieren, was Schwangerschaft und Sport zusammen bedeuten, aber irgendwie war mir das dann zu viel. Wir haben so ein bisschen angefangen, dass ich jeden Tag erzähle und wir das niederschreiben. Aber irgendwie habe ich den Kopf nicht so richtig dafür gehabt.
Dann kam die Idee in der zweiten Schwangerschaft wieder auf, weil es auch einfach eine Geschichte ist, die ich für mich gerne festhalten möchte. Alex, meine Co-Autorin, hat gesagt. "Das ist auch ein Geschenk für dich selbst." Das fand ich ganz cool.
Im Großen und Ganzen wollte ich einfach wiedergeben, dass so eine Sportkarriere nicht nur Höhen hat. Erfolg hat auch mit viel Arbeit und Zweifeln zu tun. Ich wollte gerne weitergeben, dass nicht immer alles tutti-frutti ist. Für andere sieht das auf Social Media immer so einfach aus, und bei denen läuft es vielleicht nicht so einfach. Auch bei mir war es schwer, immer mal wieder. Ich habe das immer gerne kommuniziert oder Leute zu Hilfe geholt. Das kann auch eine Hilfe oder Inspiration sein, dass man nicht immer alles alleine schaffen muss.
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Es überrascht, wie detailliert du dich an sämtliche Matches deiner Karriere erinnern kannst. Wie kommt das, führst du Tagebuch und schreibst du direkt alle Punkte und Emotionen nieder?
Laura Ludwig: Nee, ich habe so ein Bilderbuchgedächtnis, also auf jeden Fall was Sport oder die Spiele angeht. Da hat mein Trainer auch immer so gesagt, "das ist unglaublich, an was du dich immer erinnerst". Und manchmal habe ich mich gewundert, dass meine Partnerin sich nicht an diese Details erinnert. Ich habe tatsächlich immer mal wieder versucht, mit dem Tagebuch-Schreiben anzufangen, aber habe es nie regelmäßig hingekriegt. Aber es war einfach alles im Gedächtnis: vor allem die Spiele, die Ereignisse oder Turniere, die mich geprägt haben.
In deinem Buch lässt du tief in deine Seele blicken, sprichst offen über deine Höhen, aber auch mentalen Tiefen. Wie schwer ist dir diese seelische Offenbarung gefallen?
Laura Ludwig: Gar nicht so schwer, ich versuche eigentlich immer alles mit meinem Umfeld zu besprechen. Es liegt immer alles auf meiner Zunge und muss raus. Ich habe natürlich schon ein bisschen aufgepasst, dass es nur um mich geht und um meine Gefühle und meine Emotionen. Also habe ich versucht, wirklich alles aus meiner Perspektive zu erzählen, das fällt mir relativ leicht.

War es für deinen Mann kein Problem oder für deine Partnerinnen, Trainer und Psychologen, dass du die Beziehung zu ihnen, inklusive Konflikte, so offen thematisiert hast?
Laura Ludwig: Nee, ich habe die auch gefragt, ob das alles in Ordnung ist und ich habe auch Kira [Anm. der Redaktion: Kira Walkenhorst, ehemalige Beachvolleyball-Partnerin von Laura, gemeinsam wurden sie 2016 Olympiasiegerinnen und 2017 Weltmeisterinnen] angerufen und ihr gesagt, dass ich dieses Buch schreibe, aber aus meiner Perspektive. Wir haben nun mal Höhen und Tiefen gehabt und auch schwierige Phasen, aber jede hat ja ihre Schwächen oder Zweifel. Und ich wollte ja nur von mir erzählen und deswegen waren alle einverstanden.
Hilft es eigentlich, mit der Beach-Partnerin auch eng befreundet zu sein oder ist das eher hinderlich für die Zusammenarbeit?
Laura Ludwig: Also ich glaube fast sogar hinderlich, weil man dann nicht zu diesem offenen Reden kommt. Es gibt bestimmt auch Partnerschaften, die eher freundschaftlich sind, als dass sie so eine Business-Basis haben. Aus meiner Erfahrung würde ich sagen, dass die Business-Paarung ganz gut ist: Du suchst dir jemanden aus, wo du denkst, das passt vom Spielerischen. Dass du da Erfolg haben kannst und auf einer Wellenlänge bist, was die Ziele angeht, das ist eher mein Hauptmerkmal. Wenn man dann auch noch befreundet ist, beziehungsweise sich gut versteht, dann ist es natürlich noch ein Pluspunkt.
Man muss auch wirklich aufpassen, dass man ehrlich miteinander umgeht, beziehungsweise auch die Hosen runterlässt, also auch mal sehr kritisch miteinander umgehen kann. Das ist halt bei einer Freundschaft manchmal ein bisschen schwieriger, weil es ja dann doch immer auf die persönliche Ebene geht.

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Wie schwer ist dir das Training in der Schwangerschaft gefallen und bis wann konntest du weiter trainieren?
Laura Ludwig: "Ich glaube, ich habe bis zum 8. Monat trainiert. Die ersten drei Monate sind mir richtig schwergefallen, ich war tierisch müde und bin auch manchmal zum Training gegangen und habe meine Trainerin nur angeguckt und gesagt: "Ich will mich nicht bewegen." Sie hat mich dann manchmal noch etwas geschliffen, damit ich mich wenigstens ein bisschen bewege. Aber ich habe auch bei ein, zwei Einheiten gesagt: "Lass uns lieber ein Kaffee oder ein Tee trinken" – und das war dann auch okay. Ich habe zwar einen Plan gehabt, wollte aber vor allem nach Körpergefühl gehen.
Ab dem 4. Monat habe ich mich dann richtig stark gefühlt, richtig gut. Wie Superwoman! Da habe ich mich richtig gerne bewegt, gern Sport gemacht und bin viel gereist. Ab dem 7. Monat wurde es dann schwerfälliger, so dass ich mich dann auch nicht mehr richtig bewegen wollte und hab das dann auch reduziert, aber dem Körper auch immer mal wieder Reize gegeben. Es war beim Beach-Volleyball eher so Spaß-Training, es ging einfach nur um Bewegung, dass ich nicht faul auf der Couch liege.
So sehr du dich auch auf das Baby gefreut hast: Ist es nicht frustrierend, 9 Monate, plus die Zeit der Rückbildung, trainingstechnisch so ausgebremst zu sein?
Laura Ludwig: Nein, ich habe mich wohlgefühlt, weil ich Sport auch einfach mal weglassen konnte und durfte. Und ich hatte für danach ja ein Ziel und deswegen war meine Motivation trotzdem groß. Es war eine gute Mischung, denn ich konnte einfach mal ein langes Wochenende machen. Sowas konnte ich vorher nie. Von Freitag bis Montag bei meinen Eltern bleiben und mich da ein bisschen bewegen.
Bei der zweiten Schwangerschaft habe ich bei weitem nicht so viel Sport machen können, weil ich ja auch schon ein Kleinkind zu Hause habe, und ich super oft krank war, sehr viele Erkältungen und auch Corona hatte. Es war dann einfach nicht mehr so viel Kraft und Zeit für Sport da, wie in der ersten Schwangerschaft.
Das habe ich auch gemerkt, als ich jetzt wieder zurückkommen wollte in meine alte Form, aber ich habe mir diesmal auch nicht so einem großen Druck gemacht, wie beim ersten Mal. Da hieß es für mich: Ich muss, ich muss, ich muss und die Kilos sollen purzeln. Jetzt war es eher so: Wird schon. Aus Erfahrung weiß ich, das wird kommen, ich mache einfach Step by Step. Das war eine gute Erfahrung, das schon einmal durchgemacht zu haben. Ich habe mir nach der ersten Schwangerschaft viel zu viel Stress gemacht."
Wie bist du dein Comeback nach den Geburten angegangen: Mit einem Personal Trainer? Gerade die Bauchmuskulatur ist ja so wichtig für die Kraftübertragung aus der Mitte: Wann durftest du wieder richtig am Netz starten?
Laura Ludwig: Ich wollte es diesmal etwas entspannter angehen, beim zweiten Kind konnte ich voll stillen. Deshalb habe ich gesagt, die ersten 3 Monate werde ich gar nichts machen und habe auch nichts gemacht, ohne mich schlecht zu fühlen. Dann kamen aber langsam Hummeln im Po: Ich wollte unbedingt wieder anfangen, wieder Spannung in meinen Körper zu bringen. Dann habe ich mit einer Yoga-Lehrerin und postnatalen Spezialistin im Einzelunterricht angefangen. Wir haben zunächst zweimal, dann viermal in der Woche trainiert. Schon die ersten Einheiten haben mir so gutgetan, endlich wieder Spannung im Körper! Deswegen wusste ich: Das ist jetzt richtig. Es war nicht anstrengend, das zu machen. Irgendwann war dann auch der Punkt erreicht, wo ich sagte: Okay, jetzt will ich weitergehen."

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In deinem Buch betonst du, dass neben der physischen Form das Mentaltraining die wichtigste Stellschraube ist. Kannst du uns eine Mentalübung empfehlen, die alle, ob Profisportlerin oder nicht, weiterbringt?
Laura Ludwig: "Die einfachste Übung, die wirklich jedem helfen könnte: Nicht alles bewerten, was man macht oder sieht. Man kommt immer sehr schnell ins Bewerten rein oder lässt sich beeinflussen. Ich habe zum Beispiel mit meiner Psychologin Anett die Übung '3,2,1' angefangen, immer wenn ich ins Warm-up gegangen bin. Ziel ist, zu fokussieren und nicht immer alles um mich herum wahrzunehmen. Dann suche ich mir drei Sachen, die ich sehe, drei Sachen, die ich höre und drei Sachen, die ich fühle. Das nehme ich dann alles zweimal bewusst wahr, dann noch einmal und dann bin ich gut im Fokus. Das kann man sehr einfach auch im Alltag trainieren. Dabei keine Bewertung, also keine Adjektive, benutzen, nur durchgehen, was da ist. Dadurch kommt man wieder im Hier und Jetzt an."
Wie happy bist du persönlich in deinem Beachvolleyball-Zweiteiler beziehungsweise mit den Uniformvorschriften in deinem Sport, um die es in den vergangenen Jahren ja viele Diskussionen gab, auch in anderen Sportarten?
Laura Ludwig: Ich liebe meinen Bikini! Alle sollten anziehen können, was sie wollen. Der Bikini ist meine Arbeitskleidung: Ich trainiere auch im Bikini, denn je weniger Stoff, desto angenehmer ist es auch im Sand mit Schweiß. Was die Reglementierung des Bikinis angeht, war es immer so, dass sieben Zentimeter an der Seite der Bikinihose angegeben waren. Die hatte fast niemand, es war meistens sogar weniger Stoff. Deswegen war die Reglementierung gar nicht das Harte, sondern das Schwierige war einfach, dass es ein Bikini sein musste, etwa für manche Religionen oder auch krankheitsbedingt.
Das ist ja jetzt gelockert worden. Es ist ganz gut, dass da bei unserer Sportart eine größere Entspanntheit drin ist. Das war ja bei der Europameisterschaft der Beachhandballerinnen 2021 ein großes Thema. Seitdem spielen auch die norwegischen Beachvolleyballerinen immer mit einer längeren Hose, also mit Shorts. Das ist die Solidarität, die sie zeigen wollen. Das finde ich ganz spannend zu sehen, dass Sportlerinnen hier mehr zusammenhalten. Ich glaube schon, dass es eine Reglementierung braucht, aus optischen Gründen, der Einheitlichkeit halber. Ich habe mich aber immer wohlgefühlt im Bikini und die Message sollte sein: Jeder sollte sich wohlfühlen dürfen.

Hattest du jemals Angst, dass das mit deiner sportlichen Rückkehr nach der Geburt deiner Söhne eventuell nicht so klappt, und hattest du schon Alternativen im Kopf, was du stattdessen beruflich noch gerne machen würdest?
Laura Ludwig: Nee. Aber ich krieg immer mal wieder Panik und habe Existenzängste, die wahrscheinlich jeder mal hat, und habe mir ein paar Gedanken gemacht. In meiner ersten Schwangerschaft habe ich eine Ernährungsberater-Lizenz gemacht und auch mal ein kleines Studium online angefangen, aber nie zu Ende gemacht. Ernährung und Psychologie finde ich immer noch super interessant und würde da gerne einen tieferen Einblick haben.
Es wird sich bestimmt etwas ergeben in Richtung Beratung von Menschen, die daran Interesse haben. Ich kann mir schon vorstellen, dass ich Dinge aus meiner Erfahrung weitergeben kann. Also: Ich werde immer dem Sport treu bleiben, glaube ich. Ich weiß aber nicht, ob ich Trainerin sein kann, ob ich die Geduld dafür habe. Ich würde aber gerne die Trainingsphilosophie, die wir in den letzten Jahren praktiziert haben, weitergeben, weil ich total davon überzeugt bin, wie wir das machen.
Die neue Beachvolleyballsaison ist gerade gestartet. Die Europameisterschaften beginnen am 2. August in Wien, die WM startet am 6. Oktober in Mexiko. Laura Ludwig zählt trotz Babypause noch zur Weltspitze und hat mit neuer Spielpartnerin und neuem Trainer Olympia 2024 in Paris fest im Blick!

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